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in dem mit einer solchen Ausschließlichkeit schmerzlichen Empfindungen Ausdruck gege ben wurde, wie in diesem von leid und Schick salskampf geprägten Werk. Mozarts Zeitge nossen empfanden die Sinfonie denn auch als befremdend düster, ja noch im Jahre 1802 wird sie in einer leipziger Kritik „schauerlich" genannt. Während die Romantik dagegen so gar hier wieder nur den „ewig heiteren" Mo zart sah und die Komposition als „anmutig graziös" auffaßte, müssen wir heute doch trotz der Verklärung des Schmerzes durch wunder baredle Formen, durch das klassische Streben nach Klarheit und Schönheit wieder die hefti ge seelische Erregung, die das Werk durch zieht, sein tragisches, düsteres Grundgefühl und die volle Größe dieser Schmerzlichkeit zu erkennen suchen. Ohne Einleitung beginnt der erste Satz (Allegro molto) sogleich mit der erregten Klage des Hauptthemas. Auch das zweite Thema bringt keinen Gegensatz, sondern er weitert lediglich den dunklen Charakter der heraufbeschworenen Stimmung durch sehn suchtsvoll-wehmütige Töne. Die starke innere Spannung des Hauptthemas, dessen motivi sches Material in der Durchführung dominiert, hält während des ganzen Satzes an. Nach erschütternden Wendungen, in denen trotzi ges Aufbegehren mit rührender Klage wech selt und zu dramatischen Auseinandersetzun gen führt, klingt der Satz in schmerzlicher Resignation aus. Im zweiten Satz, einem weit ausschwin genden, edlen Andante, bleibt der Grund charaktertrotz schwärmerischen Schweigens in sanfteren, weicheren Klängen ebenfalls traurig und nachdenklich. Neben dem schwermütigen ersten Thema werden hier zwei weitere, kunstvoll miteinander verwo bene Themen bedeutungsvoll. Selbst das folgende Menuett verrät kaum noch seine Herkunft von der zierlichen, ver spielten Tanzform des Rokoko, sondern ist in seiner herben, ja schroffen Anlage im Gegen teil ein Sinfoniesatz von der gleichen Bedeu tung und Härte wie etwa der erste Satz. Nur im lieblichen Trio wird vorübergehend ein heiter-tröstlicher Ton angeschlagen. Voller Unruhe und Leidenschaftlichkeit stürmt schließlich das Finale dahin, dessen Hauptthema übrigens Beethoven später als melodischen Kern des Scherzos seiner 5. Sin fonie c-Moll verwendete. Fast nirgends findet sich ein Ruhepunkt, auch das gesangliche zweite Thema kann nur für kurze Zeit Beruhi gung bringen. Schärfste Auseinandersetzun gen mit kontrapunktischen Verdichtungen und kühnen Modulationen in entfernteste Tonar ten kennzeichnen den Verlauf dieses Satzes. An der tragischen Grundstimmung festhal tend, schließt die Sinfonie ohne befreiende Lösung ab. Prof. Dr. Dieter Härtwig Man kann nicht: jeden Abend ins Konzert gehen, eher man Rann jeden Abend ein Buch lesen- Durchgebend »>* donnerstags 0,5 18 Uhr 19 geöffnet, u „d sonnabends bis f 3 Uhr süi^i^no-bachbanöLönq Schweriner Straße 35, 8012 Dresden 3 495 60 49, PSF 405