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WaöenauerAnzeiger Mmg siir PmM, WMs, W, SdrmiMf, Atu, SMi^ O. Amtsblatt für den Stadtrat zu Rabenau. Erscheint Montag, Mittwoch und Freitag nachmittags. Abonnementspreis Mark vierteljährlich. — Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 15 Psg., für auswärtige Inserenten 20 Psg., Reklamen 30 Psg., im amtlichen Teil 35 Psg., tabellarischer Satz entsprechend höher. Jeder Anspruch auf Rabatt erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. — Für Fehler in telephonisch aufgegebenen Inseraten übernehmen mir keine Verantwortung. Redaktion, Druck und Verlag von Hermann Marbeck in Rabenau. «MM 18. Aarlq, m L sMer ML »--«Ich-Vr «v-- 31. MgW. Lokales imd Sächsisches. Rabenau, 21. Oktober 1918. * Schulschluß. Wegen der großen Zahl der Erkrankungen an Grippe unter den Schulkindern — z. Z. gegen 180^-- wurde auf bezirksürztliche Anordnung heute der Schulunterricht bis mit 27. Oktober geschlossen. — Auch der Ko n fi r m a n d e n °U n te rrich t für Nadenau, Obernaundorf und Oelsa wird für diese und die nächste Woche ausgesetzt. * Schutzmittel gegen die Grippe. In der „Neuen Freien Presse" macht ein Wiener Kliniker folgende Mit teilungen über die Möglichkeit, sich gegen die Ansteckung dnrch die Grippe zu schützen: Man ist ja darüber einig, daß die Infektion durch die Atmungsorgane stattfindet. Es ergibt sich hieraus die Wichtigkeit, die Infektions träger schon im Nasenrachenraum und in der Mundhöhle unschädlich zu machen. Ich habe deshalb bei meinen Patienten und in meinem Bekanntenkreise während der Influenza-Epidemie auf die tägliche Desinfektion des Nasenrachenraums und der Mundhöhle hingewirkt. Die Maßnahmen waren sehr einfach und bestanden im Hin- aufschnupfen geringer Mengen feinpulverisierter Borsäure in die Nase, event. Durchspülung des Nasenraumes mit einer Lösung von Borsäure oder Salizylsäure oder Ein führung kleiner Mengen einer Mentholsalizylfalbe in die Nase, Ausspülungen der Mundhöhle und Gurgelungen mit Borwasfer und schwachen Hypermanganlösungen. Dippoldiswalde. Ferkelmarkt. Von den auf getriebenen 16 Ferkeln wurden 3 verkauft zum Preise von 50 - 80 Mark für das Stück. Börnchen. Im Dienste des Vaterlandes tödlich verunglückt ist der Gefreite Baugewerke Gotthard Pretzsch- ner aus Börnchen. Beim Abladen von Munition ließ ein Kamerad eine Granate fallen, die explodierte. Hier bei fand Pretzschner nach P/Mhrigcr Pflichterfüllung den Tod. Dresden. Infolge der Zunahme der Grippe-Er krankungen in Dresden wurden sämtliche Schulen der Stadt bis zum 26. Oktober geschlossen. Großenhain. In Großenhain, das 13 000 Ein wohner und keine ausgeprägte industrielle Entwickluung hat, ist die Wohnungsnot so groß geworden, daß die städtische Turnhalle durch Bretterverschlag in kleinere Ab teilungen zerlegt werden mußte, die von obdachlosen Fa milien am I. Oktober bezogen wurden. In den durch Bretterverschläge hergesteütcn Gelassen sind Kochherde aufgestellt worden, während die Zentralheizung der Halle für die Räume benutzt wird. Freiberg. In einer Gesamtsratssitznng wurde der von der deutschen Lederindustrie gefaßte Plan der Er richtung eines Gerberforschungsinstituts erörtert. Der Rat beschloß, das Institut für den Fall, daß es nach Freiberg gelegt wird, zu fördern, insbesondere durch Überlassung von Grundstücken. Kleine Nachrichten. Im Sperrgebiet haben deutsche Unterseeboot weiter 24000 Tonnen Schiffsraum versenkt. Die englischen Verlustlisten vom 1. bis 15. Oktober enthalten 88 720 Namen an Toten, Verwundeten und Vermißten. Das englische Kriegskabinett hat sich einstimmig für die Trennung der Waffenstillstandsfragen von dem Kom plex der