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Der pariser Corrcspondent de« Lloyd meldet diesem Blatte nunmehr als unzweifelhaft, daß bei der Anwesenheit deS Prinz - Präsidenten i« Baden seine Verlobung mit der Prinzessin Karoline, Tochter des Prin zen Wasa, verabredet wurde. Der jüngste Ausflug des Prinzen Gustav Wasa nach Karlsruhe stehe mit der förutlichen Werbung Ludwig Napoleon « in Verbindung. Die früher projectirt« Verbindung mit der Prinzessin Ma rie Amalie, Tochter des Kaisers Dom Pedro von Brasilien, kam eincstheil« wegen einer lebensgefährlichen Krankheit, anderntheils wegen der Bestrebun gen der Familie Orleans, die zu dem lissabvner Hofe in nahen Beziehun gen steht und dieser Heirath aus Kräften entgegenarbeitete, nicht zu Stande. Nach einer pariser Correspondenz der Allgemeinen Zeitung sollte aus die Werbung des Prinz-Präsidenten um die Hand der Prinzes sin Wasa eine ablehnende Antwort erfolgt sein; schon vorher war in den Zeitungen dävon die Rede, daß der Vater der Prinzessin seine Zustimmung verweigere. Nach neuern Nachrichten hat der Prinz Wasa nur erklärt, daß er in seiner Eigenschaft als österreichischer Feldmarschalllieutenant sich ver pflichtet fühle, die Genehmigung des k. k. Hofes einzuholen, welche letztere bisjetzt noch nicht erfolgt ist. — Einem pariser Correspondenten der Neuen Preußischen Zeitung versicherten Freunde des Hrn. Thiers, daß er von der Autorisation zur Rückkehr nach Frankreich Gebrauch machen werde. Andererseits werde ihm jedoch die Erklärung in den Mund gelegt, daß er nie anders als mit allen Geächteten zurückkehrcn werde. — Die HH. Michclet, Quinet und Mickiewicz haben den ihnen angebotcncn philosophischen Lehrstuhl in Genf abgelehnt. Großbritannien. -j-London, 10. Aug. Der Fischereienstreit mit Amerika hat in der City — und, wie man hört, auch in Liverpool und Manchester — eine sehr unbehagliche Stimmung hervorgerufen- Consols blieben gestern flau, und wen» sie nicht tiefer fielen, so kommt dies nur daher, daß die Mög lichkeit eines Krieges Niemandem auch nur im Traume einfällt. Vor 30 oder 40 Jahren hätte cs gelingen können, das nationale Vorurtheil gegen die Amerikaner in Harnisch zu jagen und durch einige Leitartikel über die gekränkten Interessen der britischen Colonien eine Art militärischer Aufwallung zu erzeugen; wen» aber die heutige Regierung aus das britische Nationalgefühl in dieser Frage gebaut hat, so verkennt sie den Zeitgeist. Es würde einer weit stärkern Herausfoderung von amerikanischer Seite bedürfen, um hier eine feindliche Volksstimmung zu wecken. Die allgemeine Ansicht aber ist, daß die Herausfoderung von amerikanischer Seite kam. So streitig viele Punkte in der praktischen Auslegung des Vertrags von 1818 und der Concesfion von 1845 sein mögen, und so klar es scheint, daß die Amerikaner sich bis her den Löwenantheil in den nördlichen Gewässern aneigneten, so hält man dies doch nur für einen Gegenstand, den die Handelsminister und nicht die Admiräle hüben und drüben miteinander auszumachen haben. Zwei alte Verwandte und Geschäftsfreunde, heißt es, dürfen nicht wegen eines Neben postens sich den Proccß machen; und der schottische Nationalökonom M'Gre- gor, der in einer Zuschrift an mehre Blätter den Zwist mit einer Diffe renz zwischen Liverpool und Glasgow oder London und Evinburg vergleicht, hat den einflußreichsten Classen Englands aus der Seele gesprochen. In der City herrscht daher die Meinung vor, die englische Negierung werde nachgeben müssen und bei Seite geschoben werden. Sollte sie den began- genen Fehler aber nicht schleunigst zu sühnen streben, so werde sich eine stürmische Agitation um sofortige Einberufung des Parlaments erheben; denn ein Bruch des Friedens und der Freundschaft mit Amerika sei der Gefährdung deS innern Friedens, sei einem Bürgerkriege gleich zu achten. Viel reizbarer und zum Theil exclusiver gegen England, als hiergegen sie, ist das Nationalgefühl der Amerikaner. Der Times-Cyrrespondent aus Neuyork sagt: „Die Aufregung verbreitet sich, und der nepernannte Ma rineminister, Hr. Kennedy aus Baltimore, hat alle Schiffswerften und Ar senale in Thäligkeit gesetzt. Eine gewaltige Seemacht wird für die nord östlichen Küsten in Stand gesetzt, und mehre unserer größten und tüchtig sten KriegSdampfer werben bald auf dem Wege sein. Ich gestehe, nach Dem, was ich von der Erbitterung an der kanadischen Grenze und in den britischen Provinzen weiß, sowie von der Politik, die der Präsident und sein Cabinet auszuführen entschlössen sind, hege ich die ernsthafte sten Besorgnisse über den Ausgang. Unsere Regierung erwartet einen Zu sammenstoß. Diese Thatsache unterliegt keinem Zweifel." Für Amerika haben jene Fischereien auch eine größere Wichtigkeit als für die britischen Colonien, denen es — seit Abschaffung der protectionistischen Prämien — an einem Markte für ihre Fische fehlt. Der Staat Massachusetts allein hat 856 Fischcrfahrzeuge mit einem Gesammtgehalt von 54,040 Tons; dar auf eine Bemannung von 9174 Matrosen und Schiffsjungen. Den Ge- sammtwerth dieser Fahrzeuge schätzt man auf 3,532,000 Doll., und beinahe ebenso hoch den Werth des jährlichen Fischfanges. Die Makrelenmänner dieses Staats fingen im Jahre 1851 188,336 Fäßchen in amerikanischen und 141,000 in den von Lord Derby als ausschließlich britisch dargestell- ten Gewässern. Ebenso bedeutend ist das übrige Neuengland bei diesem Betriebe bctheiligt. In Neuyork, wo man glaubt, die Wahlen würden in England entschieden gegen Lord Derby ausfallen, wird daher auf den Rück tritt des gegenwärtigen Cabinets gerechnet; sein Nachfolger, denkt man, werde die Frage anders auslegen und die Gehässigkeit des gewaltsamen Ver fahrens auf den Vorgänger schieben. Der New Aork Herald stößt in die Kriegstrompete, andere amerikanische Blätter, wie der Courier and Enqui- rer, das Journal of Commerce, die Washington Republik und der Natio ¬ nal Intelligenter richten ihre Angriffe ausschließlich gegen das protektioni stische Ministerium Englands, und sprechen die Hoffnung au«, das englische Volk werde billiger urthrilen al« Lord Derby. Dagegen findet das englische Ministerium «inen Berlhrtdigrv att der Nttv V"k Tribune, die sich unter Andern, dahin äußert: „England führt nür den Grundsatz aus, daß es Pflicht sei, die heimische Industrie zu beschützen; und cS thut dies auf die dringenden Bitten seiner Fischer. Di« Amerikaner gehen an die britische Küste, fischen oft mitten in britischen Häfen und verkaufen ihren Fang in amerikanischen Städten zu einem recht lohnenden Preise. Kommt aber ver britische Fischer hierher, so hat er einen prohibitivtn Zoll von 20 Proc. zu zahlen. Das ist sehr hart und doch würde man es dulden, wenn sich nur die Amerikaner auf die vertragsmäßigen Gewässer beschränken wollten. Dies, behauptet man aber, thun sie nicht; sie verletzen den Vertrag vielmehr auf mannichfache Weise. Neu ist der Fall auch nicht, denn im Jahre 1826 sendeten wir die Corvette Lexington aus, unsere Fischer zu beschützen, muß ten sie aber zurückrufen, denn England nahm großes Aergerniß daran, daß sie in rein britischen Gewässern die Seepolizei übte. Endlich kam die große Flotte von 19 Kriegsschiffen nicht so plötzlich aus England, wie man sagt. Der Cumberland, von 74 Kanonen, unter Admiral Seymour, bildet mit den andern großen Schiffen nur das reguläre Geschwader der westindischen und nordamerikanischen Station, und die Verstärkung des Geschwaders zum Schutze des Vertrags besteht aus einigen kleinen Fahrzeugen, deren An kunft der Negierung der Vereinigten Staaten vor einiger Zeit gemeldet wurde. Daily News gibt gern zu, daß das Recht nicht ganz auf Seiten Amerikas sei, indem den britischen Fischern hart mitgespielt werde; ihre amerikanischen Concurrcntcn erhalten für jeden Fang in britischen Gewässern eine Prämie von der amerikanischen Regierung, der britische Schiffer, der keine Prämie erhält, muß in amerikanischen Häfen 20 Proc. Zoll entrichten. Aber die Schuld liege an Lord Aberdeen, der im Jahre 1845 den Ameri kanern die Bai von Fundy erschloß, ohne dafür einen Gegendienst zu ver langen. Und Lord Derby beging den noch gröbern Fehler, drcinzuschlagen anstatt zu unterhandeln. Das Morning Chronicle drückt die größte Angst um die Erhaltung des Friedens auS. Die Gefahr eines zufälligen Con- - flicts zwischen zwei Nebenbuhlerflotten, die unter Umständen, wie die jetzt- gen, in denselben Gewässern kreuzen, lasse sich kaum übertreiben. Wenn die Negierung, nach der Erklärung des Morning Herald, wirklich nur den Schutz der Uferfischerei beabsichtigte und die Concession von 1845 nicht zu- rückzunchmen dächte, so war die Concentrirung eines großen Geschwaders auf einem Punkte eine Lächerlichkeit. Die Times kritisirt die Rede Hrn. Webster's in Marshfield und findet es unter der Würde eines Staatsmanns, auf den Werth der Fischerei den Haupttsn zu legen. Niemand bezweifle die Ergiebigkeit und Wichtigkeit derselben für Amerika, aber darin liege kein Nechtsgrund. Die Fundybucht werde dadurch nicht amerikanisch, daß sie den Amerikanern sehr bequem und gelegen sei. Andererseits lasse sich nicht leug nen, daß es unbillig wäre, große Meerbusen wie kleine Küsteneinschnitte zu behandeln. Gesetzt den Fall, Frankreich und Spanien hätten Einen Herr scher, und es fiele ihm ein, von Ferrol bis Brest eine Linie zu ziehen, und andere Nationen aus der Biscayischen Bucht auszuschlicßen? Die Biscayische Bucht ist aber gerade eine solche Bucht, wie die im Vertrag von 1818 als ausschließlich britische Meere bezeichneten Buchten. Nach dem Buchsta ben des Vertrags haben die Amerikaner Unrecht, nach dem Geist des Ver trags, nach Völkerrecht, Brauch und langer Duldung ist das Recht auf ihrer Seite. Kurz, das Verfahren der britischen Regierung bleibe bedauer lich und unklug. Nach der Morning Post macht man dies- und jenseits des Oceans viel Lärmen um nichts. Es handle sich einfach um Zurückwei sung einiger kleinen amerikanischen Wilddiebe. Admiral Seymour's Instruc tionen würden, wenn sie an die Ocffentlichkeit kommen, diese Ansicht recht fertigen. Hr. Webster benutze den Fall zu einem Wahlmanoeuvre, und die demokratischen Freihändler in England wollten nicht einsehen, daß die Re gierung ihre Pflicht thue, indem sie das Eigenthum britischer Untcrthanen vor Diebstahl schütze. Das sei eine echt freihändlerische Verstocktheit. — Das königliche Geschwader verließ heute früh nach 6 Uhr die Rhede von Osborne und steuerte durch Spithead direct gegen Antwerpen. Das Wetter war sehr heiter und die See glatt. — AuS dem Burgflcckcn Derby hört man, daß die gerichtliche Unter suchung wegen der vielbesprochenen Wahlbestechung nur zu piquante Er gebnisse geliefert hat. Außer dem einen Schreiben des Kriegsministers Be resford an Hrn. Frail hat man eine Anzahl anderer Briefe von derselben Hand gefunden. Die Schuld des Ministers ist unwiderleglich dargethan. Die liberale Partei hat während der Wahlbewegung keine Mühe gespart, um den Tories auf ihre Schliche zu kommen. Eine Woche vor dem Wahl tage kamen, auf Anstiften der Liberalen, mehre „Detectives" (geheime Po lizeimänner), als Handelsreisende verkleidet, nach Derby und stiegen in den Hotels ab, wo die Tories ihr Hauptquartier aufgeschlagen hatten. Die mei sten Bcstcchungsagenten waren aus Nottingham und Liverpool; am letztem Orte hatten sie für die HH. Turner und Mackenzie, die Torycandidaten, thätig gearbeitet. Hr. Foreshaw, der Advocat des Hrn. Horsfall (zu dessen Gunsten der arme Kriegsminister sich so arg compromitlirte), war einige Tage lang in Derby und suchte Stoff zu einem Gegenproceß zu erspüren, allein ohne Erfolg, da die liberale Partei sich jeder ungesetzlichen Stimmen werbung sorgfältig enthalten hatte. — In den Augen des ministeriellen Morning Herald hat die Na poleonische Regierung plötzlich große Gnade gefunden. An die Echtheit des Vertrags der nordischen Mächte hat der Morning Herald nie geglaubt.