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DmWc Mgeminc Zeitung «BrhrhtU »d ßkcht, Freiheit. »G Dtsth!» MittBSch, 22. Aamar 1879. I»s«r«w st»» »» »i« m PK »k «^>lle»j«ik « »»t« W. «r. 1». MM»t »»b«r ko»««-»» u»M. P»ri» -—»«««» »V. MW. »»« «ist,»!»« «»»»«, «Pf. Telegraphische Depeschen. *-erl.üt, 20. J»n. Sr. Maj. GsattdcckScor- vette Luise, 8 Geschütze, Commandant Corvctten- kapitän Schering, ist am 6. Jan. in Suez eingetröfsen und hat am 7. Jan. die Reise nach Aden fortgesetzt. * -reesan, 20. Jan. In der heutigen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung wurde m der engern Wahl Juslizrath Friedensburg mit SO Stimmen zmn Oberbürgermeister gewählt. Der Gegen- candidat Miquel erhielt 47 Stimmen. Zum zweiten Bürgermeister wurde der Stadtsyndikus Dickhuth mit 93 Stimmen gewählt. * Nürnberg, 20 Jau. Gestern hat sich hier ein liberaler (antifortschrittlicher) Verein gegründet, an dessen Spitze die hervorragendsten Bürger stehen. » Darmstadt, 20. Jan. Der Großherzog ist heute früh mit seinen Kindern nach England abgereist. »Audapest, 20. Jan. Unterhaus: Bon Apponyi wurde eine Interpellation an die Regierung darüber emgebracht, ob das von den Zeitungen publicirte Project der Organisation der Verwaltung Bosniens und der Herzegowina authentisch sei, und ob Lio Negierung Lie gedachte oder eine andere Organisation der Verwal tung ohne Rücksicht auf die Gesetzgebungen festzustellen und einzuführen gedenke. Auf eine Anfrage. Simo» nyi'S wegen der orientalischen Pest erwiderte Minister präsident TiSza, die Regierung -werde alle nothwen digen Maßregeln ergreifen, nm das Uebel von deu LandeSgrenzen fern zu halten. Bom Handelsminister wurde der Handelsvertrag mit Italien vorgelegt. ^Lsm, 20. Jan. Senat: VitelleSchi richtete eine Interpellation an die Regierung und gab hierbei eine historische Ueberficht über die Beziehungen Italiens zu den auswärtigen Mächten, über die onentalische Frage und die Occupation Bosniens und der Herzegowina. Der Interpellant erkannte an, daß Oesterreich iu die sen Ländern eine große Mission zu erfüllen habe. Weiler berührte derselbe einige infolge der Occupa» ryeise auf die innere unsichere Politik Italiens faste. Er erkenne an, daß Italien durch den Berliner Ver trag nicht geschädigt worden sei, glaube aber, daß dies Lurch seine innere Politik geschehen sei und daß sich die Lage Italiens dem Auslande gegenüber verschlim mert habe. Schließlich verlangte der Redner eine feste innere Politik, damit Italien die Achtung Europas wiedererlangen könne. * Versailler, 20. Jan. nachmittags. Deputirten- kammer: Berathung des Programms des Ministe riums. Sinard (gemäßigte Linke) spricht sich lobend über die Vergangenheit des Ministeriums aus, findet aber das Programm desselben unzureichend, namentlich bezüglich der Beamten. Der Ministerpräsident Dufaure erwiderte, - er nehme die von Senard ausgesprochenen Gesinnungen gern entgegen. Dufaure erinnerte sodann- an den Theil, den er an der Begründung und Befesti gung der Republik genommen, und erklärte, er werde sich künftighin «och strenger bezüglich der Beamten zeigen, ohne jedoch die von denselben geleisteten Dienste zu vergessen. Nach Dufaure ergriff Madier Montjau (radikal) da« Wort. *P»rt«, 20. Jan. Admiral Touchard