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'die auf Algerien gewendeten Opfer bedauern mache. Der Vortheise, welche der Bergbau zu verheißen scheine, erwähne er noch nicht, sagte der Mi nister, weil man darüber noch keine feste Ucbcrzeugunq erlangt habe. Im Betreff der Civiloerwaltung, welche zwar durch die Ordonnanz vom 15. April 1845 geordnet worden sei, welche Ordonnanz aber erst im Sep tember zur Ausführung gelangte und dann darin durch die kriegeri schen Vorgänge gehemmt wurde, sagte er, daß sie jetzt sich als gut bewähre. Leider müsse er aber auch bemerken, daß eine Anzahl Civil- beamten dem in sie gesetzten Vertrauen nicht entsprochen hätten. Endlich führte er noch an, daß 1845 für öffentliche EntwässcrungSarbeiten in der Provinz Algier 459,500 Fr., in Konstantine 28,000 Fr. ausgegcben wur den von den bewilligten 500,000 Fr., und gedachte dann noch der wich tigen Bauten am Hafen von Algier, der mehr vielleicht noch als Bona, Oran und Konstantine für Frankreich ein Pfand von Macht und Einfluß sein müsse, und schloß damit, daß nach solchen rasch erlangten Ergebnissen man wo! mit dem Vertrauen fortschreilen könne, daß Alles, die Armee, ihr Befehlshaber und die Regierung des Königs ihre Schuldigkeit ge- than haben müßten. Die allgemeine Discussion über die außerordentlichen Credite für Algerien hat in der Deputirtcnkammer gestern ihr Ende noch nicht er reicht. Sechs Redner traten darin auf. Hr. Deßmousscaux de Givre hielt eine militairischc Negierung noch für lange in Algerien nöthig, bil-- ligte die Bestrebungen zur Beförderung der Colonisation, tadelte dagegen die vielen militairischen Expeditionen und wollte endlich die Finanzangclc- genheitcn der Colonic dem Finanzminister untergeben wissen. Hr. de Toc queville ließ das schmeichelhafte Gemälde, was der Kricgsmimstcr in der vorigen Sitzung entworfen habe, nicht so ohne weiteres gelten, obgleich «r nicht gegen die außerordentlichen Credite sich erklärte. Die Einwande rung einer europäischen Bevölkerung bezeichnete er als die Bedingung der Sicherstellung der französischen Herrschaft und daher sei die Beförderung derselben die Hauptaufgabe. Noch sei die Lage der Ansiedler leider eine sehr traurige, und die Ortschaften, deren Gründung der Minister ge rühmt, befänden sich in nichts weniger als einem blühenden Zustande. Auch die Armee habe einen schweren Stand und die Colonie bringe dem Mutterlande durchaus nichts ein, sondern koste ihm viel. Das Alles könne indessen nicht, wie Manche wollten, ein Grund sein, die Colonie aufzugeben, sondern nur auffodcrn, den bestehenden Uebeln abzuhclfcn. Dazu werde die Errichtung eines Specialministeriums für Algerien füh ren, wodurch Einheit und Ordnung in die Verwaltung kommen müsse. Hr. Gauthier de Rumilly pflichtete den Ansichten des vorigen Spre chers, aber nicht dem Schlüsse desselben auf ein besonderes Ministerium bei. Hr. de Carne sprach sich übereinstimmend mit Hrn. Dcsmousseaux de Givre, also für militairische Colonisation, Hr. de Tracy namentlich dafür aus, daß man feststellc und begrenze, wie weit man eigentlich in Afrika gehen wolle. Zuletzt sprach Hr. F. Barrot, der die Frage an Ort und Stelle studirt hat und hauptsächlich gegen das Schwankende näh Unbestimmte in der ganzen Verwaltung der Colonic sich erklärte. — In Castel Sarrasin ist, nachdem dort Emile de Girardin seine Dc- putirtenstelle nicdergelegt hatte, jetzt der ministerielle Candidat Bour jade bei der zweiten Abstimmung mit 368 gegen 341 Stimmen des Oppositionscandidaten Constant gewählt worden. — Von der Epoquc werden jetzt alle Gerüchte und Zeitungsnachrichten von einer Entlassung des Generals Montholon, des Lieutenants Aladenise und des Engländers Fielding, der drei Genossen der Haft des Prinzen Napoleon, als falsch bezeichnet. Der General befinde fich in Ham, Fielding in Versailles und Aladenise in Ste.