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Seit« s z« «r. SS3 Donnerstag, SV. vtovemder idKS tinlidung üdergangen und statt seiner einen an« »mn sozialdemokratischen Abgeordneten eingeladen M, obgleich auch von allen Fraktionen die Vor> iistnden beiufen wurden. Von dein Abendempfang zu Ehren de- Reichs- pktsidenten wurden die Vertreter der demo- tratischen und sozialdemokratischen -rriie ausgeschlossen. Abreise de» Reichspräsidenten nach Karlsruhe. Stuttgart, 12. Sivvember. Ler Reichspräsident ist heute vormittag 9 Uhr I, Min. nach Karlsruhe abgereist. Zur Ver- Miedung hatten sich der Staatspräsident und die übrigen Minister eiltgcfunden. Dem Reichs- Präsidenten wurden bei der Abfahrt wiederum be- gesterte Ovationei» zuteil. ßint amtliche Ertlarn»st zu den Pntschgeriichten in Bayer«. München, 11. November. Tic Korrespondenz Hofmann meldet amtlich schendes: Mit Rücksicht auf die in letzter Zeit dM die Presse gegangenen Mitteilungen über cincn beabsichtigten monarchistischen Putsch in Kevern wird amtlich sestgestellt, daß Traf von Soden vor etwa drei Wochen gelegentlich eines Kesuäits beim Ministerpräsidenten diesem Kenntnis gegeben hat von der Zusammenfassung der mon archistisch gesinnten Organisationen im Verein „Kaycrntkeue" sowie von den Zielen dieses Kereins. Dagegen ist General v. Moe hl seit Monaten nicht beim Ministerpräsidenten gewelen. Daß gelegentlich dieses Besuches Graf v. Soden an den Ministerpräsidenten die Frage richtete, wie die Regierung sich verhalten werde, »ei»» tkronprinz Rupprecht in naher Zeit sich ver anlaßt sehe, die Gewalt zu übernehmen, ist un richtig. Vielmehr wurde mitgeteilt, daß auch der neue Verein ein illegalen Vorgehen durchaus ablehne. Gegenüber der Behauptung, Graf Soden habe den Kommandanten der Reichswehrdivision General Ließ v. Kressenstein und den Kommandanten der Landespolizei, Oberst Seißer, ausgesucht, um beide entweder für den Putschplan zrr gewinne», oder sich zu erkundigen, wie Reichswehr und Schutz polizei sich für den Fall der Übernahme der Ge walt durch den Kronprinzen Rupprecht verhalten würden, sind wir in der Lage, sestzustcllen, daß auch an dieser Behauptung kein wahres Wort ist. * Tlmnti des Reichswehrministers — GegeverklärunZ Ludwigs. Berlin, 11. November. Ter Reichs wehr mini st er hat in einem Schreiben an die „Vossische Zeitung" die Be hauptungen des Schriftsteller- E. Ludwig als falsch und als unsinnsg und niederträch, tige Verleumdung bezeichnet, Ludwig erklärt darauf der „Vossischen Zeitung", daß ihm Oberbürgermeister Luppe am 2. Rovern- der nachmittags 5 Uhr bei einem Besuch in Arnberg folgende Darstellung über den Putsch- plan von: November 192-1 gegeben habe: „Als die bayerischen Monarchisten den Plan gefaßt hatten, durch einfache Stimmen- Mehrheit, d. h. unter Verfassungsbruch den Kronprinzen Rupprecht zum Staats präsidenten zu machen, habe der Reichs wehr in in ist er Geßler den Nürnberger Ober bürgermeister gesprochen, auf diesen Plan Bezug genommen und dazu bemerkt, er habe den mit M! (nach altcn VvMwrise«) von K I. G Vollmöller. Bo- Mn » Uhr. — In vor letzten Ausführung de» Lumpte!» .Lconce und Lena" am Freitag sm» die Ii,e!roU->l »il-aul Land und Johann« Jeysfert beseht. Anfang S Uhr. vechlanNUen-AnssShtUn, I« der »rrmUrche. Nächsten S»n ii abend 4 Uhl werden derKreuzchor und der B