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-4t» Vari», 3. Sept. Der Herzog von Auwale wollte am I. Sept, von Schloß Bel- fort, nur von einem Adjutanten begleitet, nach der spanische« Yrenze ab reisen, um mit seinem Bruder, dem Herzog von Nemours, nach Pampluna zu gehen. Für die Dauer seiner auf achrTage beabsichtigten Abwesenheit führt General Tallandier daö Commando im UebungSlaaer von St.-Medard. — Der Minister der öffentlichen Bauten, Hr. Dumon, hat auf der Rückkehr vom Schloß Eu die Linie der Eisenbahn von Havre zwischen- Malaunay und Barentin, eine Strecke von lv KilometreS, durchgängig- zu Fuß inspicirt und ihren Zustand sehr zufriedenstellend gefunden. Der Minister ist in Paris wieder eingetroffen. — Daß französische Uebungsgeschwader dcS MittelmeereS ist am 3l. Aug. auf die Rhede von Toulon zurückgekehrt, und Admiral Le blanc wollte am I. Sept, die Inspektion fämmklicher Schiffe desselben! vornehmen. — Der Constitutionnel und andere Blätter hatten in den letzten Ta gen von neuem die von der französischen Regierung angeblich beabsichtigt gewesene, jetzt aber aufgegebene Besitznahme der Insel Basilan zur Sprache gebracht. Schon bei der ersten Nachricht, welche diese Besitz nahme behauptete, hatte das Journal des Debats dieselbe verneint und' kommt jetzt darauf zurück, indem es sagt, daß man selbst in dem Fall, wenn man die Gründung einer französischen Niederlassung in jenen Meeren* bezwecke, gewiß keine so üble Wahl wie Basilan treffen werde. Diese Insel habe ferner beständig als Zubehör der spanischen Insel Mindanao gegolten. Spanien besitze kraft mit dem Sultan von Sulu und den Häupt lingen von Basilan selbst bestehender Verträge das ihm zugestandene Pro tektorat, Frankreich aber mache selbst das ProtectoratSrecht zu sehr gel tend, um es Andern bestreiten zu wollen. Die Lage der Insel endlich mitten in einem Archipel, fern von allen Seestraßen, tauge durchaus nicht zu einer Handelsniederlassung, höchstens zu einer militairischen Position,, die aber wieder ohne Werth sein würde, so lange kein Handel da sei, den sie schützen könne. Der Sulu-Archipel sei ferner das ärgste Seeräuberdepot, was es gebe, und England, das sich einmal die Insel Salembangan vom Sultan von Sulu habe abtrcten lassen, sowie Spanien, das zwei Mal dort sich festgesetzt, hätten beide diese Unternehmungen wieder aufgeaebcn. Die kleine englische Besatzung von Salembangan wurde in einer Nacht bis auf den letzten Mann ermordet. Basilan besitze zwar einen guten Ha fen, sei aber eine bergige und waldreiche, während des Monsuns höchst ungesunde Oertlichkcit und biete nichts, was zu ansehnlichem Handelsver kehr als Anfang dienen könne. — Der Ami de la Religion widerspricht dem von mehren Blättern ver breiteten Gerüchte von Gründung vier neuer Bisthümer in China. Für die dort kanonisch bestehenden von Kanton., Peking, Nanking und Masao habe bisher Portugal die Ernennung gehabt in Folge seiner ehe dem dort erfochtenen Siege und der Religion geleisteten Dienste. Allein nachdem Portugal in Folge seiner Revolutionen beinahe in «in Schisma verfallen sei, und seine eignen Bischofssitze leer blieben oder in unwürdige Hände geriethen, habe es eben keine besondere Bürgschaft mehr für Er nennungen in fernen Reichen gegeben, wo es ohnehin keinen beträchtlichen Einfluß mehr besitze. Es werde daher künftig wol keine Titularbischöfe mehr in China geben, und für Nanking sei Hr. Besi, ein Italiener, als apostolischer Vicar ernannt, wie ebenfalls für die drei andern Sitze der alten Diöccsen vorgcsvrgt werden würde, indem die Angelegenheiten der christlichen Religion in China dermalen in Rom ernsten Berathungen- unterlägen. **Paris, 3. Sept. Der Courricr fran^ais ist dieserTage ver kauft worden und in die Hände des Hrn. Buloz, Eigenthümcrs der Revuv des deux Mondes und Revue de Paris, übrrgegangrn; am 2V. Sept, tritt die neue Verwaltung und mit ihr