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SSL le« so weit vevgeschritten sein, daß dir Bekanntmachung desselben nicht mchr allzu lang« wird auf sich «arten laffrn. Wit wir hören, wär« eS m20 Paragraphen z«samnvng«drängt worden, und unser« Gesetzgebung hätte sich hier als, van dem Princip der Kürze und Müdigkeit recht er freulich durchdring«» last«». Rach dem neuen Wechselrecht« würde jeder majorenne UnteUha« als wechselfähig anerkannt werden, während bis jetzt in Preußen di« Wcchselbefähigung nur an bestimmte Klaffen geknüpft ist. Durch die Erlassung eines solchen Gesetzes würde sehr wahrscheinlich auch d«« bei un- so 1i«f gesunkenen Personalcredit eine nicht unwesentliche Un terstützung gewährt werden. Die berliner Hausvoigteigefängnisse sind gegenwärtig, nach d«n « Beiträgen », in einem so hohen Grade mit Gefangenen ungefüllt, daß in ihnen kaum noch ein leerer Raum vorhanden ist. Meistens sind es solch« Gefangene, welche in politische Untersuchungen verwickelt sind. Na mentlich befinden sich darunter viele junge Polen, sogar Gymnasiasten,, welche bei der letzten polnischen Coalitiön betheiligt find. Um die Aus bildung dieser jungen Leute durch die Haft nicht zu unterbrechen, ist jetzt in der HauSvoigtei eine vollständige Schule eingerichtet, in welcher die selben von einem hiesigen Gymnasiallehrer in den Hauptzwcigen der Wis- senschaft unterrichtet werden. Auch eine vollständig eingerichtete Kirche befindet sich in der Hausvoigtei. Oie Lage der dortigen Gefangenen ist eine ungleich günstigere als die der Bewohner des neuen Zellengcfäng- niffrs in Moabit. — Der Weser-Zeitung schreibt man aus Berlin vom 12. April: „Obgleich die Landtagßangelrgenhcilcn die öffentliche Aufmerksamkeit völ lig absorkiren, so müssen wir doch h«ute schon der nun wirklich erfolgten Kündigung des englisch-preußischen Handels - und Schiff- sahrtsvertrags vom 2. März 1841 gedenken. So groß auch die Schwierigkeiten für eine dessallsige Einigung unter den Zollvercinsstaaten dadurch zu werden drohten, daß die Frage wegen des Zuckerzolls von mehren der süddeutschen Staatm in de» Vordergrund gerückt wurde, so haben dieselben doch die bestimmte Fassung des Entschlusses nicht zu Hin dirn vermocht, den Vertrag in seiner gegenwärtigen-Form und Fassung mit dem Schlüsse des gegenwärtigen Jahres wirklich ablaufen zu lassen. Die hierfür nothwendig werdende Kündigung, die bekanntlich vor dem 30. Jun. geschehen mußte, ist, wie wir aus der zuverlässigsten Quelle versichern hören, in diesen Lagen bereits wirklich erfolgt und die darüber lautende Depesche in vergangener Woche nach London abgcgangen. Auch der Erlaß gesetzlicher Bestimmungen, durch welche das Auswande- rungS wesen innerhalb des preußischen Staats geregelt und in engere Grenzen zurückgesührt werden soll, dürft« in naher Zeit bevorstcken. — Die Stände haben in dem Mielentz'schen Saale den Mittelpunkt ihrer Vereinigung gefunden. Bisher war es den Ständemitglieder» erlaubt, Gäste mitzubringen. Jetzt ist diese Erlaubniß aufgehoben worden, unh die Stände «erden ganz unter sich verkehren können. Gewiß ist eS nun von außerordentlicher Wichtigkeit, daß die Abgeordneten sich unter einan der kennen lernen, und jene Ausschließung der Gäste scheint namentlich dadurch hervorgirufen zu sein, daß man auch den Schein vermeiden will, als ob äußern Einflüssen irgendwie R<sum gegeben werde." — AuS Fköln vom 13. April schreibt die Rhein- und Moselzeitung: „Laut dem heute verkündeten Spruche