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Ur 155 e—iüa^ -G- DeuWc Mamtillt Zcifimg. -M- »H. «W. r»s«rtt»»»^sRtz» ' .»a-rhcit ud »tchl, FrMt »d Gssr-!. . , ...... . > , . . - -.- . L,.-..^.! Telegraphische Depeschen. * Gmr, 4. Juli vormittag«. Se. Müj. der Kaiser besucht» gestern Abend nach einer ^Spazierfahrt die Borstelluug iM Theater. Die Cür setzt Se. Maj. in der gewöhnlichen Weise fort. * «Nen, 4. Juli. Die Resultate der Städte- wahleu in Mahren und in der Bukowina sonne der Landgemeindewahleu in Tirol haben nicht« an dem dj-herjgen Parteiverhältniß geändert. Zn den Städten Galizien« sind durchweg Polen gewählt worden. * Neapel, 4. Juli. Der frühere Khedive, Ismail- Pascha, ist heute hier eiugetroffcn. * Ladrira, 4. Juli. Der Dampfer Oroute« mit der Leiche de« Prinzen LouiS Napoleon ist heute hier eingetrpffen. * koudott, 4. Juli. Nach hier «»gegangenen Nach richten au« der Capstadt vom 15. Juni verlautete dort, daß mit dem Könige Ketschwayo ein vierzehn tägiger Waffenstillstand geschloffen worden sei; eine amtliche Bestätigung liegt noch nicht vor. Der Lieute nant Carey, welcher den Prinzen LouiS Napoleon auf dem RecognoscimngSritt, bei dem der Prinz fiel, be gleitete, wird vor ein Kriegsgericht gestellt werden. * Stössel, 4. Züli. Die Repräsentanten- kammer hat die vier ersten Artikel deS Gesetzent wurfes genehmigt, welcher zur Verhinderung von Un gesetzlichkeiten bei den Wahle« die Gesetze über die persönlichen Abgaben sowie die Gesetze über die Wahlen verschiedenen ArndirUNgen unterzieht. Die Annahme deS ganzen Gesetzentwurfes gilt letzt als gesichert. * Srüssel, 4. Juli. Der Kriegsminister G eneral Renard ist gestern Abend gestorben. "Wien, 4. Z»li abends. Meldungen der Poli tischen Correspondenz auS Konstantinopel: „Die Verhandlungen wegen der Aufhebung deS FermanS vom Jahre 1873 dauern fort. Die Westmächte machen BermittelungSvorschläge, die weniger auf eine sachliche Correctur, al« vielmehr auf eine solche in dhr — D^wülMM^BEH« » hi« VukkitW / 1Aß" er nicht oeÄfichsi^,' Ma^müL - Nedim-Pascha in die Regierung zu berufen, wirkten beruhigend. Die Abreise Mahmud-Nedim-Pascha'S wird für nächste Woche erwartet. — Die Ernennung Karatheodory-Pascha'S und Munis Pascha'S zu Bevoll mächtigten für die Grenzverhandlungen mit Griechenland steht bevor; ein bezüglicher Antrag deS CabinetS ist dem Sultan zur Sanction unter breitet worden." * Parts, 3. Äuli. Nach einer Meldung der Ägence Havas aus Athen sind gestern zwischen Griechen und Türken an der Grenze einige Schliffe gewechselt wor den. Die Türken überschritten die Grenze und führten eine Heerde Vieh und drei Hirten mit sich fort. "Alejauvria, 3. Juli. Der Khedive Tewfik- Pascha hat an Cherif-Pasch» ein Schreiben gerichtet, in welchem er hervorhebt, daß es sein lebhafter Wunsch sei, die finanzielle Ärifih in Aegypten beendet zu sehr». Al« Hanptmntel zur Beseitigung Liefer Grisis bezeich net der Khedive eine verständige Einschränkung der öffentlichen AuZgäben, eine vollkommene Rechtlichkeit auf allen Gebieten de« öffentlichen Dienstes und Re formen in dem Justiz- uns in dem Verwaltungsdienste. Bei der Durchführung diu Reformen rechne er auf die Unterstützung der gesammlen Nation und auf den Patriotismus aller