Volltext Seite (XML)
1839 wurde dieser damals zum Vezier (der Provinz) erhoben und ihm der Ober befehl der gesammten Streitkräfte in Jemen übertragen. Das war eine schlechte Wahl! Bonaparte Mustapha-Pascha war kein Soldat! Seine Unkenntniß sowol des Landes wie der Grundregeln seines Berufs verleitete ihn, die Araber in der Wüste mit einem bereits auf 500 Mann herabge schmolzenen Bataillon und zwei Geschützen anzugreifen. Von diesen Trup pen ist nichts nach Mokka zurückgekommen als ein Tschibuck-Tschi (Pfeifen träger) des Pascha. Die Araber sprengten, auf ihren Wüstcnrofsen hcr- anfliegend, die kleine Schar nach kurzem Kampfe auseinander. An das hiesige Seriaskerat (Kriegsministerium) gelangte nur ein mit Bleistift be schriebener Zettel Bonaparte Mustapha's: „Meine zwei Kanonen haben sie genommen, die Soldaten wurden auseinandcrgesprengt; ein ganzes Bataillon verloren — ich sterbe vor Durst." Die schnelle Stute seines Herrn, auf der dieser sich nicht mehr hatte im Sattel halten können, trug den erwähn ten Diener, als einzig Geretteten, an die Küste. Man hat den Zettel hpr- nach, vi» Aden, durch die indisch-englische Post bekommen. — In dem jüngsten, am 4. Sept, erschienenen Journal de Constantino- ple ist der leitende Artikel an der Spitze des Blattes einer Erörterung über das Besitz recht der Pforte auf Tunis gewidmet. Ostindien und China. Ueber den Gang der chinesischen Revolution sagt der Ooerland Friend of China vom 23. Juli: Die Tage der tatarischen Dynastie scheinen gezählt. Chou, oder Tsou, der Prinz aus der alten Ming-Familie (der Ludwig Philipp des Himmlischen Reichs) hält sich noch vorsichtig im Hin tergründe, wartet aber nur auf den Augenblick der höchsten Zerrüttung, um sich die Krone aufzuseßen. Die Insurgenten gewinnen einen Sieg nach dem andern, und nach einem Angriff auf die Hauptstadt der Provinz Kwangsi fielen sie in zwei Heerhaufen in die Provinz Hunan ein, nahmen erst die Stadt Tsinen im Norden, dann Tau und Kimwha, welches sie um 30,000 Taels brandschatzten. Zahlreiche Banden stießen in Hunan zu den Aufständischen; sie tragen, zur Unterscheidung, blaue Mützen oder Turbans; die Kwangsi-Männer tragen rothe. Commiffar Seu stürmte am 19. Juni mit 4000 Mann einen von den Rebellen besetzten Bergpaß und verlor über die Hälfte seiner Truppen, darunter zwei talentvolle Offiziere, durch die vom Feinde gegrabenen Minen und Fallgruben. Er zog sich darauf bis an die Grenze der Provinz zurück. Se. Exc. Tuen, der literarische Kanzler von Kwangsi, hat dem Kaiser einen charakteristischen Rapport über den Verlauf der Revolution abgestattct, worin er von dem „großen General Saeshangha" mit geziemender Entrüstung sagt: „Se. kaiserl. Maj. in ihrem Zorn scheute keine Ausgaben, sondern sendete den großen General aus, vermeinend, hierdurch die Rebellion mit einem einzigen Pfeil zu vernichten; allein selbiger rückte in Kwangsi ein und brachte keinen Ver- räther zu Stande, sondern wußte nur den Hof zu betrügen; einen Tag rap- portirte er einen Sieg, den andern das große Verdienst eines hohen Offiziers, welches nicht der Wahrheit gemäß war. Obgleich der Feind an Gestalt einer kleinen Kugel glich, umzingelte derselbe den großen General, und dieser mit 100,000 tapfern Kriegern ließ ihn entwischen und Kwcilinfu angreifcn. Auch bei Ankunft des Gouverneur-Lieutenants Tsauminghu zeigte er sich nutzlos, und hörend blos auf die Worte des Censors Churi, that er nichts als exerci- ren, und warf so das Geld des Kaisers ins Wasser." Darauf antwortete der Kaiser: „Churi werde sogleich abgesetzt, keiner von den als ausgezeichnet empfohlenen Offizieren soll vor der gänzlichen Ausrottung der Rebellen be lohnt werden. Selbe Ausrottung soll künftig unter der Leitung von Chung und Chou stattfinden. Der große General Saeshangha und der Lieute nant-Gouverneur Tsauminghu seien hiermit ermahnt, sich gebührend anstrcn- gen zu wollen, sonst werden sie nach dem Gesetz mit dem Bambus sowie mit dem Schwerte gezüchtigt werden." «Königreich Sachsen. 