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System blieb Schostakowitsch zeit lebens ein unverbrüchlich loyaler Bürger seines Landes. So kompo nierte er ebenso „linientreue" Wer ke in verständlicherer Tonsprache, gab allerdings seine künstlerische Integrität niemals in einer, ihm un verantwortlich erscheinenden Wei se preis. Daß er quasi bis zuletzt tonal komponierte, als habe es in unserem Jahrhundert keine gerade zu umstürzlerischen Musikauffas sungen gegeben, heißt keineswegs, daß er in einer veralteten Musik sprache stehengeblieben sei. Er stellte die Ton- und Harmoniebezo- genheit auf eine völlig eigenständi ge Weise in Frage, verfremdete sie z. B. mit chromatischen Eintrübun gen, zerlegte seine melodisch ge bundenen Motive in kleinste Parti kel, rhythmisierte sie neu und ent wickelte sowohl hart schlagende als auch weich klingende Episo den, die in einen Kontext gebracht, die Besonderheit, die Individualität seiner Musik ausmachen. Oft zeig te sich der Komponist in seinen Werken ironisch-satirisch, nahezu sarkastisch und mit einem bis zur Groteske reichenden Humor, dann wiederum lyrisch-empfindsam oder heiter-vergnüglich, immer aber so maßvoll gebändigt, daß seine ei gene humanistisch-ethische Haltung gewahrt blieb. Schostakowitsch kam aus der musikalischen Tradi tion Mussorgskis, dessen Realismus vor allem die Körperhaftigkeit der Musik aufgezeigt hatte und wollte den „Ton" Gustav Mahlers treffen, modern sein, ohne modernistisch zu wirken. Diese Haltung prägt sei ne Musik bis zum letzten Ton. Im Jahre 1968 komponierte Schosta kowitsch seine Sonate G-Dur für Violine und Klavier op. 134. Sie ist seinem Freund, dem Geiger David Oistrach, zu dessen 60. Geburtstag gewidmet und wurde von Oistrach gemeinsam mit Swjatoslaw Richter im Kompositionsjahr uraufgeführt. Das dreisätzige Werk ist eine gedan kenschwere, etwas sperrige Kom position und stellt spieltechnisch höchste Ansprüche. Es ist eher auf Meditation aufgebaut als auf melo disch-thematischer Konfiguration, fraglos ein Trauergesang. Und das trotz eines schnellen Mittelsatzes, ei nes toccatenartigen, verzerrten, iro nisch-sarkastischen Marsches. Ein Largo in der Gestalt einer gewalti gen Passacaglia erweist sich als Höhepunkt der Sonate und bindet durch einen thematischen Rückgriff auf den 1. Satz das Werk zu einem geschlossenen Ganzen. Zusätzlich verwendet der Komponist den An fang von Alban Bergs Violinkonzert, ein Zitat aus einer Musik der Trauer. Dmitri Schostakowitsch Porträtfoto von 1940 geb. 29.9.1905 in St. Petersburg, gest. 9.8.1975 Alban Pergs Konzert ist dem „Andenken eines Engels" gewidmet, und reflektiert den Tod der 18jährigen Manon, Alma Mahlers Tochter aus ihrer Ehe mit Walter Gropius.