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Dienstag Nr- W«. —— ss. Junius 1847. WM Deutsch, Allgemein Zeitung, WM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» ««berbliS. Deutschland. * Aus Norddrutschland. Die griechische Frage. — Der König von Baiern. — Der päpstliche Nuntius in München, n Dres den. Die wohlthätigen Albums. — Kanzler v. Wächter. *» Bremen. Der Washington. Deutscher Handels- und Schiffahrtsbund. HlreuGen. Berlin. Landtag. »Berlin. Die Schutzzolllendenzen. Ver schiedene Urtheile. Eingesandtes. »Von der Saale. Der Landtag, v Halberstadt. Die freie Gemeinde. Hr. Nieter. — Der König. — Die Allgemeine Preußische Zeitung über Erzherzog Karl. — Ehren geschenk für Hrn. v. Rochow. - Portugal. Die Junta. Lumultuarische Auftritte in Lissabon. Der preu ßische Schooner Emma Elisa. GtzeüNieN. Das neue Münzgcsetz. Hr. Morino Lopez. Espartero. Guell. Die Marquise v. Santa Cruz. Mons. Brunelli. GP»HS«ita«wieN. Die Halbinselpolitik. Die 8-Millionenanleihe. Sir R. Peel. Die Kartoffelärnt«. Der Rcpealverein. Neue katholische Kirche N »Withamfields. AravOreich. Deputirtcnkammer. Der Tarif. Die «Presse» über die Fi nanzlage. Graf Dejean. Hr. Bime Martin. Mordanfall. Der Zwist mit Cochinchina. »»Paris. Die dynastische Opposition. Italien. Verbot von Volksversammlungen in Toscana. — Feierlichkeit in Lucca. Lom- Festlichkeiten. — Gregor XVl. Dänemark. Die russische Flotte. EkHina. Die englische Expedition nach Kanton. Merf-nalnachrichten. Wissenschaft und Munst. Dresden. Theater- Handel «Nd Ändusdrie. »Frankfurt a. M. Das neue Cntäuße- rungßgesetz. Börsenbericht. Getreidepreise. »Leipsig. Börsenbericht. — Frequenz der Leipzig-Dresdner, Magdeburg-Leipziger und -Halberstäd- ter Eisenbahn. — Fruchtpresse. Amsterdam- Die neuen Heringe.—Leipzig. Ankündigungen. D e 11 kn n H. *ÄUS Hovddeutschland, 26. Zun. Es ist allerdings schwerlich in Abrede zu stellen, daß in der Angelegenheit des türkischen Gesandten in Athen von Griten der griechische» Regierung Kehler begangen worden und daß st« der Pforte eine Genugchuuug schuldig war. ÄS Ft stets ein schwerecMiSgriff, wenn man Gcsandttw^wtVtüwuß, den man über ihre amtlichen Handlungen empfindet, persönlich entgeÄe» läßt, und ebenso ist cS rmvorfichtig, wenn der Regent i» den StaatSsachen zu per sönlich hervorttitt. Auch Napoleon hat diesen Fehler wiederholt began gen und schmerzlich bereuen müssen. König Otto, aber hat lange nicht den Rückhalt, den Napoleon halte. Indem wir alsoinftweit denStand- punkt der Palmerston'schen Depesche an Sir Edwqch, Lyons (Nr. 172) anerkennen, müssen wir doch den schulmeisterhaften Ton, in dem sie ge faßt ist, und den Mangel an Rücksicht, den sie vor einem christlichen Könige kundgibt, dem die schwierigste und undankbarste Rolle zugefallen, eben so entschieden mi-billigen, wie wir es unpassend und selbst unklug fin den, daß sie sich nicht lediglich auf die vorliegende Angelegenheit schränkt, sondern die allgemeine Unzufriedenheit, welche England über die Verwaltung des Kolettis empfindet, nicht undeutlich durchblicken läßt. Wenn aber ferner der Vertheidiger der von England in Griechenland befolgten Politik in Nr. 173 sich theils auf das allgemeine Versah»« Englands in den griechischen Angelegenheiten beruft und darin ein Z««- niß dafür finden will, daß es England wohl meine mit Griechenland, thm- die Frage aufwirft, was denn England bewegen könnte, russische Vergrö ßerungsplane in Griechenland zu unterstützen, und endlich bezweifeln will, daß Kolettis unter gegenwärtigen Umständen der beste Mann für Grie chenland sei, so habe« wir darüber Folgendes zu bemerken. Eben aus dem allgemeinen Verfahren Englands in den griechischen Angelegenheiten hat sich das übereinstimmende Urthril des europäischen Festlandes gebildet, daß cs England nicht wohl meine mit Griechenland» ES ist geschichtliche Thatstuhe, daß die englische Regierung den griechi schen Aufstand höchst ungern sah; daß sie lange Zeit in ziemlich offener Feindschaft dagegen handelte; daß sie die Türken offen und geheim bei dem Gegenkampfe berieth und «nterstützte; daß erst Canning's kurze Ver waltung sich der griechischen Sache etwas günstiger zeigte; daß das Sr- eigniß von Ravarin durch die persönliche Sympathie des damaligen Her zogs v. Clarence für die Sache, welcher alle edle Herzen durch die ganze gebildete Welt, geneigt waren, herbeigeführt, von dem Herzoge v. Wel lington aber als ein untovarct vvsnt bezeichnet ward; daß man, als die Herstellung eines unabhängigen Griechenland nicht mehr zu vermeiden war, dieselbe doch unter Bedingungen vermittelte, welche den klugen Leopold von Koburg bestimmten, die ihm angebotene Krone auszuschlagen; daß man die Grenzen deS jungen Königreich- ganz geflissentlich so