ist die Verleumdungsfrage gegen die Gräfin Hatzfeld und Lasalle (Nr. 102) abgewicsen worden, weil die Verbreitung nicht hinlänglich bewiesen sei. Eine der Klägerinnen soll jedoch gegen das Urtel appeüiren wollen." — Zn ward am IS.April die Denksäule cingcweiht, welche die deutsch katholische Gemeinde daselbst zum Tage ihrer zweiten Stiftungsfeier auf ihrem Kirchhof errichtet hat. Spanien. Man schreibt vom8.April aus Madrid, daß die Cortes erst am 12. April ihre Verhandlungen wieder aufnehmen werden. In einer Sitzung des Ministerrathß soll, nicht ohne vorhergegangencs Einverneh men mit den Cörteßabgcordneten Cortina, Madoz und Mrndizabal, also der progressistischen Partei, eine Ausdehnung der Amnestie beschlossen worden sein, welche den seit 1843 verbannten progresfistischcn Generalen ihre Grade rc. wicdergeben und Rodil, Linage, Santa Cruz, Ruiz, Amett- ler und Ändern die Rückkehr gestatten würde. Der Siegesherzog Es partero würde ebenfalls, jedoch erst in einiger Zeit, die Erlaubniß zur Rückkehr erhalten. — Die Ernennung des Herzogs v. Valencia (Narvaez) zum außer ordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister in Paris an die Stelle von Martinez de la Rosa, sowie die von Don Luis Lopez de la Torre Ayllon zum Gesandten in Lissabon an Hrn. Gonzalez Bravo's Stelle wird durch die in der Gaceta vom 8. April enthaltene» königl. Dccrete darübtr bestätigt. Hrn. Martinez de la Rosa soll der Gesandt posten in Rom angeboten, von ihm aber abgclehnt worden sein; Gonza lez Bravo ist zum Mitgliede des Staatsraths ernannt worden. General Serrano begibt sich nach Andalusien, angeblich auSGesundheitsrücksich ten, und wird dort das Ergebniß des nun beim obersten Kriegs - und Ad- miralitätsgerichtshvfe gegen ihn anhängigist' Processes abwarten. Die Gerüchte von dem Zwecke der Sendung des Generals Manuel de la Concha nach ParjS (Zurückhaltung der Königin Christin«) sißgm an sich zu vH, lieren, und es hieß, daß «r der portugiesischen Angelegenheiten wegen da hin gehe. Der «ntlassene Commandant her Hellebardiere, Seüor Au- bianeö, protcstirt jetzt gleich Hrn. Espana gegen tzj« Erzählung von, de», Auftritten <Rr. 105), zu denen er im Palaste Ursache gegeben Hatzen solle. Zu den Entlassungen von Hofbeamten ist noch die deS Einführer-, der Ge sandten Hrn. D'Arana, Desselben, der den Prinzen von Montpensier und sein« Gemahlin von Madrid nach Frankreich begleitete, gekommen. Großbritannien. London, 12. April. DaS Unterhaus hält heute seine erste Sitzung nach Ostern; daS Oberhaus tritt erst am 15. April zusammen. — Die diesmalige Osterwoche, schreibt der Spcclator, wird durch Dreierlei ausgezeichnet, was Zeugniß ablegt für den Fortschritt des Lan des in Politik, Handel und Künsten. Sie bringt dem Hause der LordS sein neues Local in dem prächtigen Palaste von Westminster, dem londo ner Publicum eine zweite italienische Oper und dem Handelsverkehr der Nation einen neuen Hafen im Mersey: die Eröffnung der großen Docks von Birkenhead. In andern' Beziehungen ist Ostern diesmal ziemlich still. Die Dauer der Parlamentssitzung ist immer eine Zeit, zu welcher die Dinge und Geschäfte einen localen Änstrich bekommen; in diesem Jahr aber ist die Natur der Geschäfte und Dinge der Art, daß sch so fort ihr Interesse verlieren, wenn sie aufhören, London und das Reich zu betreffen. Der große Gegenstand der Parlamcntsdebatten, Irland, ist nicht für Kirchthurmpolitiker geeignet; Parteistreftigkeiten gibt eS nichts die im Lande