Beamten. * Neu park, 4. Äuli. Nach hier eingegangenen Nachrichten au« Haiti vom LO. ZuNi ist der Auf standsversuch in Port-au-Prince als gescheitert anzusehen. , Dir zurückgetreteneu preußischen Minister. Die National-Zeitung sandte zunächst dem zurück- getretenen Finanzminister Hobrecht folgenden ehrenden Nachruf nach: „Wer Hrn. Hobrecht persönlich gekannt hat, hat seit Jahren gewußt, daß er einmal Minister werden würde. Cr ist ganz au« dem Holze, aus welchem tüchtige Staatsmänner geschnitzt werden. Er hat die Fähigkeit, welche Goethe al« die hevorragendste des Staatsmannes bezeichnet, «daS Große groß und das Kleine klein zu sehen», das verwirrende Detail den großen Gesichtspunkten unterzuordnen. Die Versuchung einer doctrinären Auffassung tritt nicht leicht an ihn heran; sein Blick heftet sich mit Vorliebe auf die Praxis. Er hat seit 30 Jahren Gelegenheit gehabt, in den verschiedensten Lebensstellungen reiche Erfah rungen zu machen. Endlich besitzt er die Geschicklich keit, tüchtige Kräfte anderer für sich zu gewinnen und sie den Zwecken, die er vor Augen hat, dienstbar zu mache». Wie sich die Rache seines Ministeriums um den ihnen bis dahin fremden Chef scharten, ihm ihre Hülfe und Unterstützung liehen, mit welchem Vertrauen sie ihm entgegenkamen, daS spricht nicht minder beredt für ihn al« die Sicherheit mit welcher er sich in kur- ,.V W HÄ Mt VMM Gebiet Mgearbei- tet hat. Ob er recht gehandelt, alS er sich in eine Lage versetzen ließ, in welcher ihn die Gefahr bedrohte, seine Kräfte nutzlos verbraucht zu sehen, darüber künn gestritten werden. Der MiSerfolg, welcher ihn ge troffen hat, ist von andern vorausgesehen und voraus- gesagt worden, vielleicht auch von ihm selber. Jetzt, da die Sache vorüber ist, gestehen wir offen, daß wir unS im Interesse des Reiches und des StaateS, im Interesse der guten Sache darüber freuen, daß er de» Schwierigkeiten, welche sich ihm entgegengestellt haben, nicht auSgewichen ist. Die Probe, die er gemacht hat, kann in der Thät als eine maßgebende betrachtet werden. WaS einem Manne von solchen Eigenschaften miS- lungen ist, das überwinden gekonnt zu haben, wird wol kein anderer sich schmeicheln. Als ihm das Amt eines Finanzministers angeboten wurde, lag für ihn die Sache so: Ei« Aufgabe »ar gestellt, die an sich »»dankbar war, Lie Uber doch ge- löst werden mußte. Diese Aufgabe bostaub dar«, da« System der indirekten Skaern so umzugeftalt«, daß e« für da« Reich ergiebiger würde. D« Noth- wrnvrgkrit einer solchen Reform war nicht abzulneg- nen; e« gab auch im Reichstage wie im preußische» Landtage eine Majorität, welche trotz der Unpopu larität, mit welcher jede Steuererhöhung zu kämpfe« hat, bereit war, ihre Unterstützung zu leih«. Die Schwierigkeit«, welche zu besiegen waren, lagen mehr als in der Aufgabe selbst in den begleitenden Um ständen, in der Trübung der politischen Lage, welche eingetreten war, in den persönlichen MiSstimmungen, die im Schose der Regierung wie in den Kreisen der Volksvertretung ausgebrochen waren, in dm vielen andern Fragen, die, oft genug mit großer Plötzlichkeit auftauchrnd, mit der Frage der Steuerreform in Ver bindung gesetzt wurden. Die vielen, welche in dem Zeiträume zwischen dem Rücktritt Camphausen'S und der Ernennung