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Rabenauer Anzeiger : 12.12.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191612123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19161212
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- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19161212
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Rabenauer Anzeiger
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Jahr
1916
-
Monat
1916-12
- Tag 1916-12-12
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Monat
1916-12
-
Jahr
1916
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rich Wilhelm von Meckiendurg-Mtelitz. 'Da» Fürstenpaar führte eine sehr glückliche Ehe und konnte noch die diamantene Hochzeit feiern. . Grohherzog Friedrich Wilhelm starb im Jahre 1904 in hohem Alter, nachdem er schon lange vor seinem Tode völlig erblindet mar. Eine Enkeltochter der Verstorbenen, Prin- Zessin Jutta, ist mit denr Kronprinzen Danilo von Monte negro vermählt. Die verstorbene Großherzogin, deren Ju- genderinnerungen sich an England knüpften, von dem sie auch bis zum Ausbruch des Krieges ^eins Apanage bezog, hat stets mit großer Liebe an dem Jnselreiche gehangen; eine Entfremdung, die infolgedessen zu dem deutschen Kaiser hause eintrat, hat der regierende Kaiser überwunden. Das Verhältnis gestaltete sich sehr herzlich, so daß die Groß- herzoginwitwe in ihren letzten Lebensjahren unter dem von England hervorzerufenen Kriege schwer gelitten hat. Ein Boelcke-Erinnerungsblatt. Der Chef des Generatstabes der Luftstrettkräfte hat ein Erinnerungsblatt zum Gedächtnis Boelckes drucken lasten, das die Worte Thomsens am Grabe Boelckes und eine Mahnung an alle Angehörigen der Fliegerwaffe enthält, Boelcke nachzueifern. Weiter giebt es bekannt, daß Thomsen Vorsorge getroffen hat, daß das Grab Boelckes an seinem Geburts- und Sterbe tage, sowie an hohen vaterländischen Gedenktagen mit frischem Lorbeer geschmückt wird. Hindenburg an die Landwirts der Provinz Sachsen. Auf das Telegramm der Vertreterversammlung der landwirtschaftlichen Vereine der Provinz Sachsen an den Generaifeldmarfchall v. Hindenburg, in dem sie ihm für seine an den Herrn Reichskanzler gerichteten Worte danken und versprechen, im Sinne der Wünsche ihres ehemaligen kornmandierengen Generals freiwillig alles zu tun, um die Versorgung des Volkes mit Lebensmitteln sicherzustellen, ist laut „Magd. Zig." folgende Drahtantwort eingegangen: Den Vertretern der landwirtschaftlichen Vereine der Provinz Sachsen danke ich herzlichst für das so überaus entgegen- kommeude freudige Eingehen auf meine Bitte. Ich wüßte es wohl, daß die Landwirte der schönen Provinz Sachsen, in der ich mich als kommandierender General so Wohl ge fühlt habe, freiwillig alles tun würden, um dem Gebote der Zeit zu entsprechen. Generaifeldmarschall v. Hindenburg. W LorislpMK im kilköimhmk. Das auch vom Bundesrat bereits angenommene Hilfs dienstgesetz, das alle Kräfte in den Dienst des Vaterlandes und seines Sieges stellt, und von der gesamten männlichen Bevölkerung des Reiches ohne Unterschied von Stand und Klasse eine Anspannung aller Kräfte bis zum äußersten for dert, hat andererseits der Arbeiterschaft auch Sicherungen und Rechte gebracht, um die von ihr seit Jahrzehnten ge kämpft wird. In dem Gesetz sind nicht nur die bereits in den Richtlinien der Regierungsvorlage enthaltenen Rechts mittel gegen die Zuweisung von Arbeit und die Verweigerung des Arbettswechsels vorgesehen; es sind vielmehr weit da rüber hinaus allgemeine Bestimmungen und Vorkehrungen zur Wahrung und Förderung der Arbeiterin!eressen getroffen. Zum ersten Male schafft ein deutsches Gesetz für die Gesamt heit der deutschen