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LI3 di« deßfakfsigen Bestr«bung«n al« ebenso unberechtigt wie erfolglos erscheinen laffen, Da« erwähnte Blatt spricht sich über den Aufenthalt de« Herzog« i« Vars- und die demselben beizulegende Wichtigkeit unter Anderm folgen dermaßen au«: „Den letzten Nachrichten au« Pari« entnehmen wir, daß der Herzog im höchsten Grade befriedigt von seinem Aufenthalte daselbst ist- Die Gesinnung de« Kaisers, der Armee und des Volk- im Allgemei- nrn soll eine überaus günstige für Deutschland sein; insonderheit soll man ein« Allianz mit Preußen, dessen Solidität in Bezug auf Intelligenz der Einrichtungen, nationales System der Armee und Geregeltheit der Finan zen man überaus hochschatzt, vorzugsweise beliebt sein. Diese Stimmung soll ftlbst durch die i» Frankreich kein Vertrauen einflößende Politik des berliner Cabinets, dem man in Pari« russische Sympathien zuschreibt, noch nicht unterdrückt sei» — derart, daß Frankreich einer Nothwendigkeit, feind- selig gegen Preußen auftreten zu müssen, nur mit höchstem Bedauern nach geben würde. Eine solche Stimmung zu erhalten und zu befördern, soll der Herzog mit Erfolg das Seinige beigetragen, übrigens aber sich in jeder Beziehung von der Nichtigkeit seiner Wahrnehmung überzeugt haben, daß in Frankreich das Streben nach Consolidirung der Verhältnisse überall, in d«f äpßern wie in der inner» Politik, hervorleuchtet. Wir glauben keine Indiskretion zu begehen, wenn wir aus de» uns gemachten Mittheilungcn ferner berichten, daß der Herzog in dem Kaiser der Franzosen einen Mann von Nnzweifelhast großen Eigenschaften, vereint mit deutscher Bildung und Gemüth- lichkejt, gefunden hat und durch gegenseitige Freimüthigkeit in ei» persönliches Verha'ltniß zu demselben getreten ist, das bei der wahren Hochachtung, von welcher der Herzog gegen den Kaiser durchdrungen, und den Beweisen von wohlwollender Freundschaft, die Letzterer ihm gegeben, für alle Eventuali täten nur heilsam für Deutschland werden dürfte. Der Herzog soll den preußischen außerordentlichen Abgesandten, Fürsten von Hohenzollern, noch in Paris gesehen haben und demnächst sich nach Berlin zu begeben beab sichtigen." 1^1 Weimar, 14. März. Die Vorschläge, welche die Staatsregierung nach Inhalt der dem außerordentlichen Landtage zugegangenen höchsten Pro positionsschrift zur Negulirung jdes Rechtsverhältnisses des großherzoglichen Hauses zu dem Kammerverwögen gemacht hat, beschränken sich auf folgende Punkte: I) Während alle übrigen Pcstandthcilc des vormaligen Kqmmervermögcns, na mentlich die Regalien und nutzbaren Rechte, wie nach der Verabschiedung von I8ä8 so auch ferner in Eigenthum und Verwaltung des Staats verbleiben, soll an allen Kammergütern nebst deren Jnvcntarien und an allen Forsten nebst Zubehörun- gcn das Eigenthum mit allen daraus fließenden Rechten unserm großherzoglichen Hause als ein mit dem schon bestehenden Kronfideicommiß an beweglichen und unbeweglichen Vermögensgegenständen vereinigtes Haus- und Familienfideicom- miß für alle Zeiten zustehen und unter einer ländlichen Controle, wie sie schon zeit- her geordnet war, ««geschwächt erhalten werden. 2) Anlangend die Verwaltung, so soll cS bei der gesonderten Verwaltung des im Jahre >8t8 gebildeten Kronfider- commisses auch ferner verbleiben, wohingegen wir für uns und unsere Nachfolger, solange sic das Großhcrzogthum regieren u»d nicht «ine anderweite Verabschiedung dazwjschentritt, die Verwaltung der in dq« Eigenthum unser« Hauses zurückkehren den Kammerguter und Forsten unsern Staatsflnanzbehörden übertragen, um sie auch ferner in ungesondertcr Verbindung mit der Staatsfinanzverwaltung de« Großher- zogthums zu führen und als Reinertrag dieser Güter und Forsten an den jeweiligen Chef unser« Hause« zur Bestreitung aller u»d jedcx Bedürfnisse de« letzter« ohne Ausnahme und Unterschied eine bauschmäßige feste jährliche Domänenrente von 280,000 Lhlrn. abzug« wahren, wovon wir jedoch - mit Rücksicht auf die gegenwär tige Finanzlage — auch ferner jährlich 30,00» Lhlr. der Staatskasse zur Bestreitung ihrer Ausgabelasten überweisen, indem wir uns Vorbehalten, erst bei wicdereintre- tender Besserung der StaatSsinanzen auf den Vollbezug der ursprünglichen 280,000 Lhlr. zurückzukommen. 