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<ikel 42» deS Vertrags von Versailles deraubt hab«. ahne «» gwich^Mg i« «i»z«l»e» di« veilehluaßen »itzuietlen, au» denen ,ie die V«. rechttgnn« zu ihre» Schritt herlritc». Die Krage mutzm>fg«worfe»werbe«,»bde»»die»äum»«ganch crsMM wäre, wen« man ketu« Verstöße Denischiand» gegen die «üftung-vefttm- «»»gen entdeck» hätte. Hier lieg« derfchwächste P»nt» der Argumentation der Gegenseite. Denn seil der Londoner Konferenz von Juli und August war eS klar, daß die B e- Ireiung derkölnerZo«« nicht erfolgen würde vor dem Abmarsch d«r frauzdsisch.bel gischen Truppen aus dem Ruhrgebiet, und e» würde nn» interessieren, z« erfahren, ob von der Gegenseite amtlich« oder halbamtliche Mitteilung»« darüber nach verli» gelangt sind, und ob irgend welche Verhandlungen, sei eS aus die Initiative der Alliierten, sei es aus die Initiative dar Berllnn R'aiernng hin, grpflog«, »»»den. im Plenum sehr eingehend über den Charakter eine» nach einer englischen Meldung bei der deutschen Regierung getanen Schrilles Mitteilung zemacht wird. Mr würden eS unerträglich finden, wen» von der anderen Selle keine Verhandlungen angelnüpft wären, aber nicht «iicher «nertröglich. wenn daS deutsche Auswärtige Amt die Linge, von denen es wähl«, baß sie kommen mußten, ruhig an sich hätte her ankommen lassen. Da» eine sei schon jetzt gesagt: CS geht nicht an, da« wir von vornherein mit Emphase er ¬ klären, die Beschwerden seien re »Io» unbe gründet. (Unruhe recht» ) Selbst wen» die Alliierten nach eine« Vorwand für die R cht- räumung gejucht haben, io hätte Deutschland doppelten Aul aß gehabt, diesen Vorwand »ich» zu bieten. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Lind wir t» dieser Be< ziehuug unserer Lache ganz sicher? Ich greise nur einen Punkt heran», und zwar den der Zeitsrki»iüi-e« tri der Reichswehr, ttluruhe recht». Z«rufe: Unerhdrt'.) Rach der bedanerttche» Praxis unserer Rechtsprechung werden diejenigen wegen Landesverrats verurteilt, die über erweislich wahre Tat- fachen auf diesem Gebiete Mitteilungen an die Lssenttichkett gelangen lassen, rvenn diese An», legung schon gill, meine Herre«, warum wird der Paragraph dann nicht beispielsweise auf jene studentischen Korporationen an. gewandt, die in ihre« Mitteilungsblätter« ganz offen die Raine« derjenigen rhr»r Kameraden nenne», dir zu einer Ab««g bei der Reichs wehr einberuien find? Ich bin im Besitze von Abschriften von «riefen, die biefe Studenten an ihre Korporal,onen fende« «nd die d ese Korpo rationen dann ««vorstchttgerweise verviel. fälligen «nd im ganze» Land« weilergebe». Gin drntjchnationaletz Blatt hat dieser Doge erst wieder behauptet, daß wirLoziatdemokrate« den «egnern das Material anslieferte». Da» ist eine unverschämte Lüge. Die Herren wolle« sich bei de«en beschwere«, die von ihrem Entzücken über de« kindliche« N»f«g, de» die Reich-Wehr mit ihne» treibt, aller Welt Kenntnis gebe«. Und ei« ki«. bischer U« fug ist das Ganze! Warum läßt dem, da» ReichSwehrmintstertu« einen solche« Nnsng zu (Sebr wahr! bei de« Soz), der den natlonalistifchen Eiemrntr« ans der andere« Seite Wasser ans die Mühl« führe« muß? Mr hab«« da» gmr Recht, fest,«stelle«, daß Lentsch- Ia«d eine Abrüst«ng Volzke« ha«, wie die «e chichte sie bi» dahin nicht kannte. Aber kein «ertrag ist in der Lage, vorbereitnnge« für ei»e« nene« Krieg »« verhindern, solange di« Abrüstung nicht allgemein ist, und solange nicht durch al!