ungünstig als möglich bestimmte und es so von vorn herein zu möglichster Bedeutungs losigkeit und Schwäche zu bestimmen wußte. ES wird ferner allgemein geglaubt, daß auch während der Regentschaft und der jetzigen Regierung hauptsächlich englische und russische Jntriguen zu den vielen Verwirrun gen bcigetragen haben, welche den Aufschwung des jungen Staats nicht gänzlich zu verhindern, aber doch zu verzögern gewußt haben. Gewiß ist eS, daß Sir Edmund Lyons und daß die englische Presse Alles gethan haben, das Ansehen des jungen Königs zu schmälern, ungeachtet er an den großen Misgriffen, welche die bairische Verwaltung begangen hat, völlig unbetheiligt war und das beste Herz für sein Volk hat. In Griechenland galt es, vor Allem eine überlegene Staatsmacht zu gründen und diese dann mit Weisheit zu verwenden. Darum war das größte Unglück für den König und das Land, daß man ihn bestimmte, sein bairisches Heer zu entlassen, bevor der erste Theil seiner Aufgabe vollendet war, und sich lediglich einem Volke zu vertrauen, das zu unzuverlässige Elemente in sich faßt und ihn nicht gegen den Undank und Verrath einer Partei geschützt hat. Die durch einen Aufstand erzwungene Constitution war das Werk einer Verschwörung, bei welcher, wie man allgemein glaubt, auch englische und russische Jn triguen mitgewirkt, und daß sie nicht zur Befestigung und Stärkung Griechenlands beitragen werde, daß dieses Volk für die künstliche Ver fassung der verfeinerten europäischen Nationen nicht geeignet sei, davon anzunehmcn, daß «S englischen und russischen Diplomaten unbekannt ge wesen, wäre eine Beleidigung für ihre staatsmännische Einsicht. Die Motive Englands anlangend, so glauben wir allerdings selbst nicht, was die augsburger Allgemeine Zeitung in ihrem antienglischen Fanatismus, und indem sie hier wie überall mercantilische Eifersucht wit tert, unaufhörlich behauptet hat, daß sich England vor der griechischen Marine fürchte. Dazu ist die heutige englische Handelspolitik viel zu weitblickend und überläßt solche Beschränktheiten den Schuhzöllnern. Eng land erwartet seine besten HandtlSvorchnl« nicht von dem Verfall«, son dern von dem Aufschwung anderer Nationen. Wer ftk die englische Po- Wk in Griechenland lügt «» naher Grund schon in seinem Verhältnisse zu den Ionischen Inseln, die es nicht aufgeben mag, deren Liebe es sich nicht zu erwerben verstanden hat und hinsichtlich deren eS bei dem Ausbruche des griechischen Unabhängigkeitskampfes fürchtete, daß sie sich einem wahrhaft kräftigen und blühenden Griechenland anschließen möchten. Außerdem ist England daran gelegen, die orientalische Katastrophe so weit als möglich hinguszuschicbcn, die Pforte möglichst Hinzufristen und für den Fall, daß diese Erbschaft dereinst eröffnet würde, die Zahl der Competenten mög lichst zu verringern. Dazu der Gegensatz gegen den französischen Einfluß. Dieser Gegensatz ist in vielen Fällen ganz gut, aber daß man ihn Überall vorkehrt, ist der eine, und daß man nicht einfieht, wie sehr man für Ruß land arbeitet, der andere Fehler. Was Kolettis aylangt, so mögen die Mittel, die er anwendet, um sich zu halft«, «nrem sein, aber kein Anderer würde sich gegen ihn und die Partei, deren Führer er ist, halten können, ohne gleiche Mittel an- zuweNden, und selbst mit ihnen nicht. Mavrokordatos ist auch kein con- stitutioneller Puritaner und hat sich doch nicht zu halten vermocht. — Der König von Bauern sah am 23. Jun. in Hjngolfta-L auch die neue protestantische Kirche, welche von der Königin kürzlich mit einem prachtvollen Eommunionkelch beschenkt worden ist. — Die augsburger Allgemeine Zeitung hatte neulich ganz kurz notirt, daß Gerüchte von Abberufung des päpstlichen Nuntius in München un gegründet seien. Diese Notiz sei misverstanden worden, sagt sie fetzt, und sie bemerke daher nachträglich, daß sie zu jener Berichtigung höher« OrtS ausdrücklich ermächtigt gewesen sei. * Dresden, 25. Jun. Die erfreulichste und trostreichste Widerlegung der Zweifel an dem GesinnungSwerth unserer Lage hat in letzterer Zeit der reine feste Wille, mit welchem in Wort und That man unermüdlich de« allgemeinen Drangsale» begegnete, dargeboten. Bereitwillig mildert« >er Begüterte durch reiche Spenden die herrschende Noth; jede Kraft strebte, Quellen zu eröffnen, die wachsenden Drangsale zu beschwichtigen; mit bewundernSweriher, unerschöpflicher Erfindungsgabe wußte man Gele genheiten zu bitten, den Wohlthätigkeitssinn anzurearn und zu bethäti- gen; auch auf dem Gebiete der geistigen Elemente sah man, um di« weit um sich gegriffene Noth lindern, die edelsten Kräfte sich bewegen, und waS diese Kräfte durch Einzelne oder in Vereinigung hervorgerufen, wird iw geistig«» Beziehung di« flüchtige Gegenwart überdauern. Die Kerzen vow