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1836 Steutrvertins 90 Mill. Thlr. weniger betragen würden. Welchen Antheil die Finanzlage an den österreichischen Zuständen hat, ist bekannt; an den Negiecigarren entzündete sich die italienische Revolution, und der Staat hatte die Gewohnheit geschaffen, welche den Kossuthnoten CurS gab! Es läßt sich berechnen, daß die Zustände Preußens und seiner Zollverbündeten Oesterreich ähnlich werden müssen, wenn ihre Handelspolitik der österreichischen gleichbleibt. Wir dürfen von Sachsen geradezu sagen, daß unser Handel ebenso wenig als unsere Industrie bei dem Schutzzollsysteme bestehen können. Im Berhältniß zu den Umständen und der damaligen Entwickelung der Fabrikation überhaupt war Sachsens Handel größer, seine Industrie weiter, als wir noch ein eigenes Zoll gebiet mit einem Finanzzolltarif hatten als jetzt. Die Noth war damals in unsern Gebirgen nicht so permanent wie heute und die Statistik Leipzigs selbst, welche so großen Aufschwung nachweist, beginnt diesen nicht sowol bei der Gründung des Zollvereins als bei der Eröffnung der Eisenbahn. Leipzig ist zwar ein größerer Markt, aber vielleicht eine kleinere Messe ge worden. Die Eisenbahnen haben viele weit entfernte Gegenden Deutsch- lands zu Nachbarn gemacht, mehr Waaren werden zugeführt, aber im Ver- hältniß bleiben auch mehr unverkauft als sonst. Eine Handels - und Ge werbepolitik, wie sie in dem bestehenden Zollvercinstarif, in dem preußischen Zeitungssteuer- und Preßgesetze niedergclegt ist, enthält gerade die Merkmale und Wirkungen, welche wir von dem österreichischen Einflüsse fürchten. Es ist möglich, daß man in diesem Augenblicke in Berlin glaubt, nur Regie- rungsmaßregcln und nicht die Berücksichtigung der Volksinteressen entschei den; cs ist leider in diesem Augenblicke etwas Wahres in diesem Glauben. Der Augenblick vergeht aber und nur was dem Volke nützlich ist, corrigirt schließlich die Entscheidungen, welche jetzt da oder dort gefaßt werden. Es ist daher begreiflich, daß das Maß unserer Thätigkeit und Sympathie für einen neuen Zollverein mit Preußen von der Handelspolitik abhängt, für welche sich die preußische Regierung nicht nur ausspricht, sondern welche sie auch in Ausführung bringt. Die des bisherigen Zollvereins, diejenige, welche den Tarif des Septembervertrags dictirt hat, ist, wir wiederholen cs, der österreichischen so ähnlich wie ein Hcubündel dem andern und zwischen diesen zu wählen ist ein zu trostloses Geschäft, als daß wir es Jeman dem empfehlen könnten. — Der Württembergische Staatsanzeiger erklärt Das, was die Neue Mün chener Zeitung über den Inhalt der von den Darmstädter Verbündeten auf die preußische Erklärung vom 30. Aug. zu ertheilenden Antwort brachte (Nr. 372), für voreilig, da hierüber zur Zcit des betreffenden Artikels noch gar nichts Näheres bekannt sein konnte. Deutschland. Aus Frankfurt a. M. vom 20. Sept, wird dem Dresdner Jour- nal geschrieben: Wenn Zeitungen erzählen, der preußische General Noth v. Schreckenstein sei nach Wiesbaden gereist, um die Aufstellung des so ost erwähnten Bundcsarmeecorps zu veranlassen, so können sie nur irrig berichtet sein. Die Bundesversammlung war, wie ich von glaubwürdiger Seite vernehme, einen endgültigen Beschluß über die Aufstellung jenes Corps zu fassen noch gar nicht in der Lage. Nicht unwahrscheinlich ist es, daß die Reise des Generals v. Schreckenstein sie in diese Lage versehen dürfte, in dem derselben der Zweck nicht fern zu liegen scheint, für die Unterbringung des preußischen Contingents jenes intendirtcn Corps die nothwendigen Maß regeln vorzubereiten. Wie mitgetheilt wird, wäre eine endgültige Beschluß fassung in dieser Angelegenheit nur noch durch Vorbereitung jener Maßre geln bedingt und würde dieselbe alsbald nach der Wiedereröffnung der Bun destagssitzungen wieder eingenommen werden. General Roth v. Schrecken stein ist wol durch Bundesbeschluß definitiv zum