« «ächte garantierte Schiedsgericht-Verträge in Wirtfmnkeit find. Aber das hindert «icht, daß wr offen kundige Verstöße ge e« unter chriebene Verträge verdamme«. (Sehr richtig! bet de« Soz. — Z«r«f recht»: Mrd dlef« Rede von den Arauzoseu bezahlt?. — Srvze Unruhe. - Glocke b,S Präjidruwu.) Liese K,age Ist die Krage eine» Lumpe»! »ch «Schi« meine P rteifreu^de bitte«, sich über btt Anloärfe von dieser rette («ach recht*) «tcht zu erregen. Wir sind sie gewöhnt. tA». dauer»de Zurufe recht». — Glocke drs Präsidenten.) Letzt handelt eS sich in unserer ganzen Auß en- polttik darum, writerzukommrn. DaS lanu nur geschehe», wenn wir auf dem Wege der Verständigung bleibe«. Bietet da» »ene Kabinett dafür ein« Gewähr? Der Herr Reichs- kanzler vr. Luther hat es gestern versprochen n«d in ««-sicht gesteM. Sr sprach von den weitere» Brrhaudzunge«. Sr kam auf die Dawe». Gesetze zu spreche» u»d beschränkte sich, wo» ihre Kritik angeht, daraus, daß er sich mit tem- selben «achdrna bemühen werd«, die sich als «mwendig erweisenden «rleichterungen und «er- b«js«rnngen diejer L»weS-G«s«tz« zu erreiche». Meine Herren von den reutschnationalen, sind Ihre Wünsche schon so Welt reduziert worden? Bor Disch la» man e» doch ganz o»derS «och in der Wahlkampagne Haven wir gehört, daß sie 2 klaveukett en seien Und hcnte sitzt Herr «Schiele, der KrakttonSvmsitztnder der Deutschnattonale» Partei war, in etner Regierung, die sich daraus beschränkt, zu versichern, daß sie e» «last an Eifer fehle« lasse» werde, die al- notwendig erkannten Erleichterungen und Verbesserungen durchznsetzrn. v. du hallischrr Löwentrotz, wohin bist du entschwunden. (H etter- keit.) Mr Haden eiueu große» »Itivposte« unserer «ui;enpclttil verloren i» der PrrsönUch» leit unseres bisherigen Reichskanzlers Marx, dessen Sittlichkeit und «radlini:kcit ihm altenthalbe« i» der Welt vertraue» geschasst Hal. Herr vr Stresemann weiß selbst am beste«, daß er sich sechst rin solche« veuratien noch nicht erworben hat. Gr zweifelt hossenllich «icht daran, baß di« Kollegen, von de»e« er sich jeut «mgede» sieht, «ich» danach angetan find, diese» Manko au», »gleiche«. Würde er e» bezweifeln, so könnte ihn ei» «list in dir ausländische Presse belehren. Wcn« schon in normalen Zelten die «eichiä« der Länder e»g miteinander verlnüpst sind, so hingt jetzt beson ders die Möglichkeit de» Wiederaufbaues Deutschlands davon ab, welche Einstellung die ans den Friede« geiinnten Elemente in de« anderen Ländern cinnehuie«. Mau oll sich auch nicht ««reden, daß diehaudelöpolttische» Wassen, die wir tu der Hand habe«, stark genug seien, nm uns a»S unserer Isolierung heran» »helfe«. Mr fordern, daß alles, waS möglich ist, geschieht, um e n<» Zollkrieg z« verhindern. Unsere Kritik au der Haltung der Reglern»- Luther ist dieselbe in der Frage dr» Völkerbundes, wie die an oer Ha!tu«g der Regierung Marx. Der Bölk«rbu»d in jeiner gege«wärüqe« Gestalt ist