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- «wm-^ ' ^ . .. , ' v«> QirltUF, ^-«r «,v. Lc>«<Z Frankenberger Uachrichtskiatt und Bezirksanzeiger. Amtsblatt des Köllig!. Genchtsanltes und des Stadtrathes zu Frankenberg. Erschein! wöchentlich drei Mal- Vierteljährlich 10 Ngr. — Zn beziehen durch alle Buchhandlungen und Post "Expeditionen. Warnung, die Auswanderung nach dem Staate Michigan in Nordamerika betreffend. Bereits IN einem, sowohl im „Dresdner Journal" Nr. 105, als in der „Leipziger Zeitung" Nr. 108 veröffentlichten Artikel ist auf die Nachtheile bingewiesen worden, welche die Mitglieder des AuSwanberungSveretnS Saxonia bei ihrer beabsichtigten Auswanderung nach dem Staate Michigan in Nordamerika »Heils wegen d«S zweifelhaften ContractSverhältniffeS, in welches der Verein -u der dlunisivg 1,00 vowpan^ in Mi chigan getreten ist, theilS wegen der ungünstigen klimatischen und Bodenverhältnisse dieses StaatS, voraussichtlich «reffen werden. Wenn nun neuerlich dem Ministerium des Innern zuverläifige Mittheilung darüber, daß die ausgesprochenen Befürchtungen vollständig begründet seien, zugegangen ist, so findet sich dasselbe veranlaßt, alle Diejenigen, welche den bereits auSgewanderlen Mitgliedern deS gedachte« Vereins noch nackzufolgen etwa beabsicktigen sollten, hiermit vor einem solchen Sckritte auf daS Eindringlichste zu warnen. Sollten dennoch Auswanderer nach dem Staate Michigan sich begeben wollen, so ist von dem Kaiserlichen Deutschen Generalconsulate zu New-Aork, mit welchem diesrrbalb daS Kaiserliche Consulat zu Chicago in Vernehmung getreten ist, dahin Einleitung getroffen worden, daH den Ankömmlingen schon in New-Nork Gelegenheit gegeben wird, sich aus dem dortigen Generalconsulate Rath und Auskunft zu verschaffen,. Dresden, am 25. Mai 1873. Ministerium deS Innern. Für den Minister: Körner. Gdt. Zeitgemäße Betrachtungen. Anknüpfend an die jetzige BörsenkrisiS in Wim, bringt daS „Lindenau-Plagwitzer Wochenblatt" nachstehenden lefen-wetthen Artikel, der Vie aus solchem schwindelhaften Gebühren sich ergebende» Folgen fehr treffend ckarakterisirt: Die Folgen der Sucht, schriest reich zu wer. den, der Mißbrauch, der in gegenwärtiger Zeit «ü dem Capital getrieben.wird, mit einem Wort, deS Gründerschwindels böse Folgen, die unver meidlich waren, sind in ihrer ganzen höllischen Grausamkeit bereits in Wien ausgetreten, haben auf alle anderen Geldmärkte gewaltigen Eindruck gemacht und werden nicht nur Trauer und Elend in Wien, wo der Schwindel allerdings am Höch, sten getrieben wurde, sondern auch an vielen an- der» Orlen BöseS gebären, — VaS ist der Fluch der bösen Tha«, — und alle socialen Verhält- Nisse werden erschüttert werben. Die ältesten Besucher der Wiener Börse sagen selbst, daß ge gen einen solchen Zusammensturz selbst die Kriegs- und RevolutionSrpochen nichts waren. Fest steht «S, daß der Verlust, der durch diese Schwindel macherei der Gründer und der Leichtgläubigkeit der Menschen, verbunden mit der Sucht, schnell reich zu werden, hereingebrochen ist, Hundert» von Familien gänzlick ruinirt hat. Eine Menge Bürger, Beamte, Gewerbtreibende u. s. w. find durch die Insolvenz der BörsencomptoirS und der Beamten um ihr ganzes Vermögen oder mindestens uw langjährig« Ersparnisse gekommen und die Zahl Derer, dir händeringend barmen, daß sie elend und ärmer wurden, als sie es ehe. dem waren, ist Legion. Richt zu bewundern ist «», daß viele die herbe Last nicht tragen können und.zu einem Verzweiflung-«« getrieben wer- den, dem, wie die Trauerkunde erzähl«, leid« schon mancher Familienvater erlag. Wen» nun auch daS Finanzministerium, erst das diesen GrünbungSschwtndel gewähren ließ, wobei durch EoncesfionSertheilungen den Schwindlern Muth, den vetheiligien Hoffnungen gemacht wurden, wobei sich die Staatssäckel mit den Steuer- und Etempelgebühren füllten, gezwungen ist, dem gänzlichen Zusammensturz durch untergeschoben« Lilbrrpseiler vorzubeugeu, so ist eS doch immer. hin unaushallbar, baß nach solchen Katastrophen mit Familienglück