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Anlage zum Cygebirgischen Volksftemde. Nr. 164 Sonntag, de» 17. Juli 1904 er«, iff-Chemnitz- mk-Limbach, )tto Gras- > im Dcut- «ä. ema. ,ng in der -erg. Dienstag, m 2S eder. »rstand. Nick, starkbe- m. Otto. Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin, 15. Juli. Zu denjenigen Staaten, mit welchen, wie ziemlich benimmt angenommen wird, demnächst die Handels vertragsbeziehungen auf eine neue Grundlage zu stellen versucht werden, gedört auch Spanien. Die spanische Einfuhr von Süd- früchM und von Seesalz nach Deutschland ist, wenn auch nicht übermäßig, doch immerhin so stark, daß erwartet werden darf, die spanische Regierung werde sich bereit zeigen, unterschiedliche Konzessionen nach der deutschen Seite zu machen, und sich einen möglichst beträchtlichen Teil des deutschen Marktes in Bezug auf die vorgenannten Artikel zu sichern. Berlin, 15 Juli. Das „Reichsge>«tzblatt" veröffentlicht das Gesetz betreffend die Bekäinpfunz der Reolaus vom 6. Juli, das Gesetz- betreffend Kammannsgerichte vom 6. Juli und das Gesetz betreffend Servistarif und Klasseneinteilung der Orte vom V. Juli. Berlin, 15. Juli. Auswärtigen Blättern ist aus Kapstadt gemeldet worden, daß die deutsche Regierung den früheren Buren- genera! Maritz g Wonnen Hal e, um als „Berater'' des Generals von Trotha un Kriege gegen eie Herero tätig zu sein. Maritz sei wahr scheinlich schon im deutschen Hauptquartier cingetrcffen; er sei übrigens bereit, 500 Buren als Mitkämpfer nachkommen zu lassen, die später in der deutschen Kolonie eine neue Heimat suchen würden. Die Meldung klang von vornherein recht un wahrscheinlich, da die deutsche Kriegsleitung einer militärischen Mitwnlung von anderer Seite nicht bedarf; da sie aber in der Presse weuer verbreitet und kommentiert worden ist, sind sie nach Mttleuungen von insormierter Stelle wie folgt auf das richtige Maß zurückzusühren. Das Gouvernement von Deutsch- Südwcst Afrika hat mit Bewilligung des Kolomalamtes in Bri- tisch-Südaflika eine große Menze von Pferden, Wagen und Ochsen bestellt. Es sollen in diesem Monate außer Wagen auch ' 1300 Ochsen im Schutzgebiete eintresfen. Der Transport ge schieht durch Buren unter Maritz',cher Führung, die er auch wohl , später belbehatten toll. Eine Ansiedlung der lediglich die Wagen, - Pferde und Ochsen begleitenden Buren ist nicht beabsichtigt je- - doch hat die Kolonial-Abteilung gestattet, daß als Transporteu'e Ler angekauften Tiere und Wagen auch solche im Kaplande vor handene deutsche Reichsangchörige benutzt werden, die noch .-wehrfähig und tauglich sind und beabsichtigen, in die Schutztruppe einzutreten. — Freude in Ostafrika. In der zulctzt emgetrof- fcnen Nummer der Deutsch-Ostasrikaniicycn Zeitung lesen wir: -Es ist erreicht!! — Die Bahn!! Wie wir unseren Dar-es-Salaamer Lesern bereits durch Extrablätter am letzten Donnerstag und Freitag verkünden konnten, hat der Deutsche Reichstag die Bahnvorlage genehmigt. Endlich ist also nach langem Harren unser aller Wunsch erfüllt, die Bahn von Dar- es-Salaam nach Mrogoro wird gebaut und dadurch unsere Hauptstadt und ihr Hinterland aus dem Stadium des wirt schaftlichen Stillstandes herausgerissen und zu frischem, fröhli chem Vorwärtsgehen angespornt. Die vielen Jahre, in denen wir dem Deutschen Reichstag seiner SliefmülterUchkeit wegen gegrollt haben, sind mit einem Schlage vorüber, dankbaren Her zens blicken wir zu unserer deutschen Volksvertretung auf, die mit der größeren Spurweite uns noch mehr und Bessres gab, -als selbst unsere Kolonialverwaltung erstrebte, als sie nur die Schmalspurbahn verlangte. Dank und Anerkennung sei aber