kein Ideal sür u«S; aber er ist die einzige Möglichkeit, sich auf rechtlichem Bode« a«sr»sprechen u«v auszuglelche«. Ich glaube, ter Gnmdgedanle müßte der fei«: Wir »isst» i» de» B-lkeri»»d hi»ei«, wir müffrn diese Hindernijfe, v^ z»m Leit künstlich aufgetärmt werde», überwinden. «nf dem Gebiete der innere« Politik hat vr. Luther über die Sittlichkeit «nd die «oral längere An»sühr»«gen gemacht. E, hat von de, christliche« Grundlage »»serer K«lt»r ge sprochen. Aber alles, was er über Sittlichkeit «nd «oral sagte, hätte doch ei« Kabinett, an dessen Spitze der Zentrumsman» Marx stand, mindestens ebensogut sage» «>d durchführen können. ES ist behauptet worde«, daß die Skandale und Korruptionen cmS der letzten Zeit notwendige Begleiterscheinungen der Republik «nd un vermeidlich« Folgen der Revol»1ion srie«. (Sehr richtig! bei den Rat.Loz. — Lachen links.) Die parteipolitisch« Ausbeutung dieser Fälle liegt auf der Hand. «» sollte »ud soll der Beweis erbracht werden, daß dir Parteien, die auf b«m «ob«» der Demokratie stehe», b»S Load auch moralisch i«Sverd«rbe« führe». Wran ma» sich »er. aegenwäriigt, welcher Apparat «nfgezoge» worben ist, um die «erhaft»»grn im Kallevarmat vor- znnrhmen, wen» ma» i« Auge behäll, i» welcher Weise wahre und falsche Mitteilungen über Einzelheiten der vor««terf»chn,g einer be- stimmten Presse ziigängllch gemacht wurden, so wird sich niemand de» SmdruckS erwehren kün- »an, daß hier der versuch vorlag, Stimmung gege« Schwarz-Rot-Gold und sür Schwarz- «ttß-Rot z» machen »nd einer rechtsgerichteten «egirrnug den Weg zu ebnen. (Lebh. Zu. stimmung links. — «idersprnch nnd Znrufe recht» ) N« »wissen Linne ist die «tt, wie die Varmat-Afsäre behandelt worden ist nnd be. handelt wird, eine Fortsetzung deS derühmten Magdeburger Prozesses, in dem der Rach, weis erbracht werden sollte, daß brr Mann, ber an der Spitze des «eiches steht, rin Lande». Verräter sei, und in dem, mit LUfe von Zengrn, denen znviel Ehre angetan wird, wenn man sie al» zweifelhaft bezeichnet (Sehr richtig! linlS) ein Urteil gesällt würde, daS den Reichspräsidenten in den Augen der bffent. lichkeit hrravsetzeu fall, t» Wirklichkeit aber für jede» anständig denkende» Menschen die Diskreditierung der deutsche« Justiz de- deutet. (Lrbh. Zustimmung links. — Z«r«fe rechts.) Wir müssen aus da» entschiedenste be« streiten, daß Abweichungen vom Pfade der ge. schästlichenlügend irgendetwas mit der StaatS. form zu tun haben. Wenn e» die Zett er laubte, wäre ich in der Lage, eine lange Liste vo» mindestens so bedenklichen Skandalen wie den hcuiigrn ans den Zetten der Monarchie vorzntragen, in denen den heutigen Anklägern polllljch sehr nahestehende Persönlichkeitln «iue sehr wenig erfreuliche Rolle spielte». Aber ich beabsichtige nicht, irgend «Iwa» von de» Diugen zu verteidige«, die heute, dank einer sehr geschlilt gelzttrle» Pressekampagne, tm Border, grund stehen, u«d auch wenn ich die Vermutung ausspreche, daß eine rücksichtslose Rachprüfuug deS Geschäftsgebarens anderer «ouzerne, jener vor alle« Dingen, denen die Ruhrlredite zu. geflossen sind (Lebh. Zustimmung links), sehr UuliebsamrS aufdcckr« könnte, so denke ich doch «icht daran, im voraus