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1914 Nr. 251 Mittwoch, 28. Oktober S8. VNiter Großes Ha«ptq»artier richten Kartoffeln 5,42 t Griechenland hat den EpiruS militärisch besetzt. Nichtamtlicher Teil MM. , 33,86 41,84 35,37 44,08 5,22 t Weizen Gerste Hafer Rach einer Meldung der „Daily Mail" aus Le Havre haben die Verluste der Belgier in den letzten neun Lagen 10»40 Lote und Verwundete betragen. Das deutsche Generalgouvernement für Belgien hat mit der Wiedereinführung der alten deutschen Ortsbezeich nungen an Stelle der französische« begonnen. Die von den „Daily RewS" verbreiteten ungünstigen Nachrichten über den Gesundheitszustand des Kaisers Franz Joseph entbehren jeder Begründung. Der greise Herrscher erfreut sich des besten Wohlseins. Wir veröffeatliche« heute die Verlustliste Nr. 44 der Sächsische» Armee. VE" AuorduuugSgemäß wird die Verlustliste uur «och iu eiue« Stick der Sächsische« StaatS- zeitukg beigelegt. (Bereit» ^3 Uhr nachmittag» durch Sonderblatt veröffentlicht): Wir haben uns nun noch mit Nahrungsmitteln zu beschäftige», die verhältnismäßig bereit» einen Luxus darstellen. Kann der deutsche Gutsbesitzer einen ge nügenden Vorrat von Milchprodukten liefern? Im Jahre 1912 belief sich die Zahl der Kühe iu Deutschland auf 10994000, und auch darin ist uns Deutschland sehr überlegen. In Großbritannien haben »vir nur eine Kuh auf 16 Menschen, aber bei den Deutschen kommt eine Kuh auf 5,9 Menschen. Der Verbrauch von Milch ist iu Deutschland zweifellos für den Kops geringer al- bei unS; anderseits ist der durchschnittliche Ertrag kleiner als der unsrige; ober im ganzen ist doch auch in dieser Hinsicht Deutschland in einer sehr günstigen Lage. ES ergibt sich im großen und ganzen die Menge von etwa 75 Gallon- (1 Gallon — 4,5436 1) aus den Kopf, eine durchaus genügende Menge für eine» normalen Ver brauch vou Milch und Butter, wobei noch eine reichlich« Menge für die Kälber bleibt und eia bedeutender Vorrat für alle Arten vo» Käse, die gute» Nährwert haben. Außerdem können wir »och zu dem Milchvorrat die Milch der Ziegen rechnen, die einen nicht unbedeutenden Bestandteil d«S deutschen Viehes ausmachen. entnommen sind: Durchschnittlicher Ertrag auf einen Acre Vereinigtes Königreich Deutschland 31,74Bushels(lBujhel-.36,3487I) 30,31 Bushels allein in einer Menge ein, die 19 Pfund auf den Kopf unserer ganze»! Bevölkerung beträgt. Obwohl Milch, Butter und Käse, die aus Deutschland zu uns kommen, verhältnismäßig geringfügig sind, so empfingen wir doch im letzten Jahre bedeutende Mengen, und die Eier- einfuhr belief sich sogar auf 61 Millionen und die Fleischeinfuhr auf 16 000 Hundredweights (1 Hundred» weight — 50, 8024 kx. All diese bedeutenden Mengen von Nahrung bleiben nun zur Verfügung des deutschen Volkes. Sehen wir nun zu, in welchem Maße Deutschland mit den Nahrungsmitteln versorgt ist, die wir für znm Leben notwendig halten. Da ist Brot, das von Weizen und Roggen gemacht wird und durch Gerste und Haser ergänzt werden kann, die Milch und ihre Pro dukte, Kartoffeln und Fleisch. Bei dieser Betrachtung müssen »vir unS leiten lassen von dem durchschnittlichen Ertrag der Ernte und der Zahl von Kühen, Schafen und Schweinen, die auf Grund der letzten veröffentlichten Zahlen vorhanden waren. In England nimmt man ja gewöhnlich an, daß die durchschnittliche Menge Weizen, die jährlich pro Ko^f verzehrt wird, 6 Bushels beträgt. Also die Menge