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Montag — Nr. 166. —— 15. Junius t84«. WM Deutsche ANgememe Zeitung. SM «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Ueverblick. Deutschland. Da« Lutherdenkmal in Möhra. sc-Dresden. Landtag. ^Dresden. Der Wollmarkt. Die Elbbrückc. Die Dampfboote. * Löbau. Da« Feuer. ^Stuttgart. Die Theuerung. Der Papst. Der König. ^Ulm. Die Theuerung.. Exceß in Ulm. Kassel. Landtag. — Die Deutsch-Ka tholiken in CMenbach. — Da« Bürgerartilleriecorps in Rendsburg. — Auswanderung. * Königsberg- Die Deutsch-Katholiken. Die neue Gemeinde, vr. Rupp. HÄus westpreussen. ZZer Aufschwung von Elbing. * * Äreslau. Die krakauer und galizischen Juden. Die Rabbincrvcrsamm- lung. — Schlägerei in Miroslaw. Defterveich. Graf Szechenyi. — Die nichtunirten Griechen, chspanien. Die Moderadv«. Bischofsweihe. wrotzdrstannieu. Der Geburtstag der Königin. Parlament. Der Ver ein gegen die Getreidegcsctze. Die Kriegsschiffe im Stillen Ocean. Ibra him-Pascha. Der Großfürst Konstantin. Frankreich. Deputirtenkammer. Hr. Bourjade. Die Complicen des Prin zen Ludwig Napoleon. Cardinal Fransoni. Der Herzog von Aumale. h Paris. Rußland und die Polen. Schweiz. Der berner Vcrfassungsrath. Tessin. Die Aufruhrproccdur in Luzern. Wallis. Italien. ** Rom- Der Lod des Papstes. Rom- Allgemeine Sicherheits- Maßregeln. Allegrini. Turin. Der Wein- und Salzhandel. Dänemark. Die Presse. - Türkei, -j- Konstantinopel. Das österreichische Consulat in Smyrna. Hr. Paulini. Vtordamerika. Der Krieg mit Mejico. Die Staatsschulden. Mejieo. Triumvirat. Der Kricgsstand. Santa Anna. Da Nlata-Staaten. Der Krieg zwischen Montevideo und Buenos Ayres. Shile. Der Aufstand in Valparaiso. Handel und lFnduftrie. ^Leipzig- Oel. — Berlin. Ankündigungen. Deutsch; an-. Der König von Baiern hat auf das Gesuch des zu Meiningen für Errichtung eines Lutherdenkmals in Möhra gebildeten Vereins dkwiüigt, daß zu diesem Zweck eine Sammlung bei den protestantischen- Äntrrthanen vorgenommcn werde. (N. C.) 4s Dresden, 13. Jun. Heute Abend fanden in beiden Kammern der Ständeversammlung für den diesmaligen Landtag die letzten Sitzun gen statt, dic^ben so wie es bereits bei den zunächst vorhergegangencn Sitzungen der Fall gewesen, fast ausschließlich durch mündliche Berichte der Referenten über die Resultate stattgehabter Vercinigungsvcrfahrcn und Vortrag ständischer Schriften ausgefüllt wurden. Die Schlußreden der Präsidenten, denen ein dreimaliges. Hoch für König, Verfassung und Va terland folgte, wurden in der II. Kammer durch den Staatsministcr v. Könnerih, in der l. Kammer durch den StaütSministcr v. Zeschau erwi dert, nach denen in letzterer Vicepräsident v. Friesen und Prinz Johann, Ersterer im Ramen der Kammer, Prinz Johann aber in persönlicher Be ziehung noch einige Worte beifügten. Der feierliche Schluß des Land tags durch den König ist zum 17. Jun. anberaumt. ch Dresden, 13. Jun. Der im Laufe dieser Woche hier abgehaltene Wollmarkt war in mehrfachen Beziehungen der Gegenstand lebhafter Theilnahme. Wir wollen bei der Erinnerung an denselben nicht seine realen Ergebnisse wägen und messen, sondern der vielfach freundlichen Ein drücke gedenken, welche während der Dauer dieses Markts sich dem acht samen Auge darbvten. Schon als ein Vorzug darf bezeichnet werden, daß das