irgend etwa» rechtfertige« oder verteidigen zu wollen. Zur. zeit steht — daS kann «icht scharf genug be- tont werden — «och nichts fest. Gerade meine politischen Freunde habe« im BerwaltungSrat der Rcichsp ost gegen die Methoden der Sreditgevung Widerspruch erhöbe«, sie sind dabei aber ans ei«e ganz anders geartete Ein« ftelluug von Vertretern 4er Deutjchnationale« Vollspartei gestoßen. (Lebh. Rufe links: Hört! Hört! Bruhn! — Große Unruhe bei de« Deutjchnat.) Waren aber die Sicherheiten, die der Barmat-Konzern und andere der Post »nd der Preußischen Staatsbank boten, nn. genügend »der beruhten sie auf einer Porspiege. I«»g falscher Tatsachen, so wäre «S in erster Linie Pslicht dieser Institute gewesen, die sorg, fältigste« Untersuchungen anziistellen, bevor fie Geld gaben, «an hat e» sich insbesondere augelege» sein lassen, meine Partei »nd einzelne Mitglieder meiner Pmctti mit diesen Dingen in Zusammenhang zu bringen. Beweise dafür find nicht erbracht worde«. Ma« erzStzll sich, daß i« besttmmtc« Hände« Material vorhanden sei, bas «ns belaste. Heraus mit dem Material! (Lebh. Rafe bei de« So;.: Sehr wahr!) Das Gerichtsverfahren schwebt; ein parlamentarischer UntersnchnngSanSschnß ist eiügesetzt. Wer. den diese verhandluuge« irgend etwas ergeben, was für Sozialdemokraten belastend ist, so seien Sic davon überzeugt, daß wir unser Hans rein. z«halte« wisjr«. (Sehr gut! bei den Soz. — Erneute Zuruse von den Rat.-Loz.) Einst, weile« kehre« Sie vor Ihrer eigenen Tür! «ehre» Sie vor dem Bankhaus Bruß i« Wilmersdorf! »ehre» GP vor der Tür zahl, «fcher Ihrer Mitglied««, über bt« Mr e«ge».r Kre»»p Dtater so erfremiche A»fschläffr ge. gebe» hat. «»» l«gt H«rr vr. L»ther Wert darauf, zu »erkilltden, baß f«ine Regierung keiue Kampf. r«gi«ru,g g«ge» dl« Lt»k« u»d in». b«sv»bert geg«, dt« «Meiterfchaft fei. Aber er hat Kollegen im Kabinett, dt« weder persönlich aus demselben Holze geschnitzt sind wie er, noch, ihrer parteipolt- tschen Einstellung nach, ans den Kamps gegen da», W«S Ke Marxismus nennen, und was in Wirklichkeit Demokratie und «epudltt be. deutel, Verzichte« werde». Herr L«1her nimmt fich seine» große« Rame«dvr«der ,«m Muster, dru Reformator, der die These vrrsocht, daß wir «ur durch de« Glaube« selig werden können. Aber in drr Politik, Herr L«ther, Verlange« wir g«te Werke »Groß« Hettrrkrtt), «nd rin Kabinett maß auch in feine« Persönltchleile« die Garantie bieten, daß gute Werke von ihm mit Recht erwartet werden könne«. Wir wären Toren, wollten wir annehmen, daß die Drutfch. nationalen in der Regierung, hinter denen die Jnterrffen der großen Industrie nnd drr L««d- wiitschaft stehen, nun sür die sozialen und Wirt, schaft-politischen Forderungen drr Arbellerfchast das nötige BerständntS ausbringen. ES ist dringend «rfordrrllch, »aß, außer dr» Arbeitern in den Hochöfen- und Kokereibetrieben, schnell- stenS auch sür die übrigen Arbeiter tu de» ge- snudheitsschädlichen Industrien der zehn-und zwölf- ftüudtg« Arbeitstag wieder ab geschasst nnd durch den Achtst«nb«ntag ersetzt wird. Wir erachte» überha»pt den 8 7 nur als ein vor- »bergehrudtS Hilfsmittel «nd fordern gänz liche Aufhebung der ArbeitSzeitverordnung vom Dezember 