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ja, ein Vermögen sich erworben, war Bischof Martin nicht gestorben. Als dieser nun gestorben war, legt man ihn auf die Totenbahr und tat ihn unter Weheklagen fein langsam nach dem Dome tragen zu seiner wohlverdienten Ruh. Und sieh, ein Wunder trug sich zu. Da, wo der Zug vorüber kam, wer irgend blind, wer irgend lahm, der fühlte sich sogleich genesen, als ob er niemals krank gewesen. Oh, wie erschrak die lahme Frau! Von weitem schon sah sieh’s genau, weil sie hoch oben, wie gewohnt, auf des Gemahles Rücken thront. ,,Lauf“, rief sie, „laufe schnell von hinnen, damit wir noch beizeit entrinnen Er läuft, er stößt an einen Stein, er fällt und bricht beinah ein Bein. Die Prozession ist auch schon da. Sie zieht vorbei. Der Blinde sah, die Lahme, ebenfalls kuriert, kann geh’n als wie mit öl geschmiert, und beide sind wie neu geboren und kratzen sich verdutzt die Ohren. Jetzt fragt es sich: was aber nun? Wer leben will, der muß was tun. Denn wer kein Geld sein eigen nennt und hat zum Betteln kein Talent und hält zürn Stehlen sich zu fein und mag auch nicht im Kloster sein, der ist fürwahr nicht zu beneiden. Das überlegten sich die Beiden. Sie, sehr begabt, wird eine fesche, gesuchte Plätterin der Wäsche. Er, mehr beschränkt, nahm eine Axt und spaltet Klötze, daß es knackt, von morgens früh bis in die Nacht. Das hat Sankt Martin gut gemacht. BEETHOVEN Fantasie für Klavier, Chor und Orchester, op. 80 Neuer Text von Johannes R. Becher Seid gegrüßt! Laßt euch empfangen Von des Friedens Melodien! Unser Herz ist noch voll Bangen, Wolken dicht am Himmel ziehn. Aber neue Lieder tönen, Und der Jugend Tanz und Spiel Zeugt vom Wahren und vom Schönen, Ordnet sich zu hohem Ziel. Wo sich Völker frei entfalten Und des Friedens Stimme spricht, Muß sich Herrliches gestalten. Nacht und Träume werden Licht. Leben wir zu Lust und Wonne, Wird zu aller Wohlergehn, Und der Künste Frühlingssonne Läßt die Welt uns neu erstehn. Großes, das uns je gelungen, Blüht im neuen Glanz empor. „Friede, Friede ist errungen!“ Jubelt laut der Menschheit Chor. Nehmt denn hin, ihr lieben Freunde, Froh die Gaben schöner Kunst, Wenn sich Geist und Kraft vereinen. Winkt uns ewigen Friedens Gunst. Einführung: Dr. Krause-Graumnitz Literaturhinweis: Schönewolf, Beethoven in der Zeitenwende