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Denn sie wirklich sich 75 000 Marl — 3000 Mark zu 4 Pro zent, erworben l den, so sind diese Beträge im Kurs werte erheblich gesunken, und ob in allen Fällen die Zin sen gezahlt wurden, ist auch die Frage. Man sieht, ein Vermögen aus der Kriegszeit und ein Vorkriegsvermogen sind zweierlei, und die Besitzer der letzteren sind ihrem Einkommen nach nicht mehr vermögend bei den heutigen Kosten der Lebenshaltung zu nennen. ° Juristenüberslust. Die Aussichten für die Juristen lausbahn sind wie in einer Zuschrift :m „Tag" aus Fachkreisen dargelegt wird, sehr ungünstig. Es heißt dcrt: Für die Juristen ist nicht nur lein Mangel zu be fürchten, sondern es ist ein derartiger Uebersluß vorhan den daß der Staat sich eher genötigt sehen könnte, die immer mehr ansteigende ^lut einzudämmen, als noch einen neuen Anreiz zum Ergreifen der Juristenlaufbahn zu schaffen. In Preußen haben, wie der Minister im Frühjahr rm Abgeordnetenhause bei der Etatsberatung mitteUte. von den vorhandenen 3500 Gerichtsassessoren bei Beendigung des Krieges nur etwa 450 Aussicht auf Anstellung, während 3000 übrigbleiben und weiter war ten müssen. Dabei ist es jetzt schien so weit gekommen, daß Assessoren das vierzigste Lebensjab- cr-eicbt oder über- fchritten haben, bis sie zur Anstellung dran sind. Da das Aufrufen in die höhere Gehaltsstufen sich nach dem Zeit punkt der Anstellung richtet, kommen diese Anwärter auch erst in sehr spätem Lebensalter in den Genuß des höheren Gehalts, und Aussicht auf Beförderung haben sie nach menschlichem Ermessen überhaupt kaum. ° Die nächsten Aufgaben gegen die Wohnungsnot erörtert in der „Nordd. Allg. Ztg." ein Artrkel des Abg. Giesberts. Er stellt folgendes Programm au,: Planmä ßige Inangriffnahme von Notstandsmaßnahmen haupt sächlich zur Aufnahme von kinderreichen Familien, bald möglichste Klarheit darüber, in welchem Umfange öffent liche Mittel zur Verfügung stehen werden; geordnete Verteilung der Staatsmittel auf die verschiedenen Zwecke, zu allererst genügende Unterstützung und Förderung der Notstandsmaßnahmen; Festlegung von geeigneten Grund stücken sowohl für die Notstandsmaßnahmen wie auch für die Dauerwohnnngen; möglichst baldige Klärung der Lage, wie und in welchem Umfange ein Heimstättcnaesetz durch Reichsgesetz zu errichten ist, und wie die Krieger heimstättenbewegung in ihren berechtigten und erfüllba ren Zielen gefördert werden kann. - Eine Umgestaltung der Zentrumspartci ist anschei nend beschlossene Sache. Pfarrer Kastert, der Zentrums führer von Köln-Land, der diesen Kreis früher auch nu Reichstag vertreten hat, hat in Köln nach der letzten Rede Stegerwalds dessen Erklärung, die Arbeiter vürden beim Zentrum bleiben, begrüßt und als Gegenleistung eine Reform der Partei ängekündigt. Die tüchtigen Arbeiter sollen mehr als bisher in der Partei auch zu Aemtern und Würden kommen, und als oberste Parteiinftrnz soll ein Delegiertentag auf breitester Grundlage cingeführt werden. - 4- Oesterreich kann sich selbst ernähren. Der öster reichische Ernährungsminister Paul hat sich über das kom mende Wirtschaftsjahr ausgelassen. Der Minister führte aus: Die Ernährungskrisis ist fast überwunden und wird aller Voraussicht nach nicht wiederkehren. Die Versor- gung mit Brot und Mehl wird mit Beginn des Monats August in geregelte Bahnen treten. Die Ernte ist aus sichtversprechend, insbesondere ist auch die Futtercrnte besser als im Vorjahre. Es wird möglich sein, während des Sommers das Vieh ausreichender zu ernähren, so daß im Herbst