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dresdner O PHILHARMONIE I nnerhalb des Ge samtschaffens von Johannes Brahms nimmt die Kammer musik einen wirklich großen Platz ein, und das in einem Zeitraum, als eher die Sinfonik bzw. die Sinfonischen Dichtungen (Franz Liszt) oder gar Richard Wag ners Weg zum Musik drama vordergründig die allgemeine musika lische Entwicklung be einflußten. Die Komposition von kammermusikalischen Werken war für Brahms nicht nur deshalb wichtig, weil er einer älteren, über die Klassik verfeinerten Traditionslinie fol- 1 gen wollte, sondern es war für ihn auch ein j entwicklungsträchtiges Experimentierfeld auf | seinem langen Wege zur Sinfonie (1876, also mit 43 Jahren, hatte er seine 1. Sinfonie ge schaffen!). Die Innerlichkeit dieser Gattung lag ihm sehr viel näher als die extrovertierte, dra matische Darstellung auf der Bühne, die er zwar sehr schätzte, aber nicht für sich selbst künstlerisch ausdeuten konnte und wollte. Seine eigenen Vorstellungen entsprangen dem durchaus klassischen Gedanken, innerhalb der vorgegebenen musikalischen Formen motivi sches Material so zu verarbeiten und ständig zu variieren, daß dadurch ein gewisser Zusammenschluß des Werkganzen erreicht j werden konnte. Brahms, der die Kammermusik als die anspruchsvollste und intimste Aus drucksform der Musik überhaupt begriffen wissen wollte, wurde gleichsam ihr Erneuerer und zum Vorbild für eine neue Generation von Kammermusik-Komponisten. geb. 7.5.1833 in Hamburg; gest. 3.4.1897 in Wien 1857 Leiter des Hofchores in Detmold 1872 artistischer Direktor der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien 1878 verlegte er seinen Wohnsitz ganz nach Wien 1886 Ehrenpräsident des Wiener Tonkünstlervereins