vernichtenden Verlusten noch eine Menge Fallissements von soliden Geschäfts häusern, Laß «ine HandelSkrifiS und wer weiß waS Unglückseliges Alles noch folgen kann. Ltu-ck-btrje StaaMülse^ulird übrigen« b«m vör- sensckwindelspiel kein Einhalt gethan, keinem Elenden und Armen wieder auf die Beine ge holfen, sondern nur einigen wenigen großen Handlung-- und Bankhäusern, und der alte Schwindel kann und wird fortgesetzt werben. DaS imense Steigen aller Preise, namentlich ber ber Leben-mittel, muß einen Halt und einen Rückgang ersahren, denn welche unerschwinglichen Preise für den Mittelstand würden dieselben sonst in kurzer Zeit erreichen? Ehe jedoch dieselben herabsinken können, ist »S nicht zu umgehen, baß die Arbeitskräfte, besonder- für den Lanbwirth, billigere w«,den müssen, und daß die Löhne ei nen Rückgang in kürzester Zeit erfahren werden- nun da- kann man bereit- mit der Hand ergrei, feu! Die coloffale Ueberproduclion macht sich in fast allen Artikeln schon sühlbar, viele Arbei- »er werden in den Fabriken entlassen werben, manche Etablissement-, aus der Basis deS Grün- derschwinbelS stehend, wirb der Wind umblasen, und sind erst wieder Arbeiter in den größeren Städten überzählig geworben, so werben die Land- wirihe dann auch bald Arbeiter genug bekommen, unb mit dem Sinken der Arbeitslöhne ist da- Herabgehrn der Waarenpreise solidarisch. Dann wird die Ueberfluthung wieder verlaufen und ber Fluß VeS reellen, regelmäßig fortschreitenden Ge- schästSlebrnS wird wieder segensreich in dem vor- geschriebenen Bett» unaufhaltsam zwar, aber Hof. femllch ohne seine Ufer abermals zu übrrfluihrn, dahin fließen und seine Lasten schaukelnd tragen von der Quelle bis zur Mündung. — Aus ber „Georgika", Monatsschrift für Lanvwirthschaft, herausgegeben von Prof. Oe. Birnbaum (Ber. lag bei Heinrich Schmid» in Leipzig) , ersehen wir in bem Arlikel über Gründungen von Actien- gesellschafren, Banken unb Handelskrisen, daß z V. in Sachsen «sich am Schluffe 1870 nur 82 Actiengesellschaften befanden, die sich im Jahr« 187Y um 9, im Jahr« 1871 um 50 und im Jahre 1872 um 101 vermehrten, so daß »S also am Schluff« vorigen JahreS 242 ActiengeseA- schäften mit 176,142,882z Thlr. gab, da- mach» bei 2,r Millionen Einwohner pro Kopf 70 Thlr. „Zweifelsohne haben di« Jahre 1871 und 187L das Größte geleistet in Bezug auf Gründung«» und liegt Vie vesorgniß nah« g«nug, ob den» auch dies« Bew«gung «ine natürliche, dem wirk lichen Lebensbedürfnisse entsprechende sei. Die jenigen, welche in den Gründungen di« Wurzel aller socialen Uebelüände suchen und gar Die jenigen, welche diese alle mit b«m Gründung^ schwindel ibentificiren, find frellich rasch mit de« Urtheil bei ber Hanb, baß dem auf gesetzliche» Wege ein Enbe gemacht werben sollte. So war eS von jeher unb so wird e« immer sein; die Gesetzgebung kann dagegen nur seh» wenig ibun. Wer sich genau üb« alle hier t« Betracht kommenden Verhältnisse informiren will, dem ist entschieden daS Studium eines Werke» zu empfehlen, aus welche« gerade jetzt nicht ge nug aufmerksam gemacht werden kann: Mar Wirth in seiner „Geschichte der Handels krisen", Frankfurt 1853. Als Symptome herannahender Krisen werd« dort genannt: 1) -u große Unternehmungslust mit ungewöhn licher Kühnheit ber Spekulation; 2) die epidemisch um sich greifende Suchte schnell reich werden zu wollen, sichern Ge winn aber zu verschmähen; 3) die auffallende Leichtgläubigkeit- deS W. blikumS; 4) da- rasch und auffallend« Steigen deS Luru» x 5) die überhandnehmende Spielfucht; 6) das außergewöhnlich rasche und beLegtende Steigen der Preise b«r Leben-mittts, der LuruSartikel, der Rohstoff«, während Lie Ganz. Fabrikat« der Manufakturen fleh« bleiben ober nicht gar ein« PreiSverring«- rung aufweisen; 7) da- außergewöhnlich rasch« und bedeutend« Steigen der liegenden Güter und der Häu ser in den Städten; 8) die steigenden Preise der HülfSmaschinen; 9) die außergewöhnlich starke Nachfrage na«» Arbeitern und da« rasche Steigen v«r Ar beitslöhne^ nicht selten begleitet von Stritt