auch jener Verwaltung gezollt für ihre rege Arbeit und für ihrcn diesmaligen schönen Erfolg im Streben nach einer schnellen Befriedigung unserer Wüniche. Viel haben wir mit der Bahn erreicht! Das Eis scheint endlich gebrochen und wie eine Flut welle wird wohl dieses erste größere „Ja" für Deutsch-Ostamka sich über den ganzen „Deutschen Teich" ergießen und die schlum mernden Kolonialnymphen aus ihre Ruhe rütteln. Hochmütig wollen wir aber darum nicht werden, sondern das Vertrauen, welches uns die deutsche Volksvertretung geschenkt hat, in ernster und emsiger Arbeit zu rechtfertigen versuchen. Die Bahn wird uns sicher einen unmittelbaren Aufschwung bringen, sorgen wir dafür, daß dieser Zustand fortan anhält und daß der Begeister ung und dem Stolz nicht wieder Tage der Enttäuschung und Beschämtheit folgen! Schwede». Stockholm, 17. Juli. Auf Beschluß der Baumeister ivereinigung erfolgte heute mittag die Aussperrung der Maurer, Limmerleute und Bautischler wegen Lohnstreitigkeiten. Von der ! Aussperrung sind 4000 Arbeiter betroffen. Holland. Haag, 15. Juli. Die erste Kammer hat mit 27 gegen .22 Stimmen den Gesetzentwurf abgelrhnt, nach dem den Gra duierten der konfessionellen Privatuniversitäten dieselben Rechte chinsichtlich der Verwendung im öffentlichen Dienste zugestanden ^werden sollen, wie den Graduierten der öffentlichen Universitäten. Spanien. Madrid, 15. Juli. Die Tagung des Parlaments wurde « gestern geschlossen. f Ruhland. Petersburg, 15. Juli. Wie bereits mitgeteilt wurde, verläßt Großfürst Borislaw den Kriegsschauplatz in Ostasim . und wird zunächst in Archangelsk Aufenthalt nehmen. Zu diesem -Entschlusse soll nachstehendes pikante Intermezzo Ursache ge geben haben: Als der Großfürst im Hauptquartier zu Multen ankam, stellte sich heraus, daß er einen ganzen Harem mitgebracht hatte. Kuropatkin stellte ihn deshalb zur Rede und es entwickelte sich folgendes Zwiegespräch: Kuropatkin erklärte: „Ich mache Eure Hoheit darauf aufmerksam, daß ich ein solches Treibm im Lager der russischen Armee nicht duldm kann und fordere dm Großfürsten auf, die Damen sofort wieder zurückzuschicken." .„Was fällt Ihnen ein, Exzellenz" erwiderte der Großfürst, „wissen Sie mcht, wm Sie vor sich haben?" „Allerdings Hoheit!" antwortete Kuropatkin, „Sie sind der Leutnant im Gardehusaren-Regiment Fürst Boris Wladimir und ich bin der Hüchstkommandierende der russischen Armee Md befehle Ihnen, sofort die Damen aus dem Lager zu entfernen." In großer Erregung zog der Großfürst dm Säbel und verletzte damit den General an der Nase. Die Nachricht von diesem skandalösen Vorfall gelangte sofort nach Petersburg. Die Abberufung des Großfürsten war die Folge Bulgarien. Bukarest, 15 Juli. Die nunmehr seit vier Wochen in Bukarest geführten Unterhandlungen für die Erneuerung des deutsch bulgarischen Handelsvertrages ergeben weit größere Schwierigkeiten, als sich voraussehen ließ. Wobl hat die rumä nische Regierung von Anfang an ihre Bereitwilligkeit lundgege ben, von den übertriebenen Sätzen des neuen Zolltarifes nach zulassen, die gemachten Zugeständnisse werden aber von deutscher Seite als ungenügend bezeichnet, während andererseits das Maß der Zugeständnisse, das Deutschland den rumänischen Erzeugniffen zu machen in der Lage ist, durch die Richtung der neuen deut schen Zollpolitik im vorherein beschränkt erscheint. Aus Sachsen. — Jnwlge der zahlreichen Waldbrände, die in letzter Zeit in den städtischen Forsten in Zittau entstanden und dem An'chein nach zum großen Teil auf Brandstiftung zurückzuführen sind, hat sich der dortige Stadtrat veranlaßt gesehen, bis zum Eintritt des nächsten Regenfalles in dem städtischen