Hr. Lerminier als Redakteur en Ches deS Blat tes ein. Dadurch gewinnt Hr. Thiers ein neues Organ, denn Hr. Buloz und Hr. Lerminicr sind seit mehren Jahren dem ehemaligen Minister vom- l. März eben so ergeben, als sie es früher dem Ministerium vom 15. April waren. Seit kaum drei Jahren wird der Courrier franyais zum zweite« Male verkauft, und aller Voraussicht nach steht ihm bald dasselbe Schick sal abermals bevor, obgleich Hr. Buloz auf die Verwaltung, Handhabung und Ausbeutung eines Blattes sich so gut als irgend ein Anderer versteht. Das Grundübel, das die Blätter der Opposition verzehrt, ist, wie ich bereits bei andern Anlässen bemerkt habe, der Miscredit, worein dieser Theil der Presse in der öffentlichen Meinung gcrathrn ist. Wenn diese Thatsachc noch eines Beleges bedürfte, könnte man die gewiß auffallende und beredte Thatsachc dafür anführcn, daß von den vielen neuen Blät tern, die ihre Programme in der letzten Zeit in die Welt geschickt haben,, kein einziges die Fahne der Opposition aufaesteckt hat. Von diese« Blättern wird zwar,- außer der Epoque, vielleicht keins das Licht er blicken oder sich länger als etwa sechs Monate halten, allein der Umstand/ daß die Spekulanten der Presse von der Opposition völlig Umgang neh men, ist ein sprechender Beweis, wie wenig Anklang, wie wenig Erfolg auf dieser Seite zu hoffen ist. Der Courrier franxais wird also unter der neuen Verwaltung keine glänzender» Geschäfte machen als in den letz-» en drei Jahren; da jedoch unsere Herren ZeitungSunternehmer am Ende ich weit mehr um den Ertrag als um die Tendenz des Blattes kümmern, >ürfte Hr. Buloz leicht peranlaßt werden, Hrn. Thiers zu verlassen und eine ministerielle Richtung cjvzuschl.qgen, was um so gewisser vorauSzuse- M ist, ass die beiden Wen Nummern der Revue des deux, Mondes be» rcits auf diesen Weg eingelcnkt habe», und von der alten Opposition,- welche sie dem Cabinet machten, wenig. Spur mehr darin vorhanden ist. London, > Sept. Die Herzhaftigkeit der mejicanischen Regierung fährt fort in Proklamationen zu explodiren, bemerkt die Times. Wir haben indessen noch zu erleben, wann die entscheidende Explosion stattfinden wird. Me- jico, heißt eS in einer dieser Publikationen mit sonderbarer Schwerfällig keit, kann eine solche Beleidigung wie den Anschluß von Tejas nicht dulden, „ohne eine Anstrengung, um den Vereinigten Staaten die Mög lichkeit seiner Befähigung zu zeigen, seinen Rechten Achtung zu verschaf fen". Die commandirenden Generale in den Provinzen werden sodann aufgefodert, sich zur Zurückweisung Derjenigen bereit zu halten, welche den Ruin Mcjicos wollen. Das Alles sind jedoch noch keine wirklichen Feind seligkeiten, und acht Tage nach dem obigen Aktenstücke wurde im Senate die „Möglichkeit der Befähigung" Mejicos, seinen Rechten Lurch die Waffen Achtung zu verschaffen, erst discutirt. Wir können uns nur darüber wun dern, daß man eine solche Frage zur Diskussion für geeignet hielt. Denn ist einerseits das Andringcn und Umsichgreifen der Vereinigten Staaten auf dem ehemaligen mejicanischen Gebiete von Tejas ein Ereigniß, das den Ruf zu den Waffen rechtfertigen würde und selbst eine kräftige Begegnung fodcrt, um die Grenzen für die Zukunft zu sichern und ein System von Feindselig keit und Betrug zu strafen, das berechnet ist, Mejico seiner Provinzen und Unabhängigkeit zu berauben, so ist andererseits eben so gewiß, das Mejico zu allen offensiven wie defensiven Unternehmungen machtlos is und jeder ernstliche Versuch, jenes Unrecht abzuwehrcn oder zu rächen, unabänderlich zu directern Angriffen und größern Verlusten führen würde. Mit Rücksicht «uf kriegerische Macht und besonnene Politik kann eS kei nem Zweifel unterliegen, daß Mejico besser thäte , Verlust und Krän kung diesmal hinzunthmcn, als sich einem Anfälle deS abenteuernden und kriegslustigen Geistes auszusetzen, der jetzt buchstäblich in vielen Theilen Ler