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Richard Strauss Richard Strauss im Zitat »Was ein richtiger Musiker sein will, der muß auch eine Speisekarte komponieren können.« Sinfonia domestica F-Dur op. 53 für großes Orchester Am 31.März 1904 präsentierte Richard Strauss in der New Yorker Car negie Hall der Welt seine jüngste und letzte symphonische Dichtung, die »Symphonia domestica«, op.53, und erntete »nach fünfzehn Pro ben mit Aufgebot von viel Energie« einen »kolossalen enthusiasti schen Erfolg« (Brief an seine Eltern). Seither ist vieles über das Werk, seine formalen Dimensionen, seine Riesenbesetzung, seinen autobiographischen Inhalt geschrieben worden. Gültigkeit aber darf wohl seines Schöpfers eigenes Wort beanspruchen: »Die Symphonie soll ein musikalisches Bild des Ehelebens geben. Ich weiß, daß einige Leute glauben, das Werk sei eine spaßhafte Darstellung des häusli chen Glückes. Aber ich gestehe, daß ich nicht spaßig sein wollte, als ich sie komponierte. Die Heirat ist das ernsteste Ereignis im Leben, und die heilige Freude einer solchen Vereinigung wird durch die Ankunft des Kindes erhöht. Dieses Leben hat natürlich auch sei nen Humor, den ich auch in das Werk eingeführt habe, um es zu erheitern. Aber ich will, daß die Symphonik, das in der Souveränität des Könnens, der Mühelosigkeit im Komplizierten und der sprudelnden Fülle des Einfalls« seinesgleichen sucht. Weg weiser durch ihr musikalisches Geschehen sei uns die im Folgenden auszugsweise wiedergegebene Vorrede Richard Spechts zur gedruck ten Studienpartitur. In einem dreiteiligen Beginn werden die Themen des Man nes, der Frau und des Kindes aufgestellt: Porträts in Motivform. Die Violoncelli bringen das erste, »gemächliche« Thema des Mannes; mit einem »träumerischen« setzt die Oboe fort; ein »mürrisches« der Kla rinette weicht sogleich dem »feurigen« der Geigen. Gleich darauf die Frau: ihr lebhaftes, graziöses Hauptthema dessen erste Noten das Mannesthema umkehren und sie so als Gegensatz ausweisen; ihr gefühlvolles, gelegentlich aber auch des Zornes fähiges Wesen.