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NI Bewohner dann und n»«nn im Winter di« ihm treu geblieben« Schar em pfing, spottet« selbst mancher Pol« über die polnische Wirthschaft, die in dem Haus« d«S greisen Flüchtling- herrschte. Hotel Lambert scheint sich heutigen Lag- zu erholen und zu restauriren, die kühnsten Träumer glau- bm «- schon in einen Konig-palast umgewandelt zu sehen. Die Anhänger d«S grrisen Fürsten Czartoryiski sammeln sich wieder zahlreicher und häu figer um ihn, und es werden wichtige Verhandlungen dort gepflogen und von dort geleitet. Die aristokratische und monarchische Partei unter den Polen hat sich schon sein Monaten wieder fest aneinander geschloffen und von neuem Czartoryiski als Haupt und Führer anerkannt. Was er hofft und zunächst anstreben will, wissen wir. Dem Aufruf an alle Polen, sich um ihn zu scharen, ist allerdings wenig entsprochen worden. Der Kürst repräsentirt auch heute nur eine Partei, aber allerdings die größte und ge schlossenste, diejenige, der die meisten Mittel zugebote stehen, diejenige, welche in den polnischen Landen den meisten Anhang und in hiesigen Krei- s«n die größten Sympathien besitzt. Ihr gegenüber stehen nur zerrissene oder verfallene Parteien. Namentlich hat die bis 1848 einflußreiche Par- tti -der >E«ntralisation alles Ansehen eingebüßt, und auch die sogenannte de mokratische hat höchst wenig Bedeutung, obwol sie in England noch einige einflltßreiche Freunde gefunden hat. Jedenfalls wird Czartoryiski mit sei nem Anhänge die Hauptrolle spielen, insoweit die polnische Emigration sich in den orientalischen Confliet hineinmischt. Die Polen sollen sich dort nicht al- Individuen, sondern als Vertreter ihrer Nation betheiligen, und sollen unter dem Banner, das, wie es eine alte polnische Verheißung voraussagte, b«n Halbmond mit dem Kreuze vereinigt, für Wiederanerkennung der Na- tion kämpfen. Fragt man weiter, was im Speciellen die Polen in der Türkei wollen, was sie vorhaben, welche Berechnungen sie anstellen, welche Hoffnungen sie hegen, so erhält man wie auf einem polnischen Reichstage hundert Antworten. So gut eS möglich ist, will ich daraus zu sichten su- chen, was die Führer d«nken und was noch am meisten ernst zu nehmen ist. Die Polen sollen in möglichst großer Anzahl an dem Kampfe theil- nehmen und als geschlossenes Corps auftreten, um die Anerkennung mili tärischer Tüchtigkeit von n«uem zu erringen. Die Gelegenheit dazu wird um so günstiger sein, je gewaltiger sich der Krieg entzündet, je entscheidender «r in seinem Ausgange sein wird. Je größere Erfolge die Polen als solche in demselben davontragen, je größere Dienste sie durch ihre Theilnahme den übrigen mit Rußland ringenden Mächten erweisen, «desto lauter können sie ihre alten und ihre neuen Ansprüche geltend machen. Nach dem Kriege erwarten sie einen neuen europäischen Kongreß und auf ihm eine neue Re gelung d«r Territorialverhä'ltttiffe, namentlich Rußland gegenüber: dort wol len sie ihre Rechte vor dem versammelten Europa zur Sprache bringen und rechnen dort auf die Fürsprache der westlichen Machte und der Tür kei, ihrer Alliirten. Dahin also zielt die Partei, dahin sind die nächsten Plane gerichtet. Ihre Ausführung in die Hand zu nehmen, verdiente Kei- mer Ehr als der Fürst. Es wäre «ungerecht, ihm und «seinen Anhängern deshalb, wie schon oft geschehen ist, die Absicht unterzuschieben, -nach einer Krone zu streben. Endigt auch der jetzige russisch-türkische Krieg so, wie die Polen hoffen, so liegt doch der Ausgang jedenfalls weit vor uns, und wahrscheinlich würde ihn der greise Czartoryiski, der schon 84 Jahre zählt, nicht erleben. Andererseits erkennen selbst die Freunde eines neuen polni sch«» Königthums Kronansprüche, die sich »ererben ließen, nicht an und schließen damit den Gedanken an die Nachkommen de« jetzt erwählten Füh rers von vornherein aus. Bei dem hiesigen und londoner Cabintt haben nun natürlich bisjeht nur Eröffnungen und Anfragen «stattfinden können; mit der Türkei ist aber förmlich unterhandelt worden und der Fürst hat im Nam«n seiner Nation mit ihr gewisse Stipulationen festgesetzt. Nament lich ist ihm ein bedeutender Einfluß auf die eben stattfindende Bildung der Polnisch«« Legion und auf ihre spätere Leitung eingeräumt. Czartoryiski er- thtilt seinen Landsleuten den militärischen Rang und behält sich die Beförde rung«« vor; die Türkei erkennt nach den zuletzt eingetroffenen Nachrichten ihm die- Recht vollständig zu. Damit hängt zusammen, daß Dembinski noch nicht «ach »dem Orient abgegangen ist und wahrscheinlich auch nicht hingehen «wird. Zn den Augen der Polen hat der Ruhm, den er einst durch sein«« Rückzug au- Lilhauen erwarb, infolge des ungarischen Kriegs sehr gellttin, und Czartoryiski bietet dem Ungarngeneral daher einen Rang und eine Stellung an, die diesem zu untergeordnet erscheinen. Die beiden Sühne di-Fürsten und sein Schwager nehmen zunächst die höchsten Stellen in-der Polnischen Legion rin. Außer Denen, welche zu militärischen Zwecken bestimmt Wd, follen-Andere in einrn Stäb eingereiht «werden, der gewisser- maßen den 'Anfang «ine« diplomatischen Corps bilden und dessen Mugli«. der'sich-mit den nvthwendig werdende« Unterhandlungen zu befasse» haben würden. »—Der Moniteur veröffentlicht einDecrrt des Kaisers, welches denSe- nat und d«n «Gesetzgebenden Körper auf den 27. Febr. einberuft. ---'Einer Bekanntmachung «des Finanzministers zufolge ist der Zins fuß der Schatzschein« «auf 4'/? Proc. für die Scheine unter fünf«Mo- naten, <Mf 5 Proc. für die auf sechs Monate und auf 5'/, Proc. für die aitfuein 'Johr «erhöht. — Der «Allgemeinen Zeitung schreibt «man aus Paris vom 21. Jan.: „Ich glaube'Ihnen anzeigen zu können, «daß ein vfficitll«« Ansuchen um «in Hülf»«v«p«s Landtruppen von Seiten der'Pforte an die englische und die französische 'Regierung ergangen ist. 'Ich glaube hinzufügen zu «können, daß dk«rfranzösische Regierung Anstand nimmt. Sie will Nachrichten aus Pe tersburg «abwarlen, ehe sie einen Entschluß fast. Die Pforte stützt ihr Ver langen darauf, daß durch die Ankunft des Osten-Sacken'sthen Heerhaufens da- Gleichgewicht zwischen beiden Donauheeren mehr al- hergestellt sei und daß, «he sich- Wochen vergehen, e« durch den Anzug d«- 4. russischen Ar- meecorp- von 80,000 Mann vollend- vernichtet sein werde. Der Donau übergang und der Marsch auf Konstantinopel sei dann, trotz der Anwesen heit der Flotten im Schwarzen Meer, keine Unmöglichkeit mehr." — Im letzt«« Ministerrathe sollen, nach einer Mittheilung der Kölni schen Zeitung, die nöthigen Maßregeln für eine Truppcneinschiffung nach dem Orient angeordncr worden sein. Es sind abermals 40 fran zösische Offiziere aller Grade und Waffengattungen nach der Türkei un terwegs, um dort mit Erlaubniß ihrer Regierung in die Armee cinzutret««. Eine Anzahl französischer und italienischer Offiziere ist schon kürzlich angc- stellt worden. — Zu Tours hat die jetzt ihrem Schlüsse nahe gerichtliche Unters»- chung wegen der vor drei bis vier Monaten entdeckten geheimen Gesellschaft zu neuen Verhaftungen geführt. Die Angeklagten sollen zu Tours ab- gcurthcilt werden. Groß ^London, 24. Jan. Als die wichtigste „authentische Neuigkeit" drängle sich heute eine in, Morning Herald abgedruckte Unterredung des russischen Kaisers zu Garschina, einer sechs Meilen von Petersburg entfernten Stadt mit kaiserlichem Schloß, „mit einem hochgestellten, durchaus zuverlässigen Manne" auf. Der Kaiser sprach darin sein Urtheil über die türkische An- gelegenheil „mit Würde, offen, ehrlich und mäßig" aus und zwar der Hauptsache nach dahin: England und Frankreich wüßten sehr gut, daß sie keinen Krieg gegen russische Vergrößerungsversuchc vor sich hätten, sondern einen Krieg, der durch die Wankelmüthigkeit und Falschheit des englischen Ministeriums ihm aufgedrängt worden sei. Er sei vor 25 Jahren schon im Besitze Konstantinopels gewesen und hätte es behalten können gegen eine Welt, da