schönste Wetter ihn begünstigte und den vielen Auswärtigen die Freuden des Aufenthalts erhöhte und verschönerte. Das Leben auf un sern Straßen hatte in dieser Zeit eine andere Physiognomie; man sah nicht blos eilend Schreitende, deren Flug den Einheimischen bezeichnet, oder schensmüde Ausländer, die Süden und Osten durchkreuzten und bedächtigen Schrittes das „deutsche Athen" durchmessen. Wandelnde wa ren es, die mit Hellen Augen und frischem Sinn, erfreut und befriedigt, in den Mauern der Hauptstadt ihres Vaterlandes sich bewegten; Landbe wohner aus der Provinz, aus den nahen und fernen Ortschaften, aröß- tentheilS Grundbesitzer des höher» und des Mittelstandes, Pächter, Amt leute, denen die Geschäftsreise gleichzeitig eine ErholungS-, eine Vcr- HNÜaunaSreise ist, an welcher bei dbr Mehrzahl die Familienglicder An theil nehmen, welche, nur in anderer Weise, das Vergnügen mit Ge schäften verbinden, indem sie durch Einkäufe aller Art die Bedürfnisse für Toilette und Hauswesen besorgen. Der Verkehr in unsern Kaufgcwölben ist während des Wollmarkts in seiner Blüte, das bezeugen die ungc wöhnlichen Massen der Ausbietungen von Waarcn in dem Anzeiger; cs zeigen dies die in den Vormittagsstunden mit Käufern überfüllten Ge wölbe. Die Nachmittagöstunden gehören dem Vergnügen an, und nach allen Seiten hin strömen die Fremden den öffentlichen Orten zu, an wel chen meist außergewöhnliche Conccrte stattfindcn; die Theater, die Sehens ¬ würdigkeiten, die Museen und Sammlungen werden besucht, und die rege Theilnahme, die bei Allen sich kundgibt, zeigt die frische Empfänglich keit für die Freuden und Genüsse, welche in der Residenz sich unsern will kommenen Landsleuten darbicten. Der seit dem Frühlinge fortgesetzte Bau zur Wiederherstellung der durch die Uebcrschwcmmung im vorigen Jahr beschädigten Elbbrücke schreitet, begünstigt vom niedrigen Wässcrstande, ununterbrochen vorwärts, ohne daß die Communication, welche durch die hölzerne Ücberbrückung über die schadhaften Pfeiler schon im Herbst bewerkstelligt wurde, eine Unterbrechung erleidet. Die gehoffte Wiedcraufführunader Schiffbrücke am Elbbergc steht später zu erwarten; es gehört diese Wiederaufführung zu den Wünschen eines großen Theiles unsers Publicums und hat, da eine Verbindung zwischen Alt- und Neustadt an dieser Stelle von gro ßen Vortheilen sein möchte, einen früher ausgesprochenen Vorschlag, in jener Gegend eine Kettenbrücke auf Aktien aüszuführen, wieder lebhaft angeregt. Wäre der oft besprochene Traum, das neue Museum auf der neustädter Seite erbaut zu sehen, zur Wirklichkeit geworden, dann würde jener Vorschlag gewiß bald seine Lösung gefunden haben, und außer de» unberechenbaren Vorthcilen, welche eine solche VrrbindungSbrücke an die ser Stelle herbeiführen würde, hätte Dresden um eine großartige Zierde sich reicher gesehen. — Durch dir in diesem Jahr erhöhte Zahl unserer böhmischen 'Dampfboote ist dem Elbstrom eine größere Lebendigkeit zu Theil geworden, und es gewährt einen erfreulichen Anblick, die wohlein gerichteten schmucken Schiffe des Morgens, Vor - und Nachmittags und in verschiedenen Abendstunden den Strom hinauf- und herabgleiten zu seben. Passagiere fehlen nie; ja, die Räume sind ost genug so rasch gefüllt, daß, wie eß z. B. am Pfingstfcste geschah, Biele, welche die