Rabenauer Anzeiger : 12.12.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191612123
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- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19161212
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- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19161212
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-12
- Tag 1916-12-12
-
Monat
1916-12
-
Jahr
1916
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 12.12.1916
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Vor Bukarest. Orte nittön und sonstigem Krtegsmarertat sowie besonders ab Lebensmitteln, bedenkt man, daß die Landesschütze auf der Donau den Unseren mühelos zugeführt werden können, ohne daß es besonderer militärischer Schutzvorkehrungen bedarf, so erkennt man erst recht die Größe und die Folgen des Sieges von Argesul, die alle Hoffnungen der Feinde auf die "Wirkung der rumänischen Hülfe und auch des menschenfreundlichen englischen Äushungerungsplanes über den Hausen geworfen haben. Überwältigend wie die Mühen und Anstrengungen unserer heldenmütigen Truppen und ihrer genialen Führer sind die Erfolge, die wir im bisherigen Verlauf des rumä nischen Krieges davongetragen haben. Wir dürfen uns der gewaltigen Siege nur freuen im Gedenken an unsere un vergleichlichen Truppen, die in wochenlangen Kämpfen von Sieg zu Sieg schritten. Unermüdlich, obwohl die Aufgabe fast über Menschenkrast hinausging, erkämpften sie sich den Durchmarsch durch das schnse- und eisbedeckte Grenzgebirge und überwanden dann in der walachischen Tiefebene siegreich einen Abschnitt nach dem andern, den geschlagenen Feind in reMoser Flucht vor sich hertreibend. Äls dann der große SiH, am Argesul errungen ward, erklangen mit Recht die Siegesglocken in deutschen Landen von Turm zu Turm; denn mit der siegreichen Feldschlacht halten die Unseren, wenn zunächst auch nur eine Teilentscheidung errungen ward, dem großartigen Plane ihrer Führung die Krone aufgesetzt. EL war ein Siegeszug, der in der Kriegs geschichte kaum seinesgleichen findet. Er führte unsere Armeen von der Grenze Siebenbürgens bis zu den Toren der rumänischen Festung und Landeshauptstadt Bukarest, die die Entente, um sie vor den Schrecken eines Bombar dements zu bewahren, fetzt zu einem unbefestigten " stempeln möchte. Sie hat damit kein Glück, denn Bukarest ist eine Lagerfestung, ähnlich wie es Antwerpen war und wie es Paris ist, sie ist von einer starken Fortskctte um schlossen und mit allen Hilfsmitteln einer militärischen Ver teidigung ausgerüstet. Pochenden Herzens hatten wir den Siegeslauf der Armee Falkenhayn, der neunten Armee, wie sie auch genannt wird, verfolgt. In den Gebirgspässen, wo jedes Flußial verbarrikadiert war und der Feind die denkbar günstigste Verteidigungsstellung fand, im Jiutale, wo dem Gegner der erste kräftige Hieb, verabfolgt wurde, und auf dem Marsch gegen das Alttal. Von dort wurde der Feind weiter nach Osten, in das obere Argesultal bei Pitesti ver trieben. Über Campulung vordringend, brach eine andere Armee der Unseren den dort mit besonderer Zähigkeit ge leisteten Widerstand des Feindes. Sämtliche Streitkräfte der Armeegruppe Falkenhayn errangen damit Stellungen von gleicher Höhe. Die Tapferen der ArmeeglUppe Mackensen hotten derweil unter Zurücklassung starker Abteilungen zum Schütze der Dobrudscha den ruhmwürdigen Donauübergang vollzogen und waren gleichfalls unoerweilt in Richtung auf Bukarest vorgedrungen, indem sie den Feind vor sich her- .trieben. Die rumänische Heeresleitung hatte den Befehl gegeben, die Stellungen bis" zum letzten Mann zu halten. Die breite und sumpfige Flußniederung bot dem Gegner mancherlei Vorteile. Aus der