Brot und Mehl, die der Einzelne brauch», ist das Produkt von 6 Bushels Weizen, was jedoch eigentlich ein ganz ander Ting ist. Tenn da der durchschnittliche Ertrag Mehl nur 70 Proz. des Weizens letrögi, so folgt daraus, daß die wirkliche Menge deS Ertrage- von 6 Bussels nicht 360, sondern nur 250 Pfd. betrögt. Was der Einzelne an Brot braucht, sind also nicht 6 BushelS, sondern weniger als 4^ Bushels, und diese Zahl kann man als ungefähr übereinstimmend be trachten mit dem Verbrauch von gemahlenem Weizeu und Roggen in Deutschland, wo das gesamte Getreide in einer viel sparsameren Form in Brot umgewandelt wird und wo sehr viel Roggen verwendet wird. Nun muß man wohl brachten, daß der Roggen, der uns als Nährstoff unbekannt ist, in Teutschlond 15 Mill. Acres bedeckt und das Hauptelement der Nahrung jür die Masse des deutschen Volkes ist. Ter durchschnittliche Ernteertrag des deutschen Weizens beträgt 17384000 Quariers (1 Quarter — 281,9050 1), und der de- deut schen Roggens 48874000 Quarters. Wenn wir diese Gesamtsummen in Bushels umrechnen, so erhalten wir ein Ergebnis, das diejenigen, die an der Fähigkeit Teutschlan^s, sich selbst mit Nahrung zu versorgen, zweiseln, aufs höchste überraschen wird. In dem von jeder Zufuhr (!) abgeschnittenen Deutschland beträgt die vorhandene Getreidemenge nämlich nicht weniger als 8 Bushels auf den Kopf, anstatt dec nach unserer Ansicht notwendige»» 4^ BnshelS. Dies ist um so bemerkens werter, als die ungeheuren Getreidevorräte anderer Art, die fast 20 Mill. Acres bedecken, außerdem noch zu Deutschlands Verwendung stehe», und auch davon kann eine große Menge zur Ernährung des deutschen Bolle verwendet werden. Tie Annahme, daß man nicht vou Brot allein leben kann, mag bei Weißbrot richtig sein, aber sie ist falsch bei dem deutschen Brot, bei dem sich ein hungerndes Bolk recht wohl behagen wird. Die Kartoffel ist eine Lieblingsspeije ebenso bei deu Deutschen wie bei den Iren, und es ist uachgewiesen worden, daß sie sehr viel Nährwert Hot und ein sehr gutes Nahrungsmittel dar- stellt. Ler durchschnittliche deutsche Jahresertrag be läuft sich auf 42590000 t oder 4 Pfd. auf den Kops für den Tag bei der ganzen Bevölkerung. Rach oll dem dürfte eS also klar sein, daß der Hunger in Deutschland nicht in Frage komme» kann. Daß Kartoffeln und Getreide zu ander» Zwecken al» zur Ernährung der Menschen verwendet werde», wird zu gegeben, oder dieser Punkt spielt bei unserer Frage keine Rolle Hier handelt es sich darum, wa» für Nahrung in» Notfall in einem Lande vorhanden ist. Der neue Fürstbischof der DiSzese BreSlan ve. Bertram hat gestern seinen feierlichen Einzug in BreSlau gehalten. * Bei der gestrigen Reichstagsersatzwahl im Wahlkreise Heidelberg—Eberbach wurde der Nationalliberale Land- -erichtSdirektor vr. Obktrcher gewählt. Die Kämpfe bei Nie«port ««d Dixmuide« bauern «och a«. Die Belgier erhielte« dort erhebliche Bersiärku«ge«. Unsere Angriffe wurden fortgesetzt. 