ach- «klein die Bachlantaten mit Orchester „Es crhub sich «in Streit- und „Run ist das Heil und die ti«s i- (achtstimmig) in der Vesper aussühie» Beide Weile stören ,n den am rlewentarsten uMkenden Ehorstüilm de» «riltei». Die Kantate .Nu« ist das Heil", ein Wert von näenKMer Anlage, ist unseres Wilsens seit länger al« M Jahren in Dresden nicht gesungen worden. lentimliirr - Verein. Dritter ÜbungZadend (Nnsuhrnnqs- adnidj am Freitag, den M November, H8 Uhr im Palmen- Wien. Ausführrnde: Dn« «ergl-Quartett, Mannheim Kartiergl, Bernhard Eonradi, Franz Rcumaier, Earl Müller) Spikvolge: l. W A. Mozait: Etrelchqnarlett Olwr,« V. »iü. t Bast Toch (arb. >887 in Wie«, lebt in Mannheim. Bor Mrrn durch Pktrl mit einem Streichquartett in Dresden rin- Ustihrt): Streichquartett ans den Ramen „vag", op 2s. Zum kt»>nmal in Dresden. 8. Fran, Schubert: Quintett A-<iur, »p. lls (Forellen Quintet») für K «vier, Violine, Viola, Eello mdlmittabab (Kl-vier: Herr vyk, Kontrabaß: Herr «etzl). >«!«««» > vorträar. Auch in diesem Winter weiden an koanlagvorinvtagrn Bortrstge von den Dresdner Museum», dnrltvren zur Einführung in das Verständnis der Sammlungen NhaMn werden. Der erste Vortrag findet Sonntag, den ii. «»»ember, l» Uhr vormittag» im Hor saal de» Aldertinnm» Ast Uws vr Schröder, Direktor der Skulpturensammlung, »std da» Thema behandeln: „Römische Bildnisse". Narlen- Ntchode — unentgeltlich — täglich zwischen »—8 Uhr in der Vmpri des Alberiinums. Zu dem vor Jahresfrist an dieser Stelle be- Ipnchcne Handbuch der Sr werb sl ose n-Für sorge vou vr. Martin Zschucke, Oberregierungs- «t im Sachs. Arbeit»- und Wohlfahrtsministerium, h»t der Verfasser soeben im Verlag von C. Hein- nch in Dresdeu-N. einen Ergänzungsband hnausgcgcben, der das Handbuch an Hand der tu- Öfchen erschienenen Verordnungen und Entsckei- »ilngcn wieder auf das lausende bringt. Die Kcikbsvervrdnung über Erwcrbsloscnsürsorge vom 18. Februar 192-1 und die produktive Erwerbs- lvstnsürsorge sind in dem Ergänzungsband völlig neu bearbeiset worden; in einem Anhang ist das KeichssürsorgereHt, da- die Erwerdslosenfürsorge wesentlich berührt, wtcdergegeben. DaS ausge- zeichnete, überall freundlich aufgenvinmcne Buch Zschuckes ist damit wieder auf den neuesten Stand gebracht worden. Die Anschaffung des Ergänzungs band««, der in Ganzleinen 9^0 RM. kostet, tst walm zu empfehlen. ihm tuosttziell redenden Vertretern der Monarchisten für seine Person die Zusicherung gegeben, die Reichswehr in einem solchen Fall nicht marschieren zu lassen. „ES ist ja schließlich", fügte er hinzu, „eine innerbayeris cheSachc,^und wenn die Bayern ohne König nicht leben können, so mögen ste ihn Habens" Als Vr. Luppe erschreckt auf die Folgen eines derartige« Unternehmens hin wies und fragte, ob Geßler denn seiner Sache in Berlin sicher sei, wich Geßler aus. Schließlich benachrichtigte Bürgermeister Luppe einen Partei- freund, der sofort zum Reichspräsidenten fuhr, diesen warnte und eine gehar nischte Erklärung der Reichsregieruug an die Adresse der bayerischen Monarcküstcn ans- löste." Die«sientl»si»»ß ter Luellvergehe«. Berlin, 11. November. Im RechtSauSschuß des Reichstages entspann sich bei der zweiten Lesung deS Ge- setzes zur Bercinsachung des Militär- strafrcchtS eine längere Erörterung über daS Duell. In der erste,» Lesung hatte der Aus- schuß in die