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L4N ich- zu einem deutschen Interesse. Oder könnte eS wirklich auf eine deutsche Eisenbahnverbindung gegründeten Anspruch machen, wenn eS durch die selbe den deutschen Handel, der alle beengenden Fesseln abstreifen will und muß, nur in das drückende Maß seiner inner» CorporationSinteressen hin- «i«klemmen und ihm dadurch unendlich schaden würde? Liegt eS nicht in der inner» Natur deS Handels, daß er eine Stadt umgeht, welche noch immer nicht das Princip deS modernen Verkehrs, sondern vielmehr daS Gespenst der hanseatischen Privilegien anerkennen will? Und würde er Lübeck nicht eben so sehr umgehen, sobald, auch wenn Dänemark ihn nicht gewaltsam abhielte, Lübecks innere Politik nicht gründlich verbessert würde? Diese Frage wird sich jeder Unparteiische beantworten können, und kein Lübecker, wenn er nicht vom ParticulariSmuS verblendet wird, kann über ihre Entscheidung in Zweifel sein. Es ist für Lübeck noch etwas mehr zu thun als über den allerdings ungerechten Druck von außen zu klagen, eS sind die inner» Beengungen wcgzuschaffen, welche, auch ohne diesen äußern Druck, Lübeck ruiniren und ihm nie die Handelsthätigkcit gestatten wurden, wozu cs durch seine Lage berechtigt wird. Gcmcinsinn ist auch in Lübeck zu finden, die „Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Thä- tigkeit" ist ein schöner Beweis dafür, aber er blüht seitwärts von der staatlichen Schranke! Er bemüht sich nicht einmal, gegen dieselbe zu käm pfen, wie eine ähnliche Gesellschaft es in Hamburg gethan! Der politische Muth ist noch immer gelähmt, die handclswirthschaftliche Sehkraft ist er loschen, und man scheint sich nur allzu oft mit dem äußern Druck über die innere Kraftlosigkeit oder Muthlosigkeit entschuldigen zu wollen. Das rst es, was wir rügen, das ist eS, waS wir anders sehen möchten, und anders wird eS nicht durch Zögern und Zagen, sondern nur durch einen schnellen Entschluß! Uebt Lübeck nicht gegen beinahe die Hälfte seines eignen Territoriums denselben Druck aus, welchen es Dänemark gegen über so laut und mit so großem Rechte beklagt? Sind die politischen Zustände, in denen seine 20,000 Unterthanen, die Bewohner des Land- gebietS, leben, eines sogenannten Freistaats würdig und seinem Gedeihen überhaupt nur zuträglich ? Herrscht die Stadt nicht als absoluter Monarch rm Gebiet ynd haben diese Unterthanen eines Freistaats auch nur die ge ringste Theilnahme an der Gesetzgebung und Verwaltung des Staats? Wie wird die Justiz dort auSgeübt, wie die Verwaltung? Was die fran zösische Herrschaft diesen Unterthanen gegeben, gleiche Rechte mit den Stadtbürgern, Communalverfassung, Friedensgerichte, Regulirung der Steuern, Alles wurde ihnen seit der „Freiheit" wieder genommen. Die mittelalterliche Stadt mit ihren mittelalterlichen CorporationSinteressen ist der Monarch, der moderne Staat ist hier noch eine Unmöglichkeit geblie ben. Und wie in der Politik, so auch in der HandclSwirthschaft! Die Stadt behauptet das Monopol des Handels, sie schließt das „Gebiet", den eignen Seehafen Travemünde davon ganz entschieden aus, sie übt ge gen eignes Fleisch und Blut einen Druck, der nicht geringer genannt wer den muß als der dänische, sic fördert dadurch den eignen Ruin und das Gedeihen der auswärtigen ostseeischen Handelsplätze! Was kann ihr eine deutsche Eisenbahnverbindung helfen, so lange sie nicht das moderne Staats- und HandelSprincip zu dem ihrigen macht, so lange sie nicht das Wesen, die Natur jeder Handels - und staatöwirthschaftlichen Beschränkung bekämpft, sondern nur da über dieselbe klagt, wo sie in ihren Particularinteressen von derselben gefährdet wird? Dies ist die faule Seite der lübeck-däni schen Frage. Dies ist der Punkt, wo Lübeck eine moralische Entschlossen heit und ein politisches Verständniß der Zeit zu beweisen hat. Kraftent wickelung im Innern wird dic Achtung und Kraftentwickelung nach außen nur steigern! Dürfen wir eine solche Thatkrästigkeit von Seiten Lübecks erwarten? Durch