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Donnerstag. ««tyzig. Di« Zeitung er. scheint täglich zwei mol und wird au«geg»bcn in iveipzig ivormittag« l l Uhr, Abend« tl Uhs; in Dr«»d«n Abend» S Uhr, Dormittag» 8 Uhr. Drei« für da» Vierteljahr 2 Thlr.; jede einzelne Num mer l Ngr. Zweite Ausgabe. Abends k Uhr. S4. April I8St. Rr 21«. DwWt Mgmtillk Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!« Zu beziehen durch alle Post ämter de» In- rmd AMande«, sowie durch die Erpeditivnen in Leipzig (Querstraße Nr. 8) und T>re«den (bei L Höckner, Neustadt, An der Brücke, Nr. 2). Jnsertionsgebübr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Zur Zollfrage. ^4. Aus Sachsen, 20. April. Es ist eine bemerkenSwerthe That- sache, daß die Höhe der Zölle und die des ungedeckten Papiergeldum- laufeS in den meisten Ländern in ziemlich gleichem Verhältnisse steht. ES macht hiervon in der That nur Frankreich eine erhebliche Ausnahme, was sich aber leicht durch den Umstand erklären läßt, daß dort die Trat ten der rseovkurZ gänärsux und die killvts ä orckro, welche auf sich selbst in den kleinsten Orten zahlbar von Jedermann und für ganz kleine Zahlungen auf lange Verfallzeiten ausgestellt werden und die nach den Ausweisen der banguog ck'onvgwsement sich fortwährend vermehren, den Theil deö Umlaufs zu ersetzen pflegen, welcher anderwärts durch die Banknoten oder Staatspapiergelder äusgedrückt wird. Wer eine» Rock kauft, zahlt dort mit seinem Billet (trockenen Wechsel), der Schnei der girirt denselben an den Tuchhändler, dieser an den Fabrikanten, die ser an den Banquier, und dessen Unterschrift macht das Papier vollends umlauffähig. ES hat dies sehr viel Gutes, beweist aber eben durch die Leichtigkeit der Circulation so gut wie der große Papiergeldumlauf anderer Länder, daß andere UmlausSmittel nicht im Ueberfluffe vorhan den find, so voll auch die Kaffen der Bank von Frankreich sein mögen. Ist eS aber der Fall, daß im Verhältniß zu den Schutzzöllen das un gedeckte Papiergeld zunimmt, so liegt hierin eine Widerlegung der Theo rie, daß das Schutzsystem das baare Geld im Lande halte, und es hat die Vermnthung Raum, daß eS dasselbe vielmehr hinauödränge. Daß das Schutzsystem das Geld im Lande halte, behaupten seine Vertheidi- ger, und eS scheint auf den ersten Anblick wirklich kaum anders mög lich, als daß, wenn das Inland vom AuSlande nichts kauft, es kein Geld auszugeben habe. Finden wir doch im Privatleben, daß wir das Geld in der Tasche behalten, wenn wir nichts kaufen. Eben im Pri vatleben finden wir aber auch, daß wir gewisse Ausgaben machen müssen und daß wir nichts in der Tasche haben, wenn wir nichts einnehmen. So brauchen auch alle Völker im Zustande der Civilisation eins die Producte des andern, weil das Klima jedes Landes verschiedene Er zeugnisse hervorbringt. Von dieser klimatischen Nertheilung der Producte macht aber gerade Silber und Gold eine Ausnahme, sie find unter je der Zone zu finden. Auch find Verzehrungsgegenstände und Bekleidungs stoffe daS Ziel des Austausches und nicht Gold und Silbergeld, welche nur Austauschmittel sind. Nicht jene, soiidern diese sind gesucht. Es zahlen sich daher die Völker sehr wenig in Geld und meistens in Waaren. Die Einfuhr entspricht der Einnahme, die Ausfuhr der Ausgabe in andern Waaren ebensowol als in Geld. Es ist daher gleich gültig, ob Geld oder andere Waaren ansgeführt werden, und eö ist stets «in Verlust, wenn eine Einfuhr von einem oder dem andern gehindert wird. Je höher die Schutzzölle sind, desto mehr ist Letzteres der Fall, was hinlänglich die Verarmung, den wirthschaftlichen und finanziellen Bankrott aller Schutzzollstaaten erklären würde, ginge auch kein Groschen außer Landes. Der Ausschluß der Einfuhr macht nämlich eine Menge Gegenstände deS Verbrauchs so theuer, daß eine große Summe Geldes weniger Werth hat als eine.kleine; zehn Thaler find nicht mehr werth als fünf, wenn man für jene nicht mehr andere Waaren haben kann als für diese. Der geringere Genuß, welchen der geringere Geldwert!) bietet, ver mindert den Werth jenes Lohns und daher die Lust zur Production, mit dieser ober die Menge der Producte, was als ein zweiter Impuls ihrer Vertheue- vung oder der Gcldentwerthung wirkt. Je weniger producirt wird, desto we niger find für das Produciren Austauschgegenstände vorhanden, des Geldes mag so viel sein alö da will, wenn keine Einfuhr von andern Gütern gestat tet ist. Die Verminderung der Producte wird noch beschleunigt durch die Begünstigung, welche einzelnen Industriezweigen eben mit dem Aus schluß der concurrirenden Waaren des Auslandes, mit der Sicherung deS Absatzes und hoher Preise der Erzeugnisse gewährt wird. Diese In dustrien produciren nämlich nicht, sondern vernichten Producte. Eine Fabrik, die zu 100 Thlrn. liefert, was das Ausland zu 50 Thlrn. lie fern würde, vernichtet den Werth von 50 Scheffeln Weizen, während sie nur den von 25 producirt. Je mehr sie producirt oder je mehr solche Fa briken bestehen, desto größer ist also der Verlust, und daß sich Leute finden, die dies „nationale Industrie" neunen, und Andere, welche sich durch den Namen täuschen lassen, verbessert die Rechnung nicht im ge ringsten. Die Auslagen deS StaatS, die Gehalte der Beamten müssen steigen mit der allgemeinen Vertheuerung, das Bezahlen der Steuern wird dem Volke aber schwerer, je weniger es producirt. Der Staat hilft sich also mit Anleihen und erhöht dadurch die künftigen Budgets nm die Zinsen. Die Schntzzöllner behaupten freilich, alles Dieö sei gleichgültig, wenn nur das Geld im Lande bliebe. Aber für Diejenigen, welche die ser Behauptung glauben, ist selbst dieser Trost nicht einmal von Dauer. Je größer nämlich die Menge von Silber- und Goldgeld im Verhält nisse zu den andern Waaren ist, und je weniger Werth eö demzufolge hat, desto mehr wird eS zu Lurusgegenständen verarbeitet, was einer seits die Umlaufsmittel, andererseits auch durch die Verluste bei der Verarbeitung das Metall vermindert. Die klimatischen Verhältnisse, wie wir schon gesagt haben, erfodern ferner immer etwas fremde Pro- ducteund zwar mehr, je mehr, wie in den meisten Ländern auf Ge fahr aller andern Industrien diejenigen vorzugsweise begünstigt werden, welche ausländische Rohstoffe verarbeite». Dauert nun dieser Bedarf fort oder steigt er gar, während die Production der bedeutendern natür lichen Industrien abnimmt, so folgt daraus, daß es an Produkten fehlt, die ausländischen einzutauschen, und sie daher mit Geld bezahlt werden müssen. ES ist schwierig, für die Regierung da Anleihen zu machen, wo die Leute nicht einmal hinlänglich Steuern zahlen können. Auch strebt sie, einmal in jenem Geldsyfteme befangen, solches vom AuS lande herbeizuziehen, indem sie dort Anleihen macht. Die Zinsen dafür überschreiten aber bald das von da empfangene baare Capital, und auf diese Weise geht also auch Geld ins Ausland. Bald