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22. Mai 1907. Gasverhältnisse bei der Holzverkohlung. Stahl und Eisen. 733 Gasverhältnisse bei der Holzverkohlung. Von Eduard Juon, Nadeshdinski Sawod. \/ or einigen Jahren wurde in dieser Zeit- V Schrift* über die Untersuchungen berichtet, welche zwecks besserer Charakterisierung ver schiedener Holzkohlensorten ausgeführt wurden. Inzwischen ist die Entwicklung im Betriebe der Holzverkohlung des Bogoslowschen Berg werksbezirks im Ural, in welchem die er wähnten Untersuchungen ausgeführt werden, nicht stehen geblieben. Die Erzeugung des Bezirks ist in den Jahren 1904/1906 um 20 °/o gestiegen, und die Menge des ausschließlich zu hütten männischen Zwecken verkohlbaren Holzes ist auf etwa 1 Million Kubikmeter angewachsen. In zwischen wurden auch alle Verkohlungsöfen unter einheitliche Leitung gebracht und von der Forstverwaltung getrennt, was für den Ural jedenfalls eine Neuerung bedeutet. In dem Bestreben, die vorhandenen Ver kohlungsöfen zu verbessern, wurde eine Aenderung in der Heizung der Oefen eingeführt, welche in der Tat recht vorteilhaft zu sein scheint. Da die in Folgendem dargelegten Untersuchungen meistens in diesen neuen, mit abgeänderter Heizung versehenen Oefen angestellt wurden, so sei diese Abänderung kurz beschrieben. Alle Oefen sind Meileröfen nach dem Schwarzschen Typus, rechteckig im Längsschnitt, in der Seiten ansicht gewölbt; ihr Fassungsraum beträgt von 38 bis 100 cbm. In den alten Verkohlungsöfen liegt die Heizung direkt unter dem Ofen, als ein längs dem Ofen sich hinziehender Kanal, und als Brennmaterial verwendet man Holz, wobei auch ein Teil des zur Verkohlung be stimmten Holzes mitverbrannt wird. In der neuen Vorrichtung (die P. N. Wladykin und dem Bergingenieur Bujnewitsch geschützt worden ist) liegt die Heizung abseits vom Ofen, ist mit einem Treppenrost versehen und für Feinkohle, welche bisher als unverwertbarer Abfall auf die Halde geworfen wurde, eingerichtet. Durch ein sinngemäßes System von Kanälen und Oeffnungen werden die Heizgase in den Ofen gebracht und verteilen sich dort so gleichmäßig, daß eine Regelung des Zuges durch zwei Schorn steine, wie in den alten Oefen, nicht nötig er scheint. In der Tat ist die auf solche Weise gebrannte Kohle viel gleichmäßiger, als in den alten Oefen in der Regel erzielt werden konnte. So zeigen die aus den heißesten und kältesten Zonen derselben Kampagne eines Ofens ent nommenen Proben in ihren Kohlenstoffgehalten bloß Unterschiede von 2 bis 3 0/o; es können somit die Temperaturschwankungen im Ofen * „Stahl und Eisen“ 1904 Nr. 21 S. 1230. (Nachdruck verboten.) höchstens gegen 35° C. betragen, während sie in den alten Oefen 130° C. erreichen. Außer dem kann mit Hilfe dieser Heizung auf Wunsch eine absolut höhere Temperatur im Ofen, also auch eine höhere Verkohlungsstufe des Materials erreicht werden, d. h. es kann Kohle von vor geschriebener Beschaffenheit geliefert werden, wovon bei den alten Oefen ebenfalls keine Rede sein konnte, indem dort die Qualität fast nur vom Zufall abhing. Es konnte in den neuen Oefen Kohle erhalten werden, die in ihrer Güte der Meilerkohle gleichkam. Ein weiterer Vor teil der so heizbaren Oefen ist die Gewähr dafür, daß bei aufmerksamer Bedienung kein freier Sauerstoff durch die Schicht Feinkohle in den Ofen treten kann; in den Ofen selbst gelangt kein Feuer, sondern nur erhitztes Gas. Allerdings muß dann so geheizt werden, daß es nie zur Entfaltung einer freien Flamme kommen darf: man muß immer das blaue Kohlen oxydflämmchen unterscheiden können. Die un vollkommene Ausnutzung des Brennstoffs braucht bei der Billigkeit desselben nicht in Betracht zu kommen. Es ist wahrscheinlich, daß mit Einführung dieser Heizung und Gasverteilung auch der Fassungsraum der Verkohlungsöfen ohne Nachteil für die Eigenschaften der Kohle vergrößert werden kann. Die erwähnte Modi fikation ist in der Köhlerei zu Filkino (der Bogoslowsker Gesellschaft gehörig) bei einer Gruppe von 48 Oefen eingeführt worden, und es sind die gekennzeichneten Vorteile dieser Oefen, welche uns bestimmten, Versuche gerade an diesen durchzuführen. Da sich die Ver kohlungsvorgänge an und für sich in diesen Oefen in nichts von den in Oefen anderer Systeme unterscheiden, so dürften die gefundenen Beziehungen allgemeine Gültigkeit haben. Der Zweck der vorliegenden Arbeit war, die während der Verkohlung von Anfang bis zu Ende sich im Ofen abspielenden Gasprozesse zu untersuchen und, soweit möglich, die für die Praxis verwertbaren Folgerungen hieraus zu ziehen. Es seien erst die verschiedenen Perioden des Verkohlungsvorgangs, so wie sie sich während der Kampagne dem Auge sichtbar darstellen, kurz charakterisiert. Nachdem der Verkohlungsofen mit Holz ge füllt ist, wird die Falltüre geschlossen und der Ofen angezündet. Sofort beginnt die Wasser abscheidung aus dem Holz, welche sich durch den zum Schornstein entweichenden Dampf sicht bar kennzeichnet. Je nach Größe des Ofens, der Temperatursteigerung in demselben und dem Wassergehalte des Holzes dauert das Entwässern