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8584 Phasen deS Fürsten Alerander von 1842 bi» heute, und al« er z» Ende war, donnerte ein einstimmige»: «Der Kütfl muß abdanken!» Die Abdan- kungSacte wurde gleich verfaßt, und eine SkUpschtinadeputativn, bestehend au« 27 Mitgliedern, begab sich zum Fürsten, um seine Abdtmtion zw for dern, während die Skupschtina beisammen blieb. Der Anführer der Depu tation sprach beiläustg folgende Worte zum Fürsten: «Herr! (gvspoösru!) die Nation hat genügend eingesehen, daß du weder da« Geschick noch den Willen hast, Serbien zu beglücken. Die Nation bittet dich durch unS, daß du der Fürstenwürde entsagst, und sie gewährt dir vollkommene Freiheit, im Lande zu verbleiben, ohne daß dir und den Deinigen auch nur ein Haar gekrümmt wird. Die Nation harrt auf deine Entsagung; thue e« ohne Zögern und zeige dich so als Patriot!» Der Fürst entgegnete, daß er nur zu Gunsten deS Fürsten Milosch Obrenowitsch entsagen werde, und forderte Bedenkzeit bis morgen. Die Deputation kehrte in die Skupschtina zurück, worauf diese die Sitzung aufhob. Mittlerweile drangen die Fürstin und ihre Verwandten in den Fürsten, nicht abzudanken und alles auf das Spiel zu setzen; den herbcigerufenen fremden Konsuln wurde alles mitgetheilt, zwei von ihnen sollen sich ganz indifferent gehalten haben. Nachmittags ließ der Fürst der Skupschtina melden, er werde nicht abdanken, und die Für stin ließ vier Equipagen bespannen, um mit dem Fürsten nach Kragujewacz zu flüchten; dieses Vorhaben konnte jedoch nicht ausgrführt werden, da eS sicher fehlgcschlagen wäre. Die Skupschtinaren, unterrichtet von allem, waS im Konak vorging, sammelten sich um Ä Uhr abends und sendeten aber mals eine Deputation zum Fürsten, um ihn wieder zur Abdankung zu brin gen; diese Deputation kam unverrichteter Dinge um 9^2 Uhr in die Skupsch tina zurück, wo schon draußen 2—3000 bewaffnete belgrader Bürger ver sammelt waren. Man konnte in dieser Masse kein Wort reden hören; nur als die Skupschtinaren um 9^ Uhr die Sitzung verlassen wollten, erhoben die Außenstehenden ein einstimmiges: «Uutrug (Zurück) in die Sitzung; was ihr begonnen, muß jetzt beendigt werden», und ließen die Skupschtina- rcn nicht heraus. Als bei dem Lärm Secretär Gruitsch zu Worte kam, bat er die Bürger, sie srei gehen zn lassen, da die Skupschtina jedenfalls daS Begonnene zu Ende führen werde. Die Masse ließ sich jedoch nicht früher besänftigen, als bis der Vicepräfldent Stewtscha diese Worte sagte: «Brü der, was wir heute begonnen, werden wir morgen jedenfalls beendigt ha ben.» Ein tausendstimmiges «Lsivio» ertönte darauf, und alles ging ruhig nach Hause. Ich erzähle Ihnen diese Thatsachen als zufälliger Augen- und Ohrenzeugc ganz so, wie sie waren. Um den Konak gehen noch jetzt Mas sen von Menschen auf und ab, ohne ein Wort zu sprechen. Man glaubt, der Fürst werde sich nachts in die türkische Festung begeben, und in diesem Falle würde er durch die Skupschtina abgesetzt werden. Alle Bürger Bel grads sind unter den Waffen und haben die Wachen und Patrouillen über nommen." Unterm 23. Dec., 10 Uhr vormittags, wird dem Pester Lloyd dann noch geschrieben: „Der Fürst hat sich nachts in die Festung geflüchtet, die Skupschtina entsetzt ihn eben jetzt und proclamirt den Fürsten Milosch Obre nowitsch. Die Tscharschiläden sind gesperrt, die Bürgerschaft bewaffnet. Die frühem Freunde des Fürsten Alexander sind die ersten, die dem neugcwähl- ten Fürsten «Xsivios» zurufen." Die Oesterrcichischc Zeitung enthält folgenden Bericht auS Belgrad vom 24. Dec.: „Nach der Proclamirung des Fürsten Milosch Obrenowitsch zum Fürsten von Serbien zog das Volk bewaffnet, mit Musik, durch die Stadt, und es erschallte ein 2ivio über daS anvere. Wnchich und Gara- schanin, sowie der Senat, sind gegen die Ernennung Milosch'S. Beide und noch mancher andere dürsten sich in ihrer Rechnung sehr verrechnet und diese ohne den Wirth gemacht haben. Wenn auch große Aufregung herrscht, so ist doch die gesetzliche Ordnung und Ruhe noch nirgends gestört worden. ?. 