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8VS gekostet hat. Der elektrische Telegraph zwischen Genua und Turin wird ebenfalls bald in voller Thätigkeit sein. Der Unterrichts Minister v. Gioja bereitet ein wichtiges Gesetz vor, welches den Primair- und höhern Unterricht (in den Nationalcolle- gien und der Universität) zu regeln bestimmt ist. ES wird auf liberalen Principien beruhen und dem Umsichgreifen der jesuitischen Doktrinen im UnterrichtSwesen wenig Raum übrig lassen. Spanien. Madrid, 17. April. Espartero wurde zum Präsidenten deS progressistischen Wahlcomite erwählt. Türkei. Man schreibt auS Smyrna vom 12. April: I» der Stadt Rho dos selbst verspürt man nur wenige Rückwirkungen des Erdbebens, während dasselbe in Makri noch immer fortdauert. In der Nähe des HafenS Levisst hat sich ein feuerspeiender Berg gebildet. Der Contre- admiral Osman-Pascha begibt sich nach Makri, um die Verwüstung an Ort und Stelle zu untersuchen. Am 1. April ist ein Theil der Fahnde deS Palastes der Grandö-MaitreS, der noch auS der Zeit der rho- dische» Ritterschaft herrührt, gefallen, und so ward die Insel durch die Macht deS verheerenden Elementes eines historischen Denkmals mehr beraubt. Veeeinigte Staaten von Nordamerika. Neuyork, 2. April. ES ist mehrfach in diesen Blättern von den schauderhaften schwimmenden Lazarethen die Rede gewesen, welche, Tod und Pestilenz hauchend, von Zeit zu Zeit unter dem Namen AuSwan- dererschiffe von Europa hier ankommen. Besonders die irischen Häfen und Liverpool sind eö, welche unS dieses Schauspiel bereiten, während die deutschen Schiffe durchgängig in gutem Zustande hier an kommen. Wir wollen die Schuld nicht ausschließlich den englischen und irischen Nhedern zur Last legen, denn einen Theil der Verantwortlichkeit tragen die Irländer, welche die große Mehrzahl ihrer Passagiere bilden und den Krankheitsstoff mit an Bord bringen; aber ganz frei zu sprechen sind sie nicht, und mancher deutsche Bauer ist schon an Bord dieser britischen Pestschiffe ein Opfer schlechter Nahrung, Ventilation und Pflege geworden. Auf Staten-JSland liegen die traurigen Schoppen, Spitäler genanut, in denen die hiesige Auswandererbehörde die kran ken Ankömmlinge untcrbringt, um die Stadt vor der Ansteckung mit Schiffsfieber, Typhus, Krätze, Pocken rc. zu bewahren, welche jene Un glücklichen mit sich bringen. Die Deutsche Schnellpost veröffentlicht in ihrer letzten Nummer einen Artikel über diesen Ort deö Jammers und der Verzweiflung, dessen Einzelheiten, selbst wenn sie nur zur Hälfte wahr wären, unS mit Schrecken über die Zustände erfüllen müssen, welche unmittelbar vor den Thoren deö reichen, üppigen Neuyork sich vorfin den. Von elf liverpooler Schiffen, die im Laufe des Winters hier an kamen, wird angeführt, daß sie 4518 Passagiere an Bord hatten, von denen 287 während der Reise starben und 555 krank hier anlangten! Die Fahrzeuge werden einzeln namhaft gemacht. Die hiesigen Blätter machen viel Gerede von einer Art Tor tur, welche im neuyorker StaatSgefängnisse seit längerer Zeit im Ge brauche-gewesen sein soll. Dieselbe besteht in Sturzbädern, welche auS einer Höhe von 6 Fuß, etwa ein Barrel Wasser zur Zeit, auf den Kopf deS Gefangenen geleitet werden. Selten soll ein Gefangener ein ge wünschtes Geständniß zurückhalten, wenn man ihm dieses Bad drei mal applicirt hat. Man gebraucht dasselbe seit Abschaffung der Peitsche als DiSciplinarstrafe im Innern des Gefängnisses. Durch einen zufälligen Anlaß hat das größere Publicum erst jetzt Kunde von dieser seltsamen Folter erhalten. (W.