Hobrecht'S eS abgelehnt haben, daS Amt eines Finanzministers anzutreten, sind nicht zu- rückgeschreckt vor der Schwierigkeit der Aufgabe selbst, sondern vor den anderweitigen Dornen, die am Wege standen. Als Hr. Hobrecht sich bereit finden ließ, das Amt anzutreten, schien er von der Ansicht auszu gehen, daß, wo eine Aufgabe gestellt ist, deren Noth- wendigkeit nicht bestritten werd« kann, auch ein Manu zu finden sein muß, der die Ausgabe löst. Und gegen die Richtigkeit dieses RaisonnementS wird nichts eiu- gewendet werden können. Er ließ sich durch die be gleitend« Umstände nicht schrecken und ging entschlossen auf den Kern der Sache los. Mit dem Bismarck'schen Finanzplane in seiner ursprünglichen Gestalt, mit der Erhöhung der Finanzzölle hatte sich der Minister Hobrecht vollständig identificirt; zur Förderung dieser Idee hat er das Seinige redlich beigetragen. Die Art, wie er in dem preußisch« Abgeordnetenhause die konstitutionelle Frage erledigt hat» wird ihm zum dauernd« Ruhme gereichen. Hätte Fürst Bismarck an dieser ursprünglich« Idee festgehaltm, so würde er sie mit der Unterstützung Hobrecht'S zur Ausfüh rung gebracht haben. Weder die gelegentlichen Mei nungsverschiedenheit«, die zwischen den beiden Män nern hervortraten, noch der Anlaß zum endlich« Rücktritt Hrn. Hobrecht'S ist in diesem Ke« der Frage zu suchen; die Schuld daran tragen die «Zwischen fälle». ' Die untadelige konstitutionelle und deutsche Gesin nung Hobrecht'S konnte sich selbstverständlich mit dem Anträge Franckenstein nicht befreunden. ES scheint ihm dies auch gar nicht zugemuthet worden zu sein. Man hat ihn bei den Compromißvcrhandlungcn nicht gefragt und hat eS ihm überlassen, aus dem Gange der CommissionSverhandlungen die Ueberzeugung zu gewinnen, daß für ihn der Zeitpunkt gekommen sei, sein Abschiedsgesuch vorzulegen. Leipziger Stadttheater. R: Leipzig, 5. Juli. DaS Stück „Der KönigS- lieutenant" von Gutzkow leidet an so viel Unnatürlich keiten und Unwahrscheinlichkeit«, daß nur ein äußerst gewandtes Spiel der beiden Hauptperson«, des Gra fen v. Thvrane und des jungen Wolfgang Goethe, einigermaßen darüber hinweghelfen kann. Beide Rollen wurden nun zwarjene von unserm sehr tüchtig« heimischen Künstler Hrn. Johannes, diese von einem Gaste, Frl Friedhoff aus Stettin — im ganzen kor rekt gespielt, aber Heiden fehlte gerade jenes Etwas, was allein uns mit der Figur des hypersentimentalen französischen Kriegers und der deS knabenhaft vorlau ten jungen Wolfgang versöhnen und einigermaßen be freunden kann. Hr. Johannes hatte viel zu schwere Accente für diesen Thorane, dessen „Misogyne" doch immer einen mehr französisch-pathetischen als ein« deutsch-sentimen talen Anstrich haben muß, und Frl. Friedhoff ließ, bei aller sonstigen Lebhaftigkeit ihres Spieles, doch daS Bedeutende vermissen, was der künftige Dichter- heroS wenigstens im Keime schon zeig« muß, wenn er unS interessiren soll. Der alte Goethe mit seinem völlig deplacirten phrasenhaften Deutschthum ist eine ganz mislungene Figur, aus der wenig zu machen; er ward mit ent» sprechender Repräsentation von Hrn. Pettera gegeben. Hr. Stöckel als Adjutant spielte angemtss«. Die weiblich« Rollen der Frau Rath und der Frau Sekatz war« bei den Damen Senger und