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Geilage;u Nr. 88 -es FranLenkerger UgchrWMattes 1873. Bekanntmachung, die Grundsteuerbeitrage betreffend. Die Grundsteuerbeiträge auf den dritte« Termin dieses Jahres sind auf Grund des Gesetze- vom 12. December 1871 mit zwei Pfennigen von jeder Steuereinheit spätestens bis zum - 6. August dS. IS. abzuführen. Ruch Ablauf dieses TermineS wird gegen etwaige Restanten sofort mit der Erecution verfahren werden. Frankenberg, am 22. Juli 1873. DerStadtrath. Meltzer, vrgrmstr. Bekanntmachung. Seiten des unterzeichneten Königlichen GerichtSamtS soll den 2. August 1873 die zum Nachlasse Johann Gottlob Haubolds in Hartha gehörige Gartennahrung, HZ 7 deS BranbkatasterS, HZ 45a, 45b, 169 deS Flur buch-/ Kalium 6 de- Grund- und Hypolhekenbucheö für Hartha, welche- Grundstück am 10»en Juli 1873 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 3»7S LG. — — S> gewürdert worden ist, mit der anstehenden Ernte an Ort und Stelle sreiwilligerweise versteigert werden. Jngleichen sollen den 7. August 1873, von S Uhr Vormittags ab, die zu diesem Nachlasse gehörigen Meubel, Betten, Kleider, Wäsche, sowie da- vorhandene Lieh und sämmtlicheS WirthschaftSgeräthe durch die Ortögerichlen zur Versteigerung gebracht werden. Unter Hinweis auf die am GerichtSbrete und im Gasthofe zu Hartha au-hängenden Anschläge, welchen eine Beschreibung deS Grundstücks nebst den VersteigerungSbedingungen, sowie ein Verzeichniß der zur Auktion gelangenden Gegenstände beigefügt ist, wird die- hiermit bekantst ge macht. Oederan, den 12. Juli 1873. KöniglicheSGrrichtSamt. , In Stellvertretung: Der österreichische Gulden. Ucber keinen Gegenstand, schreidt die „Bres lauer Zeitung", sind wohl in den letzten Tagen so viele, wenn auch nicht gerade durch Gründ lichkeit ausgezeichnete, Gespräche gesührt worden, wie über das Viehsterben, welches so urplötzlich unter die österreichischen Silbergulden geraihen. Ehrwürdige Greise Haben den seil fünfzig Jahren behaupteten Platz in der Stammkneipe geräumt, weil der Kellner so unartig war, ihnen den Gul- den nur mit 19H Sgr. zu berechnen. Ein düster schleichendes Gerücht spricht von einem Cigarren- Händler, der- als man ihm eine Dreier-Cigarre abkauste, den Gulden nur mit 18 Sgr. berechnete. Und an allen amtlichen, sowie vielen öffentlichen Kästen ist dies« Münze ganz und gar verpönt. Wir wollen uns bemühen, einigen falschen Ge rüchten und irrigen Ansichten, welche über diese Dinge verbreitet sind, entgegenzutreten. Vielfach verbreitete man die Nachricht, es seien riesige Mengen dieser Münzstücke von Falschmünzern W Umlauf gesetzt. Die Nachricht ist offenbar ganz grundlos.. Andere sprengen aus, die Stücke seien zu lischt oder auS schlechtem Silber geprägt. Auch das ist unrichtig. OestecreichischeS Münz- sifber ist in der Beschickung dem preußischen völlig gleich. Das AüSpfägen geschieht durchaus vor schriftsmäßig. Richtig mag sein, daß viele ein zelne Stücke unter dem Normalgewicht vorkom men, aber innerhalb der gesetzlich gestatteten Toleranz. Daraus ist zu schließen, daß die zu schwer auSgrprägten Stücke in den Schmelztie- gel zuruckgewandert find. ES würde aber das etwa stattfindende Mindergewicht auch noch nicht den AKzug von Einem Pfennige rechtfertigen. «1 Der wahre Grund der auSgebrochenen Panik liegt wo ander-. Der BunbeSrath wird binnen Kurzem eine Verordnung erlassen, welche den Umlattf österreichischer Gulden bei Strafe verbi,, tet. Von deck Augenblicke ab, wo dieses Ver- bot in Kraft sein wirb, wird Niemand mehr feine Bedürfnisse direkt mit Gulden bezahlen dür- fen, sondern er ist genöthigt, seinen etwaigen Vorrach an diesen Stücken an einen Wechsler zu verkaufen. Der Wechsler wird genöthigt sein, einen kleinen Abzug zu machen, der ihn schadlos hält für den ZinSverlpst, Porto, Astu- rance (um diese Stücke nach Oesterreich zu fen- den), und für seine Mühe. Diejenigen Personen, welche da- Vrrbpt, welche- ergehen wird, vor aussahen und dessen Konsequenzen ermaßen, be- mühten sich, einen allzugroßen Vorrach dieser Münzen vom Leibe zu halten. Andere, welche nur die äußeren Manipulationen sahen, wurden vom blinden Schrecken ergriffen und trugen dazu bei, den CourS über Gebühr zu