8 Dresden, 22. Sept. Um Mitternacht in der Nacht vom 20. zum 21. Sept, wurden die Umwohner der Nöhrhofsgasse durch den Feuerruf aus dem Schlummer emporgeschreckt. Es brannte unter dem Dache eines Hauses der genannten Straße, jedoch ward glücklicherweise das Feuer, ohne beträchtlichen Schaden angerichtet zu haben, durch die Hülfe der nächsten Nachbarn in kurzer Zeit gedämpft, ohne zu vollem Ausbruche gekommen zu sein, der leicht sehr gefährlich hätte werden können, da die Nacht ziem lich stürmisch war. Das Feuer soll dadurch entstanden sein, daß eine Be wohnerin der Dachetage des gefährdeten Hauses glühende Asche in einem hölzernen Gefäße gegen Abend auf den Boden gestellt hat, eine namen lose Unvorsichtigkeit, die, falls das Factum so sich bestätigt, der verdienten Ahndung nicht entgehen wird. — Bei den Nachrichten über das aus dem Osten her immer bedrohlichere Herannahen der Cholera, die auf ihrem Wege wiederum so zahlreiche Opfer gcfodert, ist die Wahrnehmung ebenso wichtig als erfreulich, daß bei uns die Mortalitätsverhältnisse sich sehr gün stig gestalten und selbst von der in dieser Jahreszeit so gewöhnlichen Chole- rinenplänkelei hier wenig zu verspüren ist. In der Woche vom 12. bis 18. Sept, hat sich die Sterblichkeit im Verhältniß zur nächstvorangegangenen sogar fast um den achten Theil vermindert. Es starben nämlich in jener Woche im Ganzen nur 62 Personen. Unter diesen 62 Leichen befanden sich 4 todtgeborcne, 16 Kinder unter 1 Jahre, und 4 Personen über 70, eine über 80 Jahre. — Staatsminister v. Beust, der an der Münchener Conferenz theilge nommen, ist am 22. Sept, von dort wieder in Dresden eingetroffen. — Verschiedene auswärtige Blätter theilen folgende Ministerialver- ordnung mit: Das Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts bescheidet die KreiS- direction zu Leipzig auf deren Vortrag vom 29. Jan. und 9. Fcbr. d. I., daß die A u s ü bu n g d er I a gd G cistl i ch c n, Candidaten und Schullehrern in keinem Falle gestattet werden könne, denselben vielmehr alle und jede Theil- nahme an diesem Bergnüngen unbedingt zu versagen sei. An die Kreisdirection ergeht daher andurch die Verordnung, den von ihr genannten Geistlichen, Candi daten und Schullehrern, welchen nach den bei ihr cingegangenen Anzeigen im ver flossenen Jahre Jagdkarten ausgestellt worden sind, die fernere Ausübung der Jagd untersagen zu lassen, auch die betreffenden Amtshauptmannschaften und das Poli zeiamt zu Leipzig wegen Zurückziehung der ausgestellten Jagdkarten nach §. 25 der allerhöchsten Verordnung, die Ausübung, der Jagd betreffend, vom 13. Mai 1851, hiervon in Kenntniß zu setzen. Im klebrigen hat man gleichzeitig bei dem Ministerium deS Innern beantragt, sämmtliche Amtshauptmannschaften, sowie die übrigen zur Ausstellung der Jagdkarten ermächtigten Polizeibehörden anzuweiscn, daß die Ausstellung solcher Jagdkarten Geistlichen, Candidaten und Schullehrern, von denen darum nachgcsucht werden sollte, künftighin zu versagen sei. — Die Abtheilung für Criminalsachen im königlichen Stadtgericht Dres den macht in der Freimüthigen Sachsen-Zeitung unterm 16. Sept, bekannt: „Der frühere Redacteur der Sachsenzeitung, Hr. Advocat Eduard Emil Eckert, ist auf Antrag des vr. Gottfried Wilhelm Büren zu Emden, we gen der in Nr. 354 der Sachsenzcitung vom Jahre 1851 enthaltenen Be leidigungen und Verleumdungen mit 14 Thlrn. Geldbuße an Stelle von vier Wochen Gefängniß zu bestrafen." ** Chemnitz, 22. Sept. In den ersten Tagen des Monats October haben wir wiederum den Besuch des Königs zu erwarten, welcher we gen der zum größten Theile in der Nähe unserer Stadt abzuhaltenden