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Richard Wagner Vorspiel und »Isoldes Liebestod« aus »Tristan und Isolde« | Entstehung: zwischen 1857 und 1859 Wenn sich Wagner auch gegen die „abso lute“, d. h. von der „dichterischen Absicht“ oder ihrer Beziehung vom dramatischen Zusammenhang losgelöste Musik wehrte, ja Instrumentalmusik sogar als einen künstle rischen Irrtum verstand, hat er doch immer wieder die Vor- und Orchesterzwischenspiele aus seinen musikalischen Dramen für kon zertante Aufführungen zusammengestellt. So komponierte er 1859, kurz nach Vollendung von »Tristan und Isolde« einen Konzert schluss zu der instrumentalen Einleitung, die in Wagners „Handlung” direkt in die erste Szene übergeht. In einer anderen, häufiger aufgeführten Fassung schließt er an die Schlusstakte der Einleitung direkt den Schluss, »Isoldes Liebestod«, an. Wie er selbst betonte, bereitete ihm die Komposition von neuen Anfängen und Schlüssen sowie die nahtlose Vermittlung der im Drama ge trennten Szenen große Schwierigkeiten. So wenig „Tristan und Isolde“ eine Oper im traditionellen Sinne ist, so wenig wird das Werk durch eine Ouvertüre eröffnet. Am ehesten trifft man den Charakter der Einlei tung, wenn man sie mit einem Prolog ver gleicht: Wie Gottfried in seinem Epos „Tris tan und Isolt”, das die stoffliche Grundlage für Wagners „Handlung“ bildet, hat Wagner in der „Einleitung“ den Gehalt des Ganzen in nuce umrissen. In sein Tagebuch notiert er am 28. November 1874: „Die Tristan-Einleitung ist schon ein Teil des Dramas selbst, der ei gentliche Grundgedanke, d. i. jener in allen Personen waltende, auf das Absolute gehende Lebenstrieb, tritt hier für sich allein auf: als das reine Subjekt des ganzen Dramas.“ In der „Verklärung der Isolde“, wie der Komponist selbst den Schluss bezeichnete, steigt die Harmonik am Ende gleichzeitig in die sternenklare Nacht von H-Dur, wie sie in die dunkle Tiefe des Weltengrundes, Ces-Dur, versinkt. Wagner selbst bemerkte: „ Was das Schicksal trennte, lebt nun verklärt im Tode auf; die Pforte der Vereinigung ist geöffnet ... ewige Vereinigung in ungemes senen Räumen, ohne Schranken, ohne Ban de, untrennbar. “ „Isoldes Liebestod“ trägt die Züge einer „Wunschpsychose“, wie sie Freud später beschreiben wird: Isolde gibt sich dem Tode hin. Sie überschreitet die Grenzen ihrer Sinne bis hin zum völligen Verlust ihrer Wahrnehmung und überlässt sich willenlos den Naturkräften bis sie das „"ozeanische" Gefühl“ erreicht, das sie „auf eine frühe Phase des Ichgefühls“ zurück führt. Sie „heftet das Auge mit wachsender Begeisterung auf Tristans Leiche“, was ihr zu einer wenigstens halluzinatorischen Be friedigung wird.