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sächsische W MWung Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. Zeitweise Nebenblätter: Landtagsbeilage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der K. S. Staatsschulden und der K. Alter»- und LandeS'ultnrrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes-Brandversicherungsanstalt, Verkaufsliste von Holzpflanzen auf den K. S. Staatsforstrevieren. Irr. 84. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesehlichen Vertretung): Hofrat Toenges in Dresden. Freitag, 13. April abends 1917. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Ge'chästssleUe, Große Zwingersiraße lS, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark 50 Pf. vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint nur Werktags. —Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr 2l2v5,SchristleitungNr lt471- Ankündigungen: Die livaltige Grundzeile oder deren Naum im AnkündigungZteile 30 Pf., die üipaltige Gmndzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Ps, unter Euigeiandl 150 Pf Preisermäßigung auf Geschästsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags ll Uhr. Tie kurz vor Begin» des Druckes eingehende» Meldungen befinden fich auf Seite 7 dieser Ausgabe. * Nach der vorläufigen Bctanntmachung des Admiral- stabs der Marine hat der Unterseebootkrieg im März ein schließlich der unseren Kreuzern zum Lpser gefallenen R» GM Tonnen eine Ausbeute von ««1 GM Tonnen erbracht. * Starte englische Angriffe find bei Sonchez, Vorstöße bei Fampouir gescheitert. * I» fSrieü»enland hat nach amtlichen Feststellungen die Bloüade eine größere Anzahl von Todesfällen infolge .GmgerS veranlaßt. Amtlicher Teil. Ausruf. Der siegreiche Ausgang des Kampfes um unsere Selbständigkeit und um die Freiheit vou fremder W '.^ür hängt davon ab, daß wir bis zur neuen ^rvte mit den vorhandenen Nahrungsmitteln »»?- kommen. Die Ungunst des Wetters zwingt uns, mit einer späteren Ernte zu rechnen. Wir müssen deshalb unsere knappen Vorräte aufs sorgfältigste ciuteilen. Wir haben auch in diesem Jahre die Gew ßheit, daß wir durchhalten können. Die näch sten Monate fordern aber, daß wir alle Kräfte aufs änße-ste anspannen und die Entbehrungen willig tragen, die unvermeidlich sind. Mit höchster Hin gabe und vollem Verständnis für die drohende Ge fahr hat das gesamte Volk 3 Jahre lang den Feinden standgehalten, in dem Bewußtsein, daß unabsehbares Elend und dauernde Not uns alle erdrücken würden, wenn wir uns dem Willen der Feinde beugten. Diese beispiellosen Opfer können nicht vergeblich ge bracht sein; dem Ziele nah, darf die Kraft nicht erlahmen. Einmütig steht, trotz feindlicher Hetzerei und Verleumdung, das Volk mit seiner Regierung zusammen, um unsere» Friedenswillen durchzusetzcn. Das gegenseitige Vertrauen ist die Grundlage für die Sicherheit und Freiheit der deutschen Zukunft. Dies gilt es in schwerer Zeit zu bewahren, und kein mißgünstiger Schwätzer soll es uns rauben. Es ist dafür gesorgt, daß auch in den kommenden Monaten keine Hungersnot entsteht. Insbesondere wird an allen Orten, an denen die Kartoffel versorgung durch Transportschwierigkeiteu zeitweilig stocken sollte, Ersatz durch Brot und Mehl gegeben werden. Die Fleischversorgung ist gesichert. Es ist ein knappes Auskommen, aber genug für den festen Willen zum Durchhalten. In Stadt und Land müssen alle sich Entbehrungen auferlegen. Durch die höchste opferwillige Leistling der Landbevölkerung muß die Leistungsfähigkeit der Industrie erhalten werden. Indem das Land für die Stadt, die Stadt für das Land arbeitet, decken wir unseren Truppen den Rücken, an deren Heldenmut der Haß unserer Feinde zerbricht. Im Vertrauen, daß jeder einzelne bei seiner Arbeit ausharrt, hat das deutsche Volk die Gewähr, daß »ach schweren Tagen ein gesicher ter Frieden wiederkehrt. Dresden, am 12. April 1917. Tie Ministerien des Kultus und öffentlichen Unterrichts, des Innern, der Finanzen, der Justiz, des Krieges. 