gewerblichen Arbeiter und Angestellten eine obligatorische, aus freier Wahl hervorgehende Vertretung in den Arbcitcrausschüsst'n. Zum ersten Male wird die Fest- stehung der Arbeits-, insbesondere der Lohnbedingungen, der unbedingten Veriragssreiheit entrückt und betriebsfremden, pari ätisch zusammengesetzten Schlichtungsstellen ein starker Einstuß auf die Gestaltung des ArbeitZv'ertrages eingeräumt. Von Lohndruck, von einer Ausbeutung der durch die vater ländische Notwendigkeit in ihrer Tätigbeits-und Bewegungs freiheit beschränkten Arbeiter konnte schon bei der Regierungs vorlage und kann erst recht bei den Garantien, die das Gesetz auf Grund der Beschlüsse des Reichstags bietet, auch nicht im entferntesten die Rede sein. Einige von den seitens der Arbeitervertreier erhobenen Forderungen konnten allerdings nicht zugestanden werden; namentlich gilt das von denjenigen Wünschen, die schematisch und ohne Rücksicht auf die besonderen Verhältnisse die neu- geschaffenen Einrichtungen auf die Arbeiter und Angestellten der Staatseisenbahnen übertragen wollten. In diesem Punkte mußte der Staatssekretär mit dem größten Nachdruck die warnende Stimme erheben. Di: Bedeutung der Sache, für die er cintrat, ist, wie ausdrücklich hervorsehoben wurde. nicht überall klar erkannt worden. Es handelte sich bei der Eisenbahnerfrage und dem zu dieser gestellten sozialdemo kratischen Antrag nicht, wie vielfach angenommen zu werden scheint, um die Arbeiterausschüsse. Solche Ausschüsse bestehen bei den Staatseisenbahnen heute schon; der Staatssekretär hat dies ausdrücklich hervorgehoben, und er brachte dabei ein außerordentlich wichtiges Zugeständnis mit. Er konnte auf Grund der von ihm mit dem preußischen Eisenbahn- ministcr geführten Verhandlungen mitteilen, daß, entsprechend einer von der nationalliberalen Fraktion eingebrachten Re solution, diese Ausschüsse im Sinne der W 11 und 12 des Hilfsdienstgesetzes ausgebaut werden sollten, ein Fortschritt, der von den Eisenbahnern nicht gering veranschlagt werden wird. Der sozialdemokratische Antrag aber wollte die Wirk samkeit der in A 13 allgemein vorgesehenen Schiedsstellen auch auf das Staatsetsenbahnpersonäl ausdehnen, und damit die Regelung Her Arbeitsbedingungen der Eisenbahner einer dritten, außerhalb der Eisenbahnverwaltung stehenden Instanz übertragen. Bei solcher Ordnung der Dinge wäre es möglich, daß Forderungen, die die Eisenbahnoerwaltung — vielleicht schon aus etaisrechtlichen Gründen — nicht zu bewilligen vermag, die Billigung einer Schiedsstelle finden; dann hätten die Eisenbahner aus Grund dieses Spruchs der Schiedsstelle nach den Bestimmungen des neuen Gesetzes das Recht, in corpore den Abkehrschein zu verlangen und ihre Arbeit zu verlassen. Die Erstreckung der Schtedsstellen auf die Eisenbahnen könnte also geradezu den staatlich konzessionierten Eisenbahnstreik zur Folge haben. Die Annahme des sozialdemokratischen Antrages Hütte also eine schwer entwirrbare Lage geschaffen, einen Konflikt zwischen dem vaterländischen Interesse am als baldigen Zustandekommen des Hilfsdienstgesetzes und dem gleichfalls nicht preiszugebenden Interesse an der Aufrecht erhaltung Ler Einheit und Geschlossenheit der Eisenbahn- oerwaitung herausbeschworen. Daß übrigens bei gleichmäßig besetztem Hause die Mehrheit für die Ablehnung des Antrags eine ansehnliche gewesen wäre, geht daraus hervor, daß die gesamte Rechte, die Nationalliberalen und das Zentrum ge schlossen gegen den Antrag stimmten, während von den fort schrittlichen Abgeordneten eine Anzahl sich der Abstimmung entbielten. MnmWr Nachrichten. Die vierte feindliche Landeshauptstadt und königliche Residenz, die von unseren Truppen genommen ist, wird Bukarest