nahen Festung Bukarest ver mochte ex Mannschaften und Material zu ergänzen. Gleich wohl drangen mir im Vlücherschen Ungestüm gegen ihn an und erreichten damit, daß der Feind nicht einmal Zeit fand, die 300 Meter langen Brücken über den sonst schwer passier baren, 20 Meter tiefen Argesul zu sprengen und die Muße, die ihm der brückenlose Flußübergang der Unseren verstattet hatte, zur Einnahme befestigter Stellungen zwischen dem Fluß und Bukarest auszunützen. Auch östlich des Argesul nahmen unsere Operationen günstigen Fortgang, die Unseren drangen dort tief in die Flanke des Gegners ein. Die rumänische Verteidigungsfrcn! am Argesul ist überrannt und die Einschließung der Festung Bukarest von Norden, Westen und Süden wird nach der vollzogenen Vereinigung der Armeegruppen Falkenhayn und Mackensen immer enger. Jetzt sind die Kümpfe zwar noch nicht überall zum Abschluß gebracht; aber wir können die weitere Enlwicklung nach dem bisher Erreichten um so mehr mit Ruhe und Zuversicht abwarten, als die angestrengten russischen Entsatzversuche bisher ohne Ergebnis geblieben sind. Über alles Erwarten groß sind unsere Erfolge schon heute. Von der 600 000 Mann starren rumänischen Armee ist mehr als die Halste, sind 330 000 Mann schon heute außer Gefecht gesetzt worden, 280 000 Mann vor, 60 OgO Mann in der Argesulschlacht. Im Westen halten wir 2S 000 Ouadrat- kilome-er belgisches, über 20 000 Onadratkilometer franzö sisches Gebiet in Besitz; mit den von uns okkupierten 45000 Quadratkilometern rumänischen Landes, fast durchweg besten WeizenboLens, halten wir annähernd ebensoviel Land Ru mäniens besetzt, wie in Belgien und Frankreich zusammen. Rechnet man dazu noch die außerordentliche Beute an Mu- Zur Kriegslage schreibt unser Berliner Mitarbeiter: Im Westen entfalten die Feinde nach längerer Pause lebhaftere Artillerietätigkeit. Ob darin die Vorbereitung zu erneuten starken Vorstößen zu erblicken ist, bleibt abzuwarten. Daß die Gegner jetzt nichts Großes mehr erreichen werden, nachdem sie nahezu ein halbes Jahr lang sich trotz der gewaltigsten Anstrengungen mit denkbar bescheidensten Erfolgen begnügen mußten, steht außer Zweifel. Im Osten schließen wir den Ring um Bukarest immer dichter. Nachdem unsere Helden jetzt auch die Eisenbahn Bukarest—Targowiste, also die von der Hauptstadt nach Sinai« führende Strecke überschritten haben, und damit er heblich weiter nach Osten vorgedrungen sind, stehen sie un weit der Linie, die von Bukarest genau in nördlicher Linie verläuft. Die Lage der rumänischen Hauptstadt wird damit immer kritischer. Über das Schicksal der Reste der geschla genen rumänischen Feldarmee sind Einzelheiten noch nicht bekannt; daß es dem Feldheere schlecht ergeht, beweist die rapid steigende Gesangenenzahl. Die angestrengten russischen Entsatzbemühungen sowohl in den Waldkarpathen wie in der Donau-Niederung halten den Siegeslauf der Unseren so wenig auf wie die feindlichen Anstrengungen in Mazedonien, zu denen General Serrail vorwiegend die kargen Überreste der serbischen Armes hsranzieht. Griechenland. Die energische Haltung der griechischen Reservisten, die die Zappeion-Höhe von den räuberischen Eindringlingen reinkehrten, hat auf die Entente offenbar Eindruck gemacht und sie zum Einlenken bestimmt, allerdings erst, nachdem sogar gegen den Königspalast drei Granaten abgegeben worden waren, die jedoch das Schloß selbst nicht trafen. König Konstantin befindet sich nach wie vor im Athener Palais, die Enteniegesandten in ihren Botschaftsgebäuden. Admiral Fournet, der im Einvernehmen mit England den Handstreich gegen Griechenland auSsüyrt-, ivill sich auf sein AdnüraMM zurückziehcn. Die Mannschaften der Entente vermeiden die Berührung mit