heitere Fahrt beabsichtigen, zurückbleibcn müssen. * LöbttU, 12. Jun. Heute Nacht um 2'/, Uhr brach in dem Hause des Schornsteinfegermeistcrs Schrader Feuer aus (Nr. 165), welches mit solcher Schnelligkeit um sich griff, daß in wenige» Stunden die kleine Schuk- gässe,-rin Theil der alten Kirchcngaffr und das sogenannte Kirckenvirrtek in Asche lag; IS Häuser und einige 30 Hintergebäude sind ein Raub der Flammen geworden, und jedenfalls hätte das Feuer eine noch größere Ausdehnung gewonnen, wenn nicht vier Häuser in dec alten Kirchcngasse, die ein« Holzbedeckuna hatten, thcilwcise nicdergerissen worden wären; auch that ein großes Eckgebäude wegen seiner festen Bauart dem verheerenden Ele ment« wirksam Einhalt. Wäre dieses Haus, welches bereits durch die starke Glut sehr litt, ergriffen worden, so würde wahrscheinlich die im vo rigen Jahre niedergebrannte Häuserreihe wieder in Asche gelegt worden sein. DicWaarenvorräthe :c. der Abgebrannten sind größtenthcils gerettet wor den; zu den bedeutendern Verlusten gehört ein "Spirituslager im Werthc von 1000 Thlr. Beruhigend für die hiesigen Bewohner war das rasche Eintreffen von Spritzen aus der ganzen Umgegend, aus Herrnhut re., und d;e große Bereitwilligkeit, mit der die Eisenbahnarbeiter ihre Kräfte und die SpanndiwA« der beim Bau in Gebrauch stehenden Pferde dar boten. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung traf sehr bald eine Compag nie Infanterie aus Bautzen hier ein. sStuttgart, 10. Jun. Die immer mehr steigende Theuerung namentlich der Brotfrüchte hat nach geschehener Auffoderung im Beobach ter Veranlassung zu einer Versammlung gegeben, die namentlich sehr zahlreich von Staatsbeamten, Gemeindedicnern und reichern Bürgern be sucht war und den Zweck hatte, der großen Noth werkthätig zu begeg nen, und man vereinigte sich «chlich dahin, ein größeres Quantum Weizen aufzukaufen und den Bückern zu billigem Preisen wieder ab- zulassen. Zu diesem Zwecke würden Subskriptionslisten aufgelegt, auf denen gestern Abend schon 1300 Ctr. unterzeichnet waren; heute sind, wie ich höre, schon 4000 Ctr. subftribirt. Außerdem ist heute die Ge- nehmigunadcs Königs zur zollfreien Einführung von IVM Ctr. ameri kanischen Weizens erfolgt, indem die Staatskasse den Zoll (3 Fl. 20 Kr. für den Centncr) übernehmen wird. Sehr anerkmncnswerth ist «S, daß Bankier Benedict, ein Jude, in der heutigen Stadtrathssitzung sich be reit erklärt hat, 30,000 .Fl. zu diesem Zweck auf drei Monate unver zinslich vorzuschicßen. Mch E Pillen andern Städten unsers württem- bergischen VaterlandeA^MMachrichten ein, daß die Behörden sich be eilen, der Roth LurMWWhtilen von wohlfcilcrm Brot rc. abzuhelfen. Die Theuerungi ist gbrr auch bedeutend, denn während man aus andem Städten DeittWaUdS Klagen darüber vernimmt, daß der fcchspfündige Laib bis zu dem noch nicht dagcwiescncn Preise von 24 Kr. gestiegen sei, kostet eine gleiche Quantität bei uns 30 Kr., also gerade so viel wie in dem theuern London. — Die heutige Rümmer der von Nr. Elsner rehigirten Schwäbischen Zeitung bringt die Nachricht von dem erfolg ten Ableben des Papstes in einem schwarzen Rande. — Der König wird zu Anfänge nächsten Monats nach Baden abreisen; die Königin da gegen diesmal auf dem zwischen hier und Kannstadt gelegenen Lustschloffe Rosenstein verweilen.