sein, wenn, wie zu erwarten ist, die sieg reichen Armeen Mackensen und Falkenhayn und ihre öster reichisch ungarischen Verbündeten dort ihren Einzug gehalten haben. Am 20. August 1914 ging die belgische Hauptstadt Brüssel in deutsche Hände über. Am 2, Dezember 1914 wurde die Mörderhauptstadt Belgrad, die Hauptstadt Ser biens, erobert, aber später geräumt, um am 8. Oktober 1915 endgültig besetzt zu werden. Mitte Januar wurde Cetinje, die Residenz von Montenegro, ohne Widerstand in Besitz genommen, ebenso wie Brüssel, während es in Belgrad noch zu einen: Straßenkampf gekommen war. König Albert residiert zur Zeit in der Nähe von Calais, Peter von Ser bien war zeitweise in Caserta in Süditalien, soll sich aber einen anderen Aufenthalt ausgesucht haben, und König Nikolaus von Montenegro ist in der großen französischen Seidenstadt Lyon. König Ferdinand von Rumänien hat sich nach Jassy an der russischen Grenze begeben. Große moralische Qualitäten hat keine dieser vier Na tionalitäten bewiesen, doch war die militärische Leistung nicht zu verachten. Serbien hat durch die von der Negierung in Belgrad unterstützte Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers den Weltkrieg veranlaßt, und Montenegro, das nur von russischen Geldern lebte, mußte mit. König Nikita war nicht lange vor dem Kriege, in Deutschland und äußerte sich für uns sehr sympathisch. Er soll den KricgLbeginn zu einer für ihn sehr einträglichen Wiener Börsenspekulation benutzt haben. Belgien bereitete dem deutschen Kaiserpaar mehrere Jahre vor dem Kriege bei dessen Besuch in Brüssel einen sehr freundlichen Empfang, schwamm aber nebst seinem Könige schon vorher bekanntlich im englisch-französischen Fahrwasser. Der König besuchte noch im Herbst 1S13 sein Kavallerieregiment in Hannover, das ihm General v. Emmich, der spätere Eroberer von Lüttich, vorführte. Auch König Ferdinand von Rumänien, dessen ältester Sohn in Potsdam Menke, war kurz vor denr Kriege mit seiner Gemahlin Marie, der ältesten Tochter des verstorbenen Herzogs Alfred von Sachse^Cobürg-Gotha in Berlin. Jetzt hat sich die sehr be- merkeüswcrte Tatsache ergeben, daß Fürst Wilhelm von Hohenzoltern, der ältere Bruder des Rumänenkönigs, bei den siegreichen deutschen Truppen in West-Rumänien verweilte, während der König im Osten auf der Flucht wer. Die , Rumänen hallen sich ihren serbischen Mörder-Nachbarn gegen- ' über immer als Kulturvolk hingestellt; wie.der Krieg gezeigt hat, stehen sie mit ihnen in politischer Treulosigkeit und in barbarischer Grausamkeit gegen wehrlose deutsche Verwundete und in brutaler Raubsucht mit den Serben auf einer Stufe. Der Serbenwe'm der 9. Armee. Etwas, was im deutschen Weinfach noch nicht vorgekommen ist, hat sich jetzt in Wiesbaden ereignet: die Versteigerung von 45 Nummern 1915er Semendrianer Naturwein des Wirtschaftsausschusses der 9. Armee. Es handelt sich um in Serbien geernteten, in Deutschland gekelterten Wein. Die Versteigerung war stark besucht und zeigte, daß der serbische1915er dem deutschen 1915er sich gleichstellen darf, wohl etwas süßer ist, auf alle Fälle aber hinsichtlich der Preise nicht im geringsten hinter dem deutschen 1915er zurücksteht. Für die 1200 Liter wurden zwischen 12 000 und 20 440 Mark erreicht. Der gesamte Erlös stellte sich aus 176 930 Mark. — Anschließend an die Versteigerung fand eine Wein-Versteigerung der Armee-Intendantur der Armee-Abteilung von Strautz statt, die ein Ausgebot von 7800 Liier naturreinen 1916er französischen Weinen, die von deutschen Soldaten aus französischen Trauben auf französi schem Gebiet gekeltert wurden, brachte. Der gesamte Erlös betrug 17 280 Mark. — Zum Schluffe gelangten 5 Flaschen 1893er Wein aus dem Weinkeller