Regierungsvorlage die Bestimmung eingesügt, daß bei Bestrafung von Offi zieren der Reichswehr wegen Duell« unter Kameraden obligatorisch auch auf Dienst entlassung zu erkennen sei. Der Reichs- wehr mini st er bezeichnete diese Bestimmung als ein Ausnahmegesetz für die Offiziere, das, ernste politische Folgen mit sich bringe. In! München, 11. November. Heute kamen die zwei letzte»» Zeugen im Dvlchstoßprozeß zu Wort. Senat-Präsident am bayerischen Obersten Landesgcricht Seeber, der während des Kriege- bei den» Reichsgericht in Leipzig die Landesverratsverfahren zu bearbeiten hatte, und zum Schluß ein Front- offizier, Volksschullehrer v. Rudolph aus Nürnberg, der als Kompagniesührer 27 Monate im vordersten Schützcugrabcu kämpfte und infolge einer außerordentlichen Tapferkeit und seines ent- cheidcnden Eingreifens in gewisse Kampfhand ungen als einer der wenigen Männer aus dem Volke mit den» persönlichen Adel ausgestattet wurde. , LenatsprSsident Seeber wurde für seine Aussage von seiner vorgesetzten Behörde in» Einverständnis niit dem Obcrreichs- anwalt vom Amtsgeheimnis entbunden. Seine Angaben bezogen sich auf seine Kenntnisse über gerichtliche Verfahren während des Krieges, denen Unternehmungen zugrunde nqen, die auf eine Schwächung der deut- che« Kriegsmacht abzielten. In: wescnt- ichen handelt es sich um die wegen antikriege rischer Flugblattpropaganda eingeleiteten und zur Aburteilung gelangten Verfahren. DaS erste Flugblatt, da» zu eine,« Straf- verfahren vor dem Reichsgerichte führte, sei zu Ostern 1915 in» Zusammenhang mit der sozia- istischc« Frauenkonfcreuz in Bern verbreitet worden, die unter dem Vorsitz von Klara Zet kin stattfand. Die meisten Angeklagten wurden aus subjektiven Gründen sreigc sprachen. Ob jektiv habe der Tatbestand des versuchten Landesverrats nach Meinung des Reichs gerichts vorgelegen. Die ersten recht bedenklichen Flugblöttcr tauchten, wie der Zeuge ausführte, 1916 j« Berlin auf, in denen die Regierung als Feindin des Friedens bekämpft, Er oberungen abgclehnt und sofortiger Frieden gefordert wurden. Der Zeuge bekundete weiter, daß diese Flugblätter, in Sandjäcke eingenäht, auch an die Front kamen. Anschließend an die Verurteilung des Abgeordneten Liebknecht 1916 zu 2>/, Jahren Zuchthaus wege»» Landesverrats sei vou dessen Anhängern zu Massenstreiks in der K r i e g s i n d u st r i e in Flugblättern feri» aufgesordert worden, als deren Drucker, ein gewisser Müll er,Anhänger der sozialdemokratischen Mehrheitspartei, wegen versuchten Landesverrats verurteilt wurde. Die Sozialdemokratische Partei und die Kommission der freien Gewerkschaften hatten in einer Erklärung 1916 gegen die Streik propaganda und da» Treiben dieser Kreise Stellung genommen. Flugblätter seien nicht nur von der sogen. Liebknecht-Spartakusgruppc, sonder« auch von den Anhängern der damaligen Arbcitsgcmei«- schäft, der späteren U. S. P., verbreitet worden. Besonders gefährlich feie« die sogenannten Spar takusbriefe 1916/18 geworden. Au der Ver breitung dieser Zeitschrift sei wesentlich ein ge- Wisser Jogis ches in Berlin beteiligt gewesen, in dessen Diensten die Schriftstellerin Martha Thalheimer stand. Auch diese wurde ver- urteilt. Der Aprilstreik 1917 sei haupt sächlich von Angehörigen des Metall- arbeiterverbander ausgegangen, der sich größtenteils in den Händen der U.S.P. befand. In Leipzig habe Lipinski die Ausnützung deS Streiks politisch betrieben. Am Schluß erklärte der Zeuge zusammenfassend, daß tatsäch- lich in den Jahren 1916 bis 1918 sowohl von den Anhängen» des Spartakus wie der N.S.P.