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3'20 tung u Frankreich Brandi »nglücks größter Gefahr vom Feuer ergriffen zu werden, Grobe Fahrlässigkeit ist Schuld des In C genehmet Hannov, Finanz«: welchem rief eine, mit Jede, sen Herr selber au setzte sich fiziere so nachdem 10) daS außerordentlich rasche und bedeutende Steigen deS Zinsfußes oder DiScontosahrS; II) daS anhaltende und durch keine politische oder sonst nachweisliche Ursache hervorge- brachte Sinken der Cours« der Börseneffeeie. „Treffen alle diese Symptome zusammen, so kann man mit Sicherheit annehmrn, daß eine Krisis vor der Thür ist." Und dies« Krisis ist bereits durch die Thür eingetrelen. Angesichts der ernsten Nachrichten aus dem Eomöbienhaus« zu Versailles, ist eS erklärlich, daß di« deutsche Reichsregierung den «ingetrete- nrn Thatsachen die höchste Aufmerksamkeit schenkt. Wenn dieselben auch nicht gänz unerwartet ge kommen find, so wird an maßgebender Stelle doch nicht verhehlt, daß man über den Ausfall der famosen Freitag-Sitzung der Assemblee eini germaßen srappirt gewesen ist. Wie man hör», haben am Sonntag wiederholte Berathungen im ReichSkanzleramte ftattgefunden. Wenn über die dort getroffenen Entschließungen auch noch nichts Bestimmtes verlautbart, so dürste doch dieThat- sache, daß sofort besondere Curiere an den beut- scheu Botschafter in Paris, Graf Arnim, und den General Freiherrn v. Manteuffel abgingen, be- weisen, daß mau allen Eventualitäten gegenüber geeignete Maßnahmen zu treffen sür gut befun» den hat. — Dem Vernehmen nach wird die Frage der Anerkennung der neuen französischen Regierung in Berlin zur Erwägung gelangen, sobald die Notification erfolgt ist. In der Sitzung des Reichstages vom 26. d. M. gab Minister Delbrück eine Ueberstcht über die ganze finanzielle Lage, wie sie sich aus der französischen Kriegskosten -Entschädigung ergieb«, wenn dieselbe auch nicht vollständig sei. Gezahlt seien 4 Milliarden, hierzu 278,960,60V FrcS. fällige Zinsen und 22j Mill, andere Zinsen, d. h. I Milliarde 436,766,669 Thlr. -j-68,565,865 Thlr.' Contribution von Paris u. s. w. In Abrechnung kommen Summen, die dem Reiche zur Last fallen, z. B. die Entschädigung der Rhederei, Ersatz für KriegSschäben und Kriegs leistungen, (37,766,660 Thlr.), Betriebsmittel für Eisenbahnen, Jnvalidenpenfionen IIV Mil lionen, Entschädigung sür die ausgewiesenen Deutschen, KriegSschotz (4V Mill.), Küstenver- Die Nachrichten aus Versailles und Paris lauten befriedigend. Die Ruhe ist völlig ge wahrt worden. In Paris war am 26. Mar die ganze royalistisch-imperialistische Damenwelt in der Kirche Notre Dome du VicloireS, um der Jungfrau Maria für den Sieg der Rechten zu banken. Am 25. hatte eine Wallfahrt nach die ser Kirche stattgefunden, um die heilige Jung frau zu bitten, bei Gott zu erflehen, daß er Frankreich von ThierS, dem größten aller Uebel, befreien möge. Da dieses nun geschehen, ord nete der Pfarrer ein Danlfest an und alles, wo zu den Ultramontanrn hält, strömte hin. Welche religiöse und politische Gesinnungen Mac Ma hon eigentlich hat, ist noch unklar. Die Mar schallin, seine Frau, ist aber eine entschlossen« Anhängerin der Jesuiten; sie war in dem Co- milee der Pilger sür LourdeS. Die Aufregung, welche die Niederlage von ThierS und seiner Regierung am Freitag Abend in Versailles hervorgerusen, war furchtbar. Die Straßen in der Nähe der Versammlung waren mit einer Unmasse von Menschen angesüllt und die Polizeibeamten, die vor dem Versailler Thea ter ausgestellt sind, hatten Müht, dir Leute im Zaume zu halten. Die Sitzung wurde einige Minuten vor Mitternacht geschloffen. Eine un geheure Menschenmenge befand sich vor der Na tional-Versammlung. Polizeidiener hielten bie- elbe im Zaume. Als die Deputirten aus dem