Herbst. Übungen der sächsischen Armee hier auf acht Tage seinen bleibenden Aufent halt nehmen wird. Soviel wir hören, ist die Division in zwei Abtheilun- gen getheilt, sodaß die nördliche (fünf Bataillone Infanterie, fünf Esca- drons Cavalcrie und zwei Batterien) von dem Prinzen Albert, die südliche dagegen (acht Bataillone Infanterie, fünf Escadrons Cavalcrie und zwei Batterien) von dem Generalmajor v. Treitschke befehligt wird. General lieutenant v. Mangoldt ist Divisionskommandant. Neuere Nachrichten. Paris, 21. Sept. 7 Uhr Abends. (Tel. Dep. der Kölnischen Zei- tung ) Die Unterhandlungen mit Belgien in Betreff des Handels vertrags sind nun erfolglos abgebrochen. Aus Lyon berichtet man, daß der Prinz-Präsident gestern die Rede bei Einweihung des Denkmals mit den Worten schloß: Klugheit und Patriotismus erheischen, daß die Völker reiflich überlegen, ehe sie die Zu kunft sixiren. Zur Zeit sei es schwer, zu entscheiden, unter welchem Na men dem Vaterlande größere Dienste zu leisten seien. Wenn der bescheidene Präsidentcntitel die anvertraute Mission erleichtern könne, werde er ihn nicht aus persönlichem Interesse gegen den Kaisertitel Umtauschen. — Am 17. Sept, ist ein Pcrsonenzug, der Montpellier Mittags um 2'/, Uhr verließ, mit einem von Beaucaire kommenden Waarenzuge zu- sammengestoßen. Glücklicherweise hatte der Zug von Montpellier noch nicht seine ganze Kraft entfaltet, sonst hätte der Zusammenstoß alle Wag gons zerschmettern müssen. Dennoch sind zwischen 30 und 50 Personen mehr oder weniger schwer verwundet worden, sodaß Viele nicht weiter rei sen konnten. Die Locomotivführer entgingen durch Hinabspringen einem unvermeidlichen Tode. W erfonalnachvichten. Ordensverleihungen. Preussen. Rother Adlerorden, 2. Cl. mit Eichen laub: der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten v. d. Heydt; 3. Cl.: der Monsignore Alfieri, Lamorisre sogroto des Papstes; 4. Cl.: der katholische Pfarrer Paul Linke zu Volkmannsdorf. Johanniterorden: der Regie- rungsrath und Rittergutsbesitzer v. Woyrsch zu Breslau. — Russland. Annen orden, I. Cl.: der preußische Gesandte am dänischen Hofe Frhr. v. Werther. .Handel und .Industrie. *Lripfig, 23. «ept. Unsere Michaelismesse bietet in zweien ihrer Hauptzweige, in Leder und Tuch, so viel uns bisjctzt bekannt geworden, fol gende Resultate. Mit Leder, namentlich geringen Sorten und Sohlleder, ist der Markt überführt, es sind deshalb die Preise der bessern Sorten gedrückt und die Messe schlechter als die Frühjahrsmesse. In Oberleder ist daß Geschäft ebenfalls sehr flau und wartet noch sehr viel Waare des Verkaufs. Primmer Waare ist in den 20er Thalern geblieben, besseres sicgener Leder ist mit 30—34 Lhlr. bezahlt worden. Was die Tuche betrifft, so sind nur feine Zephyrs und überhaupt fei nere Tuche gesucht und ziemlich gut bezahlt. Gröbere Sorten und Buckskins ge. hcn zur Zeit noch schlecht und ist wenig Nachfrage danach. Von den geringer» Luchen finden nur die modefarbigcn, diese aber recht lebhaften Absatz. — Nach Hübner's Jahrbuch der VolkSwirthschaft und Statistik ist der Vcr- kehr der deutschen Messen während des Zollvereins von 574,789 Centnern auf 720,380 Ctr. gestiegen. Die Zunahme fand in Frankfurt a. d. O., in Leipzig und Frankfurt a. M. statt, während Naumburg und Braunschweig abgenommen haben. In Leipzig war die Zunahme am bedeutendsten: von 209,408 Ctrn. im Jahre 1837 auf 350,136 Ctr Anfuhr im Jahre 1850. Ein sehr großer Theil der Zufuhr auf den Leipziger Messen, 145,000 Ctr. im Jahre 1850, ist preußischer Herkunft, und ein noch größerer Theil wird von da nach Preußen außgesührt. * Wir beeilen uns, auf einen Druckfehler in dem gestrigen Artikel aus Chem nitz über die Tarifsätze der Chemnitz-Riesaer Staatseisenbahn auf merksam zu machen; nicht auf 3 Pfennige ist die Fracht per Centnermeile auf der