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1888 ezirksk^ Frankenberg, am 19. Juni 1888. »Kauai« >5 H. nd, 19 Uhr Berschiedmi erzablunq. «schrillt täglich, mit Lxsnahme der gmn-und Festtage, aiendi silr den fol ¬ genden Tag. Piet» vierteljährlich l M. so 'M» memtlich so Pfg., Wjet-Nrn. s Pfg. «esteltungcn rehmen alle Poft- ensiallen, Posthn^n and die AuSgaüe- ftelm de! Tage- iialtcS an. mlung für eten. Wir öhmen, vn- ilten, so er- e Auffordr- aubenS Er ie Beistkur: Segen, r n d. : von Rach- <it!k1k88eo NN ernstlich itreten. hum 1888. sellschaft. "V Sonntag, den 24. Juni. für d« ^spaltene Sorps»- irtle berechnet. Sletnstrr Inserate» betrag a» Pfg. «ompltgiertennd ta bellarische Inserat« , «ach besondere« Tarif. Inseraten-wmaH» für di« jeweils «bend-Numnier biü vormittag« 10 U-No Der Rath, »r. Kaeubier,Brgrmftr. Des Kaisers Sotnmerresidenz. Das Marmorpalais, das jetzt zur Sommerresidenz des deutschen Kaisers geworden ist, sieht gerade auf eine hundertjährige Geschichte zurück. König Friedrich Wil hilm II. hat s. Z. das am Heiligen See belegene, aus Äckerstücken und Obstplanlagen belegene Terrain nach und nach angekauft und das Schloß selbst auf dem Grundstücke eines Kaufmanns Punsche! erbaut, welches der König 1783 als Kronprinz für den Preis von 3300 Thalern gekauft hatte. Mit dem Bau des Schlos- I-s wurde Ichon im Jahre 1787 durch Goutard begon nen, die Arbeitszeit fällt in das Jahr 1788, wo Lang- Hans den Bau weiter führte. lieber das phantasievolle rege Leben, welches unter Friedrich Wilhelm II? im Marmorpalais herrschte, und über die ersten Schicksale des letzteren selbst erzählt Bethge in seinen „Hohen- zollernanlagen" einige interessante Einzelheiten. Das Schloß wurde auf Pfahlwerk in den See hinein gebaut; die Grundform bestand aus einem Quadrat, jede Seite 70 Fuß lang. Auf den beiden Seiten des Schlosses ruht ein rundes Belvedere, dessen Dach eine vergoldete Kindergruppe mit einem Blumenkörbe krönte; auf der Wasserfeste des Schlosses wurde ein sänlengetragener zu lbach. Ab arte. Durch ind willkom- Iltgeselle. stark und mächtig gewordene Deutschland an die Spitze der Nationen der Erde stellte. Die meisten der getreuen Helfer und' Paladine der ersten beiden deutschen Kaiser ' aus der Zeit des deutsch-französischen Krieges sind eben falls bereits herniedergestiegen aus dem sonnigen bunt bewegten Leben in die stille dunkle Grabeskammer. Längst sind zur großen Armee abberufen worden der Sieger von Alsen, Metz und Orleans, Generalfeldmarschall Prinz Friedrich Karl, glorreichen Angedenkens, der Feldmar- schall Graf Manteuffel, der grimmige Steinmetz, die Generale v. Gocben und v. Werther, die bayerischen Heerführer v. Hartmann und v. d. Tann. Sie alle und viele andere, welche damals die deutschen Legionen, - unter deren Tritten die Welt erbebte und deren Ge schütz- eine neue Zeit mit ihrem Kanonendonner einläu- lelen, zu Kampf und Sieg geführt, fi« schlafen schon längst im engen Schrein aus von ihren Heldenthaten, der Kreis erlauchter und berühmter Sieger von unno dazumal schmilzt zusammen mehr und mehr, von Jahr zu Jahr und jüngere Kräfte treten an die Stelle der zur ewigen Ruhe eingezangenen Feldherren von 1870,71. Nun ist auch ein neuer Kaiser in der Blüte seiner Jahre durch das Schicksal an die Spitze der deutschen Nation berufen worden, eine neue Zeit bricht an für das deut sche Reich und für das deutsche Volk. Kaiser Wilhelm II. hat die große und schwere Auf gabe mit der Krone ererbt, die Errungenschaften seiner Ter Deutschen Johaunisfest 1888. Ein Erinnerungs« und Mahnwort. Alljährlich, wenn der blütenreiche Somme: einzieht und seine schönsten, duftigsten Blumen ausstreut