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Nr.Mk 2S. Roveyrber I8SS Deutsche Mgenem Zeituug «»cht Wahrheit and Recht, Freiheit und Gesetz!» s3«SI »er in In Leip- rg. Bobinet M»se«. anavc/- end» in gaff« I. chlMtg kÄr I jetzt Zu beziehen durch »Ne Postämter de« In- and Auslandes, sowie durch die Srpedilion in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Preis für da« Viertel jahr I'/, Thlr.; jede ein zelne Nummer 2 Ngr. >, O«b. Itmttie Fried, ld Sa- nfabri- en bei it Frl. itt Krl. Lhem- Auaust PaGne »Mrl. tt*-in -Hr. vrrtz- :d Vo- Halle: :. lieber- wellz.— oj ösknk.j chten in Suk. s) ösknk.f i» U.r ) dau; 6j lskok.j Mrgs. 12 U. tgelt 4) u> V- l.SV«. rskok.i iet Lag Solche Einwendungen haben indessen kein Gewicht, und die Jndcpendance belgc bemerkt mit Recht, daß, wenn es sich in den angeblich bereits un terzeichneten Verträgen auch nur um die Vermählung des Prinzen Napo leon handle, aus einer solchen Verbindung schon an und für sich der An schluß Schwedens an die westmächtliche Politik mit innerer Nothwendigkeit folgen müsse. Ist man mit dieser nicht stichhaltenden Einwendung fertig, so bemerkt man, daß Schweden nicht gut etwas thun könne, wenn nicht auch Dänemark dieselbe Politik befolge, und daß darum das Gelingen der Mission des Generals Canrobert am schwedischen Hofe doch wieder für nichts zu rechnen sei, wenn die andere Hälfte der Mission am dänischen Hofe nicht ebenfalls gelänge. Dieser Einwand hat mehr für sich, und in der politi schen Welt, in welcher man sich über das Wirkliche und Drohende der Si tuation auch gar keiner Täuschung, hingibt, blickt man darum mit der ge spanntesten Aufmerksamkeit nach Kopenhagen. /X Berlin, 23. Nov. Noch ist nichts Positives über einen Erfolg der Sendung des Generals Can.robcrt bekannt geworden; daß dieselbe indes sen sich nicht allein auf Schweden beschränkt, sondern auch Dänemark gilt, kann mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden, da ja beide Staa- ten in dem europäischen Streite sich zu gemeinsamer Politik verbunden ha ben, mithin ein einseitiges Abschwenkcn nicht wohl erwartet werden darf. Von gewisser Seite ist man schon jetzt bemüht, einer etwaigen Erfolglosig keit der Bemühungen des kaiserlich französischen Abgesandten bei den bei den nordischen Höfen eine Begründung unterzuschieben, die, wenn auch durch nichts Lhatsächliches gerechtfertigt, doch zu dem Zweck nicht ungeschickt er funden ist, das auf Preußen gewälzte Odium, insgeheim gegen die Wesi- mächte zu opcrircn, zu mehren. Das principiell preußcnfeindliche, ultra montane Journal «Deutschland» läßt sich aus Wien berichten, Dänemark habe, um sich in der Sundzollfragc Preußen nicht abgeneigt zu machen, demselben in Bezug auf die Bewahrung seiner neutralen Stellung „beson dere Zusicherungen" gemacht. Solche Zusicherungen sind aber hier nicht gemacht worden. Auch wird es in keiner Weise dem preußischen Einflüsse beizumessen sein, wenn Dänemark und infolge dessen auch Schweden bei seiner bisherigen Neutralität verharrt. Die allgemeine Situation mag sich seit Abschluß deS nordischen NcutralitätSvertrags in mancher Beziehung ge- ändert haben; sind aber deshalb die Ursachen, welche diesem Vertrage zu grunde liegen, beseitigt? Auch Deutschland, wiewol das Unrecht Rußlands in der großen Streitsache erkennend, hält sich, und zwar aus den triftig sten, in seinen Interessen liegenden Gründen, von einer activcn Betheili- gung fern. Warum sollte nicht die Wahrnehmung der eigenen Interessen Skandinavien zu einer ähnlichen Haltung bestimmen? Wenn somit die Ursachen für eine etwaige Erfolglosigkeit der Mission Canrobert's in den Verhältnissen der betreffenden Staaten nahe liegen, weshalb sie in der Ferne üchcn? Außerdem ist die preußische Auffassung der