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586 Stahl and Eisen. Das Verhalten des Koksschwefels im Hochofen. 25. Jahrg. Nr. 10. ein Hochofenkoks des westfälischen Ruhrkohlen- gebietes verwendet, der einen Gesamtschwefel- gehalt von 1,406 °/° hatte. Der Koks zeigte 86,07 °/» Kohlenstoff und 10,05 % Asche. Die Asche desselben hatte folgende Zusammensetzung: FezOa .... 21,50%; Fe =15,05% Al20s .... 27,36 „ 38,26 „ CaO 6,13 „ MgO 3,32 „ MnaO4 .... 0,61 ., Mn = 0,439 % 0,50 „ P = 0,220 „ SO 8 2,292% 99,97 % Die für die Bindung des Schwefels haupt sächlich in Betracht kommenden Mineralbestand teile des Koks sind Eisen, Kalzium, Magnesium und Mangan. Als Bestandteile des Koks machen sie folgende Prozentsätze aus: Fe . . . 1,511% Mg . . . 0,201% Ca . . . 0,441 „ Mn . . . 0,044 „ Insgesamt könnten diese Metalle 1,41 °/o Schwefel binden, nachdem die für die Bindung der Phosphorsäure nötige Menge Kalzium in Abzug gebracht worden ist. Da diese Zahl nur wenig von dem direkt ermittelten Gesamt schwefelgehalt abweicht, könnte man annehmen, daß sämtlicher Schwefel des Koks in Form von Sulfiden und Sulfaten vorhanden wäre. Wäre als Sulfid nur der am Eisen gebundene Schwefel vorhanden, so müßten 0,86 °/ 0 Schwefel des Koks durch anhaltendes Kochen mit Mineral säuren und Durchleiten von Kohlendioxyd als Schwefelwasserstoff vergast werden können. Das Mittel aus verschiedenen Versuchen ergab einen als Schwefelwasserstoff austreibbaren Gehalt an Sulfidschwefel von nur 0,116 °/o Schwefel. Da als Sulfatschwefel 0,0922 °/o Schwefel im Koks vorhanden sind, so sind insgesamt nur 0,208 °/o Schwefel an Eisen, Kalzium, Magnesium oder Mangan gebunden. Die verbleibenden 1,198°/« Schwefel müssen folglich in anderer Form und zwar als organischer Schwefel vorhanden sein.* Der organische Schwefel beträgt demnach 85,20 °/o des Gesamtschwefels. Dieser Fall ist jedoch nicht außergewöhnlich. An einer großen Zahl von Bradbury, Muck und Blum veröffent lichter Analysen kann man durch Umrechnung finden, daß der Gehalt an organischem Schwefel, abgesehen von einer Ausnahme, in Prozenten des Gesamtschwefelgehalts ausgedrückt, zwischen 66 und 92°/o schwankt. Daneben ist ein kleiner Teil des Schwefels als Sulfür und ein weiterer kleiner Teil als Sulfat vorhanden. Eine ein wandfreie Methode zur Bestimmung des organi schen Schwefels ist noch nicht aufgefunden worden. * Bradbury: „Chemical News“ Vol. 38 S. 147 ff; Muck: „Stahl und Eisen“ 1886 S. 468 ff; Blum: „Zeitschrift für analytische Chemie“ 1888 S. 445 ff; Fischer: „Chemische Technologie der Brennstoffe“ 1880 sowie „Die Brennstoffe Deutschlands und der übrigen Länder der Erde und die Kohlennot“ 1901. Der verbrennliche Schwefel. Die Be stimmung des verbrennlichen Schwefels im Koks basierte auf der Verbrennung der feingepulverten Kokssubstanz im Sauerstoffstrom. Als Absorptions- flüssigkeit für das entweichende Gas dienten teils Kaliumpermanganat, teils Bromsalzsäure. Das Mittel aus 10 ausgeführten Versuchen ergab 1,09 °/o verbrennlichen Schwefel. Durch Addition dieses so bestimmten Schwefels mit dem Schwefel im Rückstände erhalten wir jedoch nie auch nur annähernd den Gesamtschwefelgehalt. Der Grund hierfür liegt in der gleichzeitigen Ent stehung von Schwefeltrioxyd neben Schwefel dioxyd. Die weißen Schwefeltrioxyddämpfe gingen sowohl durch sämtliche Vorlagen unverändert durch, als auch durch die Schutzvorlagen aus Alkohol oder Natronlauge. Sie wurden von Vor lagen, die auf —8 bis —10° C. abgekühlt waren, wederaufgefangen, noch von wasserfreier Schwefel säure absorbiert. Auch durch eine zur hellen Rotglut erhitzte Platinspirale gingen dieselben unzersetzt hindurch. An den vielen Versuchen konnte man ersehen, daß die Neigung des Koks schwefels , eine höhere Oxydationsstufe ein zunehmen als die von Schwefeldioxyd, mit stei gender Temperatur und einem zunehmenden Überschuß von Sauerstoff wächst. Die lebhaftere Bindung des Koksschwefels zu Schwefeltrioxyd beim stärkeren Überleiten von Sauerstoff wird auch wohl teilweise auf die hierdurch hervor gerufene Temperatursteigerung zurückzuführen sein. Unter Zugrundelegung des Mittels von 1,09 °/o verbrennlichem Schwefel ersieht man, daß 15,93 °/o des Gesamtschwefelgehalts, zu Schwefeltrioxyd verbrannt, in den Vorlagen nicht aufgefangen worden sind. Ob auf Grund der bei diesen Versuchen gemachten Beobachtungen die Schlußfolgerung berechtigt ist, daß auch beim Hochofenprozeß vor den Formen infolge der dort herrschenden hohen Temperatur der in dem Koks noch vorhandene Schwefel nicht nur zu Schwefel dioxyd, sondern auch zu Schwefeltrioxyd verbrannt wird, muß einstweilen dahingestellt bleiben. Die weiteren Versuche erstreckten sich aut das Verhalten des Koksschwefels gegenüber dem Wasserstoff, Wasserdampf, Stickstoff, Kohlen oxyd und Kohlendioxyd bei höheren Tempera turen. Die Versuche wurden in einem elektri schen Widerstandsofen von Heräus ausgeführt, wobei die Dauer der Erhitzung ohne Anwärmen und Abkühlen jedesmal fünf Stunden betrug. Die in einer Porzellanmühle zu Pulver verriebene Kokssubstanz war bei etwa 120° C. getrocknet. Zur Untersuchung gelangten jedesmal etwa 1,2 bis 1,7 g Koks, je nach dem zu erwartenden Glühverluste. Die Kokssubstanz befand sich in einem etwa 100 mm langen und 15 mm bi eiten Porzellanschiffchen, welches in die Verbrennungs röhre des elektrischen Ofens eingeschoben wurde. Als solche diente eine innen und außen glasierte