-Leure im Heer oder solche, die vor ihrer Enziehung standen, beeinflußt wurden, damit sie ihre militärische Pflicht vernachlässigten und weiterhin di« Leut« in den Rüstungsbetrieben Isür Massenstreik» zur Schädigung der deut- > schen Kriegsmacht zu gewinnen. Sin solcher Streik deu» Ofsizier der Reichswehr dürfe nicht der Ge danke auskommeu, daß er rechtlich anders gestellt werde als die übrige« Reichs- und Staatsbeamten. Abg. Landsberg bekümpste diesen Stand punkt des Reichswehrministers und kündigte an, daß die sozialdemokratische Fraktion einen Antrag einbringen werde, der die für die Offiziere inAuSsicht genommene« Bestimmungen auf alle Reichs und Staatsbeamten auSdehnt. Dann sei das Hauptbedenken de» ReichSwehrministertums be seitigt. DaS Zentrum ließ erllären, daß es an den Beschlüssen der ersten Lesung festhält, während der Vertreter der Deutschen Volksparte» sich den Standpunkt des Reichswehrministers zu eigen machte. Schließlich wurden unter Ablehnung eines deutschnatio«alcn Antrages die Bestimmungen über die Duell st rasen mit 15 gegen 11 Stimmen nach den Beschlüssen erster Lesung angenommen, so daß nach dem AuSsclmhbeschluß im Gesetz die obligatorische Dienstentlassung bei Duellvergehen ausgesprochen wird. Die Bkthaft»»ft der Geheimbündler in Ostpreußen. Berlin, 11. November. Zu der Verhaftung von etwa 20 Geheim bündlern auf zwei Gütern im Regie rungsbezirk Allen st ein meldet da- „Ber- lincr Tageblatt" aus Königsberg, daß die Führer ehemalige Roßbachleute seien. Die ArbcitSgcmeinschaft, die d e Verhafteten ge bildet hatten, nenne sich Front kämpf erb und, Bataillon Schlageter. kam aber niemals zustande. Es ist immer nur in einzelnen Orten gestreikt worden. Auf eine Frage des Rechtsanwalts Pcsta- lozza antwortete der Zeuge, man könne nicht behaupten, daß diese Leute nur darauf anSgegangen seien, die Kriegsmacht zu schädigen, sondern in erster Linie ihre Tätig keit auf ihr Klassenkamps ziel abgestimmt hatten. Auf eine Frage vr. Hirschbergs stellte der Zeuge fest, daß während des ganzen Krieges 31 Personen vom Reichsgericht wegen ver suchten Landesverrats abgeurteilt wurde«, dagegen keiner wegen vollendeten Landesverrats. Von den Verfahre« wegen des Januarstreiks 1918 konnten allerdings nur zwei durchgeführt werden, da die Amnestie vom November 1918 die übrigen Verfahren niederschlug Der Zeuge v. «udoltzh, der sich der beklagten Parte» freiwillig zur Verfügung gestellt hatte, schilderte die Leiden der Schützcngrabensoldaten, wie die Stimmung und seelische Widerstandskraft immer mehr schwinden mußte, als 1916 der Mangel ai» Verpflegung cintrat und Seesischc, Marmelade und Dmrgcmttse die Hauptnahrung bildeten. Immer schärfer wurde schon danials der Gegensatz zwischen drn Grabensoldatcn und dcn Leuten hinter der Front, besonders den Stüde», die der Zermürbung in den vordersten Linien keine Beachtung schenkten und die schon damals höchst selten sich in den Gräbe« sehe« ließen. Die Bc- hauptung des Sachverständigen Oberst Jochim, daß der deutsche Soldat weniger genügsam war, wie der Soldat auf der Gegenseite, wies der Zeuge empört