16 englische Kriegsschiffe beteiligen sich am Kampfe gegen «nsere» rechte» Flügel. Ihr Fener war erfolglos. Bei ypres ist die Lage am 27. Oktober nnverändert geblieben. Westlich Lille wurden unsere Angriffe mit Erfolg fortgesetzt. Im Argonner Walde sind wieder einige feindliche Schützengräben genommen worden, deren Besatzungen gefangen genommen wnrden. Ans der Westfront hat sich weiter nichts Wesentliches ereignet. I» Pole» m»ßte» die deutsch-österreichische« Trappe« bor «eue« russische» Kräften, die von Iwangorod, Warschau und Nowogeorgiejewsk vor- giugeu, auSwriche«, nachdem sie bis dahin in mehrtägigem Kampfe alle russische» Angriffe erfolgreich abgewiese« hatten. Die Ruffe« folgte« zunächst «icht. Die Ablösung vom Feinde geschah ohne Schwierigkeit. Unsere Truppen werden sich der Lage entsprechend ne« grnppiereu. Auf dem nordöstlichen Kriegsschauplätze find keine wesent liche» Änderungen. Der Kaiser hat dem König Ludwig bo» Bayer» das Eiserne Krenz 2. und 1. Klasse verliehen. Herzog Ernst August zu Braunschweig und Lüneburg hat ei» KrieaSverdienstkreuz gestiftet. Dem -erzog ist vom Kaiser »ach der L. Klasse nun auch noch die 1. Klasse deS Eiserne» Kre»zeS verliehe» worden. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeit« oder deren Raum im Ankündigungsteile » die Lfpaltige Grundzeile oder deren Raum i« amtlichen Teile 75 Pf, unter Eingesandt Li Preisermäßigung auf Geschäftsanzeigeu. — Schluß der Annahme vormittags II Uhr. Ee. Majestät der König begab Sich gestern nach einem französischen von sächstschcn Druppe« eroberten Sperrfort und hierauf nach einer belgischen Stadt und ihrer Umgegend, wo Ende August sächsische Lruppen jtmreich kämpfte«. S«. Majestät besuchte hierbei säch sische Druppenteile «nd verweilte an Gräber« ge fallener Sachse». Staatsanzeiger für das Königreich Sachse«. Zeitweise Nebenblätter: Landtagsbeilage, Synobakbellage, Ziehungslisten der Verwaltung der K S. Staatsschulden und der K. S. Land- und Landeskulturrentenbank - Verwaltung, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes-Brandversicherungsanstalt, Berkaustliste von Holzpflanzen auf den K. S. Staatsforstrevieren. ii e Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung): Hoftat Doenge» iu Dresden. — Mitteilung«« a«S der öffentlichen Verwaltung. — Rach einer im elften Stück de» Verordnungsblatts de» Evangelisch-lutherische« Landeskonsistorium» ab- gedruckten Verordnung find aus Anlaß der KriegSereignisse die Predtgttexte für den diesjährige« zweiten Lande»- bußtag geändert wordea. Ferner verordnet das Landeskon- sistorium mit Genehmigung der io Lvaogelici» beauftragten Herren StaatSminister, daß die in K 2 Abs. 2 des Kirchengesepes, die VerwaltungSrechtSpflege und den Rekurs in kirchlichen An gelegenheiten betr., vom 2b. Mai 1902, geordnete RekurS- frtst zugunsten der in A 2 de- Reichsgesetzes, betr. den Schutz der infolge des Krieg» an Wahrnehmung ihrer Rechte behinderten Personen, vom 4. August 1914, bezeichneten Personen gehemmt wird. Beigegebeu ist dem Verordnungsblatt« ein allgemeines Kirchengebet für di« KriegSzeit, da» zur Wahl neben dem beim KriegSbegin« verordneten Gebete dargeboten wird. Im Jahre 1912, dein letzten Jahr, für da» mir Zahlen zur Verfügung stehe«, erzeugte Deutschland 33,6 Bushels Weizen, 39 Bushel- Gerste, 44,4 Bushels Hafer und 5,99 t Kartoffeln auf de« Acre. Da- deutsche Getreide, der Roggen eingeschlosjen, bedeckte 35 Mill. Acre- und die deutschen Kartoffeln 8 250 000 Acres, während unser Kornland nur 7 858 000 Acre- und unsere Kartoffeln 1207 000Acres betrüge«. So verfügt Deutschland zunächst einmal über den Vorteil eiucS verhältnismäßig viel größeren Gebietes, da» kultiviert ist — 1,2 Acres auf jeden einzelnen der Bevölkerung gegen 1 Acre bei unS — sodann über eine viel größere Ausdehnung de- getreidetragcudcn Lande», über einen bedeutendere»! Ertrag der wichtigsten Nahrungsmittel auf den