ist ge storben. * Loudon, 20. Jan. Die Times meldet aus Kurrachee von gestern, General Stewart laste in der Richtung gegen Girishk und Khelatighilzai Re- cognoscirungen vornehmen. ^Petersburg, 20. Jan. Durch verschiedene An- tungen läuft gegenwärtig eine Mittheilung, wonach nach dem Abzüge der russischen Truppen eine euro päische gemischte Okkupation RumelienS .statt finden solle, bei welcher vorzugsweise Belgien und Schweden - betheiligt sein und auch die Großmächte ein kleines Contingent stellen solle«. I« Bezug auf diese Nachrichten wird von unterrichteten Personen mit» getheilt: 1) Die Frage einer gemischten militärischen Besetzung nach dem Abzüge der russischen Truppen aus Ostrumelien ist unter anderm von dem öster reichischen Minister Grafen Aodrassy zur Zeit des Berliner CongreffeS angeregt worden. 2) Die an gegebenen Specialien (Ziffern, Nationalität der Con» tingcnte) beruhen durchweg nicht auf thatsächlicher Unterlagt. 3) Cs hat über die Frage seinerzeit.unter einzelnen Mächten ein Ideenaustausch stattgcfunden, welcher aber nicht zu einem Abschluß geführt hat. 4) Es hat gegenwärtig nicht den Anschein, als ob das Project einer solchen gemischten Occupation zur Ausführung gelangen werde. »Wien, 20. Jan. abends. Der ^Politischen Cor- respondrnz wird auS Konstantinopel vom 19. Jan. gemeldet, bei der Redaction pes-russisch-türkischen Friedensvertrages hätten - sich »nerwarteterweise Schwierigkeiten erheblicher Natur.ergeben,.welche, den Abschluß Ler Verhandlungen und - die! Unterzeichnung Bevollmächtigten beständen auf LcrAufnahme eine« Artikel« in den Friedensvertrag, -der: die Pforte zur Durchführung aller in dem. Berliner Vertrage unbe rührt gelassenen Bestimmungen des Vertrages von San-Stefano verpflichte. Die türkischen Bevollmäch tigten wollten indessen die Nothwendigkeit dieser neuen Stipulirung nicht anerkennen und hätten darauf hin- gewieseu, daß die Pforte die Anerkennung der von dem Berliner Vertrage unberührt gelassenen, ihr Lurch den Vertrag von San - S tefauo auferlegten Verpflich tungen niemals verweigert habe. Trotzdem hoffe man, daß eine Verständigung erzielt werden würde. — Mukhtar-Pascha hat der Pforte die.!Anzeige gemacht, daß er das Dorf Amino bei Arja für den Zusam mentritt der türkisch-griechischen Grenzreguli- rungScommissivn gewählt habe. »Mok-autsWPdl, SO. Jam Nqch hier eipge- gqngenen Meldungen au» Philippopel vom 19. Jan. hat-die,europäische Commission.Lie Kap. 3 Md 4 LfS organische« Statut«, welche vpn dem GeueralgoMerneur,Md der Eentralverwallyng han deln, in erster Lesung angenommen und ist sopaun in die Berathung peS Kapitels über die Provjnzialver- sammlung eingetreten. »Dresden, 20. Jan. Kronprinz Rudolf von Oesterreich wird nächsten Donnerstag vormittags aus Prag hier cintrcffen und bis Sonnabend am hiesigen königlichen Hose verweilen. Die Vorlage über die Strafgewalt -es Reichstags. — Leipzig, 21. Jan. Die von der «Post», jeden falls nicht ohne Grund, so offen angekündigte Bereit willigkeit he« Reichskanzlers, auf Modisicationcn sejneS vielbesprochenen Gesetzentwurfs über die Strafgewalt des Reichstages sich leinzulasten, stellt die Angelegen heit der Vorlage insofern auf eine andere Grundlage, als dadurch die. Erörterung solcher Modisicationcn auch für