1738 Finanzministerium. Se. Majestät der Köm» haben Atlergnädign geruht, dem Faktor Böhland beim Kaliwerk Lengefeld das Verdienstkreuz zu verleihen. Ministerium des Fnncrn. Le. Majestät der König haben Allerguäoigst zu ge nehmigen geruht, das; der Verleger der Leipziger Neuesten Nachrichten Herfurth in Leipzig den ihm von Sr. Majestät dem König von Bayern verliehenen Ver dienstorden vom heiligen Michael 4. .Klane mit der Krone annehme und trage. Le. Majestät der König haben Allerguäoigst zu ge nehmigen geruht, das; der Prokurist Richard Schmidt und der Oberrevisor Gustav Rudel in Leipzig die ihnen von Sr. Majestät dem Lultau der Türkei ver liehenen Auszeichnungen, ersterer den Lsmanm-Orden 4. Klasse, letzterer den Medfchidis - Orden 4. Klane an nehmen und tragen. tFort^dung deZ ainm^c.. rc 'es In der 1. Beüage. Nichtamtlicher Teil. Von» Königlichen Hofe. Dresden, 13. April. Ihre Kgl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg besichtigten heute vormittag 11 Uhr das Landcslager der Hindenburg- spende in der Hamburger Straße 2ö. Dresden, 13. April. Le. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg wird heute Abend dem Vor trage des Hrn. Geh. Hofrat Prof. Dr. Stieda Leipzig über „Die russischen Ostsceprovinzen in ihrer wirtschaft lichen Bedeutung" in der Technischen Hochschule bei wohnen. Dresden, 13. April. Ihre Königl. Hoheit Prin zessin Margarethe wird unter dem Namen einer Gräfin Hilfenburg morgen vormittag zu einem etwa dreimonatigen privaten Aufenthalte zwecks weiterer Fort bildung nach München reisen und im Hotel Maricnbad Wohnung nehmen. In der Begleitung Ihrer .Königs. Hoheit wird sich Hoffräulein v. der Decken bennden. Dresden, 12. April. Unter dem Vorsitze Lr. Maie stüt des Königs und in Gegenwart Lr. .Königl. Hoheit des Kronprinzen fand heute eine Litzung im Ge samtministerium statt. Imponderabilien. Bismarck hat den „Imponderabilien" immer großen Wert beigelegt, und auch unter Geschlecht ist sich der Bc deutung seelischer Kräfte für den Erfolg in dein großen Ringen um die Zukunft des deutschen Polkes wohl be wußt. Ebenso sehen wir unsere Gegner bemüht, durch Einwirkung auf die Gemüter ihre Wagen zu schärfen. Es besteht aber ein gewaltiger Unterschied zwischen ihnen und uns. Während bei uns ein jeder von der Über zeugung durchdrungen ist, daß er für sein Heiligstes kämpft und dadurch die Kraft zum Aushalten gegen eine Welt von Feinden gewinnt, müssen jene sich darauf be schränken, die Massen durch verhetzende Anschwärzungen und Lügen zu neuen Anstrengungen aufzupcitschen, ohne damit ihrem Ziele, uns zu vernichten, auch nur einen Sch itt näher zu kommen. Unser grimmigfterFcind ist England. Mit seineuMachen- schäften, durch Versprechungen und wirtschaftlichen Druck, ist es ihm gelungen, ein Volk nach dem anderen in den Kampf für die sogenannte Zivilisation zu treiben. Sie haben uns hart bedrängt, aber sie haben uns nicht Übermacht und die Prahlereien englischer „Staats männer" sind eitel Rederei geblieben. Die Ratten, die Mr. Churchill aus ihren Restern ausgraben wollte, haben scharfe Zähne, die eher den Hauern des Ebers gleichen, wie die englncbe Flotte aus Erfah rung bereugen kann, und jetzt zernagen diese Ratten im Unterseebootkriege die Grundlage der englischen 'Macht, die nur zum Teil aus der Kriegsstotte, iu der Hauptsache jedoch auf dem wirtschaftlichen Gewichte der Handels flotte beruht. Ohne seine Handelsflotte, die vor dem Kriege nicht viel weniger als die Hälfte der gesamten Schiffsräume der Welt betrug, stünde England als staat licher Organismus noch weit unter Frankreich. Wie schwer England schon vom Unterfeehandelskr-ege getrosten ist, zeigen die .Kastandrarufe des Ersten Lords dec Aomi ralität Earson und des Premierministers Lloyd George, von anderen Stimmen ganz zu schweigen. Noch beredter jedoch ist, was die englische Regierung nur halb sagt oder zu sagen unterläßt. Schon in der ersten Zeit des