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Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Die Torlage deS CivilehegesetzeS hat die gegnerischen Pattrien, die bis zum lehteu Augen- blick aus einen andern AuSgang gehofft halten, ersichtlich schwex getroffen. Wie der.„Toff. Ztg." wttgelheilt wird, überreichte an dem Tage der Unterzeichnung der Gesetzvorlage eine Deputation der evangelisch-lutherischen August-Konferenz dem Kaiser eine Petition um „Abwehr dieses Unglücks". Wegen 29 ungesetzlichen Anstellungen von Geistlichen ist jetzt auch der Fürstbischof Förster von BreSlau zu einer Geldbuße von 11,600 Thalern, bez. zu 2jährtger Gesängnißstrase ver- urtheilt worden. Einer dem Leipziger Tageblatt aus Eisenach zugrhenden Mittheilung zufolge Haden die vor- tigrn Socialdemokratcn den Drechsler August Bebel als Kandidaten für baS erledigte Bürger meisteramt in Eisenach aufgestellt. ES ist für das deutsche Heer ungeordnet wor. den, daß in jeder Compagnie, EScadron und Batterie außer vem Hauptmann und dem Pre- mierlieutenant noch drei EecondelieutenantS ein gereiht werden müssen. Bisher hat eS größten- theilS bet zwei SecondelieutenantS bewendet. In Preußen werben jetzt viele Telegraphi- Hinnen von 20—30 Jahren angestellt. Sie er- halten eine jährliche Besoldung von 200 — 300 Thaler und werden meistens aus den höheren Ständen gewählt. Diese Nachricht ist wieder Futter für VolkSversammlungSrebner, die sich ja sogar darüber ereifern, daß von Setten der ReichS- postverwaltung den Subalternbeamten die An- fchoffung von Nähmaschinen für ihre Familien erleichtert wird, denn — die Frauen verdienen ja dadurch und daS dürfen sie nach Ansicht der weisen Redner nicht. Der grundrriche MajoratSherr Freiherr v. Böselager, ein junger Mann, der an dem Kriege von 1870 als Freiwilliger theilnahm, hat den sonderbaren Geschmack gehabt, in ein holländi sches Jesuitenkloster als Jünger einzutreten. Die reiche Erbschaft wirb die Jünger Jesu schon für ihre Mühe, den jungen Mann zu diesem Schritt zu bringen, entschädigen. Oesterreich. Der bekannte Bischof Rudigier von Linz ver weigerte dem verstorbenen Reichöralh-Abgeord- rieten, Baron Weichs, daS kirchliche Begräbniß. Die „Deutsche Ztg." bemerkt dazu: „Wir hoffen, daß die Regierung diese unverschämte HrrauS- forberung deS Linzer BischosS mit einer krüf- igen That beantworten werbe." * Frankreich. Der Bazaine'sche Prozeß iiefert den großen Zeitungen VeS Auslandes noch immer viel Stoff zur Besprechung, die durchgängig eine baS ganze Verfahren sowohl wie das Urtheil und seine Aus führung verdammende ist. Es wirb u. A. daraus hingewiesen, daß der Prozeß kein strengsachlicher gewesen, sondern ihm ver Stempel VeS politischen TendrnzprozeffeS zu deutlich ausgedrückt gewesen sei. Den Bazaine zum Borwurf gemachten Berrath habe man nicht Nachweisen können, die vom Verthtidiger Lachaud mitgrtheilten Briefe deS Prinzen Friedrich Karl haben den deutlichsten Beweis geliefert: der Prinz bestätigt, daß er Bazaine nie während der Belagerung, sondern nur erst nach der Capitulation von Metz gesehen nnd baß Bazaine Alles geihan hat, um diese letztere hinauszuschieben. Wenn man den Mar schall der Ungeschicktheit feiner Kriegführung wegen (daß er die Armee vor Metz einschließen ließ, durchzubrechen