Acre und schließlich al» eine»! sehr großen Vor teil über eine außerordentlich große Ackerbaubevölkeruug, deren Wichtigkeit in der Tatsache liegt, daß sie 5 Mill. Besitzer umschließt, welch« die Haupteigeutümer des Lande» sind. , Wenn man die drei wichtigsten Länder, von deuen wir Weizen und Mehl erhalten, Amerika, Argentinien und Rußland, außer acht läßt, so steht Deutschland an der Spitze der fremden Völker, die bei un» Nahrungs mittel einsühren. Al» Zufuhrquelle unsere» Haserbedarss nimmt Deutschland die zweite Stelle ei». Es hat uns außerdem mit Gerste, Roggen, Bohnen, Malz, Erbse« und Kartoffeln versorgt. AIS Zusnhrquelle der beiden letzten Nahrungsmittel steht e» an erster Stelle, und diesen Verlust an Bohnen und Kartoffeln werde» wir zweifellos spüren. Mit einem Wort, wir führten auS Deutschland im Jahre 1913 Getreide und Kartoffeln *) Daß da» Schreckgespenst vo» der A«»h«ngeruug Deutsch- land» während eine» Kriege» «ur «ln leerer Schemen ist, den unser« F«ind« an di« Wand male«, da» Haden unsere Volkswirt- schastler i« den letzten Monaten de» -stere« «achg«wiesrn Toch auch G«lehrt« au» den «n» f«wdbchm» Länder« tret«»« dieser An schauung entgegen, und unter diese» Stimmen beptzt besonder« Bedeutung «ln Aussatz d«S bckauute« «»»glisch«» Natioualökonome« Jame» Long, der di« Frag« «1»«r Au-bungerung glatt verneint »nd die Überlegenheit unserer deutfchen Wmschast über di« eng. 'INche auSführssch begründ««. In Basel ist ein französisches Lpionagebureau aufge hoben worden, das Nachrichten über Truppenbewegungen unserer Armee im oberen Elsaß nach Belfort weitergab. Kann Deutschland ansgehnngert werden?*) Es ist wiederholt behauptet worden, daß eine der Hau.tursachen, au» denen Deutschland nicht lange kämpfen könne, da» Knapplverden seiner Nahrungs mittel sein müsse. E» ist deshalb von Wichtigkeit, zu untersuchen, inwieweit in dieser Annahme irgend etwas Wahres liegt oder inwieweit sie tatsächlich nur eine Selbsttäuschung für un» ist. Im Jahre 1911 belief sich die Bevölkerung de» Deutschen Reiches schätzungsweise auf 65 429 000 Einwohner oder 20 Mill, mehr, als die des Vereinigte» Königreich» beträgt und tatsächlich ebenso viel, al- da- Vereinigte Königreich, Kanada, Australasieu und Südafrika zusammen besitzen. Unser Kulturland be trägt 46 Mill. Acre» (1 Acre -- 40,4678 »); Deutsch land besaß im Jahre 1912 78H Mill. Acre» Kultur land, von denen 60 Mill. Ackerland sind gegen 20 Mill. Ackerland bei unS. Deutschland verfügt also bei einer Bevölkerung, die 40 Proz. stärker ist als die unsrige, über dreimal soviel getreidetragendes Gebiet. Es gibt einen merkwürdigen und unausrottbaren Glauben, daß Deutschland als ackerbauendes Land viel tieser steht als Großbritannien und daß unser Korn ertrag auf den Acres der höchste in der ganzen Welt ist. Ich meine, daß alle unsere Gutsbesitzer und Bauern das für »vahr halten. Aber eS bleibt trotzdem ein Selbst betrug, mit dein einmal gründlich aufgeräumt werden muß. Bei einem Vergleich der hauptsächlichsten Nahrungs mittel, die in den beiden Ländern erzeugt werden, er- halten wir die folgenden Zahlen, die den offiziellen Be- Bezugspreis: Belm Bezüge durch die Geschäftsstelle, Große Awingerstraße t». sowie durch die deutschen Postanstalten » Mark vierteljährlich. Einzeln« Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittag». — Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr , 1 »»5,GchristlettungNr. 14574.