nordamerikanischen Union wüthet. Sind aber die neuen Republiken sehr ungleich an materieller Kraft, so besteht solche Ungleichheit nicht in Betreff ihrer Klugheit. Der Ungestüm der Vereinigten Staaten hinsicht lich des Anschlusses von Tejas ist in der That ein beinahe eben so gro ßes Zeichen politischer Schwäche wie die eitel» Expectorationen und wir kungslosen Äeußerungen Mejicos, denn in beiden Ländern unterliegt die Regierung dem Impulse des Volks. Die Demokraten Mejicos sind muthmaßlich eben so unlenkfam wie Lie der Bereinigten Staaten, und ha ben ihre socialen und politischen Gewohnheiten auch nichts mit denen der Anglo-Amerikaner gemein, so >sind sie doch keineswegs abgeneigt, ihr Gluck im Kriege zu versuchen. Zwischen den Nationen, welche aus den von England und von Spanien gegründeten Colonien hervorgegangen sind, dauern die alten unvcrtilgbaren Religions- und Stammcsabneigunaen noch fort. Dazu kommt noch ein Streit um Gebiete und ein gekränktes Ge fühl, das in Mejico nicht zu beseitigen ist und in den Vereinigten Staa te« zu Geringschätzung und Hcrausfoderung führt. Scheinen doch diese Gesellschaften der neuen Welt die abscheulichsten politischen Verbrechen Eu ropas vergangener Zeiten unter der Form von Volksregierungen wieder holen zu sollen. Der Zustand der meisten südamerikanischcn Republiken glich seit ihrer Lostrennung vom Mutterland den blutigen und unruhi gen Zeiten der alten Welt im Mittelalter. Fehde und Krieg ist die Ge wohnheit, Friede die Ausnahme, und wir werden noch eben so unaufhör liche Kämpfe in dem nördlichen Theile der andern Erdhälfte erleben, bevor die anglo - amerikanische Union ihre Herrschaft über jenes weite Gebiet wird erstrecken und die Abkömmlinge einer andern Race als ihre Mitbür ger betrachten können. — In Enniskillen hat nach dem Dublin Evening Mail eine wich tige protestantische Privatzusammenkunft zu dem Zwecke statt gefunden, über die räthliche Erneuerung des Orangismus in der früher» Weise oder eine anstatt desselben zu gründende neue Vereinigung zu ent scheiden, Lie denselben Grundsätzen folge, aber genau dem Geist und Buch staben der geltenden Gesetze angepaßt werden solle. Die von Adel und Geistlichkeit in ziemlicher Anzahl besuchte Versammlung hat sich für das Letztere entschieden. —- Der durch sein Buch „Ideal einer Kirche" und sein Auftreten in Oxford bekannte Puscyist Ward, der dadurch seine akademischen Wür den verloren hat, ist nun vollends zur katholischen Kirche öffentlich über getreten. Ein langes Schreiben im Oxford Herold soll diesen Schritt rechtfertigen. Der Sun beklagt daran nur, daß er damit so lange habe auf sich warten lassen, weil man dann nicht von ihm geglaubt haben würde, er hätte Papstthum und hochkirchliche Pfründen und Vorthcile in seiner Person vereinigen wollen. — Das Dover Chronicle enthält als Auszug eines Briefes aus Gi braltar den wunderlichen Satz: „Wir erwarten Krieg mit Frankreich, weil cs einen Angriff auf die Türken in Tunis machen will. Von Malta hat der commandirende Admiral ein Dampfschiff hcrgcscndct, um Admi ral Parker'« Ankunft zu beeilen, das ihn aber unglücklicherweise Nqchlö verfehlt hat." Natürlich wiederholen wir diese Zeilen nur der Euriosi- tät wegen. unmittelbarer Nähe mit Hrn. d'Altuna, Mitglied jener Peputatic«, hatte-1 Narvgez fgnd in dem Textbuche, weicht» die aufgcführtx» Tänze ?c. «x-j klärte, auch Ausrufungen zp Gupstrn der Fueros pnh alten Privilegien deS Lando-. Darüber schalt er Hrn. d'Altuna lach, hex ihm aber gemessen und würdig antwortete, waS General Naevaez noch mehr in Eiser brachte. Hr. d'Altuna benahm sich, aber fortwährend so bemessen «mv ernst, daß ex offenbar im Vortheile «lieh, die Königin aber und ihre Mutter zogen sich in ein für sie bereitetes Nebenzimmer zurück, wohin ihnen General Nar- vaez folgte und dort eine scharfe Zurechtweisung über die ganz unangemes sene Störung erhalten haben soll.