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^^7 »er» ie! XX»A 60. Jahrg Dienstag, den 17. Dezember 1907 Nr. 293 W L i- 861', V1U v. brunn am 5. August 1833 dnS Licht der Welt, so, daß sie int 75. Jahre iyrLs Lebens das, Zeitliche I owie ös ibarketlen und Schausptet-Bvr- 7 '2 rvilo ztsn. Y c) Dresden, IS. Dezember. Ihre Majestät die Königin- Witwe ist hente friih S Uhr »V Minute« sanft entschlafen. Am Sterbebett waren Se. Majestät der König, Ihre Königl. Hoheiten die Prinzessin Mathilde, die Prinzessin Jo han« Georg u«d der ganze Dienst versammelt. Mber , dies« ^rst L o .M lelluugkn find nach ß 3 bssG«setztS über di« van- »eStraun bl» mit MkttM, M Dezember lvl)7 owie an dem Tage-der Bet' Mr ersötgen sollt», einzu Von einem schweren Schicksalsschlaae ist unser Königshaus kurz vor dem WethnachtSfefte betroffen worden. Ihre Majestät die Königin-Witwe Carola, die Gattin unsere» unvergessenen hochseligen Königs Albert hat in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag dir Augen zum ewigen Schlummer ge- ^ls die erste Kunde von der Erkrankung Ihrer Majestät kam, erfüllte bereits bange Sorge viele Herzen - denn bei dem Alter der hohen Patientin konnte die Krankheit nicht ungefährlich erscheinen. Um so freudiger stimmten die bald folgenden Meldungen, die von einer Besserling in deni Befinden der Königin Carola berichteten und denen zu entnehmen war, der Gesundheitszustand Ihrer Majestät habe sich so weit gehoben, daß be reits eine Reise nach dem Süden zur Herbeiführung einer vollkommenen Genesung geplant worden sei. Wie so oft bei hochbetägten Patienten hat sich leider auch in diesem Falle die vermeintliche Bes serung als trügerisch erwiesen. Seit Donnerstag lauteten die Nachrichten beunruhigend und seit Sonnabend erschien jede Hoffnung auf Genesung aussichtslos, nachdem die greise Königin-Witwe am Sonnabend früh im Beisein Sr. Majestät des Königs mit den Sterbesakramenten versehen wor den war. ' Ein Extrablatt des „Dresdner Journal" wid met der Verewigten die folgenden Worte des Nachrufs: WaH schon vor einigen Wochen sorgenvoll he- fürchtet wurde, aber dann durch Gottes Gnade wiederum abgewendet schien : .das Ableben der grei sen Königin-Witwe — nun ist's doch Wahrheit gewordenheute früh hat der Herr über Leben und Tod der Menschen die erlauchte Fürstin aus dieser Zeitlichkeit in Sein himmlisches Reich abbe rufen. Unter dem ersten erschütternden Eindrucks des Schmerzes, der uns angesichts dieser Trauerbot schaft erfüllt, ist es der Feder versagt, für die Größe deS Verlustes alsbald Worte klaren Er wägen» zu finden. Stunden der Sammlung muß es Vorbehalten bleiben, um auözudrücken, was dis edle Fürstin dem Sachfenlande gewesen ist» Nur das fühlen »vir, hoch und niedrig, reich und arm, mit der gleichen tiefen Innerlichkeit, daß nnS in' der Königin Carola der bestell ein« unseres Volles gsnöMMM wurde, kill leuchtendes Lorblld edler Frauenwürde und FürstentUMven! * » - X ' * . - - - - Die Verklärte entstammte einem Wafaschen Seitenzweig, dem Hause Holstein - Gottorp, und erblickte im österreichischen Kaiserschloß zu Schön brunn am 5. August 1833 das Licht der Welt, so Auf B«f«hl Gr. Majestät btt König»' wird wegen Ableben» Ihrer Majestät der Künigin-Wstw« am Königliche« Hofs die Trauer auf zehn- Wochen, von Sonntag, den 1ö. Dezember IWT bis Mit Sonnabend, den 22, Februar 1908 an» gelegt. > Wegen der Landestrauer erlassen die Königlichen Ministerien de» Innern und des Kül» tu» und öffiMlichrn Unterrichts Awe an ander« Stelle der. heutigen Nummer veröffentlichte Bev ordnung. Hiernach hm da- Traüerlauten von Montag, 16. Dezember bis einschließlich GonntU, LL. Dezember, stattzufinden. — Oeffeutltche Musik Se. Majestät der König ordnete eine sechs wöchige Armee trauer an. Bis nach beendeter Beisetzung flaggen sämtliche militärischen Dienst- gebänoe halbmast. Auch darf während dieser Feit quß<r bet Feuerlärm und Generalmarschketn Spiel gerührt werden. Stach den zur Zeit getroffenen Dispositionen findet die feierliche Uebersührung der hohen Leiche Ihrer Majestät der Königin- . Wittpe Carola von der Königl. Dilla Strehlen nach der Katholischen Höfkirche Dienstag, den 17. Dezember abends 9 Uhr und die feierliche Bei setzung in dieser Kirche Mittwoch, den 18. Dezem ber abends 6 Uhr statt. Aus Dresden wird gemeldet: In der Billa Strehle»» und sm Residenzschlosse liefen zahlreiche Beileidstelegramme von deutschen Fürsten und fremden Souveränen ein. Bon Kaiser Wilhelin »st ein herzlich gehaltenes Beileidstelegramm eilige- trossem .