die Schwäche und Verkehrtheit der inner» Politik Lübecks kann aber die feindselige Stellung Dänemarks dieser Stadt gegenüber we der gerechtfertigt noch entschuldigt werden, und der stille Krieg, womit es Lübeck bedroht, verdient nichtsdestoweniger einen allgemeinen deutschen Wi derspruch. Daß dieser sich in der Presse erhoben, ist aber noch nicht genug, vielmehr ist zu wünschen, daß jenes Organ, welchem dic allgemeinen In teressen Deutschlands zur Berücksichtigung obliegen, diese Sache in eine umsichtige und energische Erwägung ziehen möge. Vielleicht kann durch die Verminderung des äußern Drucks der innere politische Muth des klei nen lübrckischen StaatskörperS gesteigert werden, jedenfalls aber sollte man nicht darauf warten wollen! — Dem Rheinischen Beobachter wird von Berlin geschrieben, zur Zeit der Reise deS Königs nach England habe man behauptet, dieselbe hätte 1 Mill. Thlr. gekostet, während sie nicht über 80,000 Thlr. geko stet habe. Jetzt läse man wieder, der König habe zum Empfange der Königin von England 1,30V,WO Thlr. verwendet, und doch werde diese ganze Ehrenauögabe wahrscheinlich nicht einmal die Summe von IOV,VVV Thlr. erreichen. — Am 3. Sept, wurde in Breslau das Königsschießen beendigt; Professor vr. Regenbrecht, der den Meisterschuß gethan hatte, wurde als Schützenkönig proclamirt. > — Der „Prophet" erzählt: „Noch ehe irgend ein Verbot der Rong e- l scheu Schriften in Böhmen erlassen worden war, brachte der evan- > gelische Pastor Molnär aus Gablonz bei Reichenberg in Böhmen drei Ronge'schc Schriften von einer Reise nach Hirschberg am 5. Febr. mit nach Tannwald in der Herrschaft Morgenstern, woselbst er sic offen einem Katholiken mit der Auffoderung übergab, sie dem protestantischen Fabrik director Zollinger zu Tannwald zuzustellen. Hierauf verfügte daS k. k. Kreisamt Jungbunzlau am 29. Mär^ im «arbitrairen Wege» sechswö- chcntlichen Arrest mit Anlegung von Fußeisen Men den Pastor Molnär, welchen das k. k. Consistonum AugSburgischer Confessio» zu Wien zwar für «arbitrair» hielt, aber nicht abwendcn zu können glaubte, obgleich sich auch die gablonzer Gemeinde für ihren Pastor bei demselben verwen dete. Da indessen von dem Pastor Molnär ein Gnadengesuch an die k. k: Hofkanzlei cingelaufen war, so wurde die Strafe «vor der Hand» von dem k. k. Kreisamte zu Jungbunzlau am 16. Jul. suspendirt." Spaniel». Der Jnfant Don Francisco de Paula und seine Familie wer den unverzüglich von Madrid nach Pampluna abreisen, um dort noch vor der Königin und den französischen Prinzen einzutreffcn. Der Jnfant Do« Enrique wird ebenfalls dahin gehen. Für die Rückkehr des Hofs nach der Residenz ist die Route über Vitoria und Burgos bestimmt; in Madrid wird derselbe vom 15—2V. Sept, erwartet. — Die stattgefundenen Ernennungen für den neuen Senat werden fast allgemein und auch vom Heraldo getadelt. „Die bereits erfolgten, bemerkt derselbe, sind zahlreich genug, um den Geist zu zeiaen, welcher dabei zur Richtschnur diente, und die Abänderung unsers Vorsatzes zu rechtfertigen, erst nach Beendigung der Ernennungen darüber zu sprechen. Zwar wollen wir nicht mit dem Espcctador behaupten, daß nur Männer ohne moralisches Uebergewicht und von notorischer Unbedeutendheit gewählt worden wären; das wurde von der Wahrheit abweichcn heißen. Es kann Niemand läugnen, daß er gefeierte Namen in jenen Listen findet. Alle ober« Klassen der Gesellschaft sind darin vertreten sowie dic verschiedenen politischen Schattirungen. Allerdings waltet das militairische Element vor und die konservativen bilden die Majorität; das aber darf Niemanden wundern, da keine Regierung selbstmörderisch zu Werke gehen darf. Allein wir hätten eS lieber gesehen, mehr Progressisten im Senate zu finden, und fühlen uns ebenso aus Toleranz wie in der Ucberzeugung zu diesem Wunsche bewogen, daß die Trefflichkeit unserer Doktrinen nur siegreich aus den Debatten der Kammern hervorgehen könne. Mit Bedauern auch haben wir eine viel größere Vorliebe für die Absolutisten als für