1»2» und ihre Ersetzung durch el« vom Reichstag zu beschließendes Arbeit», zettgesrtz. (Sehr richtig! bei be« Soz.) Herr vr. Luther hat de» weiteren in ««»sicht gestellt, baß bie Löhne drr Arbeiterschaft, «ach Maßgabe drr wirtschaftliche« Berbejferung, sich hebt« würden. Ja, vergißt man denn, daß noch während der Wahlkampagne die Dentschnationale» als Bedingung jedes Preisabbanrü den Lohnabban hingeprllt haben? Denke« Sie an jenr« Brief, der, genau vor Jahresfrist, aus Ihrem Kadl«ett heraus, Herr Luther, an das Reichsarbeitsministerium gegangen ist, nnd in dem gefordert wurde, daß die Schlichtnngs- ausschüsse daraus hingewiejen werden, durch eine auf Grund deS Ermächtigungsgesetze- zu er. lassende Verordnung die Spruchtätigkrit der ge setzliche« SchlichmngSauSschüss« daht« einzu- schränken, daß über die Loh«. u«d Arbeit», fätze deS Reiches «icht oder ««r unter be- sonderen BoranSsrtznngcn hinanSgegangen werden dürfe. (Hört, hört! bei den Soz.) Diefer Vries trug die Nnterschrist des Herrn v. Schliebe«, n«d dieser Herr v. Schliebe« ist heute der Finanzminister im Kabinett des Herrn vr. Luther. — Tie deutsche Währung ist erhalten worden dadurch, daß man die Arbeits löhne drücken wollte! Wir wisse«, Sie si«d Gegner dr» Achtstundentages, Sie sind Gegner einer Fortsührnng der Sozialpolitik. Sie sind Anhänger des die LcdenShallnng vertenernden Schutzzolls. Sie wolle» den PreiSabba» »urch Lohnabbau erreiche«, Sie stehen, mit anderen «orten, klar nnd zweisrlsrei auf der anderen Seite der Barrikade, und Lie werden gegen die Arbeiiersorderuugen kämpfe«, wen« Sic fich «icht selber aufgebe« »ollen. Wie steht «s n«n mit dem großen Problem der StaatSsorm? Herr Lnther hat am Montag davon gesprochen, daß die Verfassung von Weimar, daß die Verfassung der Repnblik gegen gewaltsame Angriffe verteidigt werden fällte. Schön «nd gut! Aber die Znsammeufetznng des Kabinetts läßt den Schluß darauf z«, daß man beabsichtigt, gegen die republikanische Verfassung auf de« Wege des trockenen »der kalten Putsches vorzugehe«. (Sehr richtig! bei den Soz. — Schauspieler-Liquidationen i» alter Zeit. Johann Josef von Kurtz, der Erfinder der flehenden Figur de» jyitzbüdisch albernen „Berns» don", die m der Maria Thrresianiscben Zeit die Wiener ergötzte, iä auch der Schöpfer jener „Großen Maichinen-, Flug- und Verwandlung?- lomörien", die mtt ihren Extempore-, böhmischen Liedchen, Kinde« antominrcn und Zoten bi- tief in da- 19. Jahrhundert hinein den eigentlichen Rriz aller populären, auf Massenzuspruch speku lierenden Theateivarbietungen auSmachten. ALn erllä lccher «och als der EntpüflaSmuS d«4 Publikums war die Vorliebe der Larsteller für Bernaidoniaden Die „Faitgueu' (Strapazen), die manche Rollen in dies«« Komödien erforderten — das Fliegen, dir Arien, dt« erhaltenen Pittgä und Maudchesten — winden dem Schauspieler als „Nebengesälle* besonders bezahlt. „ES war also naiüilich^ schreibt I. v. Sonnenfels, der er- bttterte Feind der Slegreifkomödi.», in seinen (1768 erschienene«) „Briefen über di« deutsche Schaubühne", „daß «i» Schaujpieler fich und den Eetnige« viel zu fingen, viel zu stiegen gab «ad fein« Stücke auf Maulsi rllen arbettei«, wovon rr sich gewiß