zurück. Sehr stark beeinträchtigt wurde die Stimmung der Frontlruppcn durch die hä »figen Urlaubs - und Post sperren. Immer schärfer prägte sich der Gegensatz z wische «Reserveoffiziere n und akti vc« Offizi eren an», dicsichimmer weiter hinter die Front verkrümelten. In folge verschiedener Verwundungen kam der Zeuge dann Mitte 1917 in die Heimat, später in ein belgisches Depot, wo er Gelegenheit hatte, die fortschreitende körperliche Minderwer tigkeit des Ersatzes fcstzustellen. Noch im September 1918 aber war nirgends eine Verringerung der Disziplin z« bemerken, auch nicht bei den Marinesoldaten in Brügge. Bei einem vorübergehenden Besuch seiner Fronlkonrpagnic mußte der Zeuge mit Erschrecken sehen, wie seine Leute aufs äußerste ab gemagert, müde und niedergeschlagen waren, ohne daß auch nur das Geringste von einer politischen Beeinflussung zu merken war. Selbst bei dem gerade ankommenden Ersatz von 600 Leuten konnte keine politische Ver hetzung festgestellt werden, obwohl es sich um lauter junge Industriearbeiter aus Nürn- berg-Fürth handelte. Weiter schilderte der Zeuge dann, wie in seinen Kreisen der Rücktritt Ludendorffs als das vollkommene Ein geständnis der Niederlage aufgefaßt wurde und wie in der Frage des Waffenstillstandes jeder- mann überzeugt war, daß mit diesen Verhand lungen der Krieg endgültig zu Ende kom men müsse. Von cmcm ««itcttümp,en woltte kein Mensch mehr etwa» wisse«. SS habe nicht einen einzigen Frontsoldaten ge geben, der nicht den 11. November al« den Tag der Erlösung begrüßt hätte. Auch kein Ossizier, ob hoch, ob nieder, habe sich dem Zug in die Heimat entgegengeworfen. Damit war die Zeugenvernehmung end- gültig abgeschlossen. Die VewetSaus- nähme wird am Donnerstag mit der Ver lesung einiger Urkunden szu Ende geführt. Am Montag beginnen dann die Plädoyer». Berufung i« L»»de0pfa»pbrltsa»p»lt- pr-zeh- Berlin, 11. November. Wie die „Deutsche Tageszeitung" mitteilt, legten die in den» Prozeß wegen der Geschäfte der Preußischen Landespfandbriefanstalt zu je neun Monaten Gefängnis und zu Geldstrafen bis zu 30 000 M. verurteilte« Angeklagten v. Carlo witz, v. Etzdorf und v. Karstedt gegen da- Urteil Berufung ein. Ter Teuat der Universität Leipzig znm ReichSschnlgesetzentwnrf. Leipzig, 12. November. Der akademische Senat der Universität Leipzig hat folgende Kundgebung beschlossen: Der Senat der Universität sieht es als ge boten an, daß jede reichsgesetzliche Ord nung der deutschen Schule den religiösen, sittlichen und erzieherischen Werten, die die Bekenntnisse in sich verkörpern, sowie den Willen der Erziehungsberechtigten, die ihre Kinder zn diese« Werten hingeführt zu sehen wünschen, das Recht der freien Aus wirkung sichere. Er lehnt aber eine Wiedereinführung der sogenannten geist lichen Schulaufsicht, auch in der Form einer kirck-lichen Beaufsichtigung des Religionsunterrichts, sowie jede Antastung de» Charakter« der Volks schule al« einer StaatSei nrtchtung und der Lehrer al» Staatsbeamter nachdrücklich ab. Er fordert endlich, daß unbeschadet der Rechte der „Bekenntnisschule" all einer mit den anderen Schularten gleichberechtigten Staatsschule, die „Ge meinschaftsschule" keinerlei Beeinträchtigung erfährt, am wenigsten an dcn Stellen, wo sie be reits eingeführt und bewährt ist. Zur Frage der österreichische» Fracht begünstigung für polnische