den königstreuen griechischen Truppen. Nach einer über Bern emgetroffenen Meldung beschloß die griechische Regierung die allgemeine Mobilisation des Heeres; der betreffende Befehl liegt dem König zur Unterschrift vor. Während der Unterstaatssekretär des englischen Aus wärtigen Amtes Lord Robert Cecil die Lags in Griechen land als außerordentlich ernst bezeichnete, während er von höchst verräterischen und herausfordernden Angriffen grie chischer Reservisten auf die arglosen Ententetruppen sprach und der griechischen Regierung sowie dem König Konstantin die Verantwortung für die bedauerlichen Vorkommnisse zu schob, erklärt eine Reutermeldung, daß bereits wieder normale Beziehungen zwischen den Ententemächten und Griechenland hergestellt seien. Dis griechische Negierung werde sofort acht statt der geforderten sechs Batterien ausliefern und den Venizelisten wie der Entente vollsten Schutz gewähren. Nach einem Athener Telegramm der „Times" werden die Alliierten die vollständige Kontrolle in ganz Griechen land über Eisenbahn, Post und Telegraphen verlangen. — D e französischen Soldaten, die während der Straßsnkämpfe gefangen genommen wurden, sind alle wieder in Freiheit gesetzt worden. Nach einer Konferenz mit Admiral Fournet und dem französischen und englischen Gesandten wurden die Ententetruppen wieder eingeschifft. Die vier Gesandten der Alliierten besuchten den griechischen Minister des Äußern, und daraufhin wurde eine amtliche beruhigende Mitteilung an die Bevölkerung veröffentlicht. Oberst Zimbrakakis, der frühere Polizeichef von Athen, wurde verhaftet. UMM«. Die vornehmste Sorge der Hekmat ist zur Stunde die kräftige Ernährung der Männer und Frauen, die für Bewaffnung und Ausrüstung unserer sieg- reichen Heer schwer arbeiten. Die Erhaltung der Kräfte, der Arbeitssreudigkeit und der Leistungsfähigkeit der in der Kriegsindustrie tätigen Arbeiterschaft entscheidet über Sieg, Leben und Zukunft des Deutschen Reiches und Volkes nicht weniger als Opfermut, Standhaftigkeit der deutschen Krieger im fMde. Die mit den Aufgaben der Ernährung im Kriege betrauten Dienststellen sind unter Leitung des Kriegsernäh rungsamies tatkräftig und dauernd bestrebt, die kräftige Ernährung der Schwerarbeiter sicherzustellen. Die Beamten und Behörden der Staats- und Selbstverwaltung leisten das Äußerste, um die für die Ernährung ergehenden Anord nungen zur Durchführung zu bringen. Die deutschen Land- wirte sind in patriotischem Pflichtbewußtsein, allen Schwie rigkeiten zum Trotz, bestrebt, mii ihrer Arbeit für die Volks- ernährung bereitzustellen, was Acker und Stall irgend her geben. Es geschieht viel. Aber immer kann noch mehr geschehen. Der Krieg kann von jedem das Äußerste, das Letzte fordern, die letzte Kraft, das letzte Gut. Beqemlichkeit und Behagen gewinnen ein Recht erst wieder nach dem Kriege. Das gilt vor allem für die Ernährung. Es ist durchaus nicht alles getan, so heißt er in einem Ministeriat- erlaß, wenn jeder einzelne nur die Verordnungen ausführt. Freiwilliger Opfersinn hat auch hier noch weiten Raum. Er muß in höherem Maße betätigt werden, als es bisher der Fall war. Den Behörden und jedem Einzelnen ersteht hier eine große Aufgabe und eine schöne Pflicht. Die Er nährung der Schwerarbeiter und -arbeiterinnen bietet die Gelegenheit, sie zu betätigen. Jeder Deutsche kennt die Mahnung des Generalfeld marschalls von Hindenburg. Es gilt, sie zu befolgen. Was ein jeder, insbesondere jeder Landwirt an Nahrungsmitteln über die nach den Verordnungen ablieferungspflichtigen Mengen Waus entbehren kann, namentlich Speck und Schmalz, Schinken, Wurst u. dergl., für deren Abgabe die in dieser Jahreszeit stattfindenden Hausschlachtungen die ge gebene