3) Treten die oben bezeichneten Bestimmungen aus irgend- einem Grunde außer Kraft, so gehen quch di« Kgmmergüter und Forsten in ihrem sodannigen Bestände in die Verwaltung und ausschließliche Benutzung unser« groß- herzoglichen Hauses nach Maßgabe der Hausgesetzc und der Anordnungen des Fami lienhaupts, für welche schon jetzt in der Beilage gewisse Normen gegeben sind, über; von den Reinerträgen dieser selbstverwalteten Guter und Forsten aber gewährt der jeweilige Chef unser« Hauses in einer nach durchschnittlicher Berechnung zu bemes senden festen Jahresrcnte Dasjenige an die Staatskasse ab, was dieselben über de» Betrag von 280,000 Thlrn. jährlich erbringen, es wäre denn, daß unser großher zogliches Haus es vorzöge, anstatt solch einer Rente die Ausgleichung des Mehr- ertrags durch Uebernahme eine« entsprechenden Theil« von Schulden oder andern ständigen Lasten zu bewirken. 4) Sollte über die Ausführung dieser Bestimmungen Zweifel entstzhe», so wird derselbe durch drei Schiedsrichter, für deren Wahl die Beilage nähere Vorschläge enthält, entschiede», während für den Fall, daß die Regierung des Großherzogthum« an das herzogliche oder königliche HauS Sachsen käme, weitere Verabschiedung zwischen Landcsfürsten und Landtag Vorbehalten blei ben muß. Von einem jungen Juristen, Dn. Vollert hier, ist soeben ein diesen Gegenstand betreffendes Schriftchen: „Die Domänenfrage", erschienen, in welcher der Verfasser zuerst die Entstehung des sogenannten Kammervermö- gens^ in Deutschland behandelt, dann über die Entstehung und die Ge schichte des Kammervermögens insbesondere im Großherzoglhume sich ver breitet und nachweist, daß die Verabschiedung im Jahre 1848 wegen Ver- einigstng dieses Vermögens mit dem landschaftlichen Vermögen bei der feh lenden Einwilligung der Agnaten ungültig ist und die Regierungsproposi tionen im Rechte begründet sind. — Der hiesige französische Gesandte, Baron v. Talleyrand, welcher seit einigen Jahren diesen Posten bekleidete, ist abberufen und zum Gesandten in Karlsruhe ernannt worden. An seine Stelly, tritt der Marquis v. Fernere in Karlsruhe.— Hoffmann von Fallersleben beabsichtigt sich hier niederzulaffen und eine neue Zeitschrift zu gründen. Derselbe hat dem Vernehmen nach dem Großhcrzog den zwei ten Theil seiner „Geschichte des deutschen Kirchenliedes bis auf Luther's Zeit", welche eine sehr günstige Beurtheilung erhalten hat, gewidmet. ^Eisenach, 13. März. Der Haß, der sich hier gegen Ansiedelung der Juden in unserer Stadt so schlecht auSnahm, scheint sich in Langensalza fortzusetztn, wie man aus Briefen erzählt. Die Opposition gegen die Eman- lipation der Juden wird fortgesetzt. Der Widerstand eine« Theil« der hie sigen Bürgerschaft gegen die Etablirung eine« jüdischen Kaufmann« stei gerte sich sogar bi« zu einer Eingabe an« Ministerium. Auf diese Eingabe ist, wie zu erwarten stand, ein abschläglicher Bescheid erfolgt, da e« den preußischen Staatsbürgern jüdischen Glaubens nicht verwehrt werden könne, ihren Wohnsitz in Langensalza zu nehmen. Die Stadtverordneten haben sich jedoch dabei nicht beruhigt, sondern durch förmlichen Beschluß den Ma- gistrat aufgefodert, noch weitere Schritt« zu lhun. Der Magistrat aber hat abgelehnt. Oesterreich. 8 Wien, 13. März. Von hier ist eine Anordnung nach Pesth abgegangen, wodurch der Stand des feldkriegscommissarialischen Per sonals in Ungarn festgesetzt worden ist. Es hat dasselbe künftig aus 1 Ober- kriegScommissar erster Claffe, 1 Oberkriegscommissar zweiter Elaste, 15 Kriegscommissars, 25 Adjuncten und 5 Accessisten zu bestehen. Die bis herigen Districts-Oberkriegscommissariate werden aufgehoben und die Dienst leistung derselbe» durch Feldkriegscommissare versehen. — Die Armee im Banat erhält neuerdings einen Zuwachs. Am 14-, 15. und 16. März sollen drei Bataillone Roßbach-Jnfantcrie, 3600 — 3800 Mann stark, von Pesth nach Jllok, Ncstin, Sussek, Banostor und Cereyic abgehen; am 17. März soll das Hauptquartier des 9. Corps, der Divisionestab des Feldmarschal- lieutenants Fürsten Lobkowitz, der Brigadestab des Generalmajors Ruß und die 9. Sanitätscompagnie in Wien eintreffen und noch an demselben Tage nach Neusatz abgehen; am 18-, 19. und 20. März endlich sollen die 11. und 12. Cavaleriebatteric und