die Milch- und Fleischversorgung besser als bisher werden dürste. Sind auch Aussichten für bessere Ernährungsverhältnisse vorhanden, so wird den noch auch weiterhin vollste Sparsamkeit notwendig sein. Als unsere Vorräte zur Neige gingen, hat uns Deutsch land seine Bundestreue aufs neue bewiefen, indem es uns aushalf. Die neue Ernte wird uns auch nun in den Stand setzen, Deutschland freudig einen Gegendtest zu erweisen. Dankbar gedenken wir auch, wie bereitwillig Bayern nach seinem Vermögen dem benachbarten Tirol mit Kartoffeln beisprang. Wir können es getrost sagen: Es wird uns im nächsten Jahre besser gehen. Wir ha ben uns mit Ungarn verständigt, und Deutschland hat auch auf diesem wichtigen Gebiete seine Nibelungentreue neuerlich bewährt. Wir werden durchhalten. - -- Höchstpreise für Eier in Frankreich. Nach Mel dung des „Petit Journal" erließ der Ackerbau- und Er nährungsminister am 13. Juli eine Verordnung, der zu folge ab 22. Juli der Erzeugerpreis für Eier 300 Francs für das Tausend nicht übersteigen darf. Für den Klein handel sind als Preise festgesetzt 3,60 Fr. für das Dutzend oder 5,50 Fr. für das Kilogramm. Ein einzelnes Et soll 0,30 Fr. kosten. --- Die französische Minderheit ward zur Mehrheit. Auf dem französischen Sozialistenkongreß ist es nicht ge lungen, die Einheitlichkeit innerhalb der Partei berzuste!- len. Die Partei bleibt weiter in zwei große Lager getein. Man hat vereinbart, binnen zweier Monate wieder einen Kongreß abzuhalten, auf dem die Diskussion über die Po litik wieder au,genommen werden wird. Eine Resolution revolutionärer ^endenz wurde zwar angenommen, schein: aber nicht von Belang zu sein. Die bisherige sozialistische Minderheit, die die mei sten Stimmen erhalten hat, hat nunmehr das Reckst, sich die Mehrheit der Partei zu nennen. Diese Aenderung wird aber voraussichtlich wenig Veränderung im Partet- ' leben selbst bringen. . Knappheit an Arzneimitteln in England. Auf der in London abgehaltenen Jahresversammlung der Phar- Marentischen Gesellschaft führte der Vorsitzende C. A. Hill, laut -Nmes", u. a. aus: Manche Arzneimittel sind wäh rens n Krieges so knapp geworden, daß man beinahe v°n ein'em gänzlichen Fehlen sprechen kann. Viele Ar tikel sind ohne Ncgicrungshilfe nicht zu ergänzen. Unter ihnen befinden sich insbesondere: Asafoetida, Cascara Sagrada, Galbanum, Lakritzenwurzel, Tolubalsam, Benzo,n, Sarsaparilla usw. Ukraine einig im Abscheu gegen den Mord. Ä MarM°" Parteien haben sich in der V-rurte- ung ^ 7°^es an dem deutschen Oberbefehlshaber zusam- Ter Hetman rühmt den Toten m einem Aufruf an das Volk als überzeugten Freund und Förde rer der Ukraiw M§ Ms Kejk. * * Ein- SchwcstermörScrin. Eine furchtbare Auf- Närun-- gat das Verschwinden der kleinen dreisin- ^.^läh'rigen Ella Trepschick, des Töchterchens des in Danzig wohnhaften Schlossers Trepschick, gefunden. Das Kind 'wurde an der Thornschen Brücke als Lerche l aus dem Wasser gezogen. Man glaubte erst nur an f einen Unfall, jetzt hat sich aber herausgestellt, daß f die unglückliche Kleine von ihrer eigenen großen f Schwester, der Frau Gertrud Manhold, geb. Trepschick, in die Mottlau geworfen war. Die Gründe des rätsel haften Verbrechens sind noch, nicht aufgeklärt worden. Die Mörderin wurde verhaftet. * * Für 8 Gäufe 24W Mark. Einem in Schönebeck wohnenden Bäckermeister bot ein fremder Herr für seine am Hinterhaufe weidenden acht Gänse pro Stück 300 Mark,"wenn er diese bis zu zehn Pfund fütterte. Trotz des enormen Preises ging der Meister auf das Gebot nicht ein unter dem Hinweis, daß seine