nicht ernstlich versuchte re.) verurtheilte, Vann müßten alle die andern Führer «er französischen Armee aus dem KriegSjahre vor daS Kriegsgericht gestellt werden, denn vom Marschall-Präsidenten der Republik Mac Mahon, ' > ' ' 754 de« „glorreichen Besiegten von ReichShofen", an, wie ihn Gras Chambord genannt, bis zu den weniger bedeutenden herab, haben sie sich Fehler zu Schulden kommen lassen, die eben Bazaine nun als General-Eünbenbock für sie und ganz Frankreich, daS, wie der Verthtidiger sagte, den Krieg gewollt hat, büßen muß. Wie auch di« Meinung über Bazaine sein mag — eine günstige ist sie gewiß bei den Wenigsten, schon in Erinnerung an seine Thatrn in Merico und an seinen Verrath an dem unglücklichen Kaiser Maximilian —, darüber ist dies Uriheil einig: der ganze Prozeß war eine Komödie, denn ist Bazaine schuldig alles dessen, was ihm der RegierungScommiffar vorwars, so durfte DaS Kriegsgericht nicht daS Gnadengesuch bei Mac Mahon einreichen, sondern mußte einfach sein Uriheil in Erfüllung gehen lassen und seiner bis in die letzten Jahre so glänzenden militärischen Laufbahn durch den zucrkannten ErschießungSlod ein Ziel setzen. ES ist nicht geschehen, die Mit glieder deS Kriegsgerichts erklärten in dem Gnadengesuche, sie hätten zwar als Richter die Strenge deS Gesetzes walten lassen müssen, sie wollten indessen daran erinnern, daß der Marschall Bazaine daS Commando unter den schwierigsten Umständen übernommen und sich aus dein Schlachtselde stelö seiner selbst, seiner Vergangenheit und der Armee würdig gezeigt habe, in welcher er seit seinem freiwilligen Eintritt im Jahre 1831 während seiner ganzen Dienstzeit eine so rühmliche Führung aufzuweisen Habel — Mac Mahon hat darauf hin die Todesstrafe iu 20jährige Einschließung umgewandelt und die Formilitäten der Degradation, nicht aber ihre Wirkung aufgehoben; Bazaine ist also als de. gradirt zu betrachten, nur ist ihm die schimpfliche Handlung selbst erspart geblieben. Zur Ein- schließung Bazaine'Sist die Insel St. Marguerite, unweit Cannes im Departement Var, bestimmt. ES ist dieselbe Insel, auf welcher „der Mann mit der eisernen Maske" gefangen saß. Die Kosten des Prozesses, zu deren Tragung der Marschall ver- uriheilt ist, berechnet die „Corresp. HavaS" auf 800,000 FrcS. — Bazaine hat, aus Anlaß der verfügten Strafumwandlung, eine Zuschrift an den Marschall-Präsidenten gerichtet und darin u. A. erklärt, der Marschall möge sich wohl der Zeiten erinnert haben, wo er gemeinschaftlich mit ihm dem Vaterlande gedient. Er, Bazaine, sülchte, daS Herz deS Marschall.Präsidenten habe über die EtaaiSklugheit gesiegt, er würde den Tob gern erlitten haben. In einem an seinen Veriheidigcr gerichteten Schreiben spricht Bazaine demselben seinen Dank aus und ersucht ihn, keine Schritte zu seinen Gunsten zu lhun, da er keine Abänderung der Sentenz verlange. Er erwarte seine Rechtser- tigung allein von der Zeit und von der Beschwich tigung der Leidenschaften und sehe, fest entschlossen und stark durch sein gutes Gewissen, der Voll- streckung deS UrtheilSspruchS entgegen. In Parts ries das Auftreten deS Kriegsge richts, VaS den Marschall zum Tode verurtheilte, aber zugleich ein Gnadengesuch für denselben unterzeichnete, großes Erstaunen hervor und man ist vielfach ter