LalaiS heraustraten, ertönte von allen Seiten der Ruf: „Vivo I» Ktpubliquel", auch einige „Vivs Hiers!" und dann laute: „4 bas les »heidigung, Armirung rc. der Festungen, Tele graphen - Anlagen, Hauptquartier. Alle dies Summen in «drechnung gebracht, bleiben 756 Mill. 146,366 Thlr. zur Vertheilung zwischen dem Norddeutschen Bund und den süddeutschen Staaten, und zwar so, daß der Norddeutsche Bund 598 Mill. 233,278 Thlr., der Süden I43Z Mill, erhält, wovon der Süden IVI Mill, bereits erhalten ha», d. h. Iv Mill, mehr, als nach den bisherigen Zahlungen Frankreichs den süddeulsche» Slaaten zugckommen wäre. Die Kriegslasten betragen sür den Norddeutschen Bund rund 396,528,125 Thlr. und unter Hin zurechnung anderer Ausgaben 422,481,66V Tblr. dazu RetabliffementSkoften der Armee IV6,866,6vl Thlr. ES wird dem Reichstage in dieser Woche noch ein Gesetz vorgelegt werden über die Ver- theilung der Summen auf die einzelnen Staaten des Nordbrutschen Bundes. Mit dem Allen sind aber die Einnahmen so wenig, wie die Ausgaben vollständig abgeschlossen. Wa- die reservirten Milliarden betrifft, so find darauf bereits durch Ge setze angewiesen, oder vom Reichstage begehrt 37V,158,96V Thlr., einige andere Beträge wer den noch erbeten werden, z. B. 600,060 Thlr. Entschädigungen für deutsche Eisenbahnverwal- tungen, 1,VVV,VVV Thlr. sür die französischen Eisenbahnverwaltungen; der Jnvalidensond wirb so rasch als möglich zinsbar angelegt werden. Abg. Richter bedauert, daß die Uebersichten über die Contribution nicht schriftlich vorliegen. Kaum IH Milliarden seien erübrigt für rein productive Zwecke, weitaus zu wenig sür die berechtigten Erwartungen deS Reichstags. Redner beklagt im Laufe seiner eingehenden, fast zweistündigen Rede di« verspätrt« EtatSvorlegung, die den Reichstag zwinge, entweder den Etat über das Knie zu brechen, oder die anderen Vorlagen bei S«it« zu lassen. Die großen Forderungen sür die künftigen Jahre würden nur durch Anleihen zu decken sein, was um so bedenklicher sei, als die Marine zu ihrer Entwickelung mehr Zeil als Geld bedürfe. Im Ganzen werden sür die Flotte 14V Mill, gefordert und dennoch seien die Ziele der Marine nicht erweitert. Redner geht hier- auf speciell aus den FloiiengründungSplan ein und bemängelt hauptsächlich dessen Kostenhöhe. Gegen die Erhöhung deS UnterosfiziersolbeS sei nichts einzuwenden, sie hebe aber das Pausch- quantum auf. Er wolle die Erhöhung bcwil- ligen, aber nur im ordentlichen Militäretat, den man vorlegen möge. Die ServiSsähe für die Offiziere ständen in keinem Verhältnisse zu den ServiSsähen gleichgestellter Civilbeamten. Auch hier sei die Vorlegung deS Militäretats daS ein- zig« AuökunstSmittel; bei trm jetzigen Verfahren komme man zu einem Normalrtat von schwtn- Velnder Höhe, namentlich gegenüber dem neuen Militärgesetz. Hier müsse der Reichstag erklä ren: bis hierher und nicht weiter! wenn man einen bedenklichen Militärconflikt vermeiden wolle. Redner plädirt sür die Beschränkung der Mili tärdienstpflicht, «ineStheilS, um Ersparnisse u er zielen, andererseits um der immer mehr und mehr um sich greifenden Auswanderung zu steuern und beklagt zum Schluß den Stillstand auf allen Gebieten der ReichSgesetzgebung; man verhandle stets nur über Militärcredit«. Der Mangel an Reichöministerien wiege schwer, zumal der Reichs tag durch die Diätenlofigkeit der erforderlichen Basis entbehre, um die Lücke auSzusüllen. (Leb hafter Beifall.) KriegSminister v. Kameke er- äutert, daß «S ganz naturgemäß sei, wenn die Militärverwaltung mit dem Pauschquantum nicht auSkomme, namentlich gegenüber den jetzt so ge- ieigerten Bedürfnissen in allen Lebensfragen. Senau specialifirte Forderungen würben dem Reichstage im Etat pro 1875 zugehen und hoffe er, daß der Reichstag