«5.. - —--- Am Sterbebette der Königin wellten der Kö nig, die Prinzessinnen Johann Georg und Ma thilde, sowie deren Hofstaaten. Aus der über 36 Stunden währenden Apathie erwachte die Kö nigin nicht mehr,- feierlich und ruhig entschlief sie. Als das bis dahin noch ziemlich kräftige Herz auf hörte zu schlagen, verkündete Leibarzt Hofrat Or. Hoffnmnn den Tod der Königin. Nach dem Hausgesetz muß nach dein einge tretenen Tode eines Mitgliedes des königlichen Hauses an der Leiche eine Sektion vorgenomtnen .werden, da die edleren Teile bestimmungsgemäß besonders aufzubewahren sind. In diesem Falle unterblieb die Sektion aber, da die Verstorbene ketztwillig einen dahingehenden Wunsch geäußert hat. Die Königin-Witwe ist im Wintergarten der Villa Strehlen aufgebahrt. In der Stadt haben die öffentlichen Gebäude halbmast geflaggt. Das Rathaus trägt. Trauerschmuck. Die Königlichen Theater bleiben bis auf weiteres geschlossen. Die Gräfin von Flandern ist am gestrige,» Sonntag vormittag 11 Uhr in Billa Strehlen elugetroffen. München. 15. Dezember. Der Prinzregent Smpfing dis Nachricht vom Ableben der KLingm- Wttive von Sachsen heute vormittag durch ein TelSgrüMm des Königs Friedrich August und sandte al-bald ein herzliches Beileidstelegramm. Der bayerische Hof legt auf 3 Wochen Trauer all. Zu der Beisetzung wird Prinz Ludwig von Bayern als Vsttttter ferne» Vaters, des Prinzregenten, m Dresden emtreffen. Stockholm, tS. Dezember. Die Nachricht voll dem Tod« der Königin-Witwe Carola von Sachen ist hier mit großer Teilnahme ausg«. nompirn wotden, insbesondere weil sie der letzte , H«S alten schwedischen Königshauses war krzgeb. volkskreunS lageblatt anö Amtsblatt Mr Vie Könlgl. unv KS0N8cken velivrüen in Nus, örünNaln, Ssrtenksln, IolmimgeorgenKsSI, LößnW, Neukögtel, Sclmeebers, Scluvarrenberg beM. MMenleis. gesegnet hat. Carola war die Enkelin des Schwe- dentölügS Gustav IV., die Tochter des Prinzen Gustav Von Wasa und seiner Gemahlin, der Prinzeß Luise von BaVSn. Mit unserm König und der königlichen Familie trauert das gesamte sächsische Volk an der Bahre dieser edlen Fürstin, di» sich «in MöNschirMben hindurch als eine wahre Wohltäterin der Armen und Bedrückten erwiesen hat. Im Stjjlen wohlzutun war ihres lang«»» g«- egneten Lebens Hönes Ziel. Manch» Träne hat ie getrocknet, manches Leid gelindert. Dafür hat ie sich in ungezählter Bedrängter Herzen ein Deul!» mal gesetzt, dauernder als Erz. Königin Carola war Präsidentin das Mbert- vereins, der sich unter ihrer tatkräftig»»» Leitung zu herrlicher Blüte entwickelte. UütSt ihren» Pro tektorat standen der Frauen-- und Johan uesvcrein in Dresden, der Sächsische Pcstalozzivrrein, das Dienstbotenheim, der KinderbeschäftigungS-Berein zu Neustadt, di» Nähschule in Leubnitz. Vor allem führte di» Hoh» Fran dte Oberleitung tm Zsntral- ausschuß der ob»r«»gabirMch»ll und vo-tläydischüll Frauenvsrrine, weshalb ein Band ganz besonderer Innigkeit unser Erzgebirge mit der Verklärten ver knüpft hat. l Zweimal weilte die Verewigte mit »Krem hohen GemD, dein hochseligen Köllig Albert, in Schnee bergs am 3. und 4. Juli 1874 und an» 6. und 7. Juli 1886. Bein» ersten Besuche in Schneeberg übernachtete daS Königspaar im damaligen Fürsten hause, beim zweiten IN Stahls Hotel. - Königin Carola war nicht nur eine Wohltäterin, der Armen und Kranken, sie war auch das Muster einer deutschen Hausfrau. In 49 jähriger überaus glücklicher Ehe war sie durch Freud und Leid die treue LebenSbegleiterin unseres geliebten Königs Albert, niemals hochmütig im Glück, still ergebe»» in den Tagen der Trauer. Und gerade diese schlichte, einfache Art, die sich bei ungezählten Ge legenheiten kundgab, führte ihr sowie ihrem hohen Gemahl im Sturm die Herzen weiter Bevöiker* ungsschichten nicht nur in Sachsen, soudorn auch alleren M AömgSpäav' vorübsrgehoud weilte. 'Neben dem Andenken an König Albert wird auch die Erinnerung an Königin Carola -in allen treuen Sachsenherzen unauslöschlich fortleben. j IM-