Spitzeder in besten Händen, ebenso die Roll« deS Sergeantmajor und dctz Dienstmädchens bei Hrn. Eichenwald und Frl. Paula Tullmger. Auch die Gruppe der Maler war befrie digend. DaS Ganze ließ aber die ohnehin nicht zahl reiche Zuhörerschaft ziemlich kalt, wenn auch die Haupt personen Hr. Johannes nnd Frl. Friedhoff Hervorrufe erhielten. -«Leipzig, 4. Juli. Infolge der Beurlaubung mehrerer Mitglieder unserer Oper zeigte die vorgestrige Vorstellung von Gounod's „Faust und Margarethe" einzelne Rollen neu besetzt. Die des Valentin zunächst war durch einen Gast Hrn. vr. Basch vom Stadt theater zu Magdeburg vertreten. Der Sänger ver fügt über ein an sich wohlklingendes, wenn auch nicht sehr großes Organ, dessen Klangfarbe nur mitunter durch nicht richtigen Ansatz oder Forciren des Tones beeinträchtigt wird, auch etwas zum Tremuliren neigt. In musikalifch-declamatorischer Beziehung ist der Leistung Correctheit, der Auffassung und Durchführung der Rolle Verständigkeit und Gewiffenhaftigkeit nachzu- rühmen. Doch verlangt die Rolle noch kräftigere Striche in der Charakteristik, gewichtigere Accentuirung, die ganze Darstellung des Gastes hatte etwa« zu Klei nes, Verhaltenes, Zahmeö. Den Mephisto gab Hr. Wiegand in gewandter, lebendiger, aber doch zu harm los-gemüthlicher Darstellung. Allerdings haben die Textverfaffer wenig oder nichts Satanisches an Me phisto gelaffen, aber da ist eS eben Aufgabe des Dar stellers, zu ergänzen, und wenn dies auch nur mittels entsprechender Mimik geschieht. Denn der Teufel muß eben Teufel bleiben. Frl. Schreiber, der« Gretchen Referent zum ersten mal sah, bot in dieser Rolle eine ihrer vorzüglichst« Leistungen, ein nach jeder Seite hin künstlerisch ab gerundetes und in sich harmonisches, durch seine innere Wahrheit Sympathie erweckendes Charakterbild. Um eine Kleinigkeit zu erwähnen, so hätten wir lieber ein weniger langes, weil zu sehr die Sängerin" ver- rathendeS Verweilen auf dem hohen Tone bei dem „un"-geleitet („kann ungeleitet nach Hause gehn") ge wünscht. Wollten doch unsere Künstler' sich darüber nicht täuschen, daß derartige musikalische VortragS- sineffen, weil sie eben wider die Natur der Sache sind, gerade den entgegengesetzten Effect machen von dem, den sie beabsichtigten. Die Rolle des Faust fand durch Hrn. Lederer eine treffliche Darstellung, an wel cher besonders das Männliche und das Ungekünstelte, die natürliche Wärme des Ausdrucks wohlthuend be rührten. Wie alle ihre Rollen führte Frl. Löwy die der Marthe in Gesang und Spiel mit viel Sorgfalt durch, aber in zu feiner Auffassung; die Charakteristik der Marthe verträgt derbere, drastischere Züge. Eine in jeder Beziehung gewinnende, überhaupt eine ihrer besten Leistungen gab Frl. v. Axelson als Siebel. In dieser Rolle verabschiedete sich dieselbe zugleich vom hiesigen Publikum; die ihr zutheil gewordenen BeifallS- und Blummspeuden beweisen, wie mannichfache Sym pathien sich die liebenswürdige, bescheidene und streb same Künstlerin erworben. Mit ihr verlaffen leider zugleich Frl. Bernstein, deren hiesige Wirksamkeit in ihr eine Künstlerin von vorzüglicher Begabung und Gestaltungskraft hat erkennen kaffen, und Hr. Bär, «in gewandter, sicherer und vielseitig tüchtiger Dar steller, unsere Bühne.