Frau die Tiere später einwscken wolle. * * Rücksichtslose „Tabak"-Sammler. Das rücksichts lose Sammeln von Kirschblättern zu Tabakersatz hat fetzt so weit geführt, daß der Gemeindevorsteher von Thale folgende Bekanntmachung erläßt: „Die hiesigen Ein wohner mache ich darauf aufmerksam, daß das Ab- pflncken der Kirfchblätter von den Bäumen der Ge meindeplantagen bei Strafe verboten ist." * * Eine stille Hclsin. Eine jener stillen Heldin nen, denen der Weltkrieg die ohnehin schwere Last des Lebens noch vermehrte, ist die Schäfflerswitwe Anna Bielmeier aus Kösching, Mutter von 11 Kindern. Im Jahre 1901 wurde sie innerhalb einer Stunde Mutter und zugleich Witwe. In großer Not, Kum mer und Sorgen war sie bemüht, ihre Kinder zn or dentlichen Menschen zu erziehen. Während des Krie ges schickte sie ihre vier strammen Söhne ins Feld, von denen einer verwundet wurde und nachher den Heldentod starb. Im vergangenen Jahre mutzte sie sich einer schweren Krebsoperation unterziehen. Im dies jährigen April verunglückte sie auf einer Vahnüüer- fahrt und konnte von Glück sagen, datz sie noch das Leben davonbrachte. Tags darauf erhielt sie die Nachricht, datz der zweite Sohn gefallen und der jnngste ,ns Feld ziehen müsse, lieber diesen letzten Todesfall noch immer trostlos, kam nun die Nachricht daß auch ihr jüngster Sohn gefallen ist. * Eintritt ein Ei. Eintritt 50 Pf. oder ein Ei oder ! ein achtel Pfund Butter! So liest man auf den Einladun gen zu einem Lauteukouzert in einem Dorfe Stedingens. Mehr Anpassung an die Zeiten kann man nicht verlangen. * Ein Gastwirts-Original gestorben. Im Alter von 67 Jahren starb in St. Gurgen der Gastwirt Gottlieb Wintermantel, Besitzer des Brigacher Hofes. Winter mantel war ein Schwarzwälder Original von lauterer Gesinnung. Als die Weinpreise im Laufe des Krieges in die Höhe gingen, verkaufte er seine großen Vorräte aus und behalf sich fpäter mit Obst- und Beerenwein, denn es widerstrebte ihm, hohe Weinpreise von feinen Gästen zu fordern. Seine Gastwirtschaft war weit und breit in Touristenkreisen bekannt und beliebt. * Vergiftung der Erntearbeiter. Auf dem Mönchshof bei Suhl (Thüringen) erkrankten nach dem Mittagessen die mit Mähen beschäftigten Arbeiter. Zwei Männer aus Goldlauter sind bereits gestorben. Die Ursache ist unbe kannt. * Das große Bahnunglüä bei Landsberg a. W. ist jetzt aufgeklärt. Der Bruch einer Kolbenstange hat zu dem Unglück geführt. Es ist nicht ein Versehen des Personals, auch keine durch die Kriegszustände verschuldete Ver schlechterung des Materials als Unglücksgrund anzu- sehcn. Ein solcher Bruch kann bei aller Vorsicht und trotz sorgsamster Prüfung einireten und hat sich oft ereignet, ohne daß weitere Folgen eingetreten wären. Es ist eine Verkettung unglücklicher Umstände, die die Katastrophe herbeigeführt hat. Die Zahl der Todesopfer ist inzwischen auf 42 gestiegen. * Die „schwcrkranke Frau". An der deutsch-hollän dischen Grenze wurde von Grcnzbeamten ein Kranken wagen angehalten, in dem sich eine „schwerkranke Frau" in Decken eingswiüelt bcsand. Es ergab sich, daß anstatt einer kranken Frau das Fleisch einer halben Kuh, in Decken fein eingshüllt, im Wagen war. Das Fleisch wurde beschlagnahmt. * In Rußland heimisch geworden. Der Feldgraue Louis Huckemeyer aus Brinkam geriet vor drei Jahren in russische Gesangenschaft. Er wurde von den Russen weit nach dem Osten abgeschoben. In den letzten Tagen traf ein ausführlicher Brief ein, der Kunde von seinem Wohlergehen gibt. H. befindet sich im russischen Gou vernement Samara, und zwar in jenem