Oberbefehlshaber des auf- zustellendcn Bundescorps ernannt, allein wie aus Obigem hervorgeht, kann von einem ihm gewordenen Mandate, zur Aufstellung des Armeecorps zu schreiten, nicht die Rede sein. — Die Preußische Zeitung sagt: Man sieht der Rückkehr des Königs aus Oldenburg, wohin derselbe sich den 24. Sept, zu begeben beabsichtigt, einen Tag vor der Ankunft der Königin aus Ischl, am 27. Sept., entgegen. — Die Rang- und Quartierliste der preußischen Armee für 1852 ent hält für die Marine einen besondern Abschnitt. Als Oberbefehlshaber sämmtlicher Kriegsfahrzeuge ist der Generallieutenant Prinz Wilhelm Adal bert von Preußen, als Commodore Hr. Schröder und als Capitän zur See, mit dein Rang eines Obersten in der Armee, Hr. Donner aufgeführt. Dann folgen drei Lieutenants zur See erster Claffe mit dem Rang eines Hauptmanns in der Armee, und sieben dergleichen zweiter Claffe mit dem Range eines Premierlieutcnants in der Armee, ferner die Auxiliaroffiziere, drei Zeughauptleute, ein Marineauditeur, drei Acrzte erster und zweiter Claffe, drei Zahlmeister erster und zweiter Claffe, sechs Ünterzahlmeister, ferner das Seebataillon (in Swinemünde) mit seinem Commandcur Major Burchardt und dem übrigen Personal. Köln, 19. Sept. Der Deutschen Volkshalle ist von dem hiesigen kö niglichen Polizeipräsidium folgende amtliche Berichtigung zugegangen: Zn einem angeblich dem Salzburger Correspondenten entnommenen Artikel in der Nr. 204 der Deutschen Volkßhalle vom 5. Sept. d. I. heißt es wörtlich in Bezug auf den Hrn. Cultusminister v. Raumer: „Die Antipathie des Hrn. v. Raumer gegen die katholische Kirche ist uns bekannt, er selbst war zugegen und mitwirkcnd bei der Gründung des Protestantischen Bundes, dessen Paragraphen lauten: Der Protestantische Bund ist eine Vereinigung aller evangelischen Chri sten, die für nöthig erkennen, gegenüber den Gefahren, welche durch die römische Kirche drohen, den Protest der Reformation gegen das Papstthum und die Mcn- schensatzungen Roms mit erneutem Nachdruck zu erheben u." Der Artikel schließt mit den Worten: „Wer nun die Bedeutung der Paragraphen aussaßt, wird er kennen , was wir von Hrn. v. Raumer zu erwarten haben." Auf Grund amtli cher Ermittelungen erkläre ich hiermit den thatsächlichen Lheil obigen Artikels für unwahr, indem ich ausdrücklich versichere, daß der Hr. Minister v. Raumer bei Gründung de« Protestantischen Bundes weder anwesend noch sonst mitwirkcnd ge wesen ist. Köln, 18. Sept. 1852. Der Polizeidirector Geiger. 2 München, 21. Scpt. Die Königin von Preußen ist gestern Abend von Ischl hier eingetroffen, begab sich aber ohne Aufenthalt und ohne Je- mand vom hiesigen Hofe zu sehen zu ihrer Schwester, der Frau Herzogin Max, nach Possenhofen am Würmsce, wo sie bis morgen verweilen und dann nach Berlin direct zurückzureisen gedenkt. — Die Königin der Nie derlande hat uns schon gestern Abend wieder verlassen und von der Kö nigin Marie das Geleite bis zum Bahnhof erhalten. — Generalmajor v. Flo- tow wurde zum Gcnerallieutcnant und Coinmandanten der ersten Armcc- division ernannt. — Allenthalben laufen aus Süddeutschland Nachrichten hier ein von Verheerungen, welche die Flüsse durch Ueberschwemmungen in folge der letzten reichlichen Regengüsse angcrichtet haben. — Aus Harburg vom 20. Sept, theilt die Zeitung für Norddcutsch- land mit: Von dem hiesigen Handels- und Gewerbestande ist die Absen dung einer Deputation nach Berlin beschlossen, um den daselbst versammel ten Bevollmächtigten der Staaten des Zollvereins rcsp. des Steuervereins die Zweckmäßigkeit der Erhaltung des Freihafens zu Harburg vorzustel- len und eine Denkschrift zu überreichen, in welcher vorzugsweise die Wich tigkeit dieses jungen Freihafens für die größern Handels- und Fabrikgeschäfte in den Ländern des Zollvereins nachgewiesen wird. Die Deputation wird schon in den nächsten Tagen nach Berlin abgehen. — Aus Duderstadt vom 20. Sept, wird der Zeitung für