Sundzollangelegenheit jinlänglich bekannt, sodaß jeder auch nur einigermaßen unterrichtete Publi- cist es wissen müßte, daß Dänemark Preußen gegenüber in dieser Frage am wenigsten zu Concessionen seine Zuflucht zu nehmen nöthig hätte. — Einer bei der hiesigen türkischen Gesandtschaft eingegangeucn telegraphischen Depesche zufolge ist Fürst Mentschikow aller seiner Functionen enlho- >cn worden. t Berlin, 23. Nov. In der diplomatischen Welt herrscht gegen- wärtig eine außerordentliche Stille. Die Verhältnisse der Donaufürstenthü mer dürsten jetzt der Hauptgcgenstand der diplomatischen Verhandlungen zwischen den Großmächten sein, da augenblicklich, wie es scheint, keine leb haften Fricdensunterhandlungen gepflogen werden. Uebrigcns soll der Wunsch nach Wiederherstellung des Friedens in Petersburg bedeutend im Zunehmcn ein. Der Befund der Mannschaften bei der jüngsten Aushebung im russi- chen Reiche soll den gehegten Erwartungen keineswegs entsprechen. — Der fier bestehende namhafte HülfSvcrcin des CcntralauSschusses für die In- nere Mission der evangelischen Kirche hat hier Vorträge angeordnet, in denen die Bestrebungen des Centralausschusses zur Kennlniß des größern Publikums gebracht werden sollen. Das Comitö dieses Hülfsvereins, wel- cheS sich zur Aufgabe gestellt hat, die gerade in hiesiger Hauptstadt biSjetzt äst noch unbekannt gebliebene, bereits in der That weitgreifende Wirksam- eit des Centralausschusses in das rechte Licht zu stellen, besteht aus dem- Oberstlieutcnant v. Sommerfeld aus dem Kriegsministerium, dem Grafen v. Bismark-Bohlen, Major und Flügeladjutanten des Königs, dem Präsi- denten und Geh. Finanzrath Gamet, dem Geh. Kanzleirath Bleich und dem Prediger Müllensiefen. — Eine Anzahl der bedeutendsten hiesigen Kauf- eute macht in Bezug auf das Gesetz vom 14. Mai d. I. wegen Beschrän- ung der Zahlungsleistung mittels fremden Papiergeldes heute öffent- ich bekannt, daß sie, da Zahlungen in fremdem Papiergelde nach dem 1. Jan. 1856 mit einer polizeilichen Geldbuße bi- zu 5V Lhlrn. bestraft würden, nur bi- zum 1tz. Dec. d. I. fremdes Papiergeld und Banknoten Ansertionsg-bühr für een Raum einer Zeil« 2 Ngr. i: «f. Sonntag, Die Zeitung erscheint mit Ausnahme be« Montags täglich und wird Nachmittag« 4 Uhr aus- gegeben. 'Sdnau: skmb.j w dort; Y Msg« ZjNchm. Schnellz. j Nchm. Deutschland. Preußen, -rr- Berlin, 22. Nov. Von der Unterzeichnung eines Mi litärvertrags zwischen Oesterreich und den Westmächtcn hätte man vor acht bis zehn Monaten noch reden können, jetzt ist an Dergleichen natür lich nicht mehr zu denken. Es haben in der letzten Zeit zwischen Oester reich und Frankreich zwar auf militärische Gegenstände bezügliche Bespre chungen stattgefunden, allein es haben dieselben nicht im entferntesten einen Zusammenhang mit dem Decembervertrage gehabt. Es handelte sich, wie wir vernehmen, von französischer Seite um die Ueberlassung gewisser Plätze, Straßen >c. in den Donaufürstenthümern für die Eventualität, daß der schon längst projectirte Feldzug an der Donau im nächsten Frühjahr zur Ausführung kommen sollte. Oesterreich, dem so viel daran gelegen war, den Krieg aus der unmittelbaren Nähe seiner Grenzen zu entfernen, dürfte sich nur sehr ungern dazu verstehen. Zu einer Erledigung der betreffenden Frage ist es noch keineswegs gekommen, und man glaubt in Wien sich der Hoffnung hingeben zu dürfen, daß es wol noch gelingen werde, den Ein tritt der betreffenden Eventualität ganz abzuwenden. Was zu dieser Hoff nung innerlich berechtigt, lassen wir dahingestellt. Es versteht sich von selbst, daß die Erfüllung der betreffenden Wünsche Frankreichs mit andern Wor ten ausgedrückt die Räumung eines großen Theils der Walachei bedeuten würde. Die Anwesenheit des FeldmarschallieutenantS Grafen Coronini