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1338 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mitteilungen. 24. Jahrg. Nr. 22. winnenden Nebenprodukte unter Ausschluß des Gases auf etwa 4000 000$ veranschlagen. Daß für diese Produkte auch Absatz vorhanden ist, ergibt sich aus dem Umstande, daß gegenwärtig noch große Mengen Teerfarbenprodukte nach den Vereinigten Staaten ein geführt werden. Auch glaubt man, daß eine erhöhte Teergewinnung der Brikettindustrie zugute kommen würde, welche gegenwärtig durch die hohen Teerpreise in ihrer Entwicklung behindert ist. Der Erzverbrauch der amerikanischen Hochöfen im Jahre 1903, welcher sich auf rund 351/2 Millionen Tonnen bezifferte, wurde zu 97,3 % durch die Förderung amerikanischer Eisenerzreviere gedeckt, während die Einfuhr fremder Erze, die haupt sächlich aus Kuba* und Kanada stammten, nur 2,7 °/o des Gesamtverbrauchs ausmachte. Der bei weitem größere Teil der in den Vereinigten Staaten geförderten Erze besteht bekanntlich aus Koteisenstein. Karbonate, welche nur noch in Ohio gewonnen werden, bilden 0,1 % der Gesamtförderung; die einst bedeutende Ge winnung von Kohleneisensteinen besitzt nur noch einen ganz geringen Umfang. Die besonders in den Staaten New Jersey und New York gewonnenen Magneteisen steine bilden 4,4 °/o der Gesamtförderung, während etwa 86 °/o auf Roteisenerze und 9,5 °/o auf Brauneisen erze entfallen. Genau ist das Verhältnis zwischen Rot- und Brauneisenerz nicht festzustellen, da nicht überall eine scharfe Trennung dieser beiden Erzsorten stattfindet, doch machte die Summe der geförderten Rot- und Brauneisenerze jedenfalls 95,5 °/o der Gesamt förderung aus. Die folgende, dem „American Engi neering and Mining Journal“ entnommene Zusammen stellung zeigt den prozentualen Anteil der verschiedenen Reviere an dem Eisenerzverbrauch der Vereinigten Staaten sowie auch das Verhältnis der aus diesen Erzen gewonnenen Roheisenmengen zu der gesamten Roheisenerzeugung. Die letztere Berechnung stützt sich auf den Durchschnittsgehalt der Erze und gilt als annähernd genau. ... Eisenerz Roheisen Reviere 0/ 0/o Oberer See 74,0 78,9 Alabama 10,2 7,5 Andere südliche Staaten . . 6,1 4,5 Staaten an der atlant. Küste 4,8 4,4 Rocky Mountains 1,8 1,6 Südwestliche Staaten ... 0,3 0,3 Ohio 0,1 0,1 Eingeführte Erze 2,7 2,7 100,0 100,0 An der Küste des Stillen Ozeans wird kein Eisen erzbergbau betrieben; die einzigen Erzlager, die mög licherweise eines Tages Bedeutung gewinnen können, liegen im Staate Washington. Das sonst erzreiche Kalifornien enthält kein Eisenerzvorkommen, auf welches sich eine Eisen- und Stahlindustrie gründen könnte. Diese Zahlen zeigen deutlich, in welch hohem Maße sich die amerikanische Eisen- und Stahlindustrie auf den Bergbau am Oberen See stützt. Von den übrigen erzfördernden Bezirken kommt gegenwärtig und für die nächste Zukunft als einziger Wettbewerber nur Alabama in Betracht. Allerdings sollen in Wyoming möglicherweise noch bedeutende Lager vorhanden sein, aber die Transportverhältnisse liegen hier so ungünstig, daß es voraussichtlich lange dauern wird, bis ein Abbau wirtschaftlich möglich ist. Falls die Frage der Erzbrikettierung erfolgreich gelöst würde, könnten eventuell auch die großen Lager titanhaltigen Sandes im Adirondacbezirk für die amerikanische Eisen industrie Bedeutung gewinnen. — Der Umstand, daß sich die Erzförderung am Oberen See in wenigen starken Händen befindet, hat den dortigen Erzmarkt in diesem Jahr vor einer Panik bewahrt, wie man sie im Jahr 1893 erlebt hatte. Die Erzpreise betrugen während der letzten Schiffahrtssaison für Bessemererz aus den alten Bezirken mit 63 %. Eisen, 0,045 °/o Phosphor und 10 °/o Feuchtigkeit 3,05 bis 3,10$, während für Nicht-Bessemererz derselben Her kunft mit 60 °/o Eisen und 12 % Feuchtigkeit 2,65 bis 2,70 $ bezahlt wurden. Die Erzverschiffungen des Jahres 1904 bleiben zwar hinter dem Durchschnitt der beiden letzten Jahre, welcher sich auf fast 26 Millionen Tonnen stellte, zurück, sind aber beträchtlich größer, als man zuerst annahm, sie werden nach der „Iron Trade Review“ etwa 19 Millionen Tonnen betragen, abgesehen von dem neu erschlossenen Baraboo-Distrikt,* dessen Erze direkt nach Süd-Chicago versandt werden, und dem Michipicoten-Bezirk, dessen Förderung verhältnismäßig unbedeutend ist. Bei Eröffnung der Schiffahrtssaison lagerten in den Lake Erie-Häfen und auf den Vorrats plätzen der Hochofenwerke etwa 9500000 t; rechnet man hierzu 19 Millionen Tonnen, welche während der letzten Saison verschifft wurden, so ergibt sich für das Betriebsjahr 1904/1905 ein verfügbarer Vorrat an Lake Superiorerzen von 28500000 t. Einen guten Gradmesser für den jeweiligen Gang der amerikanischen Eisenindustrie bildet der Frachtenverkehr auf dem Kanal von Sault Ste. Marie, welch letzterer bekanntlich den Verkehr- zwischen den Lake Superior-Häfen und den östlichen Eisen- und Kohlenbezirken vermittelt. Der Frachtenverkehr war besonders im Monat September sehr bedeutend, in welchem 4759 7671 den Kanal passierten. In der dies maligen Schiffahrtssaison betrug der gesamte Frachten verkehr bis zum 1. Oktober ostwärts 13 350845 t, westwärts 4 874 469 t, insgesamt demnach 18225 314 t. Der Gesamtverkehr in dem entsprechenden Zeitraum des Jahres 1903 bezifferte sich auf 24398074 t, so daß eine Abnahme gegenüber dem Vorjahr von 6172 760 t oder 25,3% zu verzeichnen ist. Der Transport wurde durch 10584 Schiffe mit einer durch schnittlichen Ladefähigkeit von 1719 t vermittelt. Von dem Gesamtverkehr des Jahres 1904 entfielen auf Eisenerz 11244560 t gegenüber 16098400 t im Vor jahr. Die Eisenerzverschiffungen haben sich demnach um 4853840 t vermindert, während die Kohlen Ver schiffungen von 5 022024 t auf 3489 861 t, also um 1532 163 t, zurückgegangen sind. Außer Eisenerz und Kohle kommen für den Frachtenverkehr auf dem Sault Ste. Marie-Kanal noch Roheisen und verarbeitetes Eisen, Kupfer, Silbererze, Bausteine und Salz in Betracht, doch sind die Mengen dieser Materialien gegenüber den beförderten Mengen von Kohle und Eisenerz un bedeutend. Beim Vergleich der im Vorjahr und im laufenden Jahr verschifften Mengen ist indessen zu berücksichtigen, daß die Schiffahrtssaison in diesem Jahr erst am 15. Juni eröffnet werden konnte, so daß reichlich sechs Wochen verloren gingen, und ferner, daß der Unterschied durch die noch im Oktober er folgten recht bedeutenden Verschiffungen teilweise aus geglichen sein dürfte. — Auf der Festversammlung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute am 24. April d. J. hat bereits Dr. ing. Schrödter in seinem Vorträge** : „25 Jahre * Das kubanische Erz wird ausschließlich in einigen wenigen Hochöfen der atlantischen Küste verschmolzen. * „Stahl und Eisen“ 1904 Heft 18 S. 1096. ** „Stahl und Eisen“ 1904 S. 490.