Forste Wachen auszu stellen und eine Belohnung von 100 Mark für Ermittelung des Brandstifters auszusetzen. — Der beim Oybiner Wald brande entstandene Schaden beläuft sich auf zirka 3000 Mark. — Der in Oberneukirch bei seinen Eltern auf Urlaub be findliche Seemann Eiselt hantierte in der Wohnung eines Be kannten mit einem Revolver. Auf unaufgeklärte Weise entlud sich dabei die Waffe und ein Schuß traf die an der Nähmaschine arbeitende Tochter des Fabrikwebers Werner in die linke Seite so unglücklich, daß sie sofort zusammenbrach. Da es dem Arzt nicht gelang, die Kugel zu finden, mußte das Manchen in das Stadtkrankenhaus nach Bautzen überführt werden. — Am Dienstag in der zweiten Nachmsttagsst mde konnte man in Mockethal nahe der Schmiede an der Dorf Wehlener Straße ein seltenes Naturschastspiel beobachten Bei völliger Windstille erhob sich sich plötzlich wie aus der Erde gewachsen eine etwa fünfzehn Meter hohe, nach unten die ganze Breite der Straße einnehmende und nach oben spitz zulaufende, dichte Staubsäule, welche ziemlich weit sichtbar war. Die selbe drehte sich drei bis vier Minuten um sich selbst und verschwand schließlich ebenso schnell, wie sie ausgetreten war. — Auf dem Wege von Markranstädt nach Schkeuditz ereig nete sich am letzten Sonntag ein bedauerlicher Unglücksfall. Mehrere Damen und Herren, die das dortige Kinderfest besucht hatte», gerieten auf dem Nachhausewege mit ihrem Wagen d m zirka 3 Meter hohen Graben zu nahe, so daß die Pferde mit Wagen und Insassen herunterrutschten. Menschen, Pferde und Wagen bildeten einen wirren Knäuel und mehrere Personen erlitten Nippenbrüche, Kontusionen, Arm- und Knöchelbrüche, so daß sie ins Schkeuditzer Krankenhaus gebracht werden mußten. Ein vorbeifahrender Geschirrführer, der die Pferde mit herausbringcn wollte, wurde von einem derselben durch einen Husschlag schwer verletzt. — Am Mittwoch mittag kurz vor 12 Ubr trug sich in der Oststraße dort ein betrübender Unglückssall zu, der leider den Tod eines Kindes zur Folge hatte. Der im vierten Lebensjahre stehende Sohn des Bar biers Lukwig tummelte sich auf der Straße und lief dabei in einem unbeobachteten Augenblick, ohne daß der Gesckirr- führer es merkte, in die Räder eines vorüberfahrcnden Post-Paketwagens. Das schwere Geschirr ging dem Unglück Uchen Kind über den Kopf, wodurch es einen Schädel bruch davontrug, der seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. — Mit Rücksicht auf die jetzt herrschende Trockenheit verbietet die König! Amtshauptmannschaft Rochlitz bei Androhung von Strafe bis auf weiteres alles Tabakrauchen innerhalb von Holzbeständen des amtshauptmannschaftlichen Bezirks. — In Natschung bei Olbernhau erschlug der Wirtschafts besitzer Heinrich Helmert seinen Sohn Emel. Die Sache trug sich folgendermaßen zu: Als der arg angetrunkene Sohn von einer Lohnsubre zurückkehrte, wollte ihm der Vater beim Ausspannen der Pferde behülflich sein. Hierbei beschimpfte der Sohn ken Vater nicht nur in der unflätigsten Weise, sondern bedrohte ihn auch mit dem Erschlagen und eröffnete d-e Tätlich lichseiten damit, daß er erst mit einem Holznagel nach dem 66- jährigen Mann schlug und ihm später mit der Peitsche auf den Leib rückte. Zur Abwehr der ihm zugcdachten Mißhandlung ergriff der alte Mann den von dem Sohne fortgeworfenen Holz riegel und schlug damit gegen den ihn angreifmden Sohn. Er traf diesen so unglücklich am Kopfe, daß Emil im Hofe zu- sammenpurzte und am anderen Tage verstarb. Helmert jun. galt als leichtsinnig, roh und trunksüchtig, zu Tätlichkeiten und Ausschreitungen geneigt, während der Vater den Leu mund eines braven, fleißigen und strebsamen Mannes