drücken. Warum aber will der Bundeörath die Silbergulden ver- bieten? AuS zwei Gründen. Ersten- schickt es sich, daß wir Deutsche uns nur deS deutschen Geldes bedienen, wie der Franzose sich nur de« französischen, der Engländer deS englischen bedient So lange wir in Deutschland an sie- ben verschiedenen Münzfüßen laborirten, war unS kein fremde- Geldstück so fremd, daß, uns nicht irgend ein deutsches noch fremder gewesen wäre. Jetzt räumt das neue Münzgesetz einmal gründlich im Hause auf, und da wollen wir denn auch jedes Spinngewebe ohne Ausnahme beseitigen. Zu diesem ideellen — theils patrio- tischen, theils ästhetischen — Motiv kommt aber noch ein eminent praktisches. Wir haben fortan in Deutschland die Goldwährung. Größere Zahlungen sollen nur in Gold geleistet werden ; von Silber soll nur soviel geprägt werden, als zu kleinen Zahlungen erforderlich ist. Zehn öster reichische Silbergulden, mögen sie noch so voll- haltig ausgeprägt sein, sind nicht mehr so viel Werth, wie «in goldenes Zwanzigmarkstück; gleich wohl werden zehn österreichische Silbergulden, wenn man ihnen nicht Vie Thür weist, auSreichen ein Goldstück aufzukaufen und auS unserem Lande zu spediren. Die österreichische Münze ist seit Monaten in bedeutendem Umfange damit beschäf- tigt, Gulden auSzuprägen, und diese Gulden haben nur die Bestimmung, uns unser Gold auS dem Lande zu ziehen. DaS ist nicht etwa eine Schlechtigkeit der österreichischen Regierung, denn die österreichische Münze münzt für Jeden, der ihr Edelmetall bringt und die Prägekosten bezahlt. Leiber ist es nicht zu bezweifeln, daß einige patriotische Frankfurt« Bankier- die öster reichische Münzanstalt in Anspruch nehmen, um dort Geldstücke ausprägen zu lassen, mittelst deren sie den Geldumlauf ihres Vaterlandes verwirren wollen. Wir sind diesem österreichifchen Silber- gelbe gegenüber im Zustände der Nothwehr und müssen unS desselben entäußern. Wir können eS Niemanden verdenken, wenn er österreichische Silbergulden nicht mehr in Zahlung nimm». Üebermässtgen Abzügen aber möge sich Niemand fügen. Der Wechsler wird sich dazu verstehen, 7 7"'' > - . . ' I 7 - V seinen Kunden und vielleicht auch Fremden ihre Beträge gegen mäßigen Abzug abzukaüfen. Ueber- eilung dabei ist nicht nöthig; je länger der Zeit- raum ist, auf den sich die Rückftrömung vertheilt, mit desto minderem Verlust ist sie durchzusühren. Wer einen kleinen Verlust dabei zu erdulden ha», der möge sich mit der Reflexion trösten, daß unS zuweilen auch rin Orhost Wein sauer wird, oder die Motten in den Pelz kommen. (Der Schluß satz, meinen wir, ist aber nur ein schlechter Trost für die, bet denen sich der Verlust an Gulden in Thalern beziffert. D- Red.) Vermischtes. Der Monat August wird an mehreren Aden- den da- Schauspiel einer größeren Anzahl am Nachthimmel austauchender Meteore darbieten, und zwar find rS zwei verschiedene Epochen in diesem Monat, in welchen man große Stern« schnuppensälle zu erwarten hat; die eine ist, die bekannte vom 8. bis 12., die andere fäkft in die Nächte vom 15. bis 21. August, Die Cholera ist in Berlin und Magdeburg angekommen. In Berlin kam der erste Fall am Schiffbauerdamm vor, in Magdeburg ist die Zahl der Todesfälle „verhältnißmäßig" groß, berich tet die dortige Zeitung. In Nürnberg starb an der Cholera ein auS Wien zurückg«kehrt« Ar- beiter. , Großen Antheil nimmt man allgemein an den vier Inhabern der DiScontogefellschast in Berlin. Sie haben laut Abschluß deS Geschäftsjahres 1872 nicht weniger als 1,060,234 Thlr. unter sich zu vertheilen gehabt, so daß auf jeden der unglücklichen Männer 250,000 Thlr. siele». ES gehört schon eine gute Natur dazu und Mancher wirb schon beim Lesen nervös oder Socialdemo- krat. Von den 26 VerwaltungSräthM hat je der etwas über 12,000 Thlr. einzuftecket» gehabt, zum Glück haben sie auch gute Nattzren und vertheilen die Last auf wenigsten- zwei Vchsrln; denn sie find mehrfache BerwaltungSräthe. Die neidischen Berliner rechnen au-, daß dies« 30 DiScontomänner 87,000 Thlr, mehr eingenom- men haben als die 704 Ministerialbeamtrn, die Minister, Staatssekretäre, Direktoren u. s. w. u. s. w. etngeschloffen. Von Berlin hörf man, baß die dort mit be- sonder« Vorliebe ^triebene Häuserspelulation