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I«A6 fchin» ihr ftrtS gleich gut, wir sollt« ihr Hr. de Girardi» «in schlechtes Werkzeug schrinen? Die HH. Billault und Odilon-Barrot traten daher sofort sät den ehemaligen Genossen der Baum und Eiermann in die Schranken, und die Männer, die die geheimste diplomatische Depesche anß Lsgeslicht ziehen möchte», stimmten für eine geheim« Sitzung, um die Rechtfertigung der Minister der Oeffentlichkcit zu entziehen. Das war ein» Sünde, für welche die öffentliche Meinung nie ein« Absolu tion gewähren kann. Rach dieser gegen den öffentlichen Geist begangenen Todsünde und nach de» Reden der HH. Ouchatcl und Guizot, die Hrn. de Girardi» an seine» Sitz annagelten und die Opposition zum Schweigen brachte«, mußt« sie, wo nicht ihren Fehler eingestehen, doch wenigsten- dasselbe Schweigen in ihren Tagesblättern beobachten, das sie in der Kammer zu beobachten sich gezwungen sah. Doch kaum hat sie während 24 Stun den diise Pflicht, die ihr abermals Klugheit und Würde auflegten, geübt, als sie wieder in ihre alte abgeschmackte Taktik verfällt und sich d«n Sieg und dem Ministerium die Niederlage zuschreibt. Ist doch Hr. de Gitar- dm, den die conseroative Partei vor die Pairskammer geschickt, von die ser entlassen, ohne daß sie ihm «in Haar gekrümmt. Ward Hr. de Gi rardi» sreigesprochen, so ist natürlicherweise das Ministerium schuldig, und wenn es nicht den frechen Ankläger vor die Assisen stellt oder wenigstens die Kammer auffodert, die Sache weiter zu untersuchen, ei nun, dann ist und bleibt das Ministerium schuldig und überwiesen, Alles gelhan zu haben, was der ehrenwcrthe Hr. de Girardi» behauptet hat. Btalie». Die Gazctta di Firenze vom 14. Jun. enthält eine Bekanntmachung der großherzogl. Consulta vom 12. Jun., kraft deren alle Volksver sammlungen behufs öffentlicher Bezeigungen des Beifalls oder Mis- fallcns, Vortrags von Wünschen oder Bitten, welches auch ihr Gegen stand, oder die öffentliche oder Privatperson, an die derlei Manifestatio nen gerichtet werden, sein mögen, aufs strengste verboten und auf die Uebertretung dieses Verbots verschiedene Strafen gesetzt werden. — Der Herzog von «ueep hat befohlen, daß her Jahrestag der Thronbesteigung des Papstes Pius IX. dieses Jahr und so fort auf immerwährende Zeiten in der Mctropolitankirche in Lucca durch so lenne Kirchenfunkiioncn gefeiert werde. U-M, 17. Jun. Die Feier, mit welcher heute der Jahrestag vvü Pius' IX. Besteigung des päpstlichen Stuhls begangen wurde, war in jeder Beziehung interessant, man darf sagen imposant. ES Mußte sn der That schwierig scheinen, nach so viel neuersonnenen Fest lichkeiten eine Weise ausfindig zu machen, welche die früher» Demonstra tionen zu überbieten im Stande sei. Auch dies ist dem Volke möglich geworden, und die treffliche Haltung, welche cs in allen seinen Bewegun gen zeigte, verdient um so größer« Anerkennung, als die öffentliche Stim mung in den letzten Tagen tycils durch unangenehme Vorfälle, »Heils durch getäuschte Erwartungen einen sichtlichen Druck erlitten hatte. Die Feier selbst bestand in einer Fahnenweihe. Pius IX. hatte die von den Bolognesen dargebotene reich gestickte Standarte dem Prinzen Orsini, Roms Senator und Commandanten der Bürgergarde, überwiesen. Heute also wurde sie von diesem durch die 14 Regionen her Stadt, deren jede auch um eine reich geschmückte, von einem Adler gekrönte Fahne versam melt war, feierlich auf dem Capitol eingeholt und nach Monte Cavallo hinüberaeführt, wo der Papst der zahllos versammelten Mermc sammt den Fahnen die Benediction crthcilte. Vor dem päpstlichen Palast an gelangt stellten sich die einzelnen Fähnlein in Reih und Glied auf, und es ertönte ein Chorgesang, der für diese Festlichkeit eigens gedichtet und componirt worden war. Auf dem Balcon standen viele Cardinäle ver sammelt, in deren Mitte der gefeierte Kirchenfürst eintrat und die jubelnde Menge mit segnender Begrüßung empfing. Nachdem er sich entfernt, wurde ei« zweiter Chorgesang