genoß. — Der seit 16 Jahren m Elterlein amtierende Pfarrer, Herr Pastor Meyer, ist einstimmig zum Pfarrer in Brokwitz bei Meißen gewählt worden, wohin er zu Michaelis übersiedelt. — Von dem Schiffsunglück in New-Aork, bei welchem durch den Brand des Dampfers General Slocum" mehr als tausend Menschen ihr Leben einbüßten, ist auch eine Familie in Hohen stein-Ernstthal, Webermeister Franz Kutsche, schwer m Mit- leidenschast gezogen worden. Die Schwester Anna des Herrn Kutsche, die im 25. Lebensjahre steht Md erst seit 14/, Jahren verheiratet ist, befand sich mit ihrem 6 Monate alten Töchter chen auf dem Unglücksschiff und ist samt dem Kinde ertrunken. — Die Arbeiter und Beamten des außer Betrieb gesetzten Forst- Steinkohlenbauvereins in Oberhohn-orf haben auf anderen Kohlenwerken des Zwickauer Reviers Unterkommen gefunden. Der Forstschacht wird voraussichtlich von einem Nachbarwerk für Wasserhaltungszwecke erworben werdrn. — Die Zeit des Ein treffens des in Monaco aufgegriffenen flüchtigen Gemeindekassierers Colditz von Niederplanitz steht immer noch nicht fest. Möglich ist es, daß die Staatsanwaltschaft Zwickau Colditz abholen lassen muß. — Durch die Einverleibung von EckerSbach, die am 1. Juli 1905 erfolgen dürste, erhält Zwickau 45000 M. Bermözens- und 80000 M. Schuldenzuwachs, bez 12000 M. und mehr jährliche Anlagenerhöhung. Eckersbachs Schulbaracke muß durch eine neue Schule ersetzt, die Zahl der Lehrer, Schutzleute Md deren Gehälter wesentlich erhöht werden. Wasserversorgung, kost spielige Straßenbauten u. s. w. sind notwendig. — Die nunmehr be schlossene. Umwandlung des 22000 Quadratmeter groß m östlichen Teiles des Sch eßangers in Zwickau in einen Part m t Spielplatz uitd Reitweg, sowie des Waisenhauses in einen Teil des Stablkrankenhau- ses soll mit 41000 M. bez. 86500 M Auüv md auZgesüart werden. — Erschossen aufgesunden wurde am Donnerstag früh in einem dem Gutsbesitzer Hermann List in Ebersbrunn gehörigen Walde der 22 Jahre alle Bergarbeiter Moritz Eduard Walther von Ttenn. Derselbe, welper seit 3 Wochen verheiratet ist, zeigte in der letzten Zeit Spuren von Schwermut und in einem solchen Anfalle hat er Hand an sich selbst gelegt. Als man die Leiche fand, hatte sie den geladenen Revolver noch in ter Hand. Der Schuß war durch den Kopf gegangen. — Zum Gegensätze anderer vogtländischer Städte, die zur jetzigen Trockenper ode mst Wassermangel zu kämpfen haben, kann von Lengenfeld über Wasserüverfluß berichtet werden. Die städtische Wasserleitung liefert dreimal soviel Wasser, als die Stadt einschließlich seiner Fabriken täglich konsumiert. Rund 1200 obin gibt der Überlauf am Hochresirvoir täglich unbenutzt ab. — In Poppengrün bei Falkenstein hat sich am Mittwoch der Stickmaschinenbisitzer Albin Kaiser m seiner Wohnung durch Erschießen entleibt. Was den allgemein beliebten Mann zu dem bedauerlichen Schritt getrieben hac, ist noch nicht bekannt. — Dienstag Nacht ertränkte sich im Bergwerksteich: zu Dörn- thal der 48 Jay^e alte Gememdevorstand Storch von Hasel bach ; der Leichnam des Entseelten, welcher Frau uns sieben teils unerzogene Kinder in bedrängten Verhältnissen hinterläßt, wurde am Mittwoch früh ausgefunoen. Seine am Dienstag a as verschiedenen Gründen erfolgte Amts-Enthebung, sowie körperliche Leiden mögen ihn zu diesem verzweifelten Schritt getrieben daben. — Das in Adorf vom Feuer völlig vernichtete schöne Gottes haus war nur mit 111 310 Mark in der Landesorandkaffe versichert, und es erwächst deshalb der gegen 12 000 Seelen und 15 Ortschaften zählenden Kirchgemeinde ein erheblicher Schaden. Mit vernichtet worden sind auch die in dem herabgesiücttm Turmknopf befindlich