8. Plötzlich allgemeiner Tumult. Das kragujewitzer Militär soll ein- gerückt sein. Die Skupschtina ist in den Senat gedrungen und hat ihn gebunden." Nach einer auS Belgrad in Wien eingetroffene» Depesche vom 28. Dec. herrscht zwischen dem Senate, der Skupschtina und der interimisti schen Regierung vollständige Einigkeit. - Die politischen Flüchtlinge haben Amnestie erhalten. Der Oberbefehl über daS Militär ist dem Mitgliede der provisorischen Negierung, Srerka, übergeben worden. Die Wahl der an den Fürsten abzusendenden Deputation hat stattgefunden. Amerika. Die Europa ist mit 79503 Doll. Comptanten und Berichten ausNeu- york(wo endlich die Persia angekommen war) vom 14. Dec. in England einge troffen. Im Senat beantragte Hr. Clingman, von Nordcarolina, die Resolution: „daß der Präsident ersucht werde, die ganze, mit Großbritannien und Ni caragua betreffs Beendigung oder Aufrechthaltung des Clayton-Bulwcr- Tractats geführte Korrespondenz vorzulegen." In der Motivirung dieses Antrags berief er sich auf frühere Aeußerungen des Präsidenten, und führte ferner als Beweggrund an, „daß besagter Tractat Bestimmungen in sich schließe, die der theuer gehaltenen Politik und der zukünftigen Wohl fahrt der Vereinigten Staaten feindlich gegcnüberstehen und darauf berechnet find, der unabhängigen Handlungsweise dieser Republik dort, wo es ihre gebieterische Pflicht werden könnte, die Angelegenheiten CentralamerikaS zu regeln und zu überwachen, entgegcnzutreten". Der Senat beschloß diese Resolution all aeta zu legen, bis die schwebenden Unterhandlungen been digt sein werden. Die Zeit scheint übrigens einem derartigen Anträge gün stig zu sein, denn die Stimmung gegen England und gegen die europäi schen Kontinentalmächte ist wieder eine gereizte geworden, seitdem der ame rikanische Dampfer Washington vor San-Juan von britischen Offizieren, denen er al« ein Freibeuterfthiff verdächtig war; ungehalten wurde,>und seitdem die Amerikaner zu fürchte» angefangen haben, ««- die au« Mobile entwichenen Genossen Walker'« durch englische »der französische Kriegsschiffe abgefangen werden, dürften. Wa» den erste» Punkt betrifft, so hatte ««« Comtte der au«wä,tlgen Angelegenheiten im Repräsentantenhaus« einstimmig beschlossen, ihn einer genauen Untersuchung zu untärziehrn, und meldet eine telegraphische Depesche au« Washington vom 16. Dec., die betreffenden Er klärungen der bethelltgten britischen Offiziere seien von der amerikani schen Regierung als vollkommen befriedigend angenommen worden. Da gegen meldet eine andere Depesche von daselbst, daß „der Präsident jede» Angriff englischer oder französischer Kriegsschiffe auf den mit Passa gieren auS Mobile abgegangenen Dampfer Susan al» eine» gewalt samen Eingriff der europäischen Mächte in die Angelegenheiten der Centr-l- staaten Amerika« ansehen werde". Di» »Union», das Organ der Regierung, deutet in ihrer Nummer vom 11. Dec. ebenfalls an, daß dubich eine der artige Einmischung die Krist« dem AuSlande gegenüber beschleunigt werden dürfte. DaS genannte Blatt spricht von den auS Mobile entwichenen Frei beutern nicht ander« als von ^unsern Landsleuten", denen gewiß tausende von Amerikanern zu Hülfe eilen würden, sollten sie angegriffen werden. Den Anhängern Walker'» ist dieser Ton der Regierung OhreüschmauS, während die Gesandten Englands und Frankreichs über diese drohenden Auslassungen eistaunt und die übrigen Diplomaten auf« äußerste gespannt sind. Ueber daS weitere Schicksal der Susan ist nichts bekannt; man weiß nur, daß französische und englische Kriegsschiffe auf sie Jagd machen, und eS fehlt nicht an Journalen und Leuten, die einen Oqpus belli ip aller nächster Nähe wittern. Ganz allgemein scheint aber diese Auffassung keines wegs zu sein, und der New-Aork Courier antwortet auf die Drohungen , zdes RegierungSartikelS mit grobem Hohn und derben Zurechtweisungen. KS sei, schreibt er, doch gar zu auffallend, daß der Präsident acht Tage nach seiner friedeverheißenden Botschaft in die Kriegspofaupe stoße. DaS amert- nische Publikum werde sich dadurch kaum auS seiner Ruhe stören lassen. Es betrachte jene „unsere Landsleute", die