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I6V4 Li« nicht ganz der Wahrheit getreu ist, denn die sich hier gebildete freie evangelische Gemeinde zählt nicht 2V, sondern mehr denn 5V Unterschriften, und da stets der Familienvater nur seinen Namen, nicht «der den seiner Familienmitglieder unterzeichnet, so möchte die Anzahl der einzelnen Köpfe sich wol über IVO belaufen. Wislicenus ist noch nicht hier. Der in der Zeitung erwähnte, früher hier, jetzt in Bremen ange- fiellte Oberpredigcr heißt nicht Mieter, sondern Nieter und hat sich hier nicht 14 Tage aufgehalten, sondern erschien, sonderbar genug, wie ein Deus ex msvlnnu am 8. d. M., also den Tag vor der Bildung der freien Gemeinde (siche Nr. 164) und eiferte stark gegen diese Bildung, und zwar nicht ohne allen Erfolg. Auffallend war dabei sein plötzliches Erscheinen und dann wieder sein Verschwinden ex abrupto. Am 8. Jun. erschien Nieter, am 9. Jun. kam Wislicenus, und Nieter war ver schwunden. Es bildete sich die freie Gemeinde, am 10. Jun. reiste Wis licenus wieder ab, und wie aus einer Theatcrversenkung war am II. Jun. Hr. Nieter wieder auf einen Tag sichtbar, wo er sein Bemühen weiter fortzusetzen versuchte. ES hatte diesmal aber weniger Erfolg als früher am 8. Jun. — Der König ist am 26. Jun. in Breslau eingetroffen. — Die Allgemeine Preußische Zeitung enthielt kürzlich einen Nekro log des Erzherzogs Karl, welcher, wie man der Weser-Zeitung auS Berlin berichtet, auf den ausdrücklichen Befehl des Königs verfaßt war, welcher dem Minister v. Bodelschwingh seinen Willen dahin zu er kennen gegeben, „er wünsche einen Nekrolog, der deutsch, kräftig, patrio tisch gehalten sei." — Aus Berttn vom 25. Jun. wird der Schlesischen Zeitung geschrie ben: „Der Vereinigte Landtag wird dem Marschall der Stände-Curie, Hrn. v. Rochow, ein überaus kunstreiches Angedenken als Anerkennung seiner Verdienste um die ständische Wirksamkeit überreichen. Es ist eine Dankadresse, abgefaßt durch die HH. v. AuerSwald und v. Beckerath. Diese Adresse besteht aus einer Reihe von zehn Blättern. Das erste, das Titelblatt bildend, zeigt in einem Kranze die verschiedenen Wappen der Provinzen, verflochten mit dem Bande des eisernen Kreuzes und durch den preußischen Adler zusammengchalten, darunter der Marschavstab und darin die Inschrift: «Der erste Vereinigte Landtag dem Marschall der Drei-Stände-Curie, Hrn. v. Rochow.» Auf dem zweiten Blatte be findet sich die Adresse und auf den weitern acht die Unterschriften der Ab geordneten, Letztere provinzenwcise geordnet. Die einzelnen Provinzen sind sinnbildlich durch ihnen eigcnthümliche Embleme von unsern ausgezeichnet sten Malern dargestellt, welche darin Geist und Kunst auf gleiche Weise bewährten. Das Ganze, überaus prachtvoll ausgestattet, liegt in einem Sammetdeckcl, auf welchem das in Silber getriebene Wappen des Hrn. v. Rochow angebracht ist. Die Adresse wird Hrn. v. Rochow hsute Abend von einer Deputation, bestehend aus den acht Provinzial-Landtags- marschällen, drei Abgeordneten der drei Stände jeder Provinz überreicht." Portugal. Das britische Kricgsdampfschiff Jackal war es, mit welchem am 14. Jun. von Oporto die Nachricht von der verweigerten vollständigen Unterwerfung der Junta nach Lissabon gelangte. Es wurde sofort Lem am Morgen desselben Tages mit den britischen Dampfschiffen