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894 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mitteilungen. 27. Jahrg. Nr. 25. die Frage der zweckmäßigsten Aufbereitung ein bisher noch unvollkommen gelöstes Problem darstellt. Die Verluste dabei werden als teilweise außerordentlich hoch angegeben. Von den übrigen seltenen Erzen — Molybdän, Uran, Vanadium — hat bisher in den genannten West- staaten nur eine verhältnismäßig unbedeutende För derung stattgefunden. Während die Aussichten, Molybdän in nennenswerten Mengen zu finden, über haupt gering sind, werden Colorado und auch Utah hinsichtlich der Gewinnung von Uran und Vanadium als aussichtsreich angesehen. In Colorado kommen letztere Mineralien besonders in den an Sandstein formationen reichen Gebieten im Westen von San Miguel- und Mount Rosen-County längs der Flüsse Dolores und San Miguel vor. Abgesehen von den dort noch sehr ungünstigen Transportverhältnissen bietet die Extraktion wegen des geringen Gehaltes des Vorkommens große Schwierigkeiten. Die einzige Gesellschaft in den Vereinigten Staaten, die die Ge winnung von Wolfram betreibt, ist wohl die „Primos Chemical Company“ in Primos, Pa. Die Fabrikation von Wolframstahl findet bei der „Metallurgical Com pany“ in Beaver Falle, Pa., statt. Die sich häufenden Mitteilungen über Schienenbrüche auf amerikanischen Eisenbahnen erfahren eine besondere Beleuchtung durch die Nach richt,* daß amerikanische Bahnen der härteren Schiene aus Herdstahl den Vorzug gäben vor der Bessemer schiene, seitdem die Gewicbtsvermehrung des rollen den Materials um etwa 50 % während der letzten 30 Jahre die Ansprüche an die Widerstandskraft der Schienen gegen Druck, Steil- wie Seitendruck, wie auch gegen Drehung bedeutend gesteigert hat. Das laufende Jahr ist in der amerikanischen Eisenbahn geschichte reich gewesen an Eisenbahnunfällen, und in vielen, wenn nicht den meisten Fällen wurden die Unfälle auf Schienenbrüche zurückgeführt. In einzelnen Fällen waren Schienen gesprungen, die nur kurze Zeit gelegen hatten. Dem Stahltrust wird der Vorwurf gemacht, daß er Schienen aus minderwertigem Roh stahl oder ohne gebührende Sorgfalt auswalze, und die Union Pacific-Eisenbahn hat ihren Schienenbedarf für das nächste Jahr, 157 000 t, der Tennessee Goal and Iron Co. übertragen, die sich wie die meisten anderen südlichen Stahlwerke ausschließlich mit der Erzeugung von Herdstahl befaßt, wozu sich dortiges Eisenerz besonders eigne. Die Pennsylvania-Bahn hat ihren Schienenbedarf für das nächste Jahr, 142 600 t, zwar wieder den pennsylvanischen Stahlhütten über tragen und Schienen aus Bessemerstahl bestellt, aber es sind Vorkehrungen getroffen, daß die Herstellung von der Bahngesellschaft überwacht wird, und es ist außer dem ein neues Profil mit verstärktem Schienensteg vorgeschrieben, das von dem verstorbenen Präsidenten der Pennsylvania-Bahn, Cassatt, entworfen worden ist. Von ihrem Schienenbedarf hat die Pennsylvania- Bahn 71500 t dem Stahltrust übertragen, 30 500 t und 30 000 t der Pennsylvania und der Cambria Steel Co., an denen die Bahn selber hervorragend beteiligt ist, und 10 600 t der Lackawanna Steel Co. bei Buffalo, die übrigens das erste größere östliche Stahlwerk ist, welches sich wieder in größerem Maße der Erzeugung von Herdstahl zugewandt und drei neue leistungs fähige Herdöfen gebaut hat.** Es handelt sich um die Lieferung von Schienen von 45 kg/m (Am. En gineering Society Standard), da Schienen von 50 kg/m nur ausnahmsweise bei Vollbahnen in Anwendung kommen. Die Mehrung der Schienenbrüche in den letzten Jahren ist eine häufig gehörte Klage, und es ereignete sich erst vor einigen Wochen auf der Zu * „Köln. Ztg.“ 1907 Nr. 542. ** „Stahl und Eisen“ 1907 Nr. 9 S. 302. sammenkunft der „American Railway Association“ in Chicago, bei welcher 240000 Meilen Bahnen vertreten waren, daß der Vorsitzende diejenigen Vertreter, welche mit der Qualität der bezogenen Bessemer- schienen vollständig zufrieden seien, sich zu erheben ersuchte, worauf sieh niemand zum Wort meldete. Es wird zurzeit sogar lebhaft dafür agitiert, den Kon greß um eine Durchsicht der Stahlzölle und besonders um Aufhebung oder Herabsetzung des Zolles auf Stahl schienen anzugehen, da nur durch die Ermöglichung des Wettbewerbes mit dem Auslande das einheimische Stahlgewerbe dazu gebracht werden könne, tauglichere Schienen zu liefern. Unterdessen mehren sich die Aufträge für Herdstahlschienen, und mehrere südliche Stahlwerke sahen sich veranlaßt, neue Walzwerke für Schienen einzurichten. 0. P. Benutzung von Torf zu Heizzwecken und zur direkten Kraftübertragung. Ueber dieses Thema hat Professor Dr. A. Frank- Charlottenburg, der seit Jahren der Torfgewinnung sein Interesse zugewandt hat, im Verein zur Förde rung für Moorkultur am 13. Februar 1907 einen Vor trag gehalten. Er stellt zunächst fest, daß bislang die Torfbenutzung in Deutschland eher zurück wie vorwärts gegangen sei, während gleichzeitig die Stein kohlenbenutzung innerhalb der letzten 20 Jahre von 60 auf 136 Millionen, die der Braunkohle von 15 auf 56 Millionen gestiegen sei. Die Gründe des Rück ganges beim Torf liegen in der Verminderung des Hausbrandes in größeren Städten, weil die in der Nähe derselben belegenen Torflager abgebaut sind, der Bezug unsicher und das sehr voluminöse Material schlecht so aufgestapelt werden kann, daß es Witte- rungseinflüsser, denen es sehr zugänglich, nicht aus gesetzt ist. Dieselben Gründe gelten auch für im Torfgebiete errichtete industrielle Anlagen. Die Versuche der Lokomotivfeuerung mittels Torf seien fehlgeschlagen, ebenso die Vorschläge zur Verbesse rung des Torfbrennstoffes an sich. Die praktische Frage, was die Herstellung von 1000 kg Dampf im Vergleich zur Kohlenfeuerung kostet, sei zu ungunsten der Torfverwendung ent schieden. Deutschland, dessen Kohlenvorräte ja zwar bedeutender seien, als z. B. die von England, habe als ein sehr bedeutende Torflager besitzendes Land indessen das größte Interesse, daß dieser Brennstoff nutzbringend verwertet würde. Der Verwertung in der Großindustrie hätte aber vorläufig im Wege ge standen: 1. Der geringe Heizwert im Verhältnis zu seinem Volumen. 2. Die bislang ungünstige Verwer tung der dabei auftretenden Nebenprodukte, beson ders des Stickstoffes. 3. Die Umständlichkeit der Ge winnung und Trocknung des Torfes. Das Bestreben, den ersteren Fehler zu beseitigen, hat zur Torfver kokunggeführt, für die besondere Ingenieur Z i e gl e r eingetreten ist. Ziegler produziert in seinen Oefen eine der Holzkohle ähnliche Torfkohle und gewinnt auch einen Teil der Nebenprodukte, aber es gehört zu dem Zieglerschen Verfahren ein besonders guter, aschenreiner Torf. Dieser Umstand sowohl, wie die Schwierigkeit der Herstellung des dazu nötigen Preß oder Formtorfes, stand der allgemeinen Einführung entgegen. Für die Massenverwertung hält Frank allein die Vergasung von Torfmassen in großen Generatoren in Verbindung mit der Großgasmaschine und der Elektrizitätserzeugung durch Dynamomaschinen geeignet und berichtet, daß sein Mitarbeiter Dr. N. Caro nach einem ihm patentierten Verfahren der Ver gasung geringwertiger Brennstoffe in einem Gemisch von Luft und hochüberhitztem Dampf weitere Fort schritte erzielt habe, indem er es mit diesem Ver fahren möglich macht, sehr nassen Torf mit einem Wassergehalt von 50 bis 55 °/o bei gleichzeitiger Ge-