von der Regierung Plötzlich in Schutz genommen werden, nachgerade als den gefährlichsten aller Däga- bundenhaüfen im ganzen Lande, kaum schlimmer als die Piraten von Sa rawak und die indischen Seapoyö, und lächerlich sei der Wähn , daß die Amerikaner zu ihrem Schutz Gut und Leben lassen würden. Im Gegen'theil würden drei Viertel aller Amerikaner höchst erfreut sein zu vernehmen, daß die ganze Bande mitsammt ihrem Fahrzeuge in den Grund gebohrt wor den sei, und verteufelt wenig würden sie sich darum kümmern, don welcher Nationalität die betreffende Jngrundbohrung auSgegangen sei? Ein solcher Dienst würde von allen achtungSwerthen Amerikanern dankbar anerkannt werden, und Por einem Kriege wegen eine« Angriffs auf Walker brauche man durchaus keine Angst zu haben. Die zwischen der englische» und ame rikanischen Negierung betreffs der Durchsuchungsrechte geführte Korrespon denz ist von der amerikanischen Regierung veröffentlicht worden, enthält jedoch nur Bekanntes. Lord Malmesbury erscheint durch sie in keinem gün stigen Lichte, indem er, wie Dallas selbst bemerkt, binnen 24 Stunden seinen Standpunkt aufgab und das UntcrsuchungSrecht, das er früher histo risch vertheidigt hatte, plötzlich als völkerrechtswidrig fahren ließ. Die Er nennung von Hrn. Preston aus Kentucky zum Gesandten in Madrid und die von Hrn. I. Haney Jones zum Gesandten in Wien haben die Bestä tigung des Senats erhalten. Dasselbe gilt von den neuen mit China und Japan abgeschlossenen Verträgen. , , — Die sogenannte Monroe-Lehre bildet den Gegenstand einer interes santen Zuschrift an den Morning Advertiser. Es heißt in derselben : „So oft amerikanische Journalisten Lärm machen und Eisen fressen oder Flibustier- plane beschönigen wollen, berufen sie sich auf die Monroe-Doctrin, als wäre dies ein Paragraph im amerikanischen Grundgesetz oder wenigstens ein pon allen Präsidenten seit Monroe anerkanntes Princip; dasselbe thutt die euro päischen Journalisten, wenn sie von der .maßlosen Ländergier und Rauflust der Vankees sprechen. Da der eigentliche Ursprung deS Geredes von der Monroe-Doctrin gewiß vielen Lesern entschwunden sein wird, so schadet eS wol nicht, Monroe's ipsissiwa verba hier zu wiederholen. In der Bot schaft von 1823, während der Zeit der Kämpfe zwtfchen Spanien und- dessen amerikanischen Colonien, sagte Präsident Monroe: An den Kriegen der europäischen Machte, an den Angelegenheiten^ welche sie selbst angchen, haben wir uns niemals betheiligt, noch verträgt eS sich mit unffrer Politik, dies zu thun. Nur wenn unsere Rechte angefallen oder ernsthaft bedroht werden, nur dann ahnden wir Unbilden oder rüsten uns zur Abwehr,: Mit den Bewegungen auf unserer Erdhälfte stehen wir nothwendig m mehr unmittelbarem Zusammenhänge und die Ursachen liegen für jeden erleuchteten und unparteiischen Beobachter klar zu Tage. Die Offenheit gebietet uns daher, und'wir find es den zwischen den Vereinigten Staaten und jenen Mächten bestehenden steundlichen Be ziehungen schuldig, zu erklären, daß wir jeden Versuch, der ihrerseits gemacht würde, ihr System auf irgendeinen Theil dieser Erdhälfte auSzudehnen, als eine Gefahr für unsern Frieden und unsere Sicherheit ansehcn würden. Die gegenwär tigen Colonien oder Besitzungen europäischer Mächte haben wir ungestört gelassen und werden wir nicht zu stören suchen. Aber waS die Regierungen (itl Ameriw) betrifft, die ihre Unabhängigkeit erklärt oder behauptet haben, so könnten wir jede etwaige Dazwischenkunft einer europäischen Macht, um sie zu unterdrücken oder in sonstiger Meise ihre Geschicke zu beherrschen, in keinem andern Acht als in dem der Kundgebung unfreundlicher Gesinnungen gegen die Vereinigten Staatey he- trachten. Die jüngsten Ereignisse in Spanien und Portugal zeigen, daß Europa noch nicht in den Fugen ist. Hr. Monroe sagte also deutlich genug, daß seiner Meinung nach die Vereinigten Staaten nicht den Beruf haben, die amerikanischen Besitzungen, welche europäischen Mächten gehören, anzugreifen. Trotzdem schwört jeder amerikanische Flibustierfreund beim Namen Monroe auf di« «Doetrin», daß