fortzusührcn und durch die Guerrillafehden öffentlicher Ver sammlungen zu unterstützen wären. Die einzige Frage zur Belebung der politischen Unterhaltung ist noch der Erziehungsplan der Minister. Doch auch diese Angelegenheit verfehlt aus mehr als einem Grunde, das Inter esse wahrhaft in Anspruch zu nehmen. Es ist kein eigentlicher Streit darüber, Niemand wehrt.sich. Die dagegen unternommene Ägitation ist mechanischer Natur und von einem zwar zahlreichen und einflußreichen Theile des Volks, dey Dissenter», angeregt, der aber keine Majorität bildet und weder eine ausgezeichnet intellektuelle noch in der Gesellschaft hohe Stellung inne hat. Der Führer bei dieser Ägitation zu sein ist so wenig lockend für de» Ehrgeiz, daß sich Niemand gefunden zu Hatzen scheint, diesen Posten Hrn. Edward Baines fgn. streitig zu machen. Seine literarische Stellung har auch nichts dahei gewonnen, daß er merkwürdig genug darzuthun versucht hat, eö fehle nicht an Unterricht für daS Volk. — Daily News spricht von zwei Briefe» aus Schottland, welche Außerordentliches melden. Der Lordlieutenant einer schottisch»« Graf schaft, ein Pair vo» Schottland, sei »ämlich plötzlich verschchrmdeNi tt habe eine Menge von Wechsel» in Umlauf gesetzt, welche di« U»tHschrif- ten seines Sohnes' und anderer Anverwandten trügen, und diese Unter - chriften wären abg«läugnct worden. Es Heißs, daß ansehnliche Summen, ür die Armen bestimmt, bei dem Ruin dieses LordlieutepantS verlöre» gingen, --- I» dem von Handwerkern und Arbeitern fast ausschließlich hewMr tcn londoner Sjadttheile St. Giles ist mit einem Aufwande vyn HW Pf. St. eine Musterhc rb crg e für die arbeitenden Hassen erbaut, «or ten. Entspricht sie de» dapon gehegten Erwartungen, so soll«« nach dem selben Plane noch mehre aufgeführt »erden, deren jede für die Nacht IW Arbeiter ausnehmen kg»», Wd wp für ein Schlafgeld von 4 Peme Jeder eine gesonderte Schlafstelle und ein gutes Best erhalten wird, und Alle gemeinsam einen Saal, eine Küche, Waschzimmcr u»tz sonstige Be quemlichkeiten benutzen können. Frankreich. Paris, 13. April. Die Pairskammer war gestern nur kurze Zeit versammelt. Es gingen Berichte über bereits vorliegende und die neuerdings von der De- putirtenkammer votirtcn Gesetzentwürfe ein. Das Gesetz über 420,000 Fr. zu Sttaßenbauten im südlichen Frankreich wurde in feinen Artikeln an genommen, konnte aber wegen Unvollzähligkeit der Kammer nicht volirt werden. Der Marquis de Boissy, welcher durch seine Geschwätzigkeit und ein ost sehr unparlamentarisches Verhalten der Kammer so viel zu schüf en macht, hatte einen Antrag auf Erlaubniß eingereicht, den Kriegs- minister wegen gewisser außerordentlich harter Bestrafungen von Soldaten in Algerien interpclliren zu dürfen. Äuf die in der Geschäftsordnung be gründete Frage des Präsidenten: ob zwei edle Pairs den Antrag unter- tützen wollten? erfolgte keine Aeußerung. Auch als Hr. Pasquicr noch mals fragte: Antwortet gar Niemand? schwieg Alles still; als er aber dann erklärte, daß der Antrag keine Unterstützung gefunden habe, lachte die Kammer. — Die Depulirtenkammcr schritt durch das Loos zur monatliche» Erneuerung ihrer Abtheilungen. Der Unterrichtsministcr Hr. de Sal vandy übergab den erwarteten Gesetzentwurf über den Primairunterricht, und bemerkte nur dazu, daß derselbe eine Menge von Bestimmungen über Anstellung, Befugnisse und Ruhcgehalte der Lehrer enthalte, so wie den aus 36 Artikeln bestehenden Gesetzentwurf über den Secundair-