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lebte auch Schumann, Wagner, Liszt, Brahms, Mahler und Debussy, ohne sich von seinem frühen Ideal zu lösen. Und als er, von der Mit welt wie ein sonderbares Fossil belächelt, 1920 starb, hießen die Komponisten der Stunde längst Schönberg, Bartok und Strawinsky. Die Zeit hatte ihn überrollt. Und er mußte es fast 55 Jahre erdulden, daß sich von allen seinen Opern, Oratorien und Orchesterwerken nur das eine, von ihm selbst am Schluß gehaßte Violinkon zert in der Gunst der Hörer hielt. Der Autor wünschte sein „Allerwelts-Concert“ bald zum Teufel und dichtete fast in komischer Verzweif lung „Polizeiliches Verbot M.B.’s 1. Concert: Da sich in neuerster Zeit das erstaunliche Factum ereignet, daß die Geigen von selbst spielten das erste Konzert, machen wir schleunigst bekannt, daß wir besagtes Konzert hierdurch verbieten mit Ernst. “ Bruch komponierte das Konzert in den Jahren 1864 bis 1866. Und da er sich - wie Brahms - in den Feinheiten des Violinsatzes nicht sicher fühlte, gewann er den besten Geiger seiner Zeit zum Mitarbeiter: Johannes Brahms’ Freund und Berater Joseph Joachim. Bruch versuchte später Joachims Anteil herunterzuspielen - er habe allenfalls einige unbedeutende Ratschläge beige steuert. Doch der umfangreiche Briefwechsel belegt, wie intensiv Joachim in die künstlerische Gestaltung eingriff. Das Ergebnis dieser Zusam menarbeit war ein Meisterwerk. Der Beginn des ersten Satzes, von Bruch als „Vorspiel“ bezeich net, beruft sich noch ausdrücklich auf Beetho ven: Dem Einsatz der Solopauke folgt ein Hei ner Choral der Holzbläser. Doch dann setzt, wie bei Mendelssohns Violinkonzert, sogleich die Geige mit einem lyrisch-leidenschaftlichlichen Motiv ein, das den weiteren Charakter der Musik bestimmt. Der zweite Satz, ein Adagio, enthält eine der schönsten Melodien der gesam ten Violinliteratur - eine Kantilene, die später Richard Strauss fast unverändert im „Rosenkava lier“ zitierte und mit der beziehungsreichen Zeile unterlegte „Wo war ich schon einmal und