Kohle. Wien, 11. November. In der heutigen Sitzung des Finanz- und Budgetausschusse« de« Nationalrates erklärte der Handelsminister Schuerfs über die Frage der Frachtbegünstigung für polnische Kohle u. a.: Im Juli d. wurde zwischen der polnischen, der tschechoslowakischen und der österreichischen BahnverWallung ein Ab kommen abgeschlossen, demzufolge von diesen Bahnen für die Beförderung von pol- nischen Kohlen nach Italien eine Fracht ermäßigung zum Zwecke der Ausnahme des Wettbewerbs mit dem Seeweg über Danzig emgeräumt wurde. Tas Zu geständnis erwies sich im Verfolge nicht aus reichend, um den Transport für den Bahnwrg zu gewinnen. Ta die beteiligten Eisen bahnen sich nn» die erhofften Mehreinnahmen ge bracht sahen, erklärten sic sich in einer kürzlich auf Anregung der polnischen Staatsbahn zusammcngetretcnen Konferenz zu weiteren Fracht- nachlässen zwecks Gewinnung der fraglichen Trans porte bereit. WaS die in der Öffentlichkeit zur Erörterung gelangten Rückwirkungen der in Rede stehenden Tarifmatznahmcn auf die deutsche Volkswirtschaft anbetrifft, so ist der Minister der Ansicht, daß die Inkraftsetzung dieser Tarismaßnahmen keinen nachteiligen Einfluß auf dicse haben werde, weil cS sich für die Bahnen lediglich darum handle, den Kohlcnver- kehr von Polen nach Italien auf den Weg zu leiten, woran sie finanziell interessiert seien. ES handle sich bei der ganzcn Angelegenheit um eine rein finanzielle Aktion der österreichische« Bundesbahnen und der ButtdesbahnverwaUung. Von Vergeltungsmaßnahme« der deutsche« Ne gierung zu sprechen, sei ganz und gar «na«- gebracht. Die in der Interpellation Schönbauer erwähnte Ableitung des Verkehrs von Regensburg bedeute keine Vergeltungsmaß nahme. Sie gehe auf einen viel früheren Termin zurück. Der Minister erklärte schließlich, daß die deutsche RetchSrcgicrung über die ganze Ange legenheit der Tarifvergünstigung für polnische Kohle vollständig aufgeklärt werde und daß daher alle Mutmaßungen und Behauptungen, die darauf hinausgehen, daß deutsche Kreise in diesen Tarif- Vergünstigungen einen unfreundlichen Akt erblickten, unrichtig sind. Kabinettstrisis in Holland. Haag, 11. November. Ji» der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer wurde ein Antrag, der sich gegen die Beibehaltung der ntedcrländischen Gesandtschaft beim Vatikan auSspricht, an genommen. Daraufhin haben der Arbeits- Minister, der Kriegsminister, der Kolonial- Minister und der Minister sür ösfentliche Arbeiten und Wasserbauten ihre Demission eingereicht. Gleich nach Beendigung der Kammer- sitzung fanden verschiedene Fraktionsberatungen über die neuentstandene Lage statt. Eine Er klärung wird vielleicht in dem für heute abend anberaumten Ministerrat erfolgen. — Wie noch gemeldet wird, war der Antrag auf Abschaffung der niederländischen Gesandtschaft beim Heiligen Stuhle von den» evangelischen Reformpartciler Kersten eingebracht worden. Dieser Antrag wurde mit 52 gegen -2 Stimmen an genommen. Dagegen stimmten die Anti- revolutionären und die Römisch-Katholischen. Die Sitzung der Kammer wurde hierauf auf Antrag des Ministerpräsidenten Colijn geschlossen. — Die gestern zusammengetretene Erste Kammer hat einen sozialdemokratischen Antrag, mit Rücksicht aus die Kabtnettskrists die ferneren Beratungen der Erpen Kammer mnläustg auSzusetzen, mit Dolchftoß-rozrß.