Gelegenheit bieten, soll für die Arbeiter der Kriegs industrie gespendet werden. Soweit nicht bereits seitens der Herren Oberpräsidenten abweichende Anordnungen getroffen sind, sind im Verein mit den Landwirtfchaftskcmmern an allen geeigneten Orten Sammel- und Anmeldestellen einzu richten, die in den Landkreisen unter Leitung und nach An weisung der von den Landräten einzurichtenden Kreissammel- stellen zu wirken haben. Die Kreissammelstellen werden ihrerseits die abgelieferten Vorräte zweckmäßig größeren Sammelstellen für di- Provinz, den Regierungsbezirk u. dgl. zuzulciten haben. Jeder Ort, jeder Kreis wird seine Ehre darein setzen, einen ersten Platz unter den Sammlungen in der Monarchie zu erringen. Die namhaftesten Ergebnisse werden alsbald und laufend der Öffentlichkeit bekannt ge macht werden. Fricdensziele des Zentrums. In einer Versamm- lung in Bonn sprach gestern lau! „Köln. Volksztg." der Zenirumssührer Dr. Spahn über die politische Lags. Er erklärte: Den Anspruch Englands, daß nicht die Kriegskarte, sondern die Hceresstärke bei einem Friedensschlüsse maß gebend sein sollte, erkennen wir nicht an. Wir verlangen Frledenssicherungcn, die teilweise in Gebietserweiterungen, teilweise in anderen realen Garantien bestehen. Bezüglich des Zivildienstgefetzes versicherte der Redner, daß dieses theoretisch eine vollständige Umgestaltung unseres wirtschaft lichen Lebens darstelle, praktisch werde es da-u wohl nicht kommen. Wenn im Frühjahre die Früchte des Gesetzes sichtbar werden, dann steht.hoffentlich 5er Weg zu Friedens- Verhandlungen offen. Wilson als Friedensoermittler können man sich, kaum denksn- Grotzherzogmwitwe Auguste Karoline von Meck lenburg P. Mit der Großherzoginwitwe August? Karoline von Mecklenburg-Strelitz, die soeben in Neustrelitz sanft ent schlief, ist die älteste Fürstin Europas aus dem Leben ge schieden. Die Verstorbene war am 19. Juli 1822 als Prin zessin von Großbritannien, Irland und Hannover geboren worden, stand also im 95. Lebensjahre. Der Vater der Großherzogin war Adols Friedrich, der als Generalstatthalter und später als Vizekönig an Stelle seiner Brüder, der Könige Georg des Vierten und Wilhelm des Vierten von England in Hannover residierte. Sie selbst vermählte sich im Jahre 1843 jn London mit dem damaliaen Erbaroßherzog Fried- LoLsr ckeM KalbWouck. Roman von G. v. Goltz. 34 Der Professor wollte schon den Ring vom Finger ziehen, weil er kein Andenken von Medcah mit nach Hause bringen wollte, am allerwenigsten diesen Ring; er wollte ihn in das Meer werfen, damit er ewig cuf den Meeresgrund ruhe und ihn keines Menschen Äuge mehr zu sehen bekam, als eine lange Männergestalt neben ihn austauchte, die auf den ersten Blick den Engländer ver ^Lt. Da er den Professor in englischer Sprache anredetc, so erwies sich diese Vermutung als richtig. Der Prv- sessor war durchaus kein Freund dcr größcnwohnrnnigcn anmaßenden Engländer und auf allen seinen Reifen war er ihnen gerne ans dem Wege gegangen; die jetzige Be gegnung war ihm daher auch durchaus unangenehm, um so mehr, als er jür sich ganz allein mit seinen Gedanken zu bleiben wünscht». Er gab sich den Anschein, als verstehe er die englische Sprache nicht, was diesem langen, dürren Engländer vielleicht unbegreiflich schien, erhob sich und begab sich in die Kajüte, den Engländer stehen lassend. Ler Ring mit dem Opal, den er soeben den Blicken der Mensch heit Halle entziehen wollen, blieb darum noch an seiner Hand stecken. Er änderte nun auch seine Absicht — er wollte ihn weiter tragen — zeitlebens — als Mahnung an die Treulosigkeit eines Weibes — als ein Zeichen, daß er auch einmal schwach gewesen war und sch hatte täuschen lassen. Er wollte die Menschen hin