-Pelagie, und es sei ihnen weder Erlaß ihrer Strafe noch Freigebung nach der Untersuchung wegen der Flucht des Prinzen irgendwie versprochen worden. — Französische Blätter bezeichnen den Cardinal Fransoni, geb. zu Genua am 10. Dec. 1775, als Den, welcher die meiste. Aussicht habe, der Nachfolger Gregor's XVI. zu werden. Er soll ein Gönner der Jesui ten sein. Non den drei französischen Cardinälcn wird der hochbejahrte Cardinal de la Tour dAuvergne, Bischof von Arras, der erst von einer Reise nach Italien zurückgckommen, schwerlich im Stande sein, in der hei ßen Jahreszeit wieder dahin sofort abzugehcn. Dec Cardinal Erzbischof von Aix, Bernet, ist soeben erkrankt, und so wird der Cardinal Erz bischof von Lyon, de Bonald, vcrmuthlich der Einzige sein, der aus Frank reich zum Conclave kommt. — Der Herzog von Aumale ist am 2. Jun. in Algier von der Expedition gegen die Stämme in der Wüste zurück cingetroffcn, die de ren Unterwerfung bewirkt hat. General Jussuf ist ebenfalls angelangt und hat 450 schöne Pferde mitgebracht, die als Contribution von den Uled - Nails gestellt wurden. Der Krieg hat dermalen auf allen Punk ten aufgehört. 's Varis, 10. Jun. Das vor 14 Tagen hier in Paris in Umlauf ge setzte Gerücht von einer bevorstehenden Acnderung der russischen Po litik in Bezug auf Polen taucht neuerdings in veränderter und weni ger unglaubwürdiger Form wieder auf. Es ist nicht mehr die Rede von einer politischen Wiederherstellung der polnischen Nationalität, sondern man spricht jetzt von dein Vorhaben des russischen Cabinets, durch eine gründliche Umgestaltung der bäuerlichen Verhältnisse in Polen die Macht des Adels vollends zu brechen und zugleich die Masse des Volkes mit Rußland zu versöhnen, unwiderruflich an Rußland zu fesseln. In Li- thauen, Volhynicn, Podolicn, kurz in den altpolnischcn Provinzen, die nicht zum gegenwärtigen Königreiche Polen gehören, soll, wie es heißt, die Leibeigenschaft aufgehoben, in dem Königreiche selbst aber, wo der Bauer bereits persönlich frei ist, eine wesentliche Erleichterung der beste henden Grundlastcn vorgenommen werden. Wir müssen cs natürlich ganz dahingestellt sein lassen, ob etwas und wie viel Wahres an diesen An gaben ist. Genug, daß durch jenes Gerücht das Mittel angedcutet ist, welches Rußland besitzt, das polnische Volk für sich zu gewinnen, und zwar nicht bloS das polnische Volk innerhalb der Grenzen des russischen Staates. Man weiß, daß die schließliche Wendung der letzten Ereig nisse in Posen und Galizien den Russen bereits viele Sympathien unter den Polen zugcwendct hat, und es ist kaum zweifelhaft, daß bei der in dem jetzigen Augenblick in jenen Provinzen herrschenden Stimmung die Befolgung eines Halbwegs liberalen und humanen Systems von Sei ten Rußlands gegen seine polnischen Untcrthanen unendlich viel zu der schließlichen Aussöhnung der beiden Hauptstämme der slawischen Race beitragen würde. Die^ Gefahr, welche aus einer solchen Versöhnung für Preußen, für Oesterreich, für ganz Deutschland entstehen würde, liegt auf der Hand. Das Interesse Deutschlands kann mit der Wiederher stellung eines selbständigen Polens einverstanden sein, aber cö widersetzt sich unbedingt jedem Gedanken an den Verlust Posens und Galizienö zum Vortheile Rußlands. Um den Besitz dieser Provinzen auf die Dauer zu sichern und um ihn zugleich zu einem rechtmäßigen im Höhcrn Sinne bes Worts zu machen, dürfen die deutschen Mächte nun offenbar nie mals zugebcn, daß die ihrem Sceptcr unterworfenen Polen mit der leisesten Anwandlung von Neid auf ihre Brüder unter der russischen Herrschaft blicken. Es gibt nur Ein Mittel für Deutschland, sich der slawischen Völkerschaften zu versichern, welche ihm im Laufe der Zeiten thcilö cinverlcibt, theils als An hängsel bcigcgebcn sind, ein Mittel, dessen Wesen und Wirksamkeit durch das Beispiel Frankreichs einleuchtender wird als durch jede Beschreibung. Keiner von allen Staaten des gebildeten Europa besteht aus so vielen verschieden artigen Bestandthcilcn wie Frankreich, und glcichwol