die Presse in den Vordergrund gerückt wird, wäh rend bisher, wo man annehmen mußte, der Reichs» k-nzler werde betreffs seiner Vorlage sagen: „ganz oder gar nicht", auch die Opposition dagegen sich auf die einfache Ablehnung beschränken mußte. Im Reichstage wird vielleicht zuerst die Etikette frage angeregt werden, ob eS nicht überhaupt gegen die Selbständigkeit dieser hohen Körperschaft verstoße, wenn Bestimmungen über die Disciplin im Hause, statt vom Reichstage selbst, von den Regierungen, statt in der Form von Geschästsordnungsparqgraphen (nach Art. 27 der ReichSverfassung), iu der Form eines Ge setzes erlassen würde«. Eine solche Vorfrage hängt »ufS engste zusammen mit her materiellen Frage: ob und welche GrweiterM' gen der DiSeMnargewalt HEiKLMRGchchHMMft Würde man z. B. dem Reichstage ein Recht. derAuS- schließung eines Mitgliedes Such nur für den-Lauf einer Session einräumen Westen, so wäre pieS etwas, was nicht wohl bloS im Wege der Geschäftsordnung festgesetzt werden könnte, soMerNi «ner ^ BeWftigung. bedürfte,.Mil - dabei picht Rechte der Ab-- geordneten allein, soydcwn Rechte der Wähler» schäften in Frage kämen. Unser« Exachtellszkann es -sticht,rfchwer,fallen,^« sichten, , was der blaßen inner« GstschäftSordnuug des Reichstages ayhtimfällt, was darüber hinauSgeht. Jene« wird der Reichstag .Min zu regel» haben,- und k« -.steht -zu erwarten, daß dazu sofort„heim -Beginne der.Session .an« der Miste des Reichstage« /Mau«, hie.Initiative /ergriffen wird; , dieses (riste-Ähäudr- rung der Renhsverfafsupg), müßte selbstverständlich Der Fall des vr. Müller. Unter obigem Titel schreibt die Natioual^Zeitung: i,Wegen Beleidigung des Oberlehrers vr. Müller zu Lippstadt - durch- die Presse sind in den jüngsten Ta gen zwei Pastoren von Ler siebenten Abtheilung dcS berliner Stadtgericht« verurtheilt worden. Zweimal hat man Hrn Müller dann in dem preußischen Ab- gcordneteuhause zum Gegenstände Le« Angriffes von konservativer Seite gemacht. Die Herren v, Hammer stein und v. Meher-Arn«walde haben in den stärksten AnSdrückcn gegen den lippstädter Oberlehrer sich er gangen. Um was handelt e« sich nun? Bor zwei Jahren hat Hr. Müller (den Geheimrath Stander al«, einen Mann von ausgezeichneter technischer Befähigung schil dert, der Lew.naturwissenschaftlichen Unterricht auf eine Höhe gebracht, wie sie andern Anstalten zu. wünschen Wäre) seinen -Primanern au« , einem Buche, von Caru« Sterne über Darwinismus eine Anzahl Stellen yor- gelesen, LaS ist da« Verbrechen. Die Schulbehörde hat seinerzeit deshalb dem allzu eifrigen Lehrer eine Rüge crtheUt. Damit hätte man sich allseitig be ruhigen können. WaS mag wol. der Grund sein, warum man auf Vr. Müller jetzt nach Jahren ein so concentrirteS Feuer eröffnet? Wahrscheinlich weniger die Persönlichkeit de» Hrn. Müller.als die UnterrichtS- verw»ltung sollte damit angegriffen, «in Seitenstück zu Ler Verantwortlichkeit de» EultnSministers für Hödel sollte, geschaffen werden. Der Abg. Frhr, y. Hammer stein sprach offen auS: die Schulaufsichtsbehörde - trage Li« Verantwortung - dafür, wenn «in Geschlecht aufge ¬ zogen werde, deren religiöses Bekenntniß der - Atheis mus, deren politisches Ler CommuniSmu» -fei. Me Ankläger de« vr. Müller haben das ' Buch von Caxus