Ter- rible, Sidon, Phönix, Bulldog, Gladiator, Gcyser und der Corvette Amazone sowie zwei spanischen Dampfern und einem französischen, also mit zehn Schiffen, nach Setubal abgegangenen Sir W. Parker nachge- fendet, der dort übrigens nach Sa da Bandcira's Unterwerfung nichts mehr zu thun findet. Das Verhalten des britischen Gesandten Sir H. Seymour und des Admirals Parker hat vollständige Billigung von Lon don erhalten; zugleich sind Instructionen eingegangen, kräftig zur Been digung des traurigen Zustandes der Dinge in Portugal fortzuwirken. Sie haben der Regierung nun empfohlen, Saldaha anzuweisen, sich möglich rasch in den Besitz von Oporto zu setzen, das bald völlig eingcschlosscn war. (Nr. 179.) Saldanha und Cazal halten gegen 8000 M-, General Concha 10,000 M. der besten spanischen Truppen und General Mendez Vigo 1500 M. Vor Setubal wurde am 10. Jun. ein mit Pulver und Steinkohlen für die Insurgenten, von Madeira zurückkchrendeS portugiesi sches Schiff weggenommen. — Die Nachrichten von tumultuarischen Auftritten in Diffa- von, welche spanische und französische Blätter gebracht haben, beschrän ken sich auf Reibungen einiger Haufen gemeiner Leute mit den Freiwilli gen und haben einige Verhaftungen zur Folge gehabt. Einige Jaquetas, d. h. Leute in Jacken oder Pöbel, pfiffen, als der König dieser Tage «uS dem Kriegsministerium die Ruo do Ouro hinankam, und wurden ebenfalls sofort eingezogen. Außerdem ist Alles ruhig geblieben, und die königl- Freiwilligen scheinen auch entschlossen, die Ruhe streng aufrecht zu erhalten. — Ein preußischer Schooner, Emma Elisa, mit Getreide von Odessa nach Falmouth bestimmt, der durch eine Wasserhose in offener See beschädigt und seines Steuerruders beraubt werden war, wurde am II. Jun. von der auö Marseille nach Rouen segelnden französischen Brigg St. Joseph mit sehr anerkennenSwerthcr Hülfleistung in den Tejo bugsirt. GPaniry. Eine Versammlung von Capitalisten hat beschlossen, die Königin zu bitten, das neue Münzg esetz des Hr». Salamanca zu suSpendiren, weil «S nur böse Folgen habm werde. — Der Deputirte und Hauptredacteur des Tiempo, Hr. Moreno Lopez, ist zum bevollmächtigten Minister am niederländischen Hofe er nannt worden. — Mehre madrider Blätter vom 19. Jan. enthalten folgendes Schrei ben an Don Alvaro Gomez Bacarra vom Herzoge von Victoria (Es partero) aus London: „Mein Werther Freund! Im Faro vom 3. Jun. habe ich in dessen Kor respondenz aus London die Andeutung gelesen, ich trachte im Einverständnisse mit Lord Palmerston und einflußreichen Personen der liberalen Partei al« halbunabhängiger Vicekinig oder in Gestalt eines Fürstenthums, einer Re publik, nach der Regierung der Philippinen, bis dieselbe einmal in englische Hände fallen würde. Bon allen Bitterkeiten, die an die Verbannung sich knüpfen, habe ich keine schmerzlicher empfunden als diese stupide Verleum dung. Espartero ist vor Allen Spanier, und in welche Bedrängniß sein Vaterland kommen mag, es ist nicht möglich, daß Espartero beitragen könnte, dasselbe um den kleinsten Lhcil seines Gebiete» zu bringen. Die Spanier kennen mich, und ihnen vertraue ich die Wahrungen meine« Rufs." — Der unglückliche Liebhaber der Infantin Josepha, Guöll (Nr. I4Z), ist endlich in Cadiz in Freiheit gesetzt worden und hat sich von dort am 10. Jun. nach Rom eingeschifft. — Die verwitwete