di« m«i '«n zwchrieb." Für dergleichen darstrlleiische Llmpazen gab eS besondere Piämien- kartte, von denen der eine oder drr cmo-re auf die Nichwelt gekommen ist. Rach einem solche» festen Tanf erhielt der Darsteller: Für jedes Ausstiegen im Stücke c t 1 st. - einen Sprung in» Wusser c » -Ist. » - - über eine Mauer odrr von einem Felsen herab. .Ist. « jede Berlleidung (und Bernaidon mußte sich, «w HanSwurst, un- zähligr Male verlleiden. « » » 1 st. « Prügel (pass«) . . , . r » SS kr. « eine Ohrfeiz« (btto) oder einen Fußtritt . . , , . , . . S4 Ir. , . jeden schwarzen oder weißen Fleck, den er sich in der Ausübung seiner Kunst zuzoz » « r « i » t S4 k. » Begiejen < i r r : » » . 34 kr. Jeder Tuellcmt in den KombattementS 34 kr. (Für attwrs Prügeln wurde nichts bezahlt; das Vergnügen daran galt als ausreichendes Äqui valent.) Auf Grund eine- solchen Tarif- durfte dann etwa der Darsteller am Wochenende folgende Quittung an oer Kasse überreichen: „Diese Woche 6 Arien gesungen 6 fl. — kr. Einmal in die Lust geflogen . i 1 „ — „ „ in- Nasser gesprungen l 1 „ — „ „ begossen wcrren. » r t — „ 34 „ 2 Ohrieigen bekommen : z « z 1 „ 8 „ 1 Fußtlitt bekomme« . r 1 » 1 — „34„ worüber dank mvchst quittiere." Kurtz selbst hat jedenfalls die Konjunkiur nach Kräften auSgenutzt. Bi« ihm, 17SL, durch da« Verbot der ernardoniaden da» Ha dwerk gelegt wurve. Aber de Ltegrcifkonödie ist bereit- zu fla k mit der Wiener Tradition verwurzelt, al- daß sie durch einfah« Ordre aus-rmerzt werden könnte. Immer wieder beginnt di« Bernardvniad« in Wien aufzuleben, und der Versuch der Laroline Neuber, Wien mtt ihrer „Gereinigten Gühne" zu beglücken, erdet mit einem Fiasko. Bi» in den Anfang der siebziger Jahr« ist Vater Brinardon in Wien Trumpf, und es gelingt ihm noch manch mal, dl« Lacher auf sein« Seit« und dr» Thealer- kassierrr zur Ber >'oeiflunz zu bringen. Da» Streich-Quartett der StaatSoper bot i» einem zweitenAbenveiu fesselndes Programm. Zunächst erweckte allgemeines Jnteressr Berdi« selten gehörte- Sircichq lartett (in L-woll). I» jrd« Hinsicht ein „Meiner", fühlt« sich Verdi, sowett es in seiner Nationalität, wie in seiner künsUeii- schen JndioiduRitäl uns der dadurch bedingten Berufung lag, auch in die Formsprache de» Kammermusitstils ein, und das Reizvolle an de» Werke ist geiade, daß er sei»« Wefrnheit nicht verleugnet, also »icht, wie man sogt, auf Stelze» geht. Die Musizielfreudigkeit also, die in dem Werke lebt, ist eS, die uns so sympathisch berührt. Sonderlich sind es die beiden Miiteljätz», di« den Hörer fesseln: ein Andantino von gewinnendem Reiz in dem an italienische Volksweisen an klingenden Hauptthema und ein lebensprühendes Prestis,imo Scherzo mtt einem in seiner dem Cello (Meister Wille) anvencauteu breiten Ge- saugsmelodir dazu prächtig konttaftieienven Trio, j Ein Scher » Fugato-Jinale, brillant von den vier Herren gefpielf, schließt das Wc-t, das auch im ersten Satz nicht ohne Reiz iS. Auf das Wert de- bi» in sein hohes Atter (Falstaff!) jugendlich- frischen italienischen Meisters folgte sttn Land?