des Fürsten Bismarck zum Ausgebot. Der Erlös war von dem Besitzer, Kurhaus- pächier Ruthe, für die Soldaten des 18. Armeekorps be stimmt. Es stellte sich die Flasche auf 65, 75, 80, 90 und i 110 Mark. „Erfolgreiche" Treibjagden. Leider sind die heu- f rigen Treibjagden nicht so erfolgreich, wie es im allgemeinen t Interesse oder vielmehr zur wirksamen Unterstützung unserer Fleischnahrungsmittel wünschenswert wäre. Und nur wenigen dürste es vergönnt sein, sich am Meister Lampe gütlich zu tun. Die Treibjagden zeigen auch wirklich keine ein Jägerherz erfreuende „Strecke". Aber häufig ist doch ein Ergebnis festzustellen, zwar stöbern die Treiber kein Wild auf, aber — entflohene Kriegsgefangene. Erst kürzlich wieder wurden bei Ems im Lahntal im Unterholz versteckt russische Kriegsgefangene aufgetrieben und festgeiommeu, die aus dem Gefangenenlager in Limburg an der Lahn ent wichen waren und sich nach Holland durchschmuggeln wollten. Bemerkenswert ist, daß sie im Besitz von achtzig Pfund Konserven waren! Kohle und Gaswerke. Gaswerke, die sich nicht rcchtze'tig mit Kohle eingedeckt haben oder zu spät ihre Be stellungen erfolgen liehen, sind jetzt schlecht daran. In Wittenberg z. B. fehlt es daher an Gas. Es sind fast alle Gewerbe, die Groß- wie auch die Kleinindustrie, in Mit leidenschaft gezogen. Infolge des Gasmangels herrscht am Abend in den Straßen Finsternis. In Halle hat der Magistrat angesichts der stockenden Kohlenverforgung be schlossen, Laß die Privathaushaltungen nur noch drei Achtel der GaSmeng: des entsprechenden Monats des Vorjahres verbrauchen dürfen. Wer darüber hinaus Gas verbraucht, muß statt 16 Pf. den dreifachen Betrag, nämlich 48 Pf. für das Kubikmeter bezahlen. Wegen Kriegswuchers wurden die Inhaber der Wvllgarnfirma I. F. Hüther in Eschwcge, die Kaufleute Ernst und Karl Hüther, zu je 11000 Mark Geldstrafe von der Strafkammer verurteilt. Beide Angeklagten hatten Kriegswolle, die sie durch Vermittlung der Kriegsrohstoff abteilung des Kriegsministeriums zu 7 bis 7,80 Mark das Kilo gekauft haben, an die Heeresverwaltung sowie an ^Pnvatknudschaft zu 16,50 Mark wiederverkauft. Die Schutze am St. Nikolastag. Sankt Nikolastag ist altbekannt — Bei Alt und Jung im Franzosenland. — Und wenn er kommt vor die Kammertür, — Die Jugend stellt die Schuhe herfür, — Damit in sie der gute Mann — Viel schöne Sachen legen kann. — In diesem Jahr zum Sani Nikolastag — Wie die Kleinen-der Franzmann han deln r rg. — Er wünicht sich Revanche durch Frankreichs Heer: — Aber die Schuhe, sie bleiben leer! Unter ÜW LMmonS. Roman von G. v. Goltz. 35 Ein liebevoller Blick des Professors traf seine Gattin, dann sagte er: „Gewiß, Irmgard, was ich zu sagen habe, könnte ebenso gut verschwiegen bleiben, aber Du als meine Gat tin sollst es wissen. Gerade raucht drüben die Küste Afrikas aus in diesem Erdteil ereignete sich der Vor fall den ich erzählen muß. Sieh hier den Ring an mei ner Hand, mit dem Opal, den Du schon manchmal als seltsames Schmuckstück bewundert hast, ihn will ich im Anblick der Küste Afrikas in das Meer versenken — weil sein Anblick sich nicht mehr für mich geziemt — an der Seite einer Gattin, die mir so rückhaltlos Vertrauen entgegegenbringt. Bei den letzten Worten hatte der Professor den Ring vom Finger gezogen und ehe seine Gattin ihn daran hindern konnte, in einem weiten Bogen in das Meer geworfen. Er war damit ür immer verschwunden. Er sah nicht einmal die Kleinen Kreise, die das Aufschlagen auf das Wasser verursachte. „Horst, was tatest Du? Ist es nicht schade um den schönen Ring, der doch sicher ein Andenken an Deine Afrikareise war." „Ich mußte mich von ihm trennen, denn ick konnte seinen Anblick, zumal in Deiner Gegenwart, nicht