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wiederum die Schönheit romantischer Melodik. Eine kurze Überleitung bereitet das Finale vor: Noch einmal umfängt uns die scherzhaft-graziöse Märchenwelt der Musik zum „Sommernachtstraum“. Mendelssohns sprühende, von Leben erfüllte geistvolle Musik reißt die Hörer unwiderstehlich mit sich fort, und auch die Brillanz des Solisten begeistert immer wieder. Glänzend und bewegt von der Spielfreude und Musizierlust beendet der Komponist sein Werk. Die Grundtonart ist e-Moll: Und dennoch ist es eine glückhafte Musik, die uns Mendelssohn schenkte, das Werk eines glücklichen Menschen. G. Schm. Tschaikowskijs 4. Sinfonie in f-Moll op 36 wurde 1877 komponiert. Die Uraufführung fand am 10. Februar 1878 unter der Leitung von Nikolai Rubinstein in Moskau statt. Der Meister widmete das Werk seinem „Besten Freunde“, Frau Nadjeschda von Meck. Über den Inhalt der 4. Sinfonie berichtete Tschaikowskij am 25. September 1879 in einem Briefe an seine Freundin und Gönnerin: „Als ich diese Musik kompo nierte, dachte ich unablässig an Sie. Niemals hat die Widmung einer Komposition einen tieferen Sinn gehabt. In dieser Musik offenbart sich nicht nur mein Ich, sondern auch Ihr Ich, so daß das in Wahrheit nicht meine, sondern unsere Sinfonie ist. Sie allein sind imstande, das zu verstehen und zu fühlen, was ich während der Niederschrift empfunden und erlebt habe. Sie wird immer mein Lieblingswerk bleiben, ein Denk mal jener Zeit, als nach langer seelischer Erkrankung und vielen unerträg lichen Qualen, die mich bis an den Rand des Abgrunds und der Ver zweiflung gebracht hatten, plötzlich das Morgenrot der Wiedergeburt und des Glückes und in Gestalt jenes Menschen mir entgegenleuchtete, dem diese Sinfonie gewidmet ist. Ihre Briefe habe ich mit solch unendlicher Dankbarkeit und Liebe gelesen, für die es in Worten keine Erwiderung gibt. Ich kann sie nur durch Musik ausdriicken.“ Gottfried Schmiedel. 111-9-110 JG 003-59 2802