über Stadt und Land, dann wandern die Lebenden hinaus auf die Friedhöfe und Gottesäcker, um die Ruhestätten siebter Toten zu schmücken. Für viele ist dieser Gang ein gar ernster und schwerer Weg, namentlich wenn das Grad, welches sie besuchen, erst in dem laufenden Jahre aufgerichlet worden ist und bas in enger Kammer zur letzten Ruhe gebettete Menschenkind den ersten Johannis tag draußen liegt in der stillen Totenstadt, mährend sein Platz im Kreise der Seimgen leer geblieben ist. Sein Leiden und Sterben, die schweren und bitteren Stunden an seinem Krankenlager, da- Weinen und Klagen darüber, daß alle ärztliche Kunst nicht im staube war, das Lebens- lämpchen brennend zu erhalten, dies alles wird wieder mi Gedächtnis des Lebenden wach am Johannistag wie auf dem Gange nach der Gruft geliebter Heimgegangener. Das diesjährige Johannisscsl ist aber nicht nur für di: Hinterbliebenen Verstorbener, sondern für das ganze bensche Loll ein gar ernster Gedächtnislag und wehmü tige schmerzliche Erinnerungen steigen auf im Herzen jeden Bmerlandsfreundcs. Als die ersten FrühlingS- oliiinen dieses Jahres zum Leben erwachten, da entschlief nach langer ruhmreicher irdischer Laufbahn der unvergeß- Balkon angebracht. Die Mauern wurden in Ziegel steinen mit holländischer Färbung aufgesührt und mit Marinorausschmückungen versehen, woher der Name „Marmorpalais" entstanden ist. Ein I50 Schritte langer unterirdischer Gang endete bei der südlich vom Schlöffe belegenen Küche, welch letztere einen halb versunkenen Tempel am See darstellt. Im Jahre 1790 konnte der König das Schloß beziehen. Der um dasselbe angelegte „Neue Garten" war ein vorzügliches Gartenbauwerk, in durchweg englischem Stil, bei welchem die malerischsten Landschaftsbilder entfaltet wurden. Die teils den Baum schulen von Sanssouci entstammenden, teils angekauflen Bäume dieses Gartens bestanden zumeist aus Platanen, Coriferen, Weiden, Silberlinden, Ebereschen rc., darun ter viele seltene Exemplare. Der „Neue Garten" er hielt allerlei phantastische Bauwerke und Zierate. Vom Haupteingange links wurden holländische Häuschen mit Gärtchen für Beanite erbaut; am See lag ein goti scher Turm, welcher eine wertvolle Bibliothek enthielt; nördlich vom Schlöffe, ebenfalls am Wasser, ein mau rischer Tempel. Am Jungfernsee entlang gelangte man zur Eremitage, welche im Innern mit Oberlicht, kost baren Holzschnitzereien, Statuen und kunstreichen Mo saiken, letztere eine Weltkarte darstellend, auSgestattet liche Kaiser Wilhelm der Siegreiche, und als die Rosen blühten, da ging sein großer Sohn, Kaiser Friedrich, der sieggekrönte Feldherr im Donner der Schlachten, der standhafte Dulder und Märtyrer auf dem Kranken lager, ein zur ewigen Ruhe. Der Frühling wie der Sommcr des Jahres 1888 raubre dem deutschen Volke einen Kaiser und der liefe Schmerz um die ersten evan gelischen Oberhäupter der von ihnen endlich wieder nach Jahrhunderte langem vergeblichen Singen und Sagen, Reden und Ringen der Edelsten und Besten zu einer Nation geeinten deutschen VoltSstämme, er steigt von neuem und mit Allgewalt empor in Herz und Auge angesichts der blumengeschmückten Friedhöfe des Johannis tages. Die Gedanken von Millionen treuer Deutscher im Reiche wie im Auslände fliegen heute zur stillen ernsten Totenfeier hin nach der letzten Ruhestätte der beiden großen Kaiser: dem Mausoleum im stillen Parke von Charlottenburg, wo nun Kaiser Wilhelm bei seinen Eltern schläft, und der schönen Friedenskirche zu Pots dam, wo Kaiser Friedrich beigesetzt worden ist, neben feinen ihm im Tose vorausgegangenen beiden Söhnen SieziSmund, gestorben 1860, und Waldemar, gestorben 1879, sowie seinem