angestimmt »nd der Zug trat nach einer andern Seite ab, nahm feinen Weg über die Quattro Fontane, Piazza -hi Spagna und kehrte über den Corso nach dem Capitol zurück. Vor her waren die Züge von den einzelnen Kirchen der verschiedenen Stadttheile auögezogen und hatten sich nahe beim alten Forum unter den Bogen des Friedenstcmpels versammelt gehabt. (A. Z.) — Der Kölnischen Zeitung schreibt man aus Rom vom 15. Jun.: „Mit welcher Schamlosigkeit man in den Provinzen fortfährt, das An denken Gregor'S XVI. zu besudeln, und welche erbärmliche Rache man an eben diesem Andenken auszuübcn sucht, davon möge eine vor kurzem in Gubbio im Herzogthum Urbino gehaltene Orgie, der man aber den Name» eines Festessens gibt, den Beweis liefern. Ein Haufe frechen Gesindels, das aber der sogenannten «guten Gesellschaft» angehören will, hatte sich zu einem solchen Festessen versammelt, wobei es die Statue Pius' IX. auf den Tisch, di« Büste Gregor'S XVI. aber unter den Tisch gestellt hatte, um dieser die beim Essen abgcnagtcn Knochen vorzuwerfcn." Dki« ema*r. Die schon seit einigen Tagen auf der hekfingöve* Rhede liegende russische Flotte von sechs Linien- und einigen kleinern Schiffen (Nr. 173) ist jetzt noch mit drei Linienschiffen von 84 Kanonen, Lefort, Wladimir und Andre, sowie mit drei Fregatten von 44 Kanonen verstärkt worden. Sie ist bestimmt, einen Uebungszug in der Nordsee zu machen. Außerdem wird noch eine russische Escadrc durch den Sund pasfiren, welche nach London bestimmt ist, um den Großfürsten Konstantin abzuholen. Die selbe wird aus einer Fregatte von 5l> Kanonen, einer Brigg von 2V Ka nonen und aus der Dampffregatt« Chabroc bestehen. (K. C.-BI.) Chi««. Nachricht«« vom 26. April aus Hongkong btstätigen die nach französi schen Blättrrn gemeldete Expedition des Gouverneurs S>r John Davis gegen Kanton (Nx. 17V) und deren vollständigen Erfolg. Di« Expedition ging am 2. April ab und kehrte am 7. April nach Hongkong zurück. Sie halt« WO M- Truppen anz Bord. In Kanton war seitdem Alles ruhig ge blieben. Die erlangten Zugeständnisse bestanden in der vom 6. April I84ss an eintrctenden Oeffnung von Kanton für die englischen Ustterthanen; in der ihnen zugestandencn Freiheit, zum Vergnügen in d«r Nachbarschaft umherzustreifen, so jedoch, daß sie denselben Taq wilder zurückkehren, und Bedrohung Dtrer mit schweren Strafen, di« sie beleidigen oder angreie fen; in der Bestrafung der Chinesin, welche im Octob«r bei Kuhschan sich gegen den Obersten CheSney und andere Engländer vergangen haben; iq der Abtretung eines angemessenen Raums auf dem Honanufer des FlyffrS zur Aufführung von Speichern und Wohnhäusern für britische Unterlha- nen und eines Bauplatzes zu einer Kirche in der Nähe der jetzigen Fac- toreien sowie eines Bcgräbnißplahes zu Whampoa. Mersonalnachrichtsn. Diplomatisches Corps. Preussen. Der bisherige a. G. u. b. M. bei dich schweizerischen Eidgenossenschaft wirkt. Geheimrath Graf v. Wylich und Lottum ist von dem seitherigen a. G. u. b. M. am belgischen Hof« geh. LegationSrath v. Sydow ersetzt, und zum Gesandten in BrüM der seit herige a. G. ii. b. M. am hannoverschen Hofe Graf v. Seckendorfs er-^ nannt worden. Boden. Preussen. Rother Adlerorden 2. Kl. mit Eichenlaub: der Ober- und geh. Regierungsrath Ditmar in Erfurt. Wissenschaft «nd ^kunst. Q Dresden, 27. Jun. Das verflossene Halbjahr födert auf, einige Ma terialien zusammcnzustellen, die über das seither vom königl, Hoftheate« Geleistete ein unbefangenes Urthei.l fällen lassen. Es ist nicht zu läugnen, daß sich die Zustände unsers Hoftheaters in einer Art Krisis befinden. Dev finanzielle Abschluß des vorigen JahrcS ergab ein Deficit, wie man behaup tet von I7,sWU Lhlr., und vas neue Jahr begann mit der offen ausgespro chenen, an mancherlei Kündigungen und Gagcnabzügen sichtbaren Tendenz, den Ausgabenetat zu vermindern und eine Art Gleichgewicht zwischen Dem, was Dresden aus eignen Mitteln für sein Theater leistet, und Dem, waS ihm geboten wird, herzustellen. Denn wie