fruchtbaren Ge biet der Wolga, das Don deutschen Siedlern bewohnt ist. Er ist dort jetzt bei einem deutschen Landwirt Christian Kramer, hat sich verheiratet und ist auch bereits Vater eines Kindes. * Ein Besitzer von ruhigem Gemüt. Der Besitzer Friedrich Dominke in Müggenthal in Pommern "mite sich vor dem Schöffengericht wegen Gefährdung nnes Eisen- bahntransports zu verantworten und zeigte sich hier als ein Mann von Gemütlichkeit und ruhigem Gewissen. Am 12. April fuhr er mit einem zweispännigen Gefährt nach Danzig und geriet hier in eine Zechgesellschaft. Angetrun ken fuhr er dann nach Hause und schlief noch in den Stra ßen der Stadt ein. Am Petershager Tor 'ugr er ans einen ihm entgegenkommenden Straßenbahnwagen auf. Seine Deichsel brach durch, und die Scheiben des Straßen» bobnwaaens wurden zertrümmert, aber unser Dominke ließ sich dadurch in seiner Ruhe nicht stören, er schlies weiter. Als er vom Süwssner geweckt wurde, bot er ihm eine Prise Tabak «n, denn den Zusammenstoß hatte er noch immer nicht gemerkt. Das Urteil lautete auf 60 Mk. Geldstrafe. * Den Genossen ermordet. Bei dem Besitzer Louis Horn in Moürau hat der russische Kriegsgefangene Mo legin einen anderen Gefangenen mit einem Beil erschla- f gen und ihm seinen Besitz von 300 Rubel geraubt. * Ein Raubmord in München. In ihrer Wohnung M» St. Annaplatz wurde die Strumviwfrlereibesitzerin Wcrdner ermordet und beraubt aufgefunden. Einzelheiten sind noch unbekannt. * Eine Schieberzentrale in Kattowitz geschlossen. Ler Schmuggel über die polnische Grenze hat eins« umsang reichen Handel mit Schieberwaren in der Stadt Kat witz gezeitigt. Dort gibt es öffentliche Lokale, wo im freien Handel polnisches Fett und polnische Eier und man cherlei andere seltene Dinge vertrieben werden. Netzt hat der Polizeipräsident eine der Schieberzentralen, das Resi denzhotel, auf 3 Wochen geschloffen. Das Hotel hat Cafe- Vstrieb im Erdgeschoß und in den oberen Stockwerken Hotelbetrieb; im ersten Stockwerk sind Klubzimmer ein- gerichw., und dort verkehrten in letzter Zeit die Schieber. Es wurde dort gespeist und getrunken wie in Friedens zeiten. Aber auch hasardiert wurde in den Klubzimmsrn nächtelang; die Schieber konnten sich Umsätze, die in die Tausende gingen, leisten. * Ein Schuh-Räuber. An einem der letzten Nach mittage wurde eine Frau Hammer auf dem Wege von Weichtenbach nach Antenau von einem Strolch überfallen, der ihr einen Revolver auf die Brust setzte und Schuhe und Geld verlangte. Der Frau blieb nichts anderes übrig,, als ihre Schuhe auszuziehen und dem Räuber diese' und ihre aus 6 bis 7 Mark bestehende Barschaft auszu händigen. Darauf verschwand der Kerl wieder im Walde. Es ist noch nicht gelungen, den Täter zu erwischen. * Auf schiefer Bahn. Der Landrat von Reichenbach hat den Rittergutsbesitzer Rupprecht auf Schlössel-Peilau wegen Trunksucht entmündigt. Der Genannte ist in der Gegend eine markante Persönlichkeit. Er war früher stell vertretender Amtsvorsteher in Langenbielau sowie Ober leiter der Jugendwehren des Kreises Reichenbach. * Kreuzvttergefahr. Aus dem Kreise Neuhaus (Oste) wird berichtet: In unseren Moorgebieten treten jetzt die heimischen Schlangenarten, darunter auch die gefährliche Kreuzotter, massenhaft aus, während sie vor dem Kriege nur vereinzelt angetroffen wurden. In Schüttdamm wurde der fünfjährige Sohn eines Stellenbesitzers vcn einer Kreuzotter gebissen und ist daran gestorben. Umkchm. Ovjährkges Bestehen oes Kaufmännischen Vereins von 1858. — Diese angesehene Organisation von Handlungs gehilfen. die bis vor