die 4. Rakctenbalterie nach Jreg und Szegedin marschiren. Die 10. und 12. Sanitätscompagnie, erstere in Pesth, letztere in Hermannstadt, haben Befehl, sich gleich auf Kriegsfuß zu setzen. Ebenso ist der Stand mehrer Depotscompagnien erhöht worden. Das Hauptquartier des Erzherzogs Albrecht soll von Ofen nach Zambor oder Szegedin verlegt werden, um dem Schauplätze näher zu sein. Man spricht davon, daß das 10. und 12. Corps auf Kriegsfuß gestellt werden sollen und daß demnächst auch ein Manifest des Kaisers erscheinen werde, das die Beziehungen im orientalischen Conflict ausklärcn soll, nachdem bereits ein Artikel der halb- officiellcn Oesterrcichischen Eorresponden; die Ansichten der Regierung in die ser Angelegenheit dargcsteüt hat. — Der Wiener Lloyd fährt in der Veröffentlichung russischer SlaatS- schriften über die orientalische Frage aus dem „kecueil lies Uoou- ments pour In plupurt 8eorst8 et insUil8 eto." fort. „Obwol", sagt er, „die vorliegende Depesche (des Grafen Nesselrode an den Großfürsten Kon- stanrin, Petersburg, 12. Febr. 1830) großentheils bereits bekannte Thal- fachen enthält, so finden wir andererseits doch noch manche interessante Stelle in derselben, welche einen weitern beachtenöwerthen Beitrag zur Kennzeich nung jener Politik und jener Plane Rußlands liefert, die eS bezüglich des Orients seit einer Reihe von Jahrzehnden mit so großer Festigkeit und kluger Berechnung, immer näher dem gesteckte» Ziele rückend, verfolgt. Graf Nesselrode sagt in der Depesche klar und deutlich, daß man eine nur von Rußland abhängige Türkei dulden könne; eine solche sage russischen Inter essen besser zu, als wenn man die Pforte stürze. Auch damals hat man sich auf die «von ganz Europa anerkannte Mäßigung des Kaisers» viel zu- gute gethan, und es wird bemerkt, daß sie dennoch das Uebergewicht Rußlands in der Levante zur Folge hatte. Wie jetzt, warb man auch damals Verbün- dete in der Presse, deren Dienste zu solchen Zeiten nicht verschmäht werden, und ließ «Berichte in den Zeitungen einschalten». Daß Rußland seiner tra ditionellen Politik bis heute treu geblieben, bedarf keines Beweises." — Der wiener Korrespondent des Morning Chronicle schreibt: „Wenn die österreichische Allianz mit dem Westen unzweideutig und dauernd sein soll, so müssen die Interessen des Kaiserstaats, namentlich die finan ziellen, nicht nur von den Cabineten, sondern auch von den Völkern Eng lands und Frankreichs nach Kräften gefördert werden. Die österreichische Regierung kann über 6 Mill. Morgen des schönsten Acker- und Forstlandes in Ungarn verfügen; der Acker würde im Durchschnitt 50—60 Fl., d. h. nach dem jetzigen Geldwerthc 3—4 Pf. St. kosten, und die österreichischen Gesetze in Bezug auf den Besitzstand von Ausländern dürften ehestens eine heilsame Reform erfahren, sodaß der Ausländer sich nicht nolhwendig na- turalisircn zu lassen braucht, um Grundcigenthümer in Oesterreich zu wer- den. Ueberdjcs geht die Regierung damit um, ihre Eisenbahnen (im Werthc von 200 Mill. Fl.) aus lange Fristen zu verpachten. Kurz, wenn britische Kapitalisten einsehcn wollten, welch ein Vermögen sich durch die Anlegung von britischem Capital in Oesterreich mache» läßt, so wäre den österreichi schen Fiyanzen bald aufgeholfen und eine natürliche Folge davon wäre die aufrichtigste und innigste Allianz mit den westlichen Mächten." ttPrag, 14. März. Die böhmischen Jnfantericregimenter König von Hannover und Graf Degenfeld, die zum 11. Armeccorps ge hören und in der letzten Zeit in Pesth standen, wurden kürzlich in Kriegs stand gesetzt mit der Ordre, sich marschbereit zu halten. Die in Böhmen liegenden Bataillone der genannten Regimenter hatten Befehl, die Beur laubten an sich zu ziehen, um mit ihnen zum Gros des Armcecorps zu stoßen. Vor zwei Tagen kam nun mit einem male die Weisung, die be- reit« auf dem Wege begriffenen Beurlaubten wieder heimzuschickcn. Die Sensation, welche diese Weisung hervorrief, bedarf wol keiner Erwähnung. Allgemein sah man darin ein bedeutsames Friedenszeiche». Doch diese Frie denshoffnungen währten nicht lange. Gestern früh langte von Wien eine neuerliche telegraphische Ordre an, welche die frühere contremandirte und abermals kie schleunigste Einbeziehung der Urlauber und den unverzüglichen