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das Orchester durch Hinzufügung von zwei Fagotten (zu den üblichen zwei Oboen und zwei Hörnern) sowie — für die Wie ner Aufführungen — von zusätzlichen zwei Klarinetten, zwei Trompeten und Pauken verstärkt. Solokadenzen vom Kompo nisten sind zum 1. und 3. Satz erhalten. Stilistisch ist das Werk der etwa um die gleiche Zeit entstan denen Konzertanten Sinfonie KV 320 d (364) ähnlich. Auch hier ist wieder das farbige Wechselspiel zwischen den So loinstrumenten zu bewundern, die in der thematischen Füh rung sich gegenseitig ablösen oder im Zusammenspiel teils mit, teils ohne Orchesteruntermalung fesselnde klangliche Wirkungen erzielen. Auf den festlich rauschenden 1. Satz, bei dem in der Reprise der erste Hauptgedanke in Moll eintritt, folgt ein versonnenes Andante mit reicher, figurativ ausge statteter Ornamentik, worauf ein heiteres, dem Stil Haydns nahestehendes Rondeau mit virtuosem Einschlag das Kon zert effektvoll abschließt. Aus: Kloiber, Handbuch des Instrumentalkonzerts Breitkopf +Härtel, Wiesbaden Jean Sibelius Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 43 Der heroisch-kämpferischen, klanglich den »Kalevala«-Ton- dichtungen verbundenen 1. Sinfonie folgt mit der D-Dur-Sin- fonie, die 1902 vollendet und am 5. März desselben Jahres in Helsinki unter Sibelius’ Leitung uraufgeführt wurde, ein Werk von lichter, freudiger Grundstimmung. Es wurde in Italien kon zipiert. Auch dies mag seinen Charakter mitgeformt haben, obgleich der finnische Grundton in keinem Takt zu überhören ist. Im ersten Satz (Allegretto, 6 / 4 -Takt) wird die Sonatenform bei behalten, aber Sibelius arbeitet mit drei Themen. Zu Beginn intonieren die Holzbläser über dem dunklen Klanggrund der Streicher den pastoralen ersten Hauptgedanken. Dramatisch (alla breve) und drängend (Poco allegro) ergänzen die beiden weiteren Hauptthemen die pastorale Stimmung um erregte und leidenschaftliche Züge. Der zweite Satz (Tempo andante, ma rubato, d-Moll, 4 / 4 -, %- Takt) bringt als einziger in diesem Werk düstere, schmerzli che Gedanken ins Spiel. Paukenwirbel, geheimnisvolle Pizzi- kati der tiefen Streicher, melancholisches Melos der beiden Fagotte schaffen eine Atmosphäre tiefen seelischen Schmer zes. In wirbelnder Achtelbewegung (Vivacissimo, B-Dur, 6 / 8 -Takt) huscht dagegen der scherzoartige dritte Satz dahin. Als Trio erscheint ein Lento e suave (Ges-Dur, ,2 / 4 -Takt) mit einer inni gen Oboenmelodie. Es folgen noch einmal Scherzo und Trio mit anschließender großangelegter Steigerung, die mit Eintritt des Finales (Alle gro moderato, D-Dur, %-Takt) endet. Das weitgesponnene Hauptthema verleiht diesem Schlußsatz hymnischen Cha rakter, das nahezu monotone Seitenthema hingegen hat et was von der Melancholie der nordischen Landschaft. Die kraftvolle und lebensfrohe Grundhaltung des Satzes nimmt in seinem weiteren Verlauf zu; den Höhepunkt dieser Steige rung bildet ein Bläserchoral (der sich aus dem Kopfmotiv des Hauptthemas herleitet), mit dem das Werk strahlend schließt. Aus: Schaefer, Konzertbuch für Orchestermusik Deutscher Verlag für Musik, Leipzig ferrari-auer bz