Krieges machte es einen üblen Eindruck, daß die Preise mit keiner Silbe den Verlust des „Audacious" am 27. Ok tobcr 1014 erwähnen durfte, obwohl er baio öffentliches Geheimnis war. Nicht minder unangenehm empfunden wurden amtliche Berichte, wie z. B. über den gelungenen Streifzug, den die deutschen Torpedoboote am 20. Oktober 101» von Zeebrügge aus ini Kanal ausführten. Dec glanzende Erfolg der deutschen Seestreitkräfte, oie zehn Fahrzeuge des Gegners zur Strecke brachten, war nicht abzuleuguen, zum Ausgleich aber wurde die Vernichtung zweier deutscher Torvcdobootszerstörcr ge meldet, und als sämtliche deutsche Schme unversehrt zurückgekehrt waren, suchte man die Flunkerei mit Redensarten, wie „man glaubte" und „wahrscheinlich" zu bemänteln. Der durchaus kühle und sachliche Rückblick auf den Gang des Krieges im verfloßenen Jahre, den das bekannte englische Jahrbuch „Wbi'.akers Almanach 1017" gibt, läßt erkennen, wie peinlich das Verhalten der englischen Re gicrung allgemein berührte und auch wie wenig die Bc Handlung des Unterseebootkrieges befriedigte. Im laufenden Jahre ist das nicht besser geworden. Zwar sinnt die Admiralität Tag und Nacht aus Mittel, der Gefahr Herr zu werden, doch ihr Brüten ergibt auch nicht das kleinste Küchlein. Sir Edward Earson wußte neulich vou 40 Gefeästcn mit Unterseebooten ;n reden, aber er hütete sich wohlweislich, die Zahl der versenkten Boote anzugeben, und tatsächlich sind oie deutschen Ver luste auch sehr gering. Um so größer ist dagegen der Schaden, den die Handelsflotte der Verbandsstaaten und ihrer neutralen .Kontcrbaudchelfer erlitten hat. Auch lner befolgt oie englische Regierung eine Politik der Vertuschung, obwohl sie beteuert, nichts verschweigen zu wollen. Was sie an Verlusten zug.bt, erreicht bei weitem nicht die Höhe der amtlichen deutschen An gaben, und sic sucht ihr Volk über die wirkliche Lage zu täuschen mit Zahlen über einen Schmsvertehr in den englischen Häsen, die den gar nicht in Betracht kommen den Küstenverkebr mit dem allein maßgebenden Verkehr in großer Fahrt verguicken. Gelingen kann die Täuschung nicht. Denn die zu nehmende Teuerung spricht eine andere und ernstere Sprache, nnd was in den Zeitungen nicht gesagt werden darf, wird um so eifriger in den Klubs erörtert. Wie der erwähnte Rückblick in „Whitakers Almanach' sehr richtig betont, kann der Gang der Dinge nur den Panik- verbreitcrn in die Hände arbeiten und das Vertrauen aus die Führung der Flotte untergraben. Wohin der Engländer schaut, Erfolge von Bedeutung für den Ausgang des Krieges kann er nirgends wahr nehmen, weder zu Laude noch zn Waner, nnd dabei rückt ibm das Gespenst des Mangels immer näber auf deu Leib. Kein Wuuder, wenn da das Vertrauen zur Führung schwindet, wenn der Zweifel wie Vitriol sogar das Vertrauen auf die Riesenilotte zerfrißt. Der Erfolg ist immer der beste Weg zum Erfolge. Der Erfolg aber ist ausgebiicben. .Hochtonende Worte, die mit der Wirk licbkcit in schreiendem Wider'pruch sieben, sind kein Ersatz, und die Honnung aus den großen Bruder in Amerika dürste ebenso trügen wie die auf den kleinen Petter in Rumänien. Dann in cs nur noch ein Schritt bis zur Panik. Das deutsche Polk bat volles und berechtigtes Per trauen zu scineu im Kampfe bewährten Führern, nnd darin liegt ein moralischer 'Vorteil, der je länger, je ticser wirkt. Das englische Volk kann ein gleiches Vertrauen nicht haben. Materielle Mittel vermögen viel, aber der Geist, der die Waffe führt, gibt den Ausschlag, und in diesem Geiste, den Imponderabilien, sind wir allen unseren Gegnern überlegen. Aufklärung über Hrnährungssragen. Eine der schwierigsten Aufgaben, vor die dieser furcht- barste aller Kriege das deutsche Volk gestellt hat, ist sicher lich die Anpassung an die dnrch die Kriegslage gegebenen Ernährnngsverhältnisse. Der rücksichtslose Aushungerung? krieg, den unsere Feinde seit nunmehr 32 Monaten gegen uns führen, hat eine Lage geschaffen, die scharfe und