ist in keinem jener Staa ten die politische und nationale Einheit stärker als gerade hier. Flamänder, Deutsche, Ccltcn, Basken, _Catalonicr und Italiener sind, ohne ihre ci- gcnthümliche Sprache und Sitte verloren zu haben, mit den Franzosen zu einem cisenfcstcn Gcsammtkörper verschmolzen, und sie alle würden im Nothfallc eben so leidenschaftlich für die Aufrechterhaltung ihrer Gemein schaft mit Frankreich kämpfen wie die ursprünglichen Franzosen. Die fremden Nationalitäten, welche Frankreich in sich ausgenommen hat, finden bei der französischen Freiheit und bei dem französischen Gesetz ihre Rech nung so gut, baß sic darüber ihre Abstammung und ihre geschichtlichen Interessen vergessen. Schweiz. In der Sitzung am 6. Jun. schritt der Verner Vcrfassungsrath bis zu h. 18 vor. Bei den Paragraphen, welche die Nichtwählbarkcit zu Staatsstcllcn fcstsetzen, beantragte Gigax den Zusatz, daß die Jesui tenzöglinge von der Wählbarkeit ausgenommen würden. Dieser Zusatz wurde verworfen, h. 15, der den Geistlichen und Lehrern eine lebensläng liche Anstellung sichert, ricf Gegenanträge hervor, welche keine Ausnahme gestatten und Geistliche unb Lehrer den übrigen Beamten gleichstcllen woll ten. Obcrrichtcr Marli, der vermitteln wollte, schlug folgenden Zusatz vor: „Zweckmäßige Einwirkung auf die Wahl oder wünschbare Entfer nung der Geistlichen und Lehrer von ihren Stellen von Seiten der be treffenden Gemeinden wird das Gesetz bestimmen." Nachdem sich noch mehre Redner theils sür theils gegen die Ausnahme der Geistlichen und Lehrer ausgesprochen und bcr Berichterstatter den Artikel des Entwurfs vcrtheidigt, wurde dieser mit dem Zusatzantrag von Marli, Redaktion vorbehalten, angenommen. — Die kirchlichen Angelegenheiten des Cantons Tesfin ziehe» fortwährend die Aufmerksamkeit auf sich. Kürzlich hat, wie gut Un terrichtete melden, die apostolische Nuntiatur im Namen des Papstes eine eindringliche Note an die Regierung des Standes Tessin abgchen lassen. Man will eine größere Thätigkeit unter einigen italienischen Ausgewan derten im Canlon Tessin bemerken, was mit gewissen Bewegungen in den Legationen in Verbindung gebracht wird. — Dem großen Nalhe von Luzern wurde in der Sitzung am 9. Jun. ein Antrag vom Ncgierungsrath hinsichtlich der Aufruhrprocedur vom 8. Dec. vörgclegt, welchem ein Bericht des Vcrhörrichtcrs Am mann bcigcgebcn war. Die Anträge des RcgierungSrathS und des Vcrhörrichtcrs gehen im Wesentlichen übereinstimmend dahin: 1) Es soll die Dcccmbcrproccdur geschlossen sein und den Gerichten zur Beurthei- lung vorgclcgt werden; 2) cs sei aber der Ncgierungsrath zu ermächti gen, die Untersuchung wieder anhcben zu lassen, sofern neue und drin- gcnbe Jnzichten sich ergeben sollten, welche die ÄuSmittclung der gefähr lichsten Urheber bestimmter erwarten lassen. Um dann Jedem zum vor- auv die Lust zu benehmen, etwa eine Entschädigungsfoderung zu stellen, so wird ferner bestimmt, daß diesen der Proccß weiter gemacht werden soll. — Der große Nath von Wallis beschloß nach lebhafter Discussion, daß nach drei Monaten den römischen Regimentern die Nekruti- ru n g in diesem Canton untersagt sein soll, wenn nicht binnen dieser Zeit die päpstliche Regierung den Rcclamationen, welche Wallis wegen Verletzun gen der Capitulation erhoben hat, Gerechtigkeit widerfahren läßt. Atalie«. 2. Jun. Der Tod des Papstes ist für Alle so über raschend erfolgt, daß der geistliche Oberbirt geistlich verlassener gestor ben ist als der ärmste Bettler. Weder der Penitenziere, noch sein Beicht vater, noch irgend ein anderer geistlicher Beistand war zugegen. In Eile mußte ein Unterpfarrer aus St.-Peter herbcigeholt wcrdcm Er empfing zwar noch das Abendmahl, aber bereits ohne Besinnung: ein grober Feh ler, der in der hiesigen Stadtpraxiö einem Arzte zum schweren Verbre chen angcrechnct werden würde. Diese Sorglosigkeit ist unbegreiflich, da die Rettung von allerlei Brauchbarem, zu der man bei dem Ableben ei-