Friedenssragen erklärt. Der frühere Oberbefehlshaber der russischen Armee Nikolaus Romanow wurde nach einer drahtlosen Mel dung aus Zarskoje Sselo erschossen. Dem Reichstag wird Mitte November eine neue Kriegskreditvorlage in der Höhe von 15 Milliarden zu gehen. Englischen Blättern zufolge trifft die englische Re gierung ihre Vorbereitungen für die Friedensverhand lungen. In Wiener diplomatischen Kreisen verlautet, daß die Note Wilsons an Österreich-Ungarn so gehalten ist, daß sie unbedingt zum Ziele führen wird. In Wien eingetroffene Meldungen berichten über eine scharfe Spannung zwischen Amerika und Japan. Wilson erklärt in seiner Note an Oesterreich-Ungarn, daß er die Vorschläge der österreichischen Regierung nicht in Betracht ziehen kann. Reichstag und Regie» Mg über die Sicherheit der Kriegsanleihen Der Siaatssekreiär des Rcichsschatzvmis, Graf von Roedern, batte mit P.nützü rcrn des Reichstags eine Aussprache über die Kriegsanleihe. Es waren mit dem Reichstaqspräsidenten Jehrenbach, vom Zentrum die Abgeordneten Gröber und Trimb orn, von den Gozlakdemo« kraten die Abgeordneten Ebert und Scheidemann, von den Konservativen die Abgeordneten Graf von Westarp und Oieirlch, von der Fortschrittlichen Volks Partei die Abgeordneten W iemer und Fischbe ck, von den Nationalliberalendle Abgeordneten Stresemann und ^ist, von der Deutschen Fraktion die Abgeordneten Freiherr von Gamp und Gchultz-Äromberg erschienen. Der Staatssekretär des Reichsfchatzamke erklärte u. a. folgendes: „Man fragt nach der Sicherheit der Anleihen. Oie Aüleihen sind gesichert, formell durch das Versprechen von Regierung und Reichstag- materiell durch das, was hinter ihnen steht, die Arbecks- und Steuerkraft des ganzen deutschen Volkes. Treffend hat man die deutsche Kriegsanleihe als eine Hypothek auf unser Solksvermögen bezeichnet. Unser Volksvermögen steht in der Hauptsache noch un angetastet da. Das deutsche Volkseinkommen bietet eine Gewähr dafür, daß auch der Zinsendienst der Kriegsanleihen gesichert ist. Bundesrat und Reichstag sind gewillt, den eingegangenen Verpflichtungen gerecht zu werden, insbesondere für Deckung der Kriegs anleihezinsen in -oller Höhe Sorge zu tragen. Bei allen Steuern, die noch kommen, wird der Besitzer von Kriegs anleihe nicht schlechter gestellt werden wie der, der seiner Pflicht zur Zeichnung in dieser schweren Zeit nicht nachgekommen ist. Ich trete sogar dafür ein, daß derjenige, der sein Vaterland in schwerer Zeit finanziell nicht im Stiche gelassen hat, bevorzugt werden soll. Oie Kriegsanleihe ist eine Volks an leihe im besten Sinne des Wortes geworden, sie ist bereits jetzt in den Händen von Millionen zum großen Teil wenig bemittelter deutscher Reichsangehöriger, sie bildet den Grundstock des Vermögens ungezählter Sparkassen, Genossenschaften, wohltätiger Stiftungen, die unseren Aermsten dienen. Llnd weil das -er Fall ist, würde kein Parlament und keine Regierung es wagen können, durch gesetzliche Maßregeln an der Sicherheit ihres Zinsertrages zu rühren.* Die Parteiführer -es Reichstages erklärten ihre volle Uebereinstimmung mit der Auffassung, daß es weiter für Reichstag und Reichsregierung erste Pflicht sein muß, den Zinsendienst der Kriegsanleihen in zugesagter Höhe mit allen Mitteln sicherzustellen, und daß -er Besitzer von Kriegs anleihe bei allen steuerlichen und sonstigen Maßnahmen keine Benachteiligung, vielmehr nach Möglichkeit eine Begünstigung erfahren soll. Kür die Durchführung dieses Bestrebens bürgt schon die Tatsache, -aß unsere Anleihen Volksanlei.hen im besten Sinne -es Wortes sind, die sich zum größten Teil in den Händen von Millionen wenig begüterter Volksgenossen befinden.