länger ertragen. Aber höre mich nur erst einmal an, Irmgard, was ich sagen will." Er erzählte nun ohne ein beschönigendes Wort sein Erlebnis in Medeah vor einem Jahre. Er gestand, wie er geglaubt habe, die schöne Italienerin zu lieben, die i schon die Gattin eines anderen gewesen war und wie er im Begriff gewesen, die schönsten Torheiten zu begehen, M denen ihn gleichsam eine Fügung des Himmers be wahrt hatte. Seine Gattin hörte ihm zu, ohne ihn ein einziges Mal zu unterbrechen. „Wie kann Dich auch nur die geringste Schuld tref- scn, Horst. Dein Herz war damals srci und die Italie nerin von berückender Schönheit, wie Du sagst, also ist es durchaus uichts Schuldhaftes, wenn sie auch Dein Herz entflannte. Den Mißbrauch ihrer Schönheit hat sie ja auch mit ihrem eigenen Leben schwer genug büßen müssend „Irmgard, ich danke Dir sirr diese Worte, ach, nun suhle ich mich von einer wirklichen Last befreit. Ich war moralisch gezwungen, das Geständnis abzulegen, wie ein mal im Leben ein Weib Einfluß auf mich gewann — das einzige Mal — und wie bestimmt versichern kann, auch das letzte Mal." »Du gewissenhafter Mann, bedarf es denn erst noch einer solchen Versicherung?" „Du weißt nickt, Irmgard, wie sehr ich mich bedrückt gefühlt habe und der stete Anblick des Ringes mar auch nicht geeignet, dieses Gefühl zu vermindern, daher mußte er verschwinden." „Es mögen die letzten Worte gewesen sein, die wir über diese Angelegenheit gesprock en haben. Siehst Tu den im Süden auftauchsnden Punkt — was mag das sm eine Insel sein. Ach, Horst, sahre sort in Leinen Er klärungen, die mich so interessieren." Ende. Buntes Allerlei. Der Kaiser und Bölcke. Aus einem Berichte des Professors Georg Wegener über Bölcke im „Lok.-Anz." entnehmen wir, als Immelmann bei Lenz verunglückte, aus Sorge um Bölcke diesen meh- > rere Monate von der Front beurlaubt hatte. Bölcke war nach einigen Reisen ausschließlich beauftragt, sein Können durch Ausbitden von Flugschülern weiter zu verbreiten. Es duldete ihn aber auf die Dauer nicht, und Ende August erwarb er die Erlaubnis zu eigenen Kampsflügen. * * * Wie man in einem französischen Ministe rium arbeitet. „Sonnabend nachmittag", so erzählt Louis Forest im „Matin", „ruft jemand in einem unserer wichtigen Mini sterien an und verlangt mit dem Minister zu sprechen. Natürlich handelt es sich um einen Mann von Rang, da er es wagt, in solcher Zeit den Minister in seiner sicherlich außerordentlich angestrengten Tätigkeit zu stören. „Hallo I Hallo! Ich möchte den Herrn Minister sprechen." Eine Stimme antwortet: „Der Herr Minister ist nicht da." „Dann verbinden Sie mich bitte mit dem Chef des Kabi netts." „Der Chef des Kabinetts ist nicht da." „Dann rufen Sie bitte den Unterchef." „Der Unterchef ist nicht da." „Tann bitte seinen Stellvertreter." „Der Stellvertreter ist nicht da." „Dann zum Donnerwetter den Slellvertreter des Stell vertreters." „Derist auch nicht da." „Wird Morgen jemand da sein." „Ich glaube nicht. Morgen ist Sonntag." "Wer sind Sie denn eigentlich?" „Ich bin da, um zu sagen, daß niemand da ist." Es handelt sich, wie gesagt, um eines unserer wichtigsten Ministerien. Jeden Augenblick könnten unerwartet Nachrichten von höchster Bedeutung eintreffen. Man muß zu geben, daß wir Franzosen den Krieg ziemlich kaltblütig führen. Trotzdem merkt man den Geist der vielgerühmten neuen Zeit. Denn wenn man früher anrlef meldete sich niemand, woraus man schloß, daß niemand da sei. Heute aber ist jemand da, um zu melden, daß niemand da ist. Dieser Unterschied beweist, daß, was immer man dagegen sagen möge, unsere Sitten sich tat sächlich im Kriege vorteilhaft geändert haben I . .
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