-Z.) Merfonaknachvichte«. Beamte. Königreich Sachsen. Der SupernumcrarregierungSrath Frhr. v. Wirsing ist zum RegierungSrathe bei der KreiSdirection zu Zwickau ernannt, die Referendare v. Carlowitz, Hempel und v. Beust, Letzterer unter Ver setzung zu der KreiSdirection zu Zwickau, sind zu SupernumerarregierungSräthen befördert worden. tvebtNSverleihungen. Preussen. Rother Adlerorden 2. Cl. mit Ei chenlaub: der Oberregierungsrath Häckel in Merseburg, der Oberpfarrer an der Domkirche in Erfurt Würschmitt; 4. Cl.: der Guts- und Fabrikcnbesitzer I. H. Pferdmenges in Geneicken. Wissenschaft und «Kunst. * Dresden, 23. April. Seit längerer Zeit sind durch den Mangel an gehö rig befähigten kalligraphischen Fachlehrern, wie UN« von mehr als einer glaubwürdigen Seite versichert wird, hiesige Schulvorsteher nicht selten in Verle genheit gesetzt worden , sodaß eS scheint, als sei dieser Wirkungskreis, hinsichtlich dessen früher gerade Sachsen mit Auszeichnung genannt wurde, zur Zeit keines wegs ausreichend vertreten. Bestätigung findet diese Annahme durch die aller dings beredte Lhatsache, daß der durch Herausgabe einer „Elementarschreibschule" vortheilhaft bekannte Ministerialsecrctair Zschille, als er vor etwa zwei Jahren von einer auswärtigen, angesehenen höhern Lehranstalt veranlaßt wurde, ihr einen Schreiblehrer zu empfehlen , wenigstens hier in Dresden nur Einen dazu geeignet und geneigt gefunden. Vielleicht läßt sich durch diese Mittheilung mancher von den vielen bei Advocaten, Gerichtsverwaltern re. beschäftigten Expedienten bestim men, sich einem Berufe zuzuwenden , durch dessen genügendere Vertretung eine nicht blot hier fühlbar gewordene Lücke ausgefüllt werden könnte. Freilich reicht heutzutage dafür da« kalligraphische Talent allein nicht mehr aus. Neben einer gründlichen Fachkenntniß muß dasselbe mit didaktischer und pädagogischer Einsicht Hand in 'Hand gehen. Bloßes Verschreiben und Verbessern de« meist ganz ge dankenlos Nachcopirten wird mit Recht in den vor kurzem erschienenen „Pädago ¬ gischen Aphorismen" von Kellner ein rein mechanische« und daher höchst trostloses Verfahren genannt. Als eine gründliche Anleitung zu einer verständigen und zweckmäßigen Ausbildung im Berufe eine« kalligraphischen Lehrers kann die oben bezeichnete Schreibschule von Zschille empfohlen werden. Sie gewährt neben dem vielen Trefflichen, wa« in ihr über Schönschreiben und Methode gesagt ist, eine au-führliche Belehrung darüber, wie die von den bewährtesten Pädagogen ausge stellten UnterrichtSregeln in der Schreibstunde praktisch zur Geltung zu bringen sind. Auch kann sie durch eine reichhaltige Anführung anderer dahin einschlagen den Werke zugleich Denen als ein Wegweiser dienen, welchen eS um weitere For schung und Belehrung zu thun ist. — Den Privatdocenten an der Universität Tübingen, Vr. Ofterdinger in der philosophischen und 0r. Göhrum in der juristischen Facultät ist der Litel eines außerordentlichen Professors verliehen. — Noch im Laufe dieses Sommers wird Berlin die Aufstellung öffent licher Denkmäler erleben, welche den Beweis liefern, daß die Thätigkeit so- wol in der Sculptur als der Historienmalerei, Kunstfächern, die unter den be stehenden Verhältnissen am meisten auf die Munificenz der Fürsten und Großen angewiesen sind, im Laufe des letzten Jahres nicht brach gelegen hat. Vor Allem ist es Rauch's Monument Friedrich's des Großen, welches, nachdem es in seinen einzelnen Theilen vor einiger Zeit im Gießhause zur öffentlichen Schau ausgestellt war, die allgemeine Erwartung aufs höchste gespannt hat. Wie eS heißt und wie man auch auS der Thätigkeit an der Errichtungsstelle schließen kann, wird cs noch gegen Ende Mai enthüllt werden. Dann soll auch bald die Ausstellung von wenigstens vieren der acht Schloßbrückengruppen erfolgen, von welchen eine, von Wolff in Rom, schon längst fertig ist, und drei andere, die von Professor Wichmann, Professor DrLke und von Möller, der Vollendung entgegensehen. So sind auch endlich die beiden»auf Panther und Löwe reitenden Genien von Professor Lieck auf der SchauspiclhauStreppe zu erwarten; ihnen werden die von Fischer modellirten vier allegorischen Thier- und Kriegergruppen um die Victoriasäule auf dem Allianceplatze folgen. Von neuern Arbeiten hört man, daß Rauch jetzt mit den Modellen für die Aork- und Gneisenaustatucn beginnen wird, welche, wie aus den vor Jahren schon ausgestellten Skizzen zu ersehen war, zu beiden Seiten des Blüchermonuments aufgestellt werden sollen. (Köln. Z.) Handel und Industrie. Frankfurt a. M., 16. April. Vorgestern fand die Generalversammlung der hiesigen Feuerversicherungsgesellschaft Deutscher Phönix statt. Der von dem Direktor Löwcngard vvrgclegte Rechnungsabschluß gibt