Sterne zur Hand genommen, die ketzeri schen AnSsprstche daraus notirt und sie weisen sie triumphirend.vor. «Seht», sagen sie, »solche Dinge lehrt man unsere Kinder!» Nur schade, daß dis Aus wahl, die Or. Müller getroffen hatte, mit derjenigen absolut nicht stimmt, welche seinen Gegnern solchen Anstoß gegeben; nur schade, daß es h-rmlose Ausein andersetzungen über Festigkeit oder Veränderlichkeit der Arten waren, welche dieser blinde Eifer noch nach zwei Jahren verfolgt. Das ist in der Gerichtsverhandlung wie hurch den CultuSminister und den RegierungS- commiffar bestätigt worden. Die pädagogische Frage, die sich hier »«knüpft, wäre allerdings einer vorurtheilSlosen Behandlung werth, selbst im preußischen Abgeordnetenhqufc. Die Geschichte der Naturwissenschaft ist mit den Streit fragen, welche man heutzutage mit dem Namen dcS Darwinismus bezeichnet, so innig verknüpft, daß eS für eine irgend eingehende Behandlung unmöglich wird, diesem Namen auSzuwejchen- Die naturphilosophischen und theologischen Consequenzen, welche an diese Hypo thesen geknüpft werden, kann Ma» freilich unserer Jugend erlassen. Da aber die Theorien de» Dar winismus ebenso von Anhängern einer mechanischen Welwrdnung als von denen eznes WeltregierepS, von den Aposteln des ZufqlleS wie, yon denen der Zweck mäßigkeit- in Anspruch, genommen^ werden, da die Be rechtigung der allgemeinen Meichhrit im CommuniS- muS wie die Berechtigung Ler Aristokratie als eines, Naturgesetze« mit. gleicher Bestimmtheit uud Lebhaftig keit daran« hergeleitet werden, so ist un« der fromme Eifer, . der sich gegen die Hypothese an sich wendet, nicht recht verständlich. Ucker die polemischen Mittel qber, welche in dieser Angelegenheit gebrancht .wurden, hat. La« Stadtgericht ein Urtheil abgegeben, welchem die öffentlich« Meinung nach dem Nachspiel, das die Gerichtsverhandlung im Abgeordnetenhause gefunden hat, Mr in verstärktem MM sich -«schließen Auu." Bismarck 'Aurkdvten. DaS englische GesellschaftSjournal Truth erzählt: Bismarck war zu keiner Zeit gerade. eine angenehme Persönlichkeit, weNn eS sich darum handelte, Privat- oder öffentliche Geschäfte mit ihm zu vereinbaren. Er ist mit gar wenig Geduld auf pieWett gekommen und, hat seitdem alljährlich etwa« davon eingebüßt. Eine« Abends befand er sich in dem Sqlon der Fürstin BariatinSki und wüßte so viele scharfe.Dinge über diese und jene öffentliche.Per sönlichkeit, zu erzählen, daß eS den Zuhörcrn ganz pnbe- h,glich zu Mulhe wurde. Endlich empfahl sich Se.„Pxc.: »stein .gleich darauf ließ sich die Summe de» Hofhunp.es vernehmen, welcher dem seinen Wagen aufsuchenpen Ge sandten wie wstth.end nachbellte. Fürst Barjatinski konnte der Versuchung, Gleiches mit Gleichem, zu vergelten, njcht länger widerstehen; rasch öffnete er ein Fenster. Md xief dem Scheidenden mit stehender Stimme die Bitte nach: „Uonmeur l'»wd»Ds»6eur! Beißen Sie mir doch ja meisten Hund nicht." Der kürzlich ermordete „Genttal-Mesim-v ließ Bismarck einstmals im Lercle LnglaiS abblitzen., Letz terer Pflegte daselbst klarten zu spielen und tpas einstmals den General, welcher sein Ohr mit dem Taschentuch be deckte. „Haben Sie Ohrenschmerzen?" srug der Gesandte theilnehmend. „Ja, Srcellenz", war die Antwort, „vou, sonne un coux <ls langne."