gewesenen Urkunden und Münzen Dem Tür mer, der sich nur mit Mühe retten konnte, verbrannte seine gesamte Habe; auch 200 Mk. bares Geld gingenverloren. Jnder5. Nach- miltazsstunte waren die 10 Feuerwehren des Feuers Herr geworden. — Aus dem Vogtlande wird geschrieben: Der Stand der Feldfrüchte ist in unseren Gemarkungen in diesem Jahre über die Maßen günstig. Während im oberen Vogtland sich alle Gctreibeartcn gut entw ckelt haben, die Heuernte ziemlich beendet ist und die Kartoffeln gut bestockt sind, wird im niederen Vogt land, in der Reichenbacher Gegend, bereits mit dem Schnitt dec ersten Ernte, des Rapses begonnen — 14 Tage früher als in anderen Jahren! Der Roggen färvt sich bereits uns wird ebenfalls frühzeitig geerntet werden können. Die Kartoffeln stehen dort vereinzelt m Blüte. Für Heidelbeeren werden in diesem Jahre, anstatt 22—25 H am Vorjahre, jetzt 18—20 H für das Liter bezahlt. Oertliche Angelegenheiten. — (Neue Postanweisungsformulare.) Nachdem der ange stellte Versuch, durch eine aus der Trennungslinie zwischen Ab schnitt und Postanweisung hergestellte Schl tzdurchlochung eme le chtere Abtrennung des Postanweisungsabschnttles zu ermöglichen, sich völlig bewährt hat, werden fortan sämtliche — auch die fran kierten — Postanweisungsformulare in dieser Weise hergesnllt werden. Die^e Neuerung wird vom Publikum mit Freuden be grüßt werden, da jetzt häufig durch das Abreißen des Abschnittes dieser beschädigt oder auf dem Abschnitte medergeschrrebene Mit teilungen mit abgerissen wurden. Die Schlitze werden künftig etwas weiter von einander entfernt angebracht, sodaß ein Los lösen des Abschnitts während der Beförderung ausgeschlossen rst. Es ist wohl zu erhoffen, daß man dieses Verfahren auch aus die Formulare zu Postpaketadressen ausdehnen wird, bei denen gegenwärtig ja fast der gleiche Uebelstand besteht. Bon der Pri- vatindustrie hergestellte Pakeladressen werden übrigens schon jetzt hin und wieder mit einer solchen Einrichtung versehen; nur M bei den Paketadressm mit erhöhter Vorsicht darauf zu achten, daß die Festigkeit des Abschnittes an der Adresse nicht ver loren geht. . Vermischte». Königsberg i. Pr., 14. Juli. (Hochverrats- undGe- heimbundprozeß) In der heutigen Verhandlung wurde die Zeu genvernehmung fortgesetzt. Kriminalkommissar Wohllromm-Kö- pigsberg sagte aus, d>e Steuerbehörde habe der Polizei aus jedem Paket «in Exemplar übersandt. Die Polizei habe diese Schn ten dem russischen Generalkonsul zur Prüfung eingereicht. Redakteur Dr. Quessel-Stettin, gegen den die im Zusackmenhange mit diesem Prozeß begonnene Voruntersuchung eingestellt worden ist, bekund« te, er hätte Skubbit niemals die Adresse Nowagrotzkis gegeben, wenn er nicht überzeugt bewesen wäre, daß Skubbik Sozialdemokrat und ein entschiedener Gegner des Terrors sei. Skubbik sei ein Freund Plechanows gewesen, der sich in ein« Versammlung so scharf gegen den Terror und den Anarchismus ausgesprochen habe, daß es zu einer Lärmszene gekommm sei, im Verfolg deren Plrchanow seine Rede abbrechen mußte. Auf Befragen des Rechtsanwalts Haase bemerkte der Zeuge, er sei übezrugt, Nowagrotzki hätte die Postsendungen nicht angenommen, wenn er gewußt hätte, daß Schriften anarchistischen oder terro ristischen Inhalts dann enthalten seien. Der Gerichtshof be schloß, Dr Quessel nicht zu vereidigen, da er der Teilnahme dringend verdächtig sei. Reichstagsabgeordneter VerlagSbuchhänd- ler Dietz-Stuttgart erklärte, im August vorigen Jahre» habe ihm der in Paris lebende russische Schriftsteller Burzeff z««» zig russische Hefte, die die ärgsten Tollheiten enthielte«, zum Vertrieb -ugefandt. Burzeff habe manches gute geschrieben.