Onkel,-König Friedrich Wilhelm IV., und dessen Gemahlin, Königin Elisabeth. Die Kaiser Wilhelm und Friedrich waren die vor nehmsten Repräsentanten jener siegcSgcwaltigcn Zeit, welche das durch gemeinsame Rot und Gefahr einig, Bekanntmachung. Es ist di- Wahrnehmung zu machen gewesen, daß von 8 siger Fuhrwerksbesitzer, Schmiede und Stellmacher vor thren Grundstücken auf dm öffentlichen Straßen und Plätzen des Nachts über lN den freien Verkehr hindernder Weise große Wagen stehen gelassen werden. Wir sehen uns deshalb veranlaßt, darauf hmzuweis-n, daß derartige Verkehrs beeinträchtigungen nach 8 366,9 des Reichsstrafgesetzbuchs m,t Geldstrafe vlS zu 60 Mark oder Haft bis zu 14 Tagen zu bestrafen sind. Hundesperre für den Stadtbezirk Frankenberg betr. Orstatleler Anzeige zufolge ist am 22. April d. I. in Dittersoach und Sach- ffiwurg cm fremder Hund umhergelausen, welcher später auch in Schönborn, Drei- werden, Seifersbach und Neudörfchen bei Mittweida gesehen worden ist. Derselbe Hal au verschiedenen Orten andere Hunde gebissen, von denen einer im Bezirke der Königl. Am shaup Mannschaft Rochlitz getödlet und von dem dasigen Bezirksthierarzle als mit Tollwuth behaftet befunden worden ist. ° Indem solches andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird, wird für unseren Stadtbezirk dre Festlegung — Ankettung oder Einsperrung — aller in Frankenberg vorhandenen Hunde für die Zeit o » bis zum Ablauf -es IS. August dieses Jahres hiermit angeordnel. , v , Der Festlegung gleich zu achten ist das Führen der mit einem sicheren Maul- lorbe versehenen Hunde au der Leine; zcooch dürfen die Hunde ohne polizeiliche Eclaubmß aus der hiesigen Stadl nichr ausgeführt werden. .. Benutzung der Hunoe zum Ziehen ist unter der Bedingung gestattet, daß dieselben fest angefchirrt, mit einem sicheren Maulkorbe versehen und außer der -leit des Gebrauchs festgelegt werden. Die Verwendung von Hirtenhunden zur Begleitung der Heerden, von Fleischer hunden zur Treibung von Vieh und Jagdhunden bei der Jagd kann unter der Be dingung gestattet werden, daß die Hunde außer der Zeil des Gebrauchs (außerhalb mar. Dem malerischen Saccower Waldsaume gegen über befand sich am Jungfernsee eine kühle Grolle mit drei Gemächern, deren glänzende Ausstattung durch Muscheln und farbenreiche Mineralien an orientalische Märchen erinnerte. In einem Borkhause befand sich eine große Küche, deren Schornstein als Baumstamm emporragte. An der äußersten Nordwestspitze wurde eine Meierei aus Nüdersdorfer Kalksteinen erbaut und im Waldesdickicht manch romantisches Plätzchen geschaf fen. Am Schlöffe fanden 60 der schönsten Orangen bäume von Sanssouci Aufstellung, für deren Ueber- winterung ein Orangenhaus erbaut wurde. Der Mittel bau diente als prachtvoll ausgestatteter Konzertsaal, in welchem der König mehrfach Konzerte gab und selbst das Violoncello spielte. In der Nähe des Orangen hauses erbaute man die großartige Hofgärtnerei und außerhalb des Haupteinganges wurde ein Birkenwäld chen angelegt. Die vom „Neuen Garten" aus unter nommenen häufigen Wafferfahrten des Königs erstreckten sich auch oft nach der j Meile entfernten, malerisch in der Havel gelegenen Insel, dem Kaninchenwerder. Diese Insel pachtete der König vom Militärwaisenhause und Mit einem ruinenartig gehaltenen Schlößchen, dessen runde mit verfallenen des Jagdreviers) festgelegt oder mit einem sicheren Maulkorbe versehen, an der-ein b-zirk-s frei umherlaufend betroffen werden, so kann deren sofortige Todlung d.n °°n Hunde genau zu beaufsichtigen und bei vorkommenden Erkrank gl 83 Vorschriftsmaßregeln zu ergreifen. y. . - Frankenberg, am 2. Juni 1888. »r. Kaeubler" Brgrmstr. K.