macht sich durch diese verschiedenen Ursachen des Geldausganges und durch de» Mangel an Geldeinfuhr ein Mangel an Umlaufsmitteln bemerkbar, ja die Ver minderung derselben, ein wohlthätiges Correctiv der abnormen Verhält nisse, indem sie natürlicherweise die Preise der meisten Waaren herab drückt, erregt dann sofort so ernstliche Besorgnisse, gibt den verwöhnten unfähigen Producenten einen für die durch das Bestehen der Schutzzölle bewiesene Unbekanntschaft der meisten Staatsmänner mit den Gesetzen des Verkehrs so plausiblen Vorwand, über Mangel an Capital, Bedürf- niß von Geld u. dgl. zu klagen, daß man beinahe überall den Hei- lungSproceß als das Uebel betrachtet und dem wirklichen Uebel ein neues durch daS Anfertigen von Papiergeld, durch noch strengem Ausschluß fremder Einfuhr zufügt. Das ungedeckte Papiergeld übernimmt dann gewissermaßen die Func tion, den Ausfall an Metallgeld unbemerkbar zu machen. Es ersetzt das selbe im innern Verkehr, soweit jene obigen AbzugSquellen es vermin dern, eö beschleunigt diese Verminderung, weil sie Alles, was den Abzug deS Metallgeldes veranlaßt, die Geringfügigkeit der inländischen Pro ducte, den geringen Werth des Geldes, die vermehrte» Regierungsaus lagen aufrecht erhält und verschlimmert, während ohne das Papiergeld alle jene Erscheinungen von selbst die »öthige Veränderung herbeigeführt und die Schlagbäume an den Grenzen gestürzt haben würden. Das Papiergeld wird auf diese Weise in einem gewissen Grade der Ausdruck der Summe, welche daS Handelsverhinderungö- oder Schutzsystem dem Inlands kostet; seine Summe verhält sich in der Regel zu der Größe deS Verlustes wie das wirkliche Bedürfniß an Umlaufsmittelu zu de» wirklichen Capitalien eines Landes. Jedes Capital hat nur einen Preis oder Größemesser im Verhältniß zu den Mitteln deö Umsatzes, sowie für das negative Capital daS negative Werthzeichen des PapiereS der Größemesser ist, und von dem Augenblicke, wo mehr Papier- alö anderes Geld in einem Staate sich befindet, ist daö negative oder passive Ca pital größer als daS active und der Bankrott ist faktisch da. ES sind mehr sogenannte Capitalien unproductiv als wirkliche Capitalien pro ductiv, eS erfodern jene mehr jährliche Zulage als diese jährliche Rente ergeben. Das ungedeckte Papiergeld ist die Bescheinigung des Betrags, der weniger vorhanden ist, als nöthig wäre, die Verlustprvduction der zollbeschützten Fabriken auszugleichen, die Verschreibung auf die Zukunft, welche der insolvente Schuldner ausstellt, um die Verfallzeit seiner Ver bindlichkeiten hinauözuschieben, die Selbsttäuschung, welche man dem Geständnisse vorzieht, daß man sich ruinirt, daß man ein System ver folgt habe, dessen Opfer man gar nicht zu trage» vermag. Große Ereignisse, wie sie immer von Zeit zu Zeit die Staaten be wegen, geben allerdings oft Gelegenheit, dieses Gestänvniß schließlich zu vermeiden, andern Umständen den Ruin zuzuschreiben und die Zerstörung der Wohlfahrt, welche nothwendigerweise zu Revolutionen führt, dann als deren Folge hinzustellen, während sie deren Ursache ist. Die Geschichte bedarf jedoch keines SelbstgeständniffeS, sie beweist aber für uns da durch, daß die lächerliche Reaction in politischen Dingen, mit welcher man die Revolutionen, so aus socialen Uebeln hervorgegangen sind, rä chen oder nivelliren will, sich überall als unwirksam zeigt, überall nur Strohhalme über Abgründe legt, solange jene Uebel nicht gehoben sind.