neuerdings Zeugniß von dem äußerst günstigen Stande der Geschäfte und, von dem großen Vertrauen, das die Gesellschaft allenthalben genießt. Die Versicherungen haben im Jahre 1856 gegen das Jahr 1849 um 17 Millionen und die Prämieneinnahme um nahe an 44,000 Fl. zugenommen. Die Gesammteinnahme an Prämien und Zinsen belief sich in dem verflossenen Jahre auf 443,419 Fl., und nach Abzug der für Brandschäden und Unkosten bezahlten Summen verblieb ein Ueberschuß von 105,329 Fl. Die Verwaltung, ihren stets befolgten Principien der Solidität und Vorsicht getreu, hat von diesem Ucberschusse nur 44,000 Fl. als Dividende an die Actionaire vertheilen lassen und den ganzen übrigen Betrag von 61,329 Fl. zur Verstärkung der Reserven verwendet. Die Actionaire gaben diesem, den Stempel echter Solidität an sich tragenden Verfahren ihre ungetheilte Zustimmung. Die Gesammtreserven betragen nun 386,863 Fl.; außerdem sind noch für nicht liqui- dirte Schäden 58,229 Fl. reservirt worden. Die günstigen Gcschäftsresultate deS Deutschen Phönix und die bedeutende Stellung, die er unter den deutschen Feuer versicherungsanstalten einnimmt, verdienen um so größere Anerkennung, als derselbe, infolge der willkürlichen, eigensüchtigen Einsprachen, welche unter Anführung der Aachen-Münchener Gesellschaft die preußischen Versicherungsgesellschaften bei der preußischen Regierung zu erheben sich nicht scheuten, bis zur Stunde in dem größten deutschen Staate, in Preußen, nicht zugelassen ist, während doch die in Süddeutschland zugelassenen Versicherungsanstalten beinahe ausschließlich preußische sind! Die aus dem Verwaltungsrathe durchs Loos ausgeschiedenen HH. Philipp Donner und Isaak Reiß aus Frankfurt, s<m>ie Hr. August Dennig aus Pforz heim und Hr. I. Hohenemser au« Mannheim sind wieder gewählt worden. Bei dem Schluffe des Vortrags des Airectors Löwcngard hatte der Hofgerichtsdirector Christ das Wort genommen. Indem er der Verwaltung für die Pünktlichkeit, die Genauigkeit und die Umsicht dankte, mit der auch dieses Jahr wieder alle Geschäfte geführt worden seien, drückte er zugleich sein lebhaftes Bedauern dar über auS, daß eine Gesellschaft mit einer Verwaltung von dieser Redlichkeit und Offenheit bisher nicht in allen deutschen Staaten den Zutritt erlangen konnte, und äußerte die Hoffnung, daß die Zeit bald aushören werde, wo man dem Aus lande den Zutritt gestattet, welcher unter gleichen Verhältnissen dem Deutschen von Deutschen verweigert wird. Der Redner glaubt und erwartet, daß es dem Eifer der Verwaltung gelingen werde, dieses Ziel in nächster Zukunft zu er reichen. (Frkf. I.) Stuttgart, 23. April. Der Vertrag über die Abtretung der Posten ist nunmehr von beiden Pacisccnten ratificirt, und sobald auch die Consense der fürstlich LaxiS'schen Agnaten angelangt sein werden, wird zu dessen Vollziehung geschritten werden. Es soll beabsichtigt sein, die Briefe und Postpackcte für die längs der Eisenbahn belegenen Orte schon vor der Uebergabe der Postanstalt durch die Bahnzüge zu befördern. Das wäre dann die erste Frucht der Aufhebung des unnatürlichen Verhältnisses, unter welchem Württemberg so lange gelitten hat, und hoffentlich werden die weitern Früchte, namentlich der Anschluß der württem- bergischen Postanstalt an den deutschen Postverein bald nachfolgen. (W. Z.) *ffeipfig, 24. April. Leipzig-DreSdn. 142V« Br., 142'/» G.; Sächs.-Bair. 83 Br., 82'/» G-; Sächs.-Schlesische94 G.; Löbau-Zittau 22'/-Br.; Magdcb.-Lcipz. 2147<Br.; Berl.-Anh. 111 Br., 110'/-G.; Köln-Mind. 104 G.; Fr.-W.-Nordb. 38 G.; Altona-Kieler 93 Br.; Anhalt-Dessauer Landesb. 1-it. ä. 144'/, Br., 144 G-; l-it. L. 117 Br., 116'/-G.; Preuß. Banknth. 96 Br.; Wiener Banknot. 76'/, Br., 76'/» G. Stettin, 23. April. Roggen 33 bez., pr. Juni 32 Br.; Rüböl9'/g, pr. Herbst 10'/, G.; Spiritus 24, pr. Juni 23'/, G. Hamburg, 23. April. Berl.-Hamb. 97'/,; Köln-Mind. 103'/,; Magd.-Wittenb. 53'/,; span, inländ. Schuld 32^/« i 4'/,pr. russisch-engl. Anl. 93'/,, fest, schwaches Geschäft; Weizen flau; Roggen flau; Oel20'/», pr. Oct. 207«- Redigirt unter Verantwortlichkeit der VerlagShandlung. ^Druck und Vcrlag von F. di', Bro«rhau* in Leipzig,