Ansicht, daß dasselbe so streng und doch zugleich so milde austrat, weil eS im Interesse der französischen Armee consta- tiren wollte, baß der Marschall seine Pflicht nicht gelhan und so dem Feinde unterliegen mußte, daß eS aber seiner Sache nicht so gewiß war, um sich eine Blutschuld auf den Hals laben zu wollen! Amerika. Die anfangs kriegbrohende Virginiuöfrage hat ihre erfreuliche friedliche Lösung gefunden. Die Bestimmungen über Zeit, Ort und Form der Rückgabe des „BirginiuS" an die Regierung der Vereinigten Staaten sind von den Commiffarien derselben und der spanischen Regierung unter- zeichnet worden. Danach sollte die Auslieferung der noch übrigen Bemannung deS „BirginiuS^ am 16. Decbr. in Santiago erfolgen, der „Bir- giniuS" selbst aber an demselben Tage an einem beliebigen anderen Hafen, jedoch mit Ausschluß desjenigen von Havanna, herauSgegeben werden. Dte Fregatte „Eanundaigua" Hot Donnerstag New-Uork verlassen und sich nach Cuba btgeben, um von den dortigen Behörden sich den „Vir- giniuS" ausliefern zu lassen. Daß ich nicht mehr Klingbacb Nr. 39, son- dein Neugaffe Nr. 468 bei Hrn. Sprung wohne und daselbst daS Geschäft des HaarschnetdenS fortsetzt, zeige ich, um ferneres Wohlwollen bit tend, «rgebenst an. Oswalds Nestler, Haarverschneider. Die junge Lame, welcher Sonntag bei Ab- fahrt dcö ZugeS aus dem Bahnhofe zu Chemnitz zugenickl wurde, wird höflichst ersucht, Ort und Zeit einer erwünschten Zusammenkunft unter der Adresse: N 3. 4134, poste restaote Chem nitz, bis Frcuag ntederzulegen. verloren wurde am Sonnabend auf dem Kirchhofe ein Hausschlüssel; der ehrliche Finder wirb ge- beten, denselben gegen eine Belohnung in der Erpeb. b. Bl. abzugeben. wurde am 10. d. M. aus der Straße von Lichten- walbe nach Ortelödorf ein Rohrstock mit ge bogenem Griff. Gegen Belohnung abzugeben im^ Gasthaus „Stadt Dresden", Frankenberg. Verloren wurde ein Chatouillen-Schlüs- sel. Gegen Belohnung gefl. abzugeben durch di^Erpedition b. Bl. Am Sonntag, den 14. b. M., ist vom schwar zen Wege aus bis nach dem Bahnhof und zu rück ein Portemonnaie mit 3 E- 23 verloren worden. Der ehrliche Finder wird ge beten, dasselbe gegen Belohnung in der Expedition d. Bl. abzugeben. Verloren wurde am Freitag früh vom Markte bis zu Benedix eine weistwollene Pferde decke. Der ehrliche Finder wird gebeten, die selbe gegen angemessene Belohnung abzugeben bei Herrn Saitlermeister Agsten, Chemnitzer Straße. In dem letzten MuseumSihealer sind in der Damengarderobe verschiedene Gegenstände zurück- geblieben, dieselben sind abzubolen bei Herman» Nerge^Freiberger Straße 228. Liu Kastdok, mit Oeconomie, mit nachweislicher Ein nahme, wird gegen Uebernahme eines Zins hauses m kaufen gesucht. * Bernhard Kirmse, Chemnitz, Bretgaffe Nr. 8. Eilt MüUmgruiWürk im Preise von 8- —14,000 Thaler wird zu kaufen gesucht durch Bernhard Kirmse, Chemnitz, Bretgaffe 8. * Zwei zuverlässige, im Botrichten bewanderte Weber Uchen sür's Haus Richter^ Ak Buch. Einem jungen Menschen, wohlgesittet und von rechtlichen Eltern, der zu Ostern die Schule ver läßt und Bäcker werden will, kann ein Lehr meister nachgewiesen werben durch die Expedition d. Bl. * Ein gesitteter Knabe, welcher Lust hat, Ne Klempnerei zu erlernen, kann zu Neujahr in Vie Lehre treten bei Rudolf Barthel.