- mann Cherubini, dessen Begabung einst in Pari» in llassi-istisch angewehler Umwelt auSreifte. Sein «Ls-ttu! Quartett zeigt« di« zeichntrisch klare Linienführung des Zettflils, dabei aber auch dessen vornehm« künstlerische Artung in der Tonsprache. Schuberts über jrdr Würdigung «haben«» post- Hume» Cktichquaitett in v-moll (d«r Tod und da? Mädch«n) führte di« Hörer in- heimische deutsche Land zurück. Ein schöner, anregender Abend. Dr» Künstlern (Strub, Warwa», Spitzner, Wille) wurde verdientermaßen rricher Beifall gezollt. O. S Shmphoniekonzert drr Volksbühne. Das gestrige 14. Konzert unter Eduard MörikeS Leitung stand im Zeichen der Pro gram mustk, gab aber mit drr glänzenden Wiedergabe der symphonischen Dichtung „Don Juan" von Richard Slrauz den besten Mein zuerst. Temperament und in- strumentalr Vollkraft durchglühten diese» geniale Jugrndwerk vom bezeichnenden Eingang-thema bi» zur höchst«« Ekstase, mit dem folgenden Zusammen bruch des unerfättlichen Tilelgelderr. Als Gegen- stück dazu hörte mau die Phantastisch« Sym- phoni« von Hektor Gerlwz. Da« symphonische Fieberdrama eine» KüntterS, der sich au- Lieber- gram o,igisten wttl, «isordert subtilste Au»seilun- und dieserhalb langwierige Probt». In den Tagetbettteb gestellt, vermag da» Werk nicht allenthalben da» groß« formale Können seine» Schöpfers, die glänzende Orchestrrmilerei und die cmfeincwderplaxenden GegrnMe voll aiizuzeigsn. Blieb hier mancher Wunsch offen, so muß man doch Generalnr^sildirektor Mörik.» Ta tt wissen, daß er den Berpoz's üen „Don Juair" in seinen Wirlungs- IreiS gezogen hat. Von nranz Liszt wurde, gewiss.'!- maßen al-anrer endttRuhepunktinderEischeinungeü Flucht, dazwischen dar Klavierkonzert in Ls-äur geboten. Alice Oschmann (Ham burg) sptelte eS mit virtuoser Festigkeit und rhythmischer Schärfe, stellenweise an Wer« Schapira erinnernd, ohne j«doch diese Meisterin in rhrer zwingenden Anschlagckultur nnd starken Verinnerlichung -u «reichen. Die Zuhörerschaft des dicht besetzten Gev«behaus,aalrs spendete allen «»»führenden Faktoren lauten, «nhal enden Beifall. H. Pl Dheodor Hartler: Göre» Kttrkegaard. „Um nähe« zu können, muß man einen Knoten in den Faden machen", sagt irgendwo Sören Kierkegaard, drr grögte und tiefste Zeitkritiker, de« die Neu- zrit gegen sich selbt geboren hat. Und symboli- si«rt damit da» Wesen de» Etnrn, Notwendigen, den inner ten Kern zugleich seines Schaffen». Aus dem Papierlabyrinth der leermahlenden Hezelschrn Dialektik, die, noch «nser eigenes Leben «nt- bluiend, schon die Geistigkeit seiner eigenen Epoche verheert; zer wurde 1813 -«boren', rettet er sich auf den Höhengipfel jene» einzig prakttschen Lrb n», da» sich auf die Uil»hre d;» CH,ist«nlumS gründet, auf die Bibel, auf Gott. Richt auf d«n durch Zwaag-koppelung mtt den staatlichen Ge- walten oerwelilicht«» Gott. Auch nicht auf jenen allgemeinen, rationalistisch verdünnten, drr drm größten Unheil entwnch», da» die europäische Menschheit betroffen hat: d«r Kirchenspaltung. Kierkegaard» Golt ist der persönliche Gott der LuUata; da» konkrete Faktum, da» d«r Tatsache unser«» Ltben» z«q,«nd« Iwqt; drr Knoten tm Faden der «»ropäifchen Mrnfchhrtt-geschicht«. Den Sehn, «ritiker nnd Wtedeihersttllvr Ktmke- gaard vor dem Grwist«« einer «»rzrNosri, taumelndrn Zrtt warnend ouszmichlen, »st ver-