datin nach genauer Ein- icht die Summe bewilligen wrrde. (Wir geb«n »Lesen Sitzungsbericht in so eingehender Form, > weil die ganze Verhandlung von wesentlicher i Auf den k. sächsischen StaatSbahnen haben di am Tage vor dem Pfingstfeste bis Mittwoch nach dem Feste gelösten TageöbilleiS verlängerte Gil tigkeit bis mit Freitag, den 6. Juni. Die Ehrengeschenke an das sächsische Königs- paar, welche dasselbe gelegentlich der Feier der goldenen Hochzeit am Iv. Novbr. v. I. erhielt, find nun im Rotundeneingange der deutschen Galerie in der Wiener Weltausstellung zu sehen. Dieselben bestehen aus zwei Doppel-Thronseffeln, ferner einem Betschemel aus Ebenholz, einem Ofenschirm, einer Votivtafel aus massivem Eil- der und einer graumarmornen Chatoulle mit werthvollen Steineinlagen. Die Thronsrssel und der Betschemel werden von einem Baldachin über- ragt, der auf vier schlanken, metallenen Säulen ruht, die mit roth-weiß-grünen Federbüschen ge schmückt find. In Pqppendorf bei Hainichen sind am Sonn abend Nachmittag 2 Bauergüter, die Wirth. fchaftSgebäude deS Pfarrgrundstücks und einig« Seitengebäude d«S LehngerichtS niedergebrannt. Kirche, Schule und Pfarrwohnung waren in tung Kona» eem E bürgte zirhun kaiserli kaiserii selben zusteiss schall k alten S Die S gebeut« tistisch« die Ka »en ih» lebe t befanl d«r N bei T sofort den a stand, ko^alwtss! » bus les krussisus kraoyais!" (Nieder mit den Royalisten! Nieder mit den französischen Preußen). Die Aufregung unter »er Menge schien furchtbar zu sein. DaS sonst ö friedliche Versailles hatte ein ganz revolutio- närrS Aussehen. Um 12^ Uhr wurde eS auf »en Pariser Boulevards bekannt, daß Mac Ma hon zum Präsidenten der Republik ernannt wor den war. Die allgemeine Aufregung wuchs in Holge dieser Nachricht; doch verhielt sich die Menge ruhig und nur einigt unbedeutende Ec«« yen von Aufregung kamen vor. Doch ertönten vielfach die Ruse: Nieder mit der Rechten! E- gestand genomr Genera Mann vor ma in der dem Ei In Ba VeS San stige G ihre Ko rüsten l publikar schuß ei taillon. DaS mischen sollen 5 Nonnen hie betr. trag M zuweisen anderer neral v« generale zuschließl alter, bur daß die Eonnabe» besonder- Dom un! Am letzte Leute", st zer" nicht -aS Dopp Tagesgeschichte Deutsche- Reich. Bedeutung ist und Richter s Worte vielen Wider hall im ganzen Reiche finden wtrden.) Der StaatSanzeiger veröffentlicht einen Erlaß vom 24. Mai, nach welchem laut Beschluß d«S BundtSratheS die Congregationen der Redempto risten, der Lazaristen, ber Priester vom heiligen Geiste, sockle die Gesellschaft vom heiligen Herzen Jesu als dem Jesuitenorden verwandt anzusehen und deren Niederlassungen binnen 6 Monaten aufzulösen sind. Am RathhauS in Neustadt in Schlesien ist folgende telegr. Depesche angeschlagen: „Berlin, >7. Mai 73. An Direktor Raczek. Friedrich Graf Stolberg hat zu Schloß Falkenberg die in der Schles. Ztg. seinerseits bestrittene Aeußerung: „Wenn Graf BiSmarck gehängt werben soll, so ziehe ich den Strick" in meiner Gegenwart ge- ihan. (Gez.) Graf Frankenberg (Tillowitz), Reichö- lagSabgeorbneter." Diesen Graf Stolberg ha ben so eben die Ultramontanen in Neustadt rc. zum RcichStagSabgeordneten gewählt. Zu den Frankfurter Bierkrawaüen bemerkt die Frankfurter Zeitung (ein sehr radikales Blatt) nachträglich: „Wenn durch Scenen, wie wir sie bei dem Bierkrawall jüngst erlebten, einmal die rohe Naturkrast deS Volkes entfesselt wird, dann werden all« bösen Leidenschaften wachgerufen und sind dem thierischen Instinkte ber Massen selbst Vie Tobten nicht mehr heilig. Sicher ist eine ber dunkelsten Seiten dieser tragischen Vor gänge, daß die Leichen der Erschossenen geplün dert wurden. Die Polizei ist mit Nachforschun gen nach den denselben abgenommenen Uhren- und Börsen beschäftigt."