die Pro- aressisten wahrgenommen, denn diese Neigung, Männern, die durch sie ben Jahre für den Triumph der repräsentativen Einrichtungen an unserer Seite gefochten haben, Gegner deS constitutionellen Systems vorzuziehen, gibt zu unheilbringenden Auslegungen und begründeten Beschwerden An laß. Indessen wollen wir ein schließliches Urtheil noch bis zu vollständig erfolgter Ernennung deS Senats aussctzen." — ES war wirklich im Werke, am 28. Aua., wo der für die Regu lirung der neuen Gewerbe- und Handelssteuer gesetzte Termin ab lief, in Madrid von neuem das Schließen aller Läden zu bewirken. Man sammelte dazu Unterschriften, tyat aber zugleich Alles, um eine bloS friedliche Demonstration daraus zu machen. Der Heraldo bemerkt freilich dazu, daß er nicht recht einsehe, wie Friede und Ordnung aufrecht erhalten werden sollten, wenn plötzlich einer zahlreichen Bevölkerung die nothwendigsten Bedürfnisse vorenthalten würden. Es ist jedoch nicht dahin gekommen, den Zweifel des Heraldo von der Erfahrung bewährt zu sehen, indem noch Tags zuvor die obere Handelsjunta eine Zusammenkunft mit dem Finanzminister hatte, der einige Abänderungen deS neuen Steuersystems zu machen versprach. Dadurch beschwichtigt, hat am 28. Aug. die Mehr zahl der Handels- und Gewerbsleute den für die Vertheilung der neuen Steuern nothwcndiaen Formalitäten genügt; kein Laden ist geschlossen ge blieben, und die Hauptstadt gewährte ganz den gewöhnlichen Anblick. Hr. Mo», wird zugleich versichert, war dabei, die letzte Hand an seine zinanzplane zu legen, und man dürfe den Dekreten wegen Regulirung >er öffentlichen Schuld sofort nach der Rückkehr der Königin entgegen- ehen. Die Eröffnung der CorteS ist zum 20. Oct. anberaumt. — In Garagosfa hat am 25. Aim. ein tumultuarischer Ver- u ch nach dem Vorgänge der madrider Begebenheiten vom IS. Aug. statt- jefunden, indem ebenfalls einige GewerbSlcute anfingen, ihre Laden zu Meßen; allein die von der Behörde getroffenen Maßregeln verhinderte» ofort jede Ruhestörung. — Die «Presse» theilt in einer für den General Narvacz gar nicht 'chmeichelhaften Weise einen Wortwechsel mit, welchen derselbe am 17. Slug, in Mondragon bei einem von der Deputation von Guipuzcoa ver anstalteten national-baskischen Ballfeste zu Ehren der Königin in deren : fischen Grenze dem Deutsch-KatholiciSmuS, wenn auch nur im Stillen, :- viele Aufmerksamkeit schenkt, und Die, welche daS thun, sehen mit gro d ßer Erwartung den Resultaten entgegen, welche der sächsische Landtag in i- Bezug auf den Deutsch-KatholiciSmuS zu Tage fördern wird. Ihnen, den Böhmen, werden aber wol die Resultate, mögen sie auch die günstigsten sein, nichts nützen. — Auffallend ist es, daß in diesem ganzen Theile Böh mens keine Postverbindung mit Sachsen besteht. Ist daS ein ftlhlbarer Mangel, so wird auch der nicht minder empfunden, daß man sich einer bessern Lectu re hier nicht erfreuen kann. Selbst die augSburger Allge meine Zeitung findet man nirgend. Von auswärtigen Zeitungen liegt an den öffentlichen Orten nur die Jllustrirte Zeitung aus. Neben ihr findet man nur noch die Prager Zeitung, welche fast die Hälfte ihres Inhalts auS der Deutschen Allgemeinen Zeitung entlehnt und als Quelle D. Z. angibt. Oesterreich. * Uumvurg in Böhmen, 3. Sept. Ueber Oesterreich wird in unsern Tagen sehr viel gefabelt, und man lhut wohl, von Dem, waS dieTages- blätter über, dasselbe schreiben, entweder nur einen sehr kleinen Theil oder auch gar nichts zu glauben. So ist z. B. die Nachricht deS Rheinischen Beobachters, daß, wer in das Oesterreichische wolle, einen Heimatschem oder, nach einer andern LrSart, ein von der betreffenden OrtSbehörde aus gestelltes Sittenzrugniß haben müsse, die Erfindung eines müssigen Kopfs. Man hat mich an der Grenze einfach nach dem Paffe gefragt, aber ich bin nicht wegen EinschlevvenS Ronge'scher Schriften befragt oder un tersucht worden, und doch hatte ich deren eine ziemliche Partie mit hin- «bernehmen können. DaS ist übrigens richtig, daß man längs der säch-