ort nichl mehr so leicht nach ihrem Aeußeren beurteilen und sich durch ein schönes Frauenantlitz bestricken lassen. Es mochte ein Jahr später sein, aus dem Verdeck ei nes der mittelländischen Vergnüguugsdampscr stand ein vornehmer Herr in mittleren Fahren, unverkennbar ein deutscher Gelehrter und neben ihm eine jüngere, hübsche schlanke Dame. Aus der Unterhaltung und dcm Beneh men zu einander ergab sich, daß die beiden Reisenden ein Ehepaar waren, welches sich ganz dem Zauber dieser Meerfahrt hingab. Das Ehepaar war Professor Dr. Gurlitt und seine junge Gattin, die sich auf der Hochzeitsreise befanden. Nach seiner Rückkehr von Afrika vor einem Jahre war dcr Professor noch menschenscheuer geworden und beson ders den Frauen gegenüber hatte er sich noch Zurückhal tender benommen und in seinem kleinen Bekanntenkreis galt cs schon sür sicher, daß er unbeweibt durch das Le ben wandeln werde. Bei allen Eltern heiratsfähiger Töchter stand er deshalb etwas in Mißkredit. Der Zufall batte es aber doch gesägt, daß er eines Tages die Bekanntschaft einer hübschen, seingebildeten jungen Dame machte, die bewirkte, daß er wieder gün stiger über die Frauen zu urteilen begann. Die Folge dieser Bekanntschaft war denn, daß sich dcr Professor schließlich mit der jungen Dame, der Tochter aus einer Zwar unbemittelten, ober hochachtbaren Familie verlobte und verheiratete. Während andere junge Neuvermählte Deutschlands ihre Hochzeitsreise meist nach der Schweiz, Tirol oder ! ach Italien führt, hatte der Professor seiner jung?N Gattin eine Mittelmcerfahrt vorgcschlagen. Zwar wäre die Frau Professor em liebsten zu Hause geblieben, aber zu der Hochzeitsreise drängte der Professor wieder, sodaß sie glaubte, an dieser Reise sei ihm besonders gelegen und nun nicht entgegen sein wollte. So wurde sie denn gleich am Tage nach dcr in aller Stille stattgesundenen Hochzeit ar,getreten. „Es war wirklich ein guter Gedanke von Dir, lieber Horst, diese Reise nach dem Mittelmeer — sie wird mir immer eine liebe Erinnerung bleiben." „Wirklich, Irmgard? Hättest Du Dir eine Reise durch Italiens lachende Fluren, die Älpenwelt der Schweiz und Tirol nicht vorgezvgeu?" „Es war Dein Munsch diese Reise und warum soll ich nicht freudigen Anteil daran nehmen. Nie in meinem Leben habe ich es mir träumen lassen, daß ich einmal aus einem Vcrgnügungsdampfer an den Küsten Europas und Afrikas entlang fahren würde." „Es srcut mich, daß Dir diese R'Ce Freude bereitet, aber ich muß Dir das Geständnis maü en, daß ich einen ganz besonderen Zweck mit dieser Reise verfolge, den ich noch ouskiären muß." „Einen besonderen Zweck? Ich glaube Du scherzest, Horst." „Nein, Irmgard, ich scherze nicht, wie Du sogleich er fahren sollst." „Ich weiß nicht, ob ich eigentlich gespannt darauf sein soll." „Ich will kein Geheimnis vor Dir haben, Irmgard, und doch gibt es einen Punkt in meinem Leben, den ich als ein solches bezeichnen müßte, wenn ich ihn noch län ger verschweigen wollte." „Horst, bei Deinem aufrichtigen Charakter kann es keinen irgend welchen Punkt in Deinem Leben geben, den man als dunkel bezeichnen könnte." „Ich danke Dir für dieses unbedingte Vertrauen, wel ches Du hegest — aber es ist so wie ich sage ich sühlc mich verpflichtet Dir, auch diesen einen Punkt nicht zu verschweigen — ich will nichts beschönigen, Du sollst erfahren, was jür immer verschwiegen geblieben, wenn ich nicht Dein Gatte geworden wäre." „Niemals kann es etwas sein, was das Licht der Mett zu scheuen hat, was nicht alle Welt wissen könnte. Mir ist es lieber, Horst, wir brechen ab. Fahre fort in Deinen Erklärungen, ich höre so gerne zu, weil ich mich dafür interessiere."
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