kurzem den Namen .Verein für Handlungs-Kommis von 1858" führte, wurde am 25 Juli 1858 gegründet. Ueber den ursprünglichen Aufaaben- kreis, die kostenfreie Stellenvermittelung zum Zwecke der Ersparung der damals sehr hohen Vermittlunasasbülwsn. ist der Verein in sechs Jahrzehnten weit hinaus ge wachsen. Heute zählt er fast 120 000 Mitglieder oon denen gegenwärtig rund 80 000 im Felds stehen Allein während der Kriegszeit haben der Verein und feine Wohl- iahrtseinrichtungen 6 Millionen Mark den Mitgliedern und ihren Angehörigen zugewendet. > Die Doppelgänger des Zaren. "" '1 — Der Tod des Zaren Nikolaus erinnert daran, daß diesr zwei Doppelgänger gehabt hat, und daß dis Achn- lichkeit imt diesen früher .echt groß war. Es waren der gegenwärtige König Georg von England und der Ad miral Prinz Heinrich von Preußen, der älteste Brnder des Kaisers. Später hat sich die Aehnlichkeit verringert infolge des stark nervös gewordenen Gesichtsausdruckes des russischen Selbstherrschers. Namentlich der Prinz Heinrich sah erheblich anders aus. Unter den Angehörigen seiner Familie war der Zar der kleinste, die Romanows waren sonst alle lang gewachsene Leute. Er wurde per sönlich als freundlich geschildert, aber das traf schon vor dem Kriege lange nicht mehr zu. Er war recht launisch nnd heftig geworden, mancher politisch Verdächtige hat seins zuletzt ost in Grausamkeit ausartende Härte erfahren. Die Franzosen über Dr. Helfferich. Der Pariser „Eclair" schreibt: Dr. Helfferich ist nun eine der markantesten Persönlichkeiten des heutigen Deutschland. Bemerkenswerterweise stammt er aus dem Bürgertum und trat erst spät ins öffentliche Leben ein. Er gehört zu jener Generation von Männern — wir in Frankreich besitzen sie nicht —, die die Politik nicht von den Geschäften und die Privatinteressen nicht von denen des Staates trennen. Der Verband darf sicher sein, daß er in Moskau in Helfferich einen sehr rührigen und gesährlichen Feind ha ben wird. Er ist einer der fähigsten Deutschen, um icne Kolonisation und wirtschaftliche Durchdringung Ruß lands durchzuführen, von der all seine Landsleute seit den Tagen Friedrichs des Großen träumen, und die Deutschland jetzt benötigt, wenn es ohne allzugroßen Nachteil die wirtschaftliche Blockade des Verbandes be kämpfen will. Abnahme der Holzcinfuhr Mch England. Das aus Frankreich nach England eingesührte Holz geht, laut „Timber Trades Journal" vom 29. Juni, fast nur nach Südwales und ist für die Bergwerke bestimmt. Die anderen Kohlengcbiete werden ausschließlich auf das heimische Holz angewiesen sein. Auch die Einfuhr nach Südwales ist nur teilweise aufrecht erhalten wor den. Die Holzeinsuhr, auch aus anderen Ländern, hat im ganzen sehr abgenommen. Ein neuer Friedensbrief LanSdownes. Lord Lansdowne hält die Zeit für gekommen, von neuem mit einer Friedensanregung hervorzutrsten. Er sagt von Wilsons letzter Rede, sie sei nicht eine Umschrei bung der Friedensbediögungcn, sondern sine lehr edle Schilderung der Dinge, für die die alliierten Völker der Welt kämpften. Damit soll wohl die Unerreichbarkeit des Zieles ausgedrückt sein. Lord Lansdowne fordert dann eine klare Darstellung nicht aller Einzelbest'mmun- qen im endgültigen Fricdensvertrag, aber der Bestim mungen, auf Grund deren die Entente zu diplomatischen Unterhandlungen bereit sei. Im englischen Unterhause erklärt Balfour auf eine Frage, ob vom Feinde in der letzten Zeit eine Anregung oder Vorschläge, in Friedensverhandlungen einzutrsten, eingegangen seien: „Nein, keine seindliche Negierung ist an uns heranaetreten."