in Wien soll, wie man hört, mit der. betreffenden Angelegenheit in Verbin dung zu bringen sein. Da von den bezüglichen Wünschen und Besprechun gen in politischen Kreisen äußerlich etwas transpirirte, so beeilte sich die gleich fertig? Conjecturalpolitik, ohne von der Sache, um die cs sich han- dilt, und natürlich auch ebenso wenig von ihrem augenblicklichen Stande etwas zu wissen, aus dem unbestimmt Gehörten die überraschende Neuigkeit von dem Abschlusse eines Militärvcrtrags zwischen Frankreich und Oester reich zu machen. — Ein anderes falsches Gerücht, mit welchem sich unter An- dcrm sogar auch der brüffcler Le Nord beschäftigte, ist die angeblich projcc- tirt« Vermählung des Prinzen Napoleon mit einer bairischen Prin zessin, welches Projcct von dem bairischen Ministerpräsidenten v. d. Pfordten bei seiner jüngsten Anwesenheit in Paris ins Werk gesetzt worden sein sollte. Von dem Umstande, daß wir in der Lage sind, dieses Gerücht schon von vömherein als ganz und gar erfunden bezeichnen zu können, wollen wir gar keinen Gebrauch machen, sondern die Herren Projektenmacher nur ganz cinfäch fragen: mit welcher bairischen Prinzessin man den Prinzen Napo leon denn vermählen will. Aus der königlichen Linie ist nur noch eine Prinzessin da, die Prinzessin Alexandra nämlich, welche in, nächsten Jahre ihr dreißigste« Jahr erreicht. Diese ist schon der Jahre wegen keine Ge- mahlin für den Prinzen Napoleon — ganz abgesehen davon, daß der an- dauernde und auch wol immer so bleibende ehelose Stand der Prinzessin auf rin Geisteslciden zurückzuführen ist. Es wäre nun noch eine andere Prinzessin aus der herzoglichen Nebenlinie übrig, die Herzogin Helene in Baiern, die Schwester der Kaiserin von Oesterreich. Die Hand dieser, einem deutschen Prinzen bestimmten Prinzessin ist indessen, wenn die förmliche Ver- lobung auch noch nicht erfolgt ist, nicht mehr frei. Eine dritte heiraths- fähige bairische Prinzessin ist nicht vorhanden. Die Gerüchte, welche von einer Vermählung deö Prinzen Napoleon mit einer schwedischen Prinzessin reden, dürften, wir wir hören, der Wahrheit näherkvmmen. — Man spricht hier von einem interessanten Vorfall im hiesigen adeligen Casino, welches den > geselligen Sammelplatz deS hohen Adels, der Diplomatie rc. bildet. Die Attaches der hiesigen türkischen Gesandtschaft wurden nämlich zur Aufnahme vorgeschlagen, wie man hört, von dem Bevollmächtigten Braun schweigs, Hofrath Liebe, und in der Ballotage fielen dieselben durch. Die be- treffenben jungen Männer gehören ausgezeichneten Familien ihres Landes an und es zeichnen sich dieselben, abgesehen von ihrem diplomatischen Cha rakter, auch durch Bildung und Anständ aus. Es scheint demnach nicht, als wären sie eS, die durch diesen Ausschluß compromittirt werden. -^-Berlin, 23. Nov. Von Paris aus wird, infolge der Mission des Generals Canrobert, die Unterzeichnung eines Vertrags zwischen Frank reich und Schweden bereit- al- ksit «eoongpli berichtet. Ob die Dinge Wirklich schon so weit gediehen sind, haben wir heute noch nicht in Erfah rung vringen können; jedenfalls aber geht eS aus jenen Angaben klar ge- nug hervor, daß wix in unsern Mitlheilungen über das crfolgxeiche Fort schreiten der Dinge in Stockholm im Sinne der westmächtlichrn Politik M unterrichtet waren. Sollten die pariser Angaben noch verfrüht sein, so sind sie doch eben auch nur verfrüht, und ihre förmliche Bestätigung wird nicht lange auf sich warten lassen. Einwendend bemerkt man freilich: Wenn die Msssion de- Generals Canrobert röussixt, so wird eS sich um die Frage handeln: in welchem Punkte? Denn dir Mission ConrobertS be- zoa sich sotpol auf den zu erziefenden. Anschluß Schwedens an die West- machte als auch auf' b'ie projektiere Vermählung b«S Prinzen Napoleon, j