Norddeutsch land berichtet: Eine furchtbare Feuersbrunst hat 79 Häuser und etwa 100 Scheunen und Nebengebäude in der untern Stadt in Asche gelegt. Lübeck, 20. Sept. Die Bürgerschaft entschied sich in ihrer heutigen Sitzung in der Frage über die Jagdverhältnisse für die von der Ma jorität ihrer Commission vorgeschlagenezErklärung, wonach sic bei ihrem An träge auf Widerruf der Verordnung wider die eigene Ausübung der Jagd durch die Grundbesitzer vom 2. — 3. Dec. 1851 beharrt und den Senat ersucht, ihr baldthunlichst ein Jagdgesetz vorzulegen, welches auf dem Grund- satz beruhe, daß im Grundeigenthum die Berechtigung zur Jagd auf eige nem Boden liege und nur die Ausübung des Jagdrechts aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und des gemeinen Wohls durch die Gesetzgebung ge regelt werden dürfe. (Lüb. Z.) — Aus Kiel vom 18. Sept, schreibt man dem Nürnberger Corrcsponden- ten: Von den 24Advocaten, welche unsere Stadt besitzt, standen während der drei Kriegsjahre sieben gegen Dänemark freiwillig im Feld^. Ueber diesen Männern ist soeben das Damoklesschwert aufgehängt worden. Sie sollen über ihr letzthinniges Verhalten Rechenschaft ablegen, bevor ihre Patente bestätigt werden.— Am 15»Sept, ist an die Zerstörung der rendsburger Fe stung Hand angelegt worden, und zwar von 500 Holsteinern, die man aus vier holsteinischen Bataillonen, einem holsteinischen Jägercorps und Per- mittirtcn zusammentrieb. Man begann mit der Durchstechung der nörd lichen Seite des Kronwerks; da aber die Ordre des Kriegsministeriums auf Schleifung der ganzen Festung lautet, so wird vom Kronwerk aus zu den andern beiden südlichen Theilen derselben weiter gegangen werden. Doch heißt es, daß die Mauern nicht gänzlich gesprengt werden sollen, wahr scheinlich zum Andenken, daß hier einmal eine deutsche Festung gestanden hat. — Die dänische Presse, selbst die officiellc, erhält jetzt wieder ein schlagendes Dementi. Danncvirke und nach ihr die Berling'sche Zeitung hatten aus Hamburg ihren Lesern in Betreff des dasigen Aufent halts des Königs von Schweden mitgetheilt, die hamburgische Musik, die auf der Alster vor dem Hotel de l'Europe, nachdem der König aus dem Theater zurückgekehrt, in einem illuminirtcn Boot gespielt, „sei unverschämt genug gewesen, den hohen Herrschaften mit der Melodie des mcerumschlun- gencn Liedes aufzuwarten". Die obige Angabe, so sagen nun hierauf die Hamburger Nachrichten, gehört wiederum unter die Zahl der schamlosen Lügen, welche die kopcnhagener Presse und namentlich auch die officielle Berling'sche Zeitung über Hamburg zu veröffentlichen liebt. Die Musik auf der Alster, von welcher in der dänischen Mittheilung die Rede ist, wurde von dem Musikcorps des hamburgischen Linieninsantcricbataillons ausgesnhrt und cs ist ebenso wenig das mcerumschlungene Lied wie sonst ein politi sches Lied gespielt worden, da es bei den hamburgischen Soldaten nicht Gebrauch ist, zu Demonstrationen im Sinne der Berling'schen benutzt zu werden oder sich benutzen zu lassen. Wir sind begierig, zu erfahren, wie lange das königliche Ministerium in Kopenhagen den bisherigen noch nir gends vorgekommenen Unfug dulden wird, daß seine eigene officielle Presse bei jeder nur denkbaren Gelegenheit die nichtswürdigsten Lügen über die Angehörigen, hier über das Militär eines andern Staats verbreitet, zu welchem die dänische Negierung durch bestehenden diplomatischen Verkehr in befreundeten Beziehungen sich befindet. Wien, 22. Sept. Die Wiener Zeitung enthält 15 kriegsgericht liche Urtel gegen ebenso viele auö Galizien gebürtige Personen, „wegen Theilnahme an neuerlichen revolutionären Umtrieben und beziehungsweise Mit schuld an dem Verbrechen des Hochverraths", welche gegen zehn auf mehr- jährige Schanzarbeit in leichtem und schwerem Eisen und mehrjährigen Fe- stungsarrcst, gegen fünf aber theils auf Freisprechung, thciis auf erfolgte Strafverbüßung durch die Untersuchungshaft lauten.