er zudem auf ausdrücklichen Wunsch des Sultans geblieben sein würde; aber er hätte es nicht behalten und zwar aus den Gründen, die er dem Grafen Orlow brieflich mitgctheilt habe. Alles, was er ver lange, sei freie Schiffahrt aus dem Schwarzen Meere heraus. Verlange er mehr, würde er Konstantinopel (Bujukdere?) ohne Hinderniß gleich nach der Abreise Mentschikow's genommen haben. Nach dem Siege von Sinope habe er vom General Castelbajac, französischem Gesandten in Petersburg, ein Gratulationsschreiben erhalten, welches so anfing: „Als ein Christ und als ein Soldat nehme ich mir die Freiheit, Ew. kaiserlichen Majestät zu dem glorreichen Siege Glück zu wünschen, den Ew. Majestät Flotte bei Sinope gewonnen." Er sei darüber so erfreut gewesen, daß er den General sofort zu sich eingeladen habe. Vor einem Jahre habe er noch nicht an Krieg gedacht, er sei deshalb unvorbereitet gewesen; aber jetzt sei er vorbereitet und wolle ehrlich gerade vorwärt-gehen. Er glaube an keine glorreiche Rolle der englischen Flotte unter dem „Bourgeois"-Ministerium; Frankreich sei unfreiwillig in die Affaire verwickelt worden und wünsche nichts sehnlicher als herauszukommen. So steht cs mit großen «Buchstaben im «Morning Herald. Dazu paffen die neuesten aus Petersburg vom 12. Jan. ange kommenen, heute hier veröffentlichten Nachrichten ganz außerordentlich. Der Kaiser, in einem Stadium fortwährender religiöser Erhebung, halte sich für das von Gott auserwählte Werkzeug, die Türken aus Europa zu trei ben, bereue nur, daß er es nicht früher gethan; es solle deshalb aber nun um so energischer geschehen. Er habe deshalb Nesselrode, der noch von Frieden spreche, in Ungnade fallen lassen und den Grafen Orlow, der blos Krieg athme, zu seinem,speciellstcn Rathgeber erhoben. Wo der Kaiser sich auch sehen lasse, werde er »mit wildem Enthusiasmus begrüßt, und Jeder, der nur da- Wort Friede erwähne, als ein Verräther gemishandelt. Das Wahre daran könnte sein, daß die deutsche Partei, die sich schon lange mit der altrussischen um den Einfluß auf den Kaiser streitet, jetzt wieder mehr zurückgedrängt wäre. Dasselbe scheint sich auch in den Instructionen für die vereinigten Flotten im Schwarzen Meere zu zeigen: Instructionen für Wasserconstabler, aber ohne Autorität, etwaige Friedensbrecher zu bestrafen. Einige Zeitungen meinen, die Instructionen würden bei«« ersten Schüsse Maculatur sein zur Ehre der englischen Flotte, welche die in England gebauten russischen Schiffe ohne Schwierigkeit zu englischen machen würde. Die russischen Admirale seien fast alle Russen, die nichts verständen und keinen Muth besäßen. Die Instructionen selbst, wie sie hier von Wien angekommen sind, werden in Deutschland schon bekannt sein. Der letzte Theil, „sich blos zu vertheidigen, wenn sie von Rußland angegriffen würden", stimmt natürlich mit dem ei nen Paragraphen für die Pecl'schcn Constablrr überein, die sich fast jedtn Sonnabend Nacht zerkratzen und bläuen lassen müssen, ohne den bttraeik«- nen Irländerinnen Schaden zu thun. Petersburg, 15. Jan. Der heutige Tag ist bekanntlich da- russi- sche (griechische) Neujahr. Der Russische Invalide feiert denselben durch rin Gedicht „An die auswärtigen Freunde" und durch einen Leitartikel. Das erstere richtet sich in der bekannten überschwänglichen Weise an die „Neider des von dem älsgemeinen Aufruhr unberührt gebliebenen Landes, wo die Donner von 'Pultawa und Borodino noch widerhällen und 20 Nationen ihr Grab gefunden" hätten. Rußland sei durch einen unsichtbaren Schild geschützt, ein unzerbrechliches Bayonnct habe ihm der Glaube, die Liebe zum Vaterlande und zum Herrscher geschmiedet rc. Der Leitartikel spricht sich in gleicher Art über Das aus, was wol von dem nächsten Jahre zu erwarten sei, nachdem das letzte „mit unvergänglichen Buchstaben in die Jahrbücher Rußlands geschrieben sei und Europa gezeigt habe, daß zum Ringen mit dem nordischen Riesen Riesenkräfte gehörten, und daß cs ein granitener Fels