die Dinge bisher standen, ist nicht zu läugnen, daß unser Theater auf einer Basis beruhte, di« breiter als die Bedingungen des Terrains war. Der Frcmdenbesuch im Sommer und dev anfängliche Reiz des neuen Hauses thaten viel, um diese Inkongruenz zu verdecken; nachgerade aber stellt sich doch heraus, daß die finanzielle Anlage unserer Lhcaterzustände von den Hülfsquellen und der Lheaterlust deS Pu blikums nicht ganz gedeckt wird. Zn dieser Hinsicht und mit Erwägung ei nes ohnehin knappen und ökonomischen Jahres, wo selbst die höher» Stand« von der allgemeinen Noth nicht unberührt blieben, mag es eine heilsame Vorsicht gewesen sein, den Ausgabenetat, wo nur möglich, zu verringern. Natürlich mußten solche Einschränkungen Unmuth bei dem davon getroffenen Personal erregen, unv reichlich hat sich dieser auch Lust gemacht, namentlich, in der Sphäre jener nicht genug zu schätzenden Klaff« von Theaterbesuchern^ die ihre nächsten Urtheil« aus dem Umgang« der von ihnen verehrten, Nichte selten blindlings angebeteten Künstler selbst schöpfen. Auffallende Lücken, sind indessen nicht sichtbar mit Ausnahme der Oper, wo eine erste Sängeriw für das brillante Fach und ein erster lyrischer Tenor bis zur Stunde des halb noch fehlen, weil würdige Persönlichkeiten dafür noch nicht zu finden waren und nachgerade die Probegastspiele der ober» Bühnenleitung selbst: lästig werden mußten. Im Schauspiel sind die 'auffallendste» Lücke« durch das Engagement des Hrn. Walcher, eines jungen Künstlers von Fleiß und den achtbarsten Mitteln, und durch die jungen Damen Senger und Schle gel, zwei liebenswürdige Erscheinungen und vielversprechende Hoffnungen, gedeckt. Blicken wir nun auf den artistischen Gang der Dinge seit dcmi 1- Jan. zurück, so haben im Schauspiele di« beiden Monat« Januar und Februar ein sehr» bedeutendes Resultat geliefert. Uriel Acosta, Karlsschüler, Familie, Struen see, König Renc'S Tochter, Der Vetter waren Zugstücke und nahmen dix ganze Kraft des Personals, besonders der nicht genug zu schonenden zartfn Mittel unser- unvergleichlichen Künstlerpaars, Emil Devrient und Marke Bayern in dem Grade in Anspruch, daß an > ein Einwcrfen anderweitiger Experi mente nicht zu denken war. Wenn ei« Darsteller, auf dm vorzugsweise' eine neue Einstudirung alter klassischer Werke basirt werden muß, sechs Mal Schiller, sechs Mal Acosta, vier Mal Eduard von Brqunstädt, zwei Mal Struensee, sechs Mal Tristan von Craage spielt, und zwar zum Bedürfniff der Kasse, zur Befriedigung der Neugier deS Publicum« spielt, so ist es fast- unglaublich, wenn in derselben Periode von drei Monaten noch neu einstudirt Jphigenia in Lauris von Goethe, Struensee von Laube, Die Mündel vom Iffland und in Wiederholungen Richard II. von Shakspeare, Maria Stuarts Urbild des Lartuffe möglich wurden. Diese Strömung des Repertoire, dio dem Publicum Vergnügen und der Kaffe Einnahmen verschaffte, zu unter brechen und statt der'gangbaren Novitäten plötzlich vier Wochen Einstubi- renSzeit auf den „Standhaften Prinzen" oder sonst ein literar-historisches Ex periment zu verwenden, wäre Narrheit gewesen, und nur die Stubenweisheit einiger kritischen Aufpasser der hiesigen Bühnenzustände kann der Vermal-- tung den Borwurf machen, daß in den drei Wintermonaten nicht genug clas- sische Stücke wären gegeben worden! Die drei folgenden Monate April,. Mai, Juni sind jene unglückselige Zeit aller Bühnen, in welche das einmal nicht auszurottende Uebel der Urlaube fällt. Zu allen Zeiten hat sich die- Änigl. Bühne in diesen drei Monaten, wo die erwachende und neug«- chmückte Natur den Menschen an ihren Busen ruft, kümmerlich in ihrerm Repertoire hingcschleppt. In diesem Jahre kamen zu den Urlauben noch be- onderc Störungen: Fräul. Lebrun trat, nach fast zweimonatlichem Krankew- >ett, gqnz von der Bühne ab. Ein bedachtes und systematisches Repertoire ist nicht hcrzustellen, wenn Emil Devrient vier Monäte, Fräul. Bayer vier Wochen, Fräul. Berg sechs Wochen, Hr. Eduard Devrient sechs Wochen ab?