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ehester spielt das Thema an, und beide erreichen zusammen nach einer kurzen Kadenz das Ende. Die zweite Symphonie c-Moll op. 29 komponierte Alexan der Scriabin (1872-1915) während seiner Zeit als Klavier dozent am Moskauer Konservatorium im Jahre 1901. Eigentlich hatte er für diese Symphonie einen Vokalsatz, wie er bereits in seiner ersten Symphonie zu finden war, ge plant. Sein Verleger Belaieff verweigerte ihm aber eine Veröffentlichung des Werks mit Vokalelementen. Einerseits als Konsequenz daraus und andererseits um Schwächen seiner ersten Symphonie wettzumachen, konzipierte Scri abin seine zweite Symphonie ohne Vokalstimmen und fünf- sätzig. Die Satzfolge der Symphonie lautet: I Andante -II Allegro -III Andante -IV Tempostoso -V Maestoso. Dieser eher traditionellen, klassischen Form stehen die har monisch nicht eindeutigen, großflächigen Klänge gegenüber, die vorwärts ins 20. Jahrhundert verweisen und eher an dramatische Filmmusiken erinnern als an klassische Symphonien. Auffällig ist auch der Wechsel der Tonart in jedem Satz. Man könnte eigentlich die Bezeichnung Symphonie „in c- moll“ weglassen, denn nur der erste Satz steht in dieser Tonart. Der zweite Satz endet in Es-Dur, der Parallel-tonart zu c-moll, der dritte rückt ins entlegene H-Dur. Im vierten Satz spürt man die harmonische Loslösung. Der letzte Satz, der sich in seinem Maestoso-Marsch das Thema wieder zu eigen macht, steht in C-Dur und endet in einer C-Dur Kadenz. Ein Zusammenhang der Sätze über Verwandtschaften der Tonarten ist kaum nachvollziehbar. Diese Symphonie erinnert mehr an eine Symphonische Dichtung oder an programmatische Musik, wie z. B. an die Symphonie fantastique von Hector Berlioz oder an den Zyklus Mein Vaterland (darunter die Moldau) von Friedrich Smetana. Ganz zu Unrecht entsteht dieser Eindruck wohl nicht, wird diese Symphonie doch mit einem Bild Michael Vrubels in Verbindung gebracht, das er im Jahr der Entste hung der Symphonie gemalt hat. Dieses Bild zeigt die Ti- tanomachie, d.h. die Niederlage der göttlichen Titanen gegen die olympischen Götter. Der Kampf als musikalische Idee ist in dem permanenten Wechselspiel, in der Auseinan dersetzung von zwei unterschiedlichen Kräften gut nachvollziehbar: die eine melodisch, solistisch klingend in