Marquise v. SäntaCruz, Erzieherin und bis vor wenigen Monaten Obcrhofmcisterin der Königin Isabella, ist gestorben. — Seit einigen Tagen stattete Mons. Brunelli dem diplomatischen Corps seine Gegenbesuche ab. Er nennt sich auf seinen Karten: „velo- ßsto cli 8us 8antitü nsi clominj <Ii 8us Asjostä 6stolioa." o Großbritannien. London, 2Z. Jun. Das Morning Chropicle äußert über die Zeichen zur Bcurtheilung der Halbinselpolitik, daß nur wenige davon einen Anhalt gewähr ten. Ein Cabinet folge dem andern, ein General verdrängt den andern und in Madrid walte die gewohnte Jntriguenwirthschaft, die Masse der Nation bleibe anscheinend indifferent wie zuvor. Aus Ministern, Solda ten und Cortes könüe man sonach nicht klug werden und müsse ein klei neres Feld, den Hof, ins Auge fassen, oder vielmehr einen Theil des selben, die Camarilla. Die Entlassung einer Anzahl Kammcrsräulein und Hofdamen sei bedeutsamer als ein Ministcrwechsel. Man habe zu fragen, wer der Königin Ohr besitze, um zu wissen, was für Maßregeln kommen würden. Vor Allem stehe aber fest, daß von der Anwesenheit der Königin Marie Christine in Madrid alle verkehrte Regierung zu datiren sei. Es heiße jetzt, si^ wolle dahin zurückkehrep, um zur Aufrechterhaltung der Vermählung der Königin Isabella mit Don Francisco s« wirken. Allein über Christinens Absichten sehe man jetzt klar. Ihr Herz hänge an Frank reich und nicht an Spanien; aber ohne ihre Rückkehr dürften ihre Ent würfe doch in Gefahr sein sehlzugchen, wie gut sie auch mit Ludwig Philipp stehe. General Narvaez werde vom Gerücht als Der bezeichnet, auf dessen Säbel dabei im Nothfallt gerechnet werde. — Auf die neue Anleihe von 8 Mill. Pf. St. siird in Folge der »ewilligten Zinsenvergütung schon 6 Mill, eingczahlt, und nur noch 2 Mill. >iS zum 15. Oct. zu erfüllen. — Sir Robert und Lady Peel haben sich auf ihren Landsitz Drayton Manor begeben, um daselbst Vorbereitungen zum Empfange des Groß- ürsten Konstantin zu treffen, der in den nächsten Tagen einen Be uch dort machen wird. — Ueber die Aussichten der Kartoffelärnte lauten die Nachrichten ortwährend völlig widersprechend. Während von einer Seite angerathen wird, irgend verdächtige Felder umzupflügen, um noch eine Rübenärnte anstatt der verloren zu achtenden Kartoffeln zu erlangen, wird von Daily News das ganze Läryigeschrci von der neuen Kartoffelseuche für Unwahr- ;eit erklärt. — Die WochcnversammluNg des Repealvereins zu Dublin am 21. Jun. war nicht zahlreich. John O'Connell führte zumeist das Wort und foderte zu Anstrengungen auf, um bei den bevorstehenden Wahlm eine größere Anzahl Repealer ins Unterhaus zu bringen. Von den Bi- 'chöfen von Meath und Tuam wurden beistimmende Schreiben vorgelesen. Als Repealrcnte gingen 28 Pf. St. ein. — In Fulhamfielbs wurde dieser Tage der Grundstein zu einer . neuen katholischen Kirche gelegt, deren Gründerin eine Mistreß Bow den ist, die ganz neuerlich erst übertrat. Frankreich. Paris, 24. Jun. Die Deputirtenkammer fuhr gestern mit Berathung des Aus gab cbudgetS für 1848 fort. Das Capitel des Justiz- und Kultus ministers war an der Reihe. Die 481,500 Fr. Besoldungen der Cen- tralvcrwaltung desselben wurden unter Beitritt des Ministers auf 467,500 §r. vermindert. Von den 814,000 Fr. für den Staatsrath beschloß die Kammer auf Hrn. Maingoval's Antrag und gegen den Justizminister