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1320 Stahl und Eisen. Aus Praxis und Wissenschaft des Gießereiwesens. 24. Jahrg. Nr. 22. erzen (Schmelzung 3) stellen sich nun folgender maßen : 1000 kg Erz der verwendeten Qualität kosten etwa 40-; gesetzt wurden auf 1000 kg Eisen 45 kg, sie erhöhten also den Preis des Roheisens um 45.0,040 = 1,80 .6. Die Schlacke ver mehrte sich von 8,5 bis 9 % auf 13,5 bis 14,0 %, also f d. Tonne Eisen um etwa 50 kg, die aus dem Ofen eine Wärmemenge von rund 50.500 = 25 000 W.-E. entnehmen, zu deren Erzeugung ein Mehrverbrauch an Koks von etwa 5 kg = 0,08 für 1000 kg Eisen erforderlich ist. Des weiteren zeigt sich gleichzeitig mit der Verringerung des Schwefels eine starke Abnahme des Siliziums, bei Versuch 3 von 1,90 im Mittel auf 1,50, also um etwa 0,4 °/o, bei Versuch 4 und 5 um etwa 0,3 %. Rechnet man diese Entwertung des Roheisens, einem Vorschlag von Professor Wüst* entsprechend, mit 1,50 bis 2,00 zAL oder, da diese Zahlen wohl etwas hoch erscheinen dürften, nur mit 1,00 endlich noch den höheren Ofenverschleiß mit 0,12 N, der in Wirklickkeit noch bedeutend höher sein wird, so ergibt sich eine Gesamtverteuerung der Schmelzkosten um 1,80 4- 0,08 — 1,00 -+ 0,12 £3 f. d. Tonne Roheisen. Der Mangangehalt ist bei der Schmelzung 3 nahezu unverändert geblieben, während er bei den Versuchen 4 und 5 um etwa 0,2 % ge stiegen ist. Diese Steigerung des Mangangehalts wird ganz besonders und voraussichtlich in noch stärkerem Maße da auftreten, wo einerseits der Mangangehalt des Einsatzes sehr gering ist, und anderseits zum Umschmelzen des Eisens sehr große Koksmengen erfordert werden, so daß ge nügend Kohlenstoff zur Reduktion des Mangans zur Verfügung steht. Dieses ist z. B. bei der Herstellung von Tempereisen der Fall, wo man infolge des hohen Koksverbrauchs und der da durch hervorgerufenen enormen Steigerung des Schwefel geh al ts während des Umschmelzens** mit sehr großen Schwierigkeiten zu kämpfen hat und infolgedessen ein brauchbares Verfahren zur Ver ringerung des Schwefelgehalts, selbst unter erheb lichen Mehrkosten, ganz besonders freudig be grüßt werden würde. Leider tritt aber hier die für den Verlauf des Glühprozesses sehr schäd liche*** Steigerung des Mangangehalts störend ein, weshalb man auch hier von einer Verwendung der Manganerze absehen muß. Einen großen Vorteil sieht Professor Wüstt darin, daß die Schmelztemperatur der Schlacke durch Manganerzzusatz erniedrigt wird. Letzteres ist ja unzweifelhaft der Fall, und es mag dies * „Stahl und Eisen“ 1897 S. 855. ** „Stahl und Eisen“ 1903 S. 32; 1904 S. 305. *** „Stahl und Eisen“ 1903 S. 35, 1904 S. 305 und 1122. + „Stahl und Eisen“ 1903 S. 1134. für manche Fälle immerhin einen gewissen Nutzen bieten. Dasjenige Eisen jedoch, an dessen Festigkeit hohe Anforderungen gestellt werden, bei dem ein hoher Schwefelgehalt demnach ganz besonders unerwünscht ist, also solches für Maschinenguß, Tübbings, Kokillen usw., verlangt eine starke Überhitzung und demzufolge eine hohe Tempe ratur im Ofen, damit eine wirkliche innige Mischung der doch in der Hauptsache aus sehr heiß er- blasenen Eisensorten bestehenden Einsätze statt findet. In dieser hohen Temperatur ist aber eine Schlacke mit einem Kalkgehalt von 25 bis 30°/«, selbst darüber, wie ich aus eigner Erfahrung be richten kann, — und zwar, wie ich betonen will, ohne Zusatz von Flußspat und ohne Vorwärmung des Gebläsewindes —, noch so dünnflüssig (was ja für eine gute Schwefelaufnahme unbedingt er forderlich ist), daß sie, aus dem Ofen geblasen, in einer nur wenig geneigten Rinne noch etwa 5 m weit bis in den Schlackenkasten lief, ohne auf diesem Wege zu erstarren, und zwar nicht nur bei den großen 10 t-Öfen, sondern auch bei einem kleineren Ofen von 3 bis 4 t stündlicher Schmelzung. Selbstredend ist dies nur möglich, wenn nicht allzuweit mit dem Kokssatz herunter gegangen wird, wie dies aus falschen Sparsam keitsrücksichten, aber auf Kosten der Qualität des Eisens leider so häufig geschieht. Da demnach die sich bildende Schlacke sowieso auf die einer guten Qualität des Eisen wegen erforder liche hohe Temperatur erhitzt werden muß, so liegt natürlich kein Grund vor, weshalb man mit dem eine hohe Bildungstemperatur der Schlacke erfordernden Kokszuschlag nicht so weit wie mög lich hinaufgehen sollte, wenn dies wie hier zum Zwecke einer guten Schwefelaufnahme erfordert wird. Es ist also in diesem Falle in der leich teren Schmelzbarkeit der manganoxydulhaltigen Schlacke ein wesentlicher Vorteil, der zugunsten des Erzzusatzes spräche, nicht zu erblicken. Übrigens pflegt auch, wie ich nicht unerwähnt lassen möchte, bei einem hohen Kalkgehalt der Schlacke der Eisenoxydulgehalt derselben sowohl relativ als absolut sehr niedrig zu sein, so daß mit einer Erhöhung des Kalkzusatzes gleichzeitig eine Verringerung des Eisenabbrandes verbunden ist. 8. Schmelzung. Endlich wurde noch ein Versuch mit einem Eisen für Maschinengußstücke vorgenommen, das infolge starken Bruchzusatzes einen höheren Schwefelgehalt im Einsatz aufwies, bei dem aber eine Entschweflung viel eher zu erwarten war. Es wurde zunächst eine Stunde lang, von 12 30 bis l 30 , mit 3'/ s °/° Kalksteinzuschlag, von 1 30 bis 3 00 mit 41/2°0 Kalkstein und 2 °lo Mangan erz, von da wieder mit 31/2 °/o Kalkstein ge schmolzen. Die während dieser Zeit entnommenen Proben waren wie folgt zusammengesetzt: