Volltext Seite (XML)
Die Elegia-Klage des Andante non troppo greift auf melodisches Material des ersten Satzes zurück. Das düstere Quartenmotiv der Bässe leitet zum gequälten Klagegesang der Oboe über. Das melancholische Thema der Einleitung wird in mehreren Variationen im ganzen Orchester abgewandelt; es entfaltet sich gleichsam ein bitterer Totentanz. Mit dem mottoartigen Quartenmotiv kehrt der Satz ohne Tröstung in die Anfangsstimmung zurück. Der wohl eingängigste Teil des Orchesterkonzertes ist der vierte Satz: Intermezzo interrotto (Allegretto). Dieses „unterbrochene Zwischenspiel" zeichnet sich durch bezaubernde Melodik, kapriziöse Rhythmik und transparente Instrumentation aus. Nach dem verwandelten Quartmotto erklingt eine südosteuropäisch gefärbte Melodie, die nach einem Walzermittelsatz immer wiederkehrt. Der fidele Gassen hauer der Klarinette wird barsch unterbrochen — ebenso ergeht es den Violinen und der Baßtuba, die sich an dem leichtgeschürzten, leicht parodistischen Thema versuchen. Mit dem Quartenmotto im Baß schließt der Satz. Die Gegensätze zwischen der unerbittlichen Strenge des ersten Satzes, dem bedrückenden Klagegesang der Elegia und den Späßen und Scherzen des zweiten und vierten Satzes blieben bisher unaufgelöst Das Finale bringt auch nicht die Versöhnung der Kontraste, sondern das entscheidende Gegengewicht, den Übergang zu einer wahrhaft lebensbejahenden Haltung, zu kraftvollem Optimismus. Im schmetternden Hörnerklang erscheint das Motto. Ein großes Tanzfest beginnt. Wirbelnde, lebensfrohe Weisen und Rhythmen, dem Geist ungarischer Folklore verpflichtet, sind zu organischer Einheit gefügt. Wieder begegnet ein ausgedehntes Fugato im Durchführungsteil. Das Quartenmotiv erhält inmitten des turbulenten Volksfestes seine endgültige Gestalt: Trompeten und Hörner erweitern es zu einem Siegesthema, das an Beethovens „Eroica" erinnert. Dr. habil. Dieter Härtwig Nächstes Konzert: Montag, den 31. Mai 1976, 19.30 Uhr Konzert der Dresdner Philharmonie Dirigent: Günther Herbig Solistin: Jutta Czapski, Berlin - Klavier Werke von Rainer Kunad, Fryderyk Chopin und Ludwig van Beethoven Achtung! Zu diesem Konzert findet 18.30 Uhr